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Veröffentlicht am 10.08.2022

Manchmal müssen erst unangenehme Dinge passieren, um uns daran zu erinnern, dass es an der Zeit ist etwas zu ändern

Das Goldblütenhaus - Der Ruf einer neuen Zeit
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Mit dem Tod von Alexander legt sich ein Schatten auf das Familienunternehmen Glanz. Spekulationen und Gerüchte blühen und machen es Leonie und Schwester Ella nicht gerade leicht, in die Fußstapfen ihres ...

Mit dem Tod von Alexander legt sich ein Schatten auf das Familienunternehmen Glanz. Spekulationen und Gerüchte blühen und machen es Leonie und Schwester Ella nicht gerade leicht, in die Fußstapfen ihres Bruder zu treten und die Firma zu leiten. Was liegt also näher, als für das anstehende Firmenjubiläum den Gang in die Offensive zu wagen und zu diesem Anlass eine Familienchronik herauszubringen, die allen Widersachern den Wind aus den Segeln nimmt. Leonie ahnt nicht, dass ihre Idee alten Staub aufwirbelt und Dinge ans Licht bringt, die bisher im Verbogenen geschlummert haben...


Mit dem ersten Teil der Goldblüten-Saga öffnen sich die Türen des Familienunternehmens und heißen die Leser:innen herzlich willkommen. Das wunderschöne Mosaik im Eingangsbereich wird von den Sonnenstrahlen durchflutet und zaubert eine ganz besondere Stimmung, die sich fortwährend durch das Buch zieht. Es wirkt wie ein Mandala, das als Mittelpunkt der Firma seine Energie verströmt.

Die Einblicke in die Vita der Familie und die Erfolgsgeschichte von Glanz sind der Auorin wunderbar gelungen und schon fast als intim zu bezeichnen, denn von der Idee über die ersten Produktionsschritte, Marketingstrategien und Erfolge sind die Leser:innen hautnah mit dabei wenn Glanz im Dienste der Schönheit die Produkte auf den Markt bringt.

Dabei sind es hauptsächlich die selbstbewussten Frauen der Familie, die für den großen Erfolg des Unternehmens stehen. Sie inspirieren beim Lesen, zeigen ihr Engagement für ihre Produkte, setzen sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein und stehen für ihre Träume ein.

Kleine Geheimnisse sind ebenso an der Tagesordnung wie große Gefühle und so entsteht eine gelungene Mischung aus Familiensaga und Romanze. Die im Buch befindlichen Zitate leiten nicht nur den jeweiligen Leseabschnitt ein, sondern begleiten die Leser:innen wie Wegweiser durch den Roman.

Zwar bleibt ab und zu die Spannung auf der Strecke und es hängen noch ein paar lose Fäden herum, die noch nicht fertig gesponnen sind, aber so bleibt die Neugier auf die Fortsetzung erhalten. Die Figuren sind sehr gut getroffen, zeigen eine große Bandbreite an unterschiedlichen Charakterzügen und bewegen sich in der herrlichen Landschaftskulisse rund um den Tegernsee.

Ein vielversprechender Start, der Lust auf mehr macht.

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Billige Kopie eines Bestsellers

Weil ich dich liebe, deine Annie
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Annie und Sam sind ein glückliches Paar und ihrer beider Namen werden in einem Atemzug genannt. Das gemeinsame Geschäft läuft gut, aber so ganz vollkommen ist das Glück dann doch nicht. Annie erhält eine ...

Annie und Sam sind ein glückliches Paar und ihrer beider Namen werden in einem Atemzug genannt. Das gemeinsame Geschäft läuft gut, aber so ganz vollkommen ist das Glück dann doch nicht. Annie erhält eine schockierende Diagnose und macht sich Sorgen, wie Sam ohne sie weiterleben soll. Aus der anfänglichen Schockstarre wächst die Idee, Sam eine Art Handbuch zu schreiben, um ihm das Leben ohne Annie erträglich und voller lebenswerter Momente zu machen...


