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Veröffentlicht am 17.04.2021

lebensnahes Jugendbuch, das viele wichtige Themen anschneidet

Mein Leben als lexikalische Lücke
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Der 18-jährige Benni möchte Arzt werden und absolviert dafür ein Praktikum im Krankenhaus. Seine Mutter versucht derweil, ihn statt von der Wissenschaft von ihrem Glauben an Gott zu überzeugen.
Die 16-jährige ...

Der 18-jährige Benni möchte Arzt werden und absolviert dafür ein Praktikum im Krankenhaus. Seine Mutter versucht derweil, ihn statt von der Wissenschaft von ihrem Glauben an Gott zu überzeugen.
Die 16-jährige Jule macht sich Gedanken um den Umweltschutz und ihre Ernährung. Zuhause finden diese Themen allerdings wenig Anklang.
Beide fühlen sich teilweise fehl am Platz, unzugehörig und zerrissen: wie lexikalische Lücken. Als die zwei sich kennenlernen, versuchen sie gemeinsam, diese Lücken ein wenig zu schließen.

„Mein Leben als lexikalische Lücke“ bietet unglaublich viel. Es ist ein Jugendroman über das Erwachsenwerden und bezieht dabei unglaublich viele Themen mit ein, die auf Jugendliche/ junge Erwachsene einwirken.

Die beiden sympathischen Hauptfiguren machen sich Gedanken über ihr Leben, ihre Träume und Ziele. Sie stellen sich die Frage, wie viel ihrer Eltern in ihnen steckt und suchen ihren Platz im bzw. ihren Weg für ihr Leben.
Es geht um das Erwachsenwerden und zu sich selbst finden. Unweigerlich findet dabei der Vergleich mit Gleichaltrigen statt, der Unsicherheiten schafft.
Es geht darum, sich von den Eltern abzunabeln und eigene Ziele zu entwickeln, aber auch darum, zu seiner eigenen Meinung zu stehen bzw. anderen aufzuzeigen, wenn ihre Ansichten nicht ok sind. Besonders Jule hat damit zu kämpfen. Nicht nur, dass sie sich vegan ernähren möchte, was auf Unverständnis in ihrer Familie trifft, immer wieder kommt es in ihrer Familie zu rassistischen Äußerungen, die Jule wütend machen. Doch sie traut sich nicht, ihrem Ärger Luft zu machen.
Aber auch Ben muss zuhause psychisch einiges aushalten, sodass beiden Protagonisten im Verlauf der Handlung ein Entwicklungsprozess bevorsteht.
Dabei fand ich beide Familien aber so extrem dargestellt, dass ich sie teilweise als unrealistisch und übertrieben empfunden habe.

Natürlich spielen auch Freundschaften eine große Rolle. Besonders Jule ist viel mit Gleichaltrigen unterwegs. Ihre kleine, schräge Gruppe hat große, bewundernswerte Ziele. Allerdings gibt es auch einige Situationen, in denen ihre Freunde nicht besonders sympathisch wirken.
Auch Bens Freunde, Jake und Mia, kommen in diesem Buch vor. Mit „Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion“ haben die beiden bereits ihre eigene Geschichte, zu der es im Grunde keine inhaltlichen Spoiler gibt, außer das, was sich aus der aktuellen Lebenssituation der zwei nun schließen lässt. Umgekehrt ist die Kenntnis des Buches für das Verständnis der lexikalischen Lücke nicht notwendig, da die Handlungen eigenständig sind.

Und zusätzlich gibt es auch noch eine Liebesgeschichte, die sich ganz langsam und zaghaft entwickelt, was sie sehr nachfühlbar und authentisch macht.

