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Veröffentlicht am 04.05.2021

Hier hat die Chemie leider nicht ganz gestimmt

Norman Foremans Weg zum Ruhm
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Nichts ist schlimmer auf der Welt, als plötzlich so ganz allein und ohne den besten Freund dazu stehen, obwohl man doch noch so unendlich viele Träume verwirklichen möchte. Der Tod von Jax reißt eine große ...

Nichts ist schlimmer auf der Welt, als plötzlich so ganz allein und ohne den besten Freund dazu stehen, obwohl man doch noch so unendlich viele Träume verwirklichen möchte. Der Tod von Jax reißt eine große Lücke und Norman muss als 12jähriger Junge damit klarkommen...aber das will und will einfach nicht funktionieren. Und überhaupt, wie soll er so ganz alleine die große Karriere starten, die Jax und er sich als Comedy-Duo ausgemalt haben ? Auch Normans Mutter Sadie steht kurz vor der Verzweiflung, als Norman mit der Idee um die Ecke kommt, dass er den Traum von Jax weiterleben will...


Diese Geschichte um Norman Foreman hat schon ihren Reiz, ohne Frage, denn der Junge hat in seinem Leben schon viel Gepäck auf seinen Schultern getragen. Durch seine Schuppenflechte ausgegrenzt, weil er eben anders aussieht als die anderen, ist er zum Einzelgänger geworden. Doch mit Jax tritt nicht nur ein Freund, sondern das Leben selbst in Normans Dasein und man merkt richtig, wie der Junge aufblüht - und genauso schnell wieder in sich zusammensackt, als Jax plötzlich stirbt.

Diese Szenen gehen wirklich ans Herz, lassen den Leser mitfühlen und das Gefühl aufkomme, Norman einfach nur tröstend in den Arm nehmen zu wollen, für ihn da zu sein und ihm zu sagen, dass sich doch noch alles zum Guten wendet.

Mutter Sadie ist in ihrer Denkweise manchmal recht einfach gestrickt und doch liebenswert, denn für ihren geliebten Sohn setzt sie Himmel und Hölle in Bewegung, um ihn glücklich zu sehen. Für ein Lachen von ihm macht sie alles...wirklich alles.

Die Suche nach Normans Vater ist weiten Teilen schon recht überdreht, zeigt aber, wie dragikomisch die Charaktere tatsächlich sind. Mein Fall ist es nicht wirklich, denn ich kann nicht immer einen heißen Draht zu ihnen aufbauen und ich merke, dass die Chemie nicht stimmt, um mit ihnen gemeinsam diese denkwürdige Reise auf der Suche nach dem Vater und nach sich selbst mit ganzem Herzen zu erleben.

Der britische Humor zündet bei mir nicht, sodass ich die ein oder andere Pointe überlese, oder einfach nicht verstehe -was ich sehr schade finde.

Die Erzählung hat ihre guten Seiten, ohne Frage, aber wenn zwischen Leser und Gelesenem eine Disharmonie besteht, ist es schwierig, die Kurve zu bekommen. Der Roman wird sicherlich eine große Fangemeinde finden, bei mir reicht es aber nur für neutrale 3 Sternchen.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Darf es ein bisschen Meer sein ?

Ostseefrische
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Der große Traum von Konrad und seiner Frau Jette - ein eigenes Sanatorium auf Rügen - geht in Erfüllung. Das Haus strahlt mit seinen Eigentümern um die Wette und die Kurgäste fühlen sich rundherum wohl. ...

Der große Traum von Konrad und seiner Frau Jette - ein eigenes Sanatorium auf Rügen - geht in Erfüllung. Das Haus strahlt mit seinen Eigentümern um die Wette und die Kurgäste fühlen sich rundherum wohl. Aber Konrad hat große Sorgen, denn Bruder Theo ist an Syphilis erkrankt und sein Verfall schreitet zusehends voran. Die Idylle scheint eine Knacks zu bekommen, auch weil sich Jettes Schwangerschaft als problematisch herausstellt...


