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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2025

Aber, aber, mein Freund ... Wer wird denn gleich alles persönlich nehmen?!

Nimms nicht persönlich
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Lute, harmoniefreudiger Manager eines Pharmakonzerns, bekommt die unerquickliche Aufgabe, sämtliche Mitarbeiter seiner Abteilung dazu zu bewegen, von sich aus zu kündigen. Durch eine skurrile Begebenheit ...

Lute, harmoniefreudiger Manager eines Pharmakonzerns, bekommt die unerquickliche Aufgabe, sämtliche Mitarbeiter seiner Abteilung dazu zu bewegen, von sich aus zu kündigen. Durch eine skurrile Begebenheit macht er die Bekanntschaft des selbständigen Personalvermittlers Lombard, der ihm dieses Problem großmütig abnehmen will. Doch Lombards unorthodoxe Vorgehensweise bereitet ihm zunehmend Magenschmerzen.

Der Einstieg in diesen Roman fiel mir nicht schwer, denn der Autor geleitet den Leser mit leichter Hand in die immer abstruser werdende Entwicklung. Der Mittelteil dann zieht sich mit scheinbar zusammenhanglosen Rückblenden endlos hin, und ich wartete vergebens auf die im Klappentext versprochene Spannung und den durch die Coverillustration suggerierten schwarzen Humor. Einige Male war ich kurz davor, das hübsch gestaltete, elegante kleine Buch zuzuklappen und wegzustellen. Zum Glück habe ich das nicht getan, denn im letzten Drittel folgt ein Kracher dem nächsten. Und das finale Kapitel offenbart den tieferen Sinn des Prologs.

Alles in allem hätte ich mich geärgert, wenn ich das Buch nicht zu Ende gelesen hätte. Einige Schlussszenen sind ziemlich makaber, sogar von brutaler Gewalt geprägt, aber der Autor vermittelt das Gefühl, dass diese Absurdität durchaus normal ist. Man darf halt nicht alles persönlich nehmen und sollte das Geschäftliche vom Privaten trennen. Alles klar, oder?!

Auch wenn ich die überschwänglichen Kritiken auf dem Cover und im Klappentext nicht teile, finde ich das Buch lesenswert.

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Veröffentlicht am 06.05.2025

Extrem gruseliger Psychothriller

Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende!
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Auf dem Schreibtisch der Lektorin Lilli landet ein Manuskript, das ihr Literaturagent als dringlich eingestuft hat. Sie beginnt zu lesen und stellt fest, dass dieser Text von einem Autor stammt, der sie ...

Auf dem Schreibtisch der Lektorin Lilli landet ein Manuskript, das ihr Literaturagent als dringlich eingestuft hat. Sie beginnt zu lesen und stellt fest, dass dieser Text von einem Autor stammt, der sie selbst auf Schritt und Tritt und sogar in ihren eigenen vier Wänden permanent beobachtet und unter massiven Druck setzt. Er droht, ihre beiden Kinder und ihren Ex-Mann zu töten, wenn sie nicht exakt seinen perfiden Anweisungen folgt. Lilli wendet sich an die Polizei. Kurz darauf bricht ihr Ex-Mann auf einer öffentlichen Veranstaltung zusammen und überlebt nur knapp. Er wurde vergiftet. Für Lilli beginnt ein gnadenloser Höllentrip.

Das ist einer der gruseligsten Thriller, die ich bisher gelesen habe. Man braucht starke Nerven, um diese Geschehnisse zusammen mit der Protagonistin durchzustehen. Einige Szenen sind einfach WOW! Darüber hinaus verlangt das Buch dem Leser einiges an Konzentration ab. Einige Male stolperte ich über ein Ereignis, bei dem ich mir dachte: Hoppla! Habe ich da vorher was überlesen? Um später zu merken: Nein, habe ich nicht. Der entsprechende Hintergrund wird dem Leser erst im Nachhinein präsentiert. Ein raffinierter Schachzug des Autors. Dann wieder überlas ich einen scheinbar sekundären Hinweis, der sich später als wesentlich erwies und musste zurückblättern, um die Zusammenhänge zu begreifen. Der Autor stiftet Verwirrung. Mit voller Absicht. Bis zum Ende des Buches gibt es eine ganze Reihe von Verdächtigen, die Verwirrung ist perfekt.
Leider finde ich bis auf zwei Ausnahmen alle Charaktere unsympathisch. Ab der zweiten Hälfte gleitet die Handlung immer mehr ins Surreale ab. Okay, Lilli steht durch den Psychoterror, dem sie da ausgesetzt ist, völlig neben sich und kann kaum noch klar denken, sie ist einzig darauf konzentriert, ihre Kinder und ihren Ex-Mann zu retten und scheut nicht davor zurück, dabei ihr eigenes Leben zu riskieren.

Das Finale enttäuscht mich. Zwar hatte ich den wahren Stalker durchaus kurz im Verdacht, aber sein Motiv kann ich nicht nachvollziehen.

Alles in allem ist der Hintergrund dieser Geschichte düster und hoffnungslos. Lediglich die Plänkeleien zwischen Lilli und ihrer Jugendliebe Kasper lockern ein wenig auf, aber auch letzteren kann ich nicht wirklich als sympathisch bezeichnen. Im Nachhinein wird mir klar, was mich an der Geschichte am meisten irritiert: Es ist der Mangel an Empathie zwischen den Figuren.
Und der Anfang hat eine andere Entwicklung vorgegaukelt, als das Ende bereithält. Dazu kommt, dass mir die Kapitel zu lang und unübersichtlich sind, das ermüdet beim Lesen. Der Schluss letztendlich wirkt abgehackt.

Trotz der genannten Schwachpunkte bietet dieser Thriller einen raffiniert eingefädelten Psychotrip, der den Leser aus seinem Alltagstrott herausreißt. So soll es sein.

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Veröffentlicht am 07.04.2025

Stimmungsvoller Küstenkrimi mit kleinen Schwächen

Ostseedämmerung
2

Mira Schneider, eine Studentin der Archäologie, verschwindet einfach von der Bildfläche, zusammen mit einer bronzenen Gewand-Fibel aus der Wikingerzeit. Anderthalb Jahre später wird das Artefakt zufällig ...

Mira Schneider, eine Studentin der Archäologie, verschwindet einfach von der Bildfläche, zusammen mit einer bronzenen Gewand-Fibel aus der Wikingerzeit. Anderthalb Jahre später wird das Artefakt zufällig in einem Teich, der zu einem Gutshof gehört, wiedergefunden. Pia Korittki und ihr Team rollen den Cold Case neu auf. Im Rahmen ihrer Ermittlungen stoßen sie bei Verwandten, Freunden und Bekannten auf widersprüchliche Aussagen zu der Verschwundenen. Der Fall erreicht einen dramatischen Höhepunkt, als Miras Leiche gefunden wird, verscharrt in einem nahegelegenen Waldstück.

Das Buch zieht mich vom ersten Kapitel an in seinen Bann. Wie in allen Krimis von Eva Almstädt tauchen eine ganze Reihe von Verdächtigen auf, die sich im Laufe der Handlung nicht ganz korrekt verhalten, aber stichhaltige Beweise gibt es gegen niemanden. Besonders dramatisch finde ich, dass die zehnjährige Trine, die in ihrem Leben noch nicht viel Glück hatte, scheinbar in das Fadenkreuz des Mörders gerät.

Die Auflösung am Ende enttäuscht mich dann allerdings. Ich kann zum Schluss hin auch