Die Geschichte ist unglaublich toll geschrieben. Der Schreibstil ist flüssig, jugendlich und anschaulich. Die beiden wechselnden Ich-Erzähler/innen Jule und Ben schildern ihre Erlebnisse und geben ausführliche Einblicke in ihre verwirrte Gefühlswelt.
Besonders gefallen haben mir all die sprachlichen Feinheiten und Seitenhiebe. Jedes Kapitel enthält ein Wort aus unterschiedlichen Sprachen, für das es in anderen Sprachen kein Pendant gibt (bekanntes Beispiel: Déjà-vu), was ich total spannend fand.
Dabei sind nicht nur die sprachlichen Aspekte schön eingebunden. Auch die eingestreuten Fakten, zum Beispiel zum Soja, fügen sich ganz natürlich ein, ohne das man das Gefühl bekommt, belehrt zu werden.

Das Ende ist mir ein klein wenig zu knapp gefasst. Zwar bleiben nicht direkt Fragen offen, dennoch gibt es ein paar Aspekte, zu denen ich gern noch ausführlicher gelesen hätte, wie sie sich in der Folge entwickeln.

Fazit

Das Buch greift ein breites Spektrum an lebensnahen und aktuellen Themen auf, die Jugendliche auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden begegnen und bewegen: Umweltschutzaspekte, Rassismus, Zukunftssorgen, Freundschaft, Familie, Verliebtsein… Eigentlich fehlt nur noch Corona.
Dabei fügen sich all diese Aspekte ganz natürlich in eine süße Geschichte über zwei Teenager, die ihren Platz im Leben suchen und dabei fast wortwörtlich übereinander stolpern.
Aus dem Buch lässt sich viel mitnehmen: Dass jeder etwas tun und beitragen kann. Dass man anderen aufzeigen sollte, wenn sie falsch liegen. Und das man auch mit ganz kleinen Schritten die Welt – auch im Zwischenmenschlichen – ein kleines bisschen besser machen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.03.2021

ernste Thematik in einer spannenden, abenteuerlichen, aber auch emotionalen Geschichte

Calypsos Irrfahrt
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Oscar verbringt die Ferien mit seinen Eltern auf einem Segelboot auf dem Mittelmeer. Eigentlich wollen sie verschiedene Häfen ansteuern und zum Sightseeing an Land gehen. Doch der Plan ändert sich, als ...

Oscar verbringt die Ferien mit seinen Eltern auf einem Segelboot auf dem Mittelmeer. Eigentlich wollen sie verschiedene Häfen ansteuern und zum Sightseeing an Land gehen. Doch der Plan ändert sich, als sie zwei Flüchtlingskinder aus dem Meer ziehen. Nun steuern sie die Städte an, auf der Suche nach einem Ort, wo die Kinder bleiben können. Doch niemand fühlt sich zuständig…

Ich mag Kinderbücher, die ernste Themen mit einer spannenden Story verbinden: das ist hier definitiv der Fall. Das Schicksal der Flüchtlingskinder in einem Buch zu behandeln, welches mit einer Altersempfehlung ab 10 Jahren versehen ist, empfinde ich als mutig. Denn es handelt sich um eine ziemlich tragische Geschichte, die hier den jungen Leser/innen präsentiert wird. Und das nicht nur zwischen den Zeilen: ganz offen wird die traurige Reise von Nala und Moh beschrieben – ihre Mutter war bereits tot, ihr Vater ist auf dem Weg gestorben und die Kinder sind von dem Schlauchboot, welches sie über das Mittelmeer bringen sollte, gefallen und wurden ihrem Schicksal überlassen.

Geschildert wird die Handlung aus der personalen Sicht von Oscar, dessen Langeweile an Board in dem Moment verschwindet, als sie Nala und Moh aus dem Wasser ziehen. Nun hat er Spielgefährten – allerdings müssen sie erst mal die Sprachbarriere überwinden. Die Interaktion zwischen den Kindern, die sich nach anfänglicher Vorsicht annähern, finde ich toll beschrieben.
Natürlich bekommt Oscar auch immer wieder mit, was seine Eltern umtreibt. Sie schildern die grundsätzliche Thematik, wie Griechenland und Italien mit den Flüchtlingsströmen umgehen. Ebenso erfährt Oscar, wie die Eltern auf jedem Landgang mit dem selben Ergebnis zurückkommen: niemand möchte sich um die Kinder kümmern.
Dazwischen gibt es ein paar wenige Gesprächspassagen zwischen Nala und Moh, die einen Eindruck geben, wie die Kinder die Ereignisse wahrnehmen und wie viel sie von den Gesprächen in der fremden Sprache und den Plänen mitbekommen.
Der Schreibstil ist der Zielgruppe entsprechend einfach gehalten. Die Beschreibungen sind grundsätzlich bildhaft und anschaulich, auf allzu grausame Details wird aber überwiegend verzichtet.