"Weil ich die liebe, deine Annie" ist eine unglaublich schlechte Kopie von "PS. Ich liebe dich" und zeigt, dass gute Ideen von Bestsellern doch auch bitte dort bleiben sollen.

Annie ist eine sehr selbstgefällige Person, deren Universum nur aus ihrem eigenen Planeten besteht und ich glaube, dieses schlechte Eigenart hat von ihrer Mutter Ursula abgefärbt. Beide Frauen schenken sich in punkto Egoismus und Egozentrik wirklich nichts. Ihr Gehabe ist enervierend und lässt die Leser:innen mehr als einmal mit den Augen rollen.

Die Handlung ist von der ersten bis zur letzten Seite unglaubwürdig und sehr auf Effekt- und Emotionshascherei bedacht - Annies Leidensgeschichte kennt keine Grenzen und gipfelt in Spontanheilung und einem nahezu medizinischen Wunder. Auch wird aus der mehr als belasteten Mutter-Tochter-Beziehung urplötzlich eine Meine-Mutter-ist-meine-beste-Freundin-Geschichte und diese Gesinnungsplumperei sorgt für Stirnrunzeln.

Das Verfassen des Leitfadens für Sam gerät immer mehr in den Hintergrund, miteinander reden wäre an so vielen Stellen eine hilfreiche Option gewesen, aber hier läuft alles aus dem Ruder.

Es gibt einige wenige Ansätze, die ich schön und lesenswert finde, aber im Großen und Ganzen kann ich dieses Buch leider nicht empfehlen, daher nur 1,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Während dir die einen das Gefühl vermitteln, nie zu genügen, zeigen dir andere, dass du einzigartig, wertvoll und wichtig bist

Für immer und noch ein bisschen länger
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Anna hat noch immer schwer am Verlust ihrer großen Liebe zu tragen und kann auch nach 6 Jahre nicht loslassen. Sie igelt sich ein, spricht mit Jeremias und hat alle anderen sozialen Kontakte abgebrochen. ...

Anna hat noch immer schwer am Verlust ihrer großen Liebe zu tragen und kann auch nach 6 Jahre nicht loslassen. Sie igelt sich ein, spricht mit Jeremias und hat alle anderen sozialen Kontakte abgebrochen. Dann flattert ihr auch noch die Kündigung der Altbauwohnung ins Haus und Anna steht vor dem Nichts. Woher eine neue Wohnung nehmen, die nicht nur bezahlbar ist, sondern auch für sie und ihr Klavier ein neues Zuhause wird? Es scheint aussichtslos, bis sie Gunilla und ihre außergewöhliche WG kennenlernt und dort einzieht. Und mit diesem Schritt in die neue Wohnsituation öffnet nicht nur Anna ihr Herz...


"Für immer und noch ein bisschen länger" ist ein Herz erwärmender, seelenvoller Roman, der die Leser;innen liebevoll umarmt und ihnen das Gefühl der Geborgenheit vermittelt.

Die Autorin erzählt in einfühlsamen Worten vom Prozess des Loslassens und dem Erkennen, dass das Leben nach einer großen Enttäuschung, nach großen Verlusten weitergeht und mit vielen aufregenden Überraschungen und Wendungen wartet.

Mit Anna ist der Schreibenden eine sehr warmherzige Figur gelungen, der sofort die Herzen zufliegen. Auch wenn sie sich vergräbt und einigelt, spürt man sofort, wie lebenslustig und lebensbejahend Anna im tiefsten Innern hres Herzens ist. Die Suche nach den eigenen Wurzeln und die Verarbeitung der Trauer nehmen sie vollkommen ein, aber dank ihrer neuen WG-Bewohner:innen taut sie auf und öffnet ihr Herz für Gefühle und neue Abenteuer.

Die WG-Bewohner:innen sind liebenswert und haben, trotz ihrer Macken, das Herz auf dem rechten Fleck. Zwar schultern sie alle einen nicht gerade leichten Lebensrucksack, aber auch hier gelingt es der Autorin, die schweren Steine nach und nach auszuräumen und in Federn zu verwandeln, die von der belasteten Seele schweben.