Elke Hellweg hat ihren eigenen medizinisch Hintergrund als Grundlage für die Figur Theo genommen und bietet dem Leser einen fachlich fundierten Einblick in die Behandlung des Erkrankten. Die Szenen sind aufwühlend und sehr emotional, sodass man jederzeit mitfühlen kann.

Auch ist man hautnah mit dabei, wenn das wunderschöne Sanatorium entsteht und so von der Grundsteinlegung bis zum ersten Kurgang die Fortschritte nachverfolgen kann.

Jette und Konrad sind unglaublich liebenswerte Figuren, die den Leser vom ersten Augeblick an an die Hand nehmen, um ihn an ihrer Seite durch ihre Geschichte zui führen. So fällt es unglaublich leicht, inmitten der historischen und zugleich mondänen Kulisse die Seele baumeln zu lassen und die weißen Prachtbauten zu bestaunen.

Die Handlung baut sich langsam auf und durch den sehr bildhaften Schreibstil entsteht das Gefühl, mitten in den Szenen zu sein, wenn es im Sanatorium mal hitztig, mal stürmisch, mal vermeintlich sittenwidrig zugeht. Die Charaktere sind von der Schreibenden sehr akzentuiert gestaltet und beleben mit ihren unterschiedlichen Mentalitäten und dem mal mehr mal weniger aufbrausenden Naturell den Sanatoriumsalltag. Es braucht schon viel Fingerspitzengefühl, um hier keine Persönlichkeit bloßzustellen und sie, trotz aller Eigenarten, liebenswert und sympathisch auftreten zu lassen.

Die Dialoge werden durch den gesprochenen Rügener Dialekt sehr authentisch, lassen regionale Sprichwörter und Redensarten einfließen und geben so eine sehr lebendige Bildsprache wieder. Ich mag es, wenn historische Erzählungen nicht nur mit der vorherrschenden Architektur, Mode und Zeitgeschichte, sonder auch mit Mundart überzeugen können.

Das Buch ist abwechslungsreich wie ein Aufenthalt auf Rügen - mal glitzert die Sonne auf dem Meer, dann ziehen dunkle Wolken auf, mal kann man die Seele baumeln lassen, mal wird man emotional gefordert.. Ein Roman voller Träume, viel Gefühl und historischen Bildern.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Ich schenk dir ein Lächeln

Lächeln gefunden
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Nach einem unglaublich langen Winterschlaf kitzelt der Frühlingsduft und die Sonne in Bärs Nase. Sein Spaziergang führt ihn über weiches Moos, bunte Blumen recken ihre Blüten Richtung Himmel und der Wind ...

Nach einem unglaublich langen Winterschlaf kitzelt der Frühlingsduft und die Sonne in Bärs Nase. Sein Spaziergang führt ihn über weiches Moos, bunte Blumen recken ihre Blüten Richtung Himmel und der Wind streicht sanft durch die hellgrünen Blätter. Aber was ist das ? Bär findet im Spiegelbild auf dem See ein Lächeln , das sein ganzes Gesicht erhellt. Aber ist es auch wirklich seins ? Bär hängt Zettel an die Bäume und bittet die Waldbewohner, das Lächeln bei ihm abzuholen....

Gerade jetzt in der Corona-Pandemie haben es die Kleinsten besonders schwer und die Geschichte mit ihren herzallerliebsten Zeichnungen ist einfach nur dazu gedacht, die Tiere des Waldes gern zu haben und ins Herz zu schließen. Sie zaubert automatisch ein Lächelns ins Gesicht, macht Vorlesende und Kinder gleichermaßen glücklich und vermittelt eine wundervolle Botschaft: Ein Lächeln kann man immer verschenken, ohne Grund und ohne jede Gegenleistung dafür zu erwarten. Ein Lächeln kostet nichts und macht gute Laune.