Auch schon junge Leser/innen für das Thema zu sensibilisieren und darauf Aufmerksam zu machen, welche Tragödien sich immer wieder auf dem Mittelmeer abspielen, finde ich wichtig und gelungen umgesetzt. So dramatisch die Ereignisse sind, die Eltern und Kindern dann bevorstehen, so spannend wird die Handlung dadurch. Stürme und diverse Landausflüge sorgen für eine Geschichte voller Abenteuer und kleiner Wendungen, die sich toll lesen lässt und bei der man unbedingt wissen möchte, wie sie ausgeht.
Das Ende ist schön und empfinde ich für ein Kinderbuch auch als passend – auch wenn das, was dort passiert, wohl leider weniger realistisch ist und die ganzen Ereignisse ein wenig verklärt und verharmlost.

Deswegen und wegen des ohnehin harten Themas empfiehlt sich in meinen Augen bei der anvisierten Altersgruppe eine begleitete Lektüre – beispielsweise auch als Schullektüre, sodass auch weitere Fakten aufgearbeitet werden können. So sind in die Geschichte zwar immer wieder kleinere Informationen zur Flüchtlingsthematik eingestreut, das Buch ist aber nicht mit Hintergrundwissen überladen. Auch die Gründe, warum die Kinder ihre Heimat verlassen haben, werden beispielsweise nicht erwähnt.

Fazit

Sehr einfühlsam wird hier ein ernstes Thema in eine abenteuerliche Geschichte verpackt, die Unterhaltung bietet aber auch auf Missstände aufmerksam macht und mir dabei mehrfach Tränen in die Augen getrieben hat. Das Ende verharmlost die tatsächlichen Umstände, dennoch finde ich es als Abschluss für ein Kinderbuch passend. Nach der Lektüre bleibt aber wohl Gesprächsbedarf…

Veröffentlicht am 18.03.2021

bleibt mir zu oberflächlich und unreflektiert

Fürchtet uns, wir sind die Zukunft
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Der 18-jährige Theo ist ein begnadeter Klavierspieler, der kürzlich einen der begehrten Plätze an einer angesehenen Kunstakademie ergattert hat.
An der Schule erwarten ihn nicht nur harter Unterricht, ...

Der 18-jährige Theo ist ein begnadeter Klavierspieler, der kürzlich einen der begehrten Plätze an einer angesehenen Kunstakademie ergattert hat.
An der Schule erwarten ihn nicht nur harter Unterricht, sondern auch Mitstudenten, die sich gegen die Strukturen der Akademie auflehnen. Besonders Aida, die Anführerin der ZUKUNFT fasziniert ihn und plötzlich ist das Studium viel weniger wichtig…

Der Klappentext hat mich direkt angesprochen, doch die Geschichte konnte mich leider nicht überzeugen.

Das Buch liest sich sehr zügig, den Schreibstil fand ich angenehm. Theo ist der Ich-Erzähler der Geschichte und schildert seine Erlebnisse an der Akademie und seine Gedanken rund um die Ereignisse mit der ZUKUNFT.
Dabei habe ich Theo sein Handeln aber leider oft nicht abgenommen. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob er hinter dem steht, was er tut bzw. wozu er sich anstiften lässt, oder ob er aus Verliebtheit treudoof jeden Unsinn mitmachen würde.
Auf jeden Fall sucht er noch nach seinem Weg und seinen Zielen für sein Leben. Leider hinterfragt er das zweifelhafte Vorgehen der ZUKUNFT dabei nicht.