Die Handlung bewegt sich zwischen zarter Romanze und Selbstfindung, Trauerbewältigung und Sinnsuche und biete jede Menge Emotionen, die die Leser;innen hautnah miterleben.. Zwischen Lachen und Weinen ist immer noch Platz für wundervolle Musik, deren Noten nicht nur durch die weit geöffneten Türen schwingen, sondern auch die Lesenden zum Mitsummen und Singen verleitet.

Auch fließt die Corona-Pandemie unaufdringlich und dezent mit ein, sodass aus dem Lockdown ein einfühlsames und achtsames Miteinander mit empathischen Charakteren wird.

Der Roman hinterlässt eindrucksvolle Spuren und bleibt "Für immer und noch ein bisschen länger" in Erinnerung.

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Veröffentlicht am 05.08.2022

Manchmal gibt uns das Ungesagte mehr zu denken als das Ausgesprochene

Für diesen Sommer
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Franziska hat schon immer die Flucht nach vorn angetreten und früh ihrem Elternhaus den Rücken zugewandt. Doch jetzt braucht Vater Heinrich ihre Hilfe und zwischen beiden herrscht eine angespannte Stimmung. ...

Franziska hat schon immer die Flucht nach vorn angetreten und früh ihrem Elternhaus den Rücken zugewandt. Doch jetzt braucht Vater Heinrich ihre Hilfe und zwischen beiden herrscht eine angespannte Stimmung. Zum einen, weil Heinrich nicht einsehen will, dass er alt wird und Unterstützung benötigt und zum anderen, weil Franziska spürt, das da noch etwas zwischen ihnen ist, das zwar noch nicht ausgesprochen, aber irgendwie doch greifbar ist. Sind die Erinnerungen an die Kindheit wirklich das Einzige, was Vater und Tochter noch miteinander verbindet ?


Gisela Klönne spricht ein sensibles Thema an, das uns alle betrifft und doch immer wieder unvorbereitet trifft. Die eigenen Eltern, die immer stark und voller Energie gewesen sind, werden alt und benötigen Unterstützung. Doch kennen Kinder ihren Eltern wirklich ? Wie hat ihr Leben ausgesehen, bevor wir Kinder geboren worden sind ?

In ihrem Roman "Für diesen Sommer" verpackt die Autorin all die ungesagten Worte, Konflikte und nicht erfüllten Bedürfnisse in erstickte Vorwürfe und Gewissensbisse und lässt eine sehr angespannte Vater-Tochter-Beziehung Revue passieren, die voller Geheimnisse steckt.

Franziska findet heraus, dass in ihrer Familie doch nicht alles angesprochen worden ist, was wichtig gewesen wäre. In Rückblenden erfahren die Leser:innen, wie aus der rebellierenden Jugendlichen eine Frau wird, die noch immer auf der Suche nach ihrem Platz im Leben ist und den Grund für ihre Rastlosigkeit nicht kennt bzw. nicht einordnen kann.

Auch wird die zunehmende Hilfebedürftigkeit und Sturheit von Vater Heinrich schön herausgearbeitet und so manche Szene kommt den Leser,innen bekannt vor, denn genauso kann sie sich Zuhause mit den eigenen Eltern abgespielt haben.

Einfühlsam und taktvoll blättert Gisela Klönne im Familienalbum und bringt so manch gut gehütetes Geheimnis an Tageslicht, das den Verlauf der Dinge beeinflusst und für belastete zwischenmenschliche Beziehungen sorgt. Auch fließen die unterschiedlichen brisante Themen mit ein, die im Verlauf der Jahrzehnte die Schlagzeilen beherrscht haben (u.a Startbahn West, Tschernobyl).

Die Charaktere sind sehr glaubwürdig gestaltet, die behutsame Annäherung und die Aufarbeitung der Differenzen sind realistisch und nachvollziehbar geschildert und lassen die Lesenden die einzelnen Standpunkte verstehen.

