Solider Cosy Crime
Juwelenraub im SchneepalastDer Krimiklub wird mondän- so jedenfalls konnte der Untertitel der Einladung lauten, denn die Resie führt Libby in das Welt von Glanz und Glamour. Mehr Schein als Sein und doch ein Körnchen Wahrheit muss ...
Der Krimiklub wird mondän- so jedenfalls konnte der Untertitel der Einladung lauten, denn die Resie führt Libby in das Welt von Glanz und Glamour. Mehr Schein als Sein und doch ein Körnchen Wahrheit muss Libby aufdecken, denn ein Cold Case um den Tod von Nina Kandinsky weckt ihr Interesse.Aber der Ausflug dient nicht nur dem Amüsement, denn plötzlich wird aus Spaß bitterer Ernst und Libyy steckt mittedrin in einem neuen Fall....
Mit „Juwelenraub im Schneepalast“ verlegt Gabriela Kasperski den Schauplatz ihres neuen Krimis in das traditionsreiche Gstaad Palace Hotel, das als glamouröse Bühne für Libby Anderschs Ermittlungen dient. Der Mikrokosmos aus Luxus, internationaler Gesellschaft und charakterlichen Abgründen bietet durchaus reizvolle Voraussetzungen für einen spannenden Plot: Zwischen glitzernden Diamanten, leise klingednen Champagnergläsern und dem Gemurmel von Smalltalks entsteht eine Atmosphäre, die das Setting lebendig wirken lässt.
Kasperski verbindet die aktuellen Ereignisse vor Ort mit einem älteren, bislang ungelösten Fall, wodurch eine gewisse Spannung und Abwechlsung entsteht. Die Art und Weise, wie Spuren gelegt und Informationen nach und nach enthüllt werden, zeugt von handwerklichem Geschick und einem guten Verständnis für klassische Krimistrukturen. Leserinnen und Leser erhalten genügend Hinweise, um mitzurätseln, ohne dass die Lösung zu früh erkennbar ist.
Trotz dieser Stärken gelingt es dem Roman jedoch nicht immer, den erzählerischen Funken überspringen zu lassen. Die für die Reihe typische Lebendigkeit der Protagonistin Libby Andersch wirkt in diesem Band mitunter abgeschwächt; ihre sonst so mitreißende Mischung aus Intuition, Selbstironie und Scharfsinn tritt weniger deutlich hervor. Gerade im kontrastreichen Setting des Palace Hotels, das reichlich Potenzial für lebendige Beobachtungen und atmosphärische Wiedergabe bietet, bleibt der erwartete erzählerische Drive stellenweise doch eher zurückhaltend.
Kasperski bindet ihre sehr gut recherchierten Hintergrundinformationen über echte Juwelen, deren Bewertung sowie das Erkennen von Fälschungen zwar souverän ein, die sinnlich erlebbaren Segmente bleiben jedoch aus. Dort, wo ihre anderen Reihen mit anschaulichen Details, emotionaler Ansprache und einem hohen Maß an Nähe zu den Lesenden punkten, bleibt dieser Roman eher nüchtern. Auch biografisch motivierte Einschübe, die sonst oft zu einer stärkeren Verankerung der Figuren beitragen, entfalten in diesem Fall weniger ihren Reiz. Die Charaktere bleiben in einigen Momenten schemenhaft, sodass die ihre persönlichen Hintergründe und inneren Beweggründe nicht immer greifbar sind.
Insgesamt ist dieses Buch eine solide Kriminakost vor mondäner Kulisse mit einer gut durchdachten Fallkonstruktion. Wer Kasperskis bisherigen Schreibstil schätzt, könnte jedoch feststellen, dass der Roman nicht ganz an die schriftstellerische Qualität heranreicht, die ihre anderen Bücher auszeichnen. Als Krimi funktioniert die Geschichte dennoch – nur eben etwas zurückhaltender, als man es von der Autorin gewohnt ist.