Die Gruppe von Studenten, die sich DIE ZUKUNFT nennt, prangert verschiedene Missstände an. Kritisiert werden zum Beispiel die Machtstrukturen der Schule, die aus Profitgründen einen fragwürdigen Geldgeber duldet, obwohl hinter vorgehaltener Hand über dessen Schandtaten gesprochen wird. Aber es geht auch ganz allgemein um die Manipulation und Abstumpfung der Menschen durch Wirtschaft und Medien. Sie begehren dagegen auf, von der Schule und der Gesellschaft zu passiven Regelbefolgern getrimmt zu werden, die ihre Freiheiten und ihre Menschlichkeit verlieren.

Wichtige Gedanken. Aber um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen, tun sie allerlei Illegales. Randalieren, Sachbeschädigung, Diebstahl, Einbruch. Die Liste ihrer (Straf-)Taten ist lang.
Und das meiste davon bleibt nicht nur unreflektiert, sondern auch unkommentiert. Es gibt keinerlei Konsequenzen und auch keine Informationen, ob Menschen ihre Botschaften in Form von beschmierten Wänden oder umdekorierten Kaufhäusern wahrgenommen haben.
Dabei versteht es Aida (die ich aus verschiedenen Gründen wenig sympathisch fand und die mir im Verlauf sogar noch unsympathischer wurde), ihre Mitverschwörer durch dramatische Reden anzustacheln.

Letztlich kratzt das ganze Thema für mich nur an der Oberfläche und eine tatsächliche Entwicklung findet nicht statt. Die Gruppe tut etwas. Theo geht zur Uni. Oder geht nicht, weil er nachts irgendwo einbricht und am Tag entsprechend müde ist. Neue Aktion, neue Rede, die die Taten rechtfertigen soll. Bisschen Schulleben dazwischen. Wichtige Probleme werden nur angeschnitten und in den entscheidenden Momenten nicht weiter verfolgt.
Zwar fand ich das Buch nicht langweilig, aber ich bleibe nach dem Lesen eher enttäuscht zurück, zumal am Schluss so ziemlich alles offen gelassen wird. Man bekommt nur eine Ahnung davon, dass in Theo ein Entwicklungsprozess eingesetzt hat und er seine Zukunft anders gestalten möchte… Für mich wäre es nun erst interessant geworden, so viele wichtige Punkte sowie die Frage, wie all diese Ereignisse nun auf verschiedenen Ebenen nachwirken, bleiben offen.

Interessant fand ich hingegen die Akademie an sich – sowohl von ihrem Aufbau mit den verschiedenen Übungsräumen, als auch mit ihren unterschiedlichen Lehrkräften. Dabei sticht besonders ein Lehrer heraus, der Theo in seiner Leidenschaft für die Musik (die toll beschrieben ist, wenn er sich dafür mal Zeit nimmt) unterstützt und mit ungewöhnlichen Lehrmethoden inspiriert.

Fazit

Wichtige Gedanken fragwürdig hervorgebracht. Um ihre Botschaft zu vermitteln, wählt die ZUKUNFT ausschließlich kriminelle Wege. Dabei haben ihre Taten aber anscheinend keinerlei Konsequenz und werden von den Ausführenden auch nicht kritisch hinterfragt. Protagonist Theo kommt für mich leider zu oft als verliebter Trottel rüber, der nur bedingt hinter den Ansichten der ZUKUNFT steht, sich aber wunderbar selbst manipulieren lässt. Am Ende bleibt die Zukunft sehr offen…

Es werden ganz knapp 3 Sterne, da es einige Punkte in der Geschichte gab, die ich mochte. Allerdings wäre noch viel mehr möglich gewesen…

Veröffentlicht am 18.03.2021

es geht interessant weiter

Don't HATE me (Teil 2)
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Achtung: 2. Band. Rezension enthält inhaltliche Spoiler zum Vorgänger

Ich habe Teil 1 gern gehört und mochte sowohl Kenzie als auch Lyall. Allerdings fand ich Kenzies Reaktion auf die Erkenntnisse am ...