Der Text ist altersgerecht ausformuliert und die farbenfrohen Illustrationen schaut man sich immer wieder gerne an. Auch und gerade weil es so viel zu entdecken gibt - von Schlafmütze und Nachthemd mit Sternen über die bunten Fische im See bis hin zu kleinen Glitzersternchen, wenn der Igel küsst.

Außerdem wird der Wortschatz hier spielerisch erweitert und fördert so die Sprechfreude der Kinder.

Tüpfelchen auf dem i ist allerdings die Bärenmaske, damit sich das Kind selbst in einen Bären verwandeln kann, der gerne ein Lächeln verschenkt.

Ein zauberhaftes Vorlesebuch, das glücklich macht .



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Veröffentlicht am 02.05.2021

Großartig - ein Lesehighlight 2021 !!

Das Atelier am Meer
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Die Frauen der Familie Hansen haben eine Gemeinsamkeit - Männer spielen ihn ihren Leben keine große Rolle. Und so weiß Simone auch nicht wirklich viel über ihre Großvater, außer, dass er sich aus dem Staub ...

Die Frauen der Familie Hansen haben eine Gemeinsamkeit - Männer spielen ihn ihren Leben keine große Rolle. Und so weiß Simone auch nicht wirklich viel über ihre Großvater, außer, dass er sich aus dem Staub gemacht hat, als ihre Großmutter schwanger gewesen ist. Ein echter Schuft eben. Der Zufall will es, dass Simone in einem alten Fotoalbum blättert und auf einer Aufnahme ihr das Konterfei von Harri Behnke entgegen lächelt. Was hat der gefeierte Künstler mit ihrer Familie zu tun ? Und warum schweigen sich alle darüber aus ? Simone will endlich Licht ins Dunkel bringen, reist mit ihrer Tochter an die Atlantikküste, wo Behnke wohnt, und hofft, dort endlich Antworten auf all die Fragen zu finden, die ihr unter den Nägeln brennen....

Wow, dieses Buch ist einfach nur magisch, faszinierend, beeindruckend und absolut großartig. Mir fehlen die Adjektive, um wirklich all das in Worte zu fassen, um diesem grandiosen Leseerlebnis gerecht zu werden.

"Das Atelier am Meer" lebt von einer ausdrucksstarken und plastischen Sprache, die die Schönheiten der Atlantikküste wie in einem farbenprächtigen Bildband abbildet und so für unglaubliche Panoramafotos sorgt. Immer wenn Simone die Fenstern und Türen ihres Ferienhauses öffnet oder bei Harri auf der Terrasse steht, weht mit einer leichten Brise vom Atlantik her der Chanson "La mer" von Charles Trenet herüber und begleitet den Leser als musikalische Untermalung durch die Handlung..

Es ist ist nicht leicht für Simone, Zugang zu dem alten Grantler zu finden, der verbittert und mürrisch in seinem Haus sitzt, mit sich und seinem Schicksal hadert und alles dafür tut, um sich unliebsame Besucher vom Hals zu halten. Aber nach und nach taut er auf und erzählt seine Geschichte. Dabei fühlt man den Schmerz und das Bedauern über eine Vergangenheit, die ihn geprägt und geformt hat. Seine Lebensgeschichte hat ihn hart werden lassen und doch besitzt er einen weichen Kern, der es ihm ermöglicht, all seine Emotionen in seine Kunst fließen zu lassen und sie so zu verarbeiten.

Simone muss lernen, mit der Wahrheit zurecht zu kommen und erkennt, dass in ihrer Familie nicht immer alles so gewesen ist, wie es auf den ersten Blick erscheint und diese Erkenntnis schmerzt. Aber auch sie wächst über sich hinaus und kann aus den gelüfteten Geheimnissen etwas Schönes formen.