Ein Buch, das den Generationenkonflikt anspricht, aber auch zeigt, dass es für eine Versöhnung nie zu spät ist.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Freundschaft gibt Halt in den stürmischen Zeiten des Lebens

Und wenn wir wieder tanzen
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Bisher ist die Welt von Marie auf ihre Tätigkeit im Hotel Atlantic und ihre spärliche Behausung in der Kleingartensiedlung beschränkt. Doch die Sturmflut reißt ihr auch noch das wenige Hab und Gut weg. ...

Bisher ist die Welt von Marie auf ihre Tätigkeit im Hotel Atlantic und ihre spärliche Behausung in der Kleingartensiedlung beschränkt. Doch die Sturmflut reißt ihr auch noch das wenige Hab und Gut weg. Marie steht vor dem Nichts und muss ganz von vorne beginnen. Bei Effi von Tieck findet sie Unterschlupf und die alte Dame gibt ihr so etwas wie Halt in dieser schwierigen Zeit. Aber auch Frau von Tieck hat einen herben Verlust zu beklagen und der besteht nicht nur darin, dass ihr Tanzlokal in der Speicherstadt ebenfalls ein Opfer der Flut geworden ist. Langsam nähern sich die beiden Frauen an und bauen nicht nur das Tanzlokal wieder auf...


"Und wenn wir wieder tanzen" ein ist ganz leiser Roman, der mit einfühlsamen Worte die große Sturmflut von Hamburg beschreibt. Die Bilder der Flutkatastrophe von Ahrtal sind noch in den Köpfen , legen sich über die historischen Bilder und lassen somit ältere und jüngere Leser:innen das ganze Ausmaß der Katastrophe von 1962 erleben.

Die Autorin erzählt auf zwei Zeitebenen und verknüpft zwei interessante Lebensgeschichten miteinander, die von Verlust, Trauer und echter Freundschaft erzählen. Marie ist eine unglaublich sympathische Figur, die als Zimmermädchen im Hotel Atlantic für ihren Unterhalt sorgt. Ihre Vorgesetzte hat schon ein wenig Haare auf den Zähnen und lässt Marie immer wieder spüren, dass sie möglichst unauffällig und unsichtbar zu sein hat. Mit fortschreitenden Kapiteln streift sich Marie aber diese grauen Tarnmantel ab und blüht auf - sie wird zu einer lebensfrohen, aufgeschlossenen jungen Frau, die beherzt anpackt und alles daran setzt, um Träume wahr werden zu lassen.

Mit Frieda haben ich gelitten, geweint und gehofft - ihr Martyrium ist fast unerträglich zu lesen und ich habe aufgeatmet, als sie endlich den entscheidenden Schritt geht. Unverständnis bringe ich hingegen für ihre Mutter auf, die noch einmal Salz in die Wunde streut. Aber so war eben damals die Denkweise und ich bin froh und dankbar, dass sich die Stellung der Frau in der der Gesellschaft nicht nur gewandelt hat, sondern dass es immer wieder Frauen gibt, die mutig genug sind, alte Zöpfe abzuschneiden und den ersten Schritt in eine selbstbestimmte Zukunft zu gehen.

Auf den ersten Blick sind die Zusammenhänge zwischen den beiden Frauen nicht erkennbar, aber die Schreibende verknüpft beide Schicksale geschickt miteinander, lässt die Leser:innen hinter die Kulissen blicken und an der Entwicklung ihrer Figuren teilhaben. Aus der zaghaften schrittweisen Annäherung entsteht eine wunderbare Frauenfreundschaft, die nicht nur Halt gibt, sondern auch Mut macht, um in den stürmischen Zeiten des Lebens gemeinsam den Weg zu gehen.

Das Tanzlokal spielt eine wichtige Rolle, wird entrümpelt und funkelt in neuem Glanz. Es wird zur strahlenden Mittelpunkt für beide Frauen und zieht die Aufmerksamkeit der Lesenden auf sich. Ein Ort voller Erinnerungen, die wehmütig und schmerzhaft sind, aber auch ein Ort voller Träume, Liebe und Hoffnung.

Der Roman zeigt viele unterschiedliche Facetten, verbindet historisch belegte Fakten mit den Ideen der Schreibenden und bietet gute Unterhaltung.

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