Achtung: 2. Band. Rezension enthält inhaltliche Spoiler zum Vorgänger

Ich habe Teil 1 gern gehört und mochte sowohl Kenzie als auch Lyall. Allerdings fand ich Kenzies Reaktion auf die Erkenntnisse am Ende komplett übertrieben und ungerechtfertigt. Ihre Einstellung hat sich zu Beginn dieses Bandes natürlich nicht geändert, sodass ich besonders am Anfang ein wenig genervt von Kenzie war. Sie verrennt sich in ihren Gedanken und versucht sich selbst von dem zu überzeugen, was sie so unbedingt glauben will. Ich war sehr froh, als ihr endlich mal jemand die Meinung sagt und Kenzie die Ereignisse zu hinterfragen beginnt bzw. aus einem anderen Blickwinkel betrachtet (der ihr eigentlich bereits in Band 1 zur Verfügung gestanden hatte).

Neben dem ganzen Drama um Kenzies aufgewühlte Gefühle gibt es eine interessante Story um ein neues Hotelprojekt, bei dem es einige unerwartete Schwierigkeiten gibt, wodurch es zu dramatischen und rätselhaften Momenten kommt. Das Setting auf Korfu ist toll beschrieben und weckt das Fernweh.
Auch Lyalls verrückte Familie mit ihren eingerosteten Ansichten ist wieder mit dabei und sorgt für Zündstoff.

Das Ende kommt mit einem komplett unerwarteten Cliffhanger daher, der mich sehr neugierig auf das Finale macht.

Den Sprecher und die Sprecherin für Kenzie und Lyall, die abwechseldn das Geschehen schildern, haben mir wieder gut gefallen. Betonung und Sprechtempo fand ich sehr angenehm. Vielleicht habe ich mich bereits an die Stimme für Lyall „gewöhnt“, zumindest empfand ich seine Art diesmal nicht als unangenehm.

Fazit

Emotionale Szenen und dramatische Momente. Dieser zweite Band bietet eine interessante Hotelaufbaustory in toller Kulisse und neue gefühlsgeladene Momente zwischen Lyall und Kenzie.

Veröffentlicht am 14.03.2021

wichtige Themen gut verpackt

Alles ganz normal
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Aufgrund des Klappentextes war ich sehr neugierig auf das Buch. Die Regelblutung begleitet Mädchen und Frauen einige Jahrzehnte ihres Lebens, findet in Geschichten aber nur selten Erwähnung. Dabei ist ...

Aufgrund des Klappentextes war ich sehr neugierig auf das Buch. Die Regelblutung begleitet Mädchen und Frauen einige Jahrzehnte ihres Lebens, findet in Geschichten aber nur selten Erwähnung. Dabei ist es gerade wichtig, das Thema für die Zielgruppe des Buches (empfohlen ab 12 Jahren) offenzulegen, um ihm die Schamhaftigkeit zu nehmen. Und das gelingt dem Buch in meinen Augen auf jeden Fall ein wenig.

Allerdings ist die Geschichte thematisch insgesamt sehr vollgepackt.
Es geht nicht nur um das Einsetzen der Periode bei jungen Mädchen und wie sie damit zurechtkommen bzw. es zu verbergen versuchen.
Behandelt werden – eingebunden in die Geschichte um Camillas Startschwierigkeiten an der neuen Schule und Lunas plötzlichen Ruhm – auch Probleme und Themen rund um Social Media, Mobbing, Familie, Verlust und Freundschaft. Auch die Begriffe Feminismus und Umweltschutz fallen im Verlauf der Handlung.