Über allem liegt der Duft von Lavendel, Rosmarin, Thymian und Meersalz und macht diese Familiengeschichte über Schuld und Vergebung, den Weg zurück ins Leben und neuen Perspektiven zu einer unvergesslichen Reise, die Spuren hinterlässt.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Gekommen, um zu bleiben

Ein Sommer voller Salbeiduft
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Sören fragt sich gerade, was er mit einem uralten geerbten Haus auf Kreta anfangen soll, denn zusätzliche Arbeit und einen renovierungsbedürftigen Klotz am Bein kann er als erfolgreicher Hamburger Geschäftsmann ...

Sören fragt sich gerade, was er mit einem uralten geerbten Haus auf Kreta anfangen soll, denn zusätzliche Arbeit und einen renovierungsbedürftigen Klotz am Bein kann er als erfolgreicher Hamburger Geschäftsmann überhaupt nicht gebrauchen. Sein Entschluss, das Haus zu verkaufen steht dann auch schnell fest und er fliegt nach Kreta, um dort die notwendigen Schritte zu veranlassen, damit er schnell wieder seinen Geschäften nachgehen kann. Aber eine Autopanne zwingt ihn, sich eine Auszeit auf der griechischen Insel zu nehmen und dann ist da auch noch Alikie, die sich langsam, aber sicher in sein Herz schleicht...

"Ein Sommer voller Salbeiduft" ist Urlaub auf Kreta pur, denn Pia Casell lässt von Beginn an die perfekte Urlaubsstimmung inklusive Postkartenmotive aus ihren Seiten steigen. Sofort sind die farbenfrohen Bilder von blühenden Bouganvilleen, Oleander, strahlend weißer Häuser vor türkisfarbenem Meer und Sommersonne satt vor dem inneren Augen präsent und zaubern imposante Naturlandschaften, die zum Seele baumeln lassen einladen.

Die Schlüsselrolle ist einem männlichen Hauptdarsteller zugedacht, der mit viel Charme, einem Schuss Sturheit und einem ganz großen Herz seine Geschichte erzählt - Sören ist ein echtes Zuckerl, der nicht nur Aliki um den Finger wickelt, sondern auch die Leserinnen

Die berühmte griechische Gastfreundschaft wird Sören zuteil und er wird schnell in die Mitte der großen Familie von Aliki aufgenommen. Und genau so fühlt es sich auch für den Leser an - einladend wird am großen Tisch Platz gemacht, noch ein bisschen enger zusammngerückt, damit man in diese quirlige, laute und zu allerlei Unfug aufgelegte Familie als Freund aufgenommen und so ein Teil der Erzählung wird.

Überall duftet es nach Salbei und Meersalz, die Sommersonne wärmt nicht nur den Strand, sondern auch die Herzen und so manche Hürde schmilzt quasi in der Sonne weg, wenn Sören und Aliki das ein oder andere Missverständnis ausräumen müssen.

Die Schreibende weiß, was kleine Leserherzchen höher schlagen lässt und bietet von romantischen Szenen mit aufregt flatternden Schmetterlingen im Bauch bis hin zu heftigen Zankereien, über kleine und große Geheimnisse bis zum Happy End alles, was zu einer stimmungsvollen Sommerkomödie gehört. Sagen und Mythen, Sitten und Bräuche vervollständigen das Gesamtbild und runden es zu einem Wohlfühlroman ab.

Sörens Weg vom genervten Geschäftsmann, der mit allem unzufrieden ist hin zum Aussteiger, der sein Glück auf Kreta findet, ist nachvollziehbar und glaubwürdig geschildert. Das mediterrane Lebensgefühl, das köstliche Essen und das Gefühl, endlich angekommen zu sein werden von der Schreiben mit einem locker-flockigen Schreibstil an den Leser weitergeben und lassen Fernweh aufkommen.

Der kurze Abstecher nach Kreta lohnt sich auf jeden Fall und ist , gerade jetzt , wo wir leider noch nicht reisen dürfen, ein kleines Trostpflaster mit vielen kleinen Ausflügen und Extras

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