Damit berührt das Buch viele Aspekte der Lebenswirklichkeit von Teenagern, sodass sich jede/r ein Stück weit in der Geschichte wiederfinden wird bzw. sich in verschiedene Figuren besonders gut hineinversetzen können wird.

Luna und Camilla schildern das Geschehen abwechselnd aus der Ich-Perspektive. Sie offenbaren ihre Gedanken und Gefühle, die die Ereignisse und ihre Lebensumstände bei ihnen auslösen. Die Sprache ist leicht verständlich und jugendlich frisch.
Ernsthaftigkeit und Spaß wechseln sich in der Handlung ab. Es gibt einige wirklich witzige Momente, aber auch eben viele tiefgreifende Gedanken.

Die zwei Protagonistinnen leben in sehr verschiedene Familienkonstellationen, in denen es allerlei Konflikte gibt. Besonders Camilla hat Probleme, die neue Stieffamilie zu akzeptieren. Unverständnis, Unwille und Missverständnisse bestimmen ihren neuen Alltag, bevor sie erkennt, was wirklich um sie herum passiert.
Damit verbunden spielt auch die Trauer um den Verlust ihrer verstorbenen Mutter eine entscheidende Rolle.

Als TikTokerin erlangt Luna große Berühmtheit. Sie wird auf der Straße erkannt und von Stars und Firmen angeschrieben. Dargestellt wird zum einen die Freunde der 13-jährigen über ihre steigenden Followerzahlen und die Chancen (und Verführungen), die sich für sie daraus ergeben, aber auch die damit verbundenen Risiken sowie die Arbeit, die hinter jedem Post steckt. Ein gewisser Leistungsdruck inklusive.

Während Luna ihre Videos bewusst ins Internet stellt, wird Camilla unbeabsichtigt zum „Internet-Hit“. Das Video, in dem sie ihre Gefühle über das Einsetzen ihrer Periode schildert, war nämlich nie für die Öffentlichkeit bestimmt. In der Schule wird sie dafür zunächst ausgelacht, gehänselt und von Mitschülerinnen gemieden. Es dauert, bis ein Veränderungsprozess einsetzt. Gelungen fand ich, wie eine Lehrkraft das Thema aufgreift und besonders die Jungen aufklärt. Gleichzeitig entwickeln die Mädchen ein Gemeinschaftsgefühl, da es sie alle gleichermaßen betrifft. Sie tragen den Grundstein für neues Leben in sich – Scham ist da völlig fehl am Platz.
Wie das Thema der Menstruation in die Geschichte eingearbeitet ist und dezent Informationen (wie z.B. die tatsächliche Blutmenge, während die Mädchen dies völlig anders empfinden) einfließen, hat mir gut gefallen.
Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung der Mädchen, die lernen, zu sich selbst zu stehen, es wird auch allgemein das Frauenbild in der Gesellschaft betrachtet. Dazu sei gesagt, dass die Geschichte in Italien spielt, wo die Rollenbilder noch etwas starrer zu sein scheint. Und so ziehen sich Bemerkungen zu Gleichberechtigung und Feminismus ebenfalls durch das ganze Buch.

Und zuletzt lehrt die Geschichte auch noch, dass es nie zu spät ist, für seine Träumen zu arbeiten…

Fazit

Zu sagen, das Buch behandele EIN wichtiges Thema, wäre falsch. Denn tatsächlich werden ganze viele Themen behandelt, die Jugendliche berühren und bewegen. Dabei nimmt die weibliche Menstruation, die Mädchen/ Frauen nicht versuchen sollten, zu verstecken, eine zentrale Position ein. Viele Figuren machen im Verlauf der Handlung eine Entwicklung durch, erkennen Missstände und Missverständnisse, versuchen für sich selbst einzustehen…
Mir gefällt, wie all die ernsten Gedanken in eine runde Geschichte verpackt werden, die Denkanstöße liefert, ohne dabei belehrend zu wirken. Zwischendurch hätte ich mir vielleicht nur ein wenig mehr Schwung gewünscht, zeitweise zieht sich das Geschehen ein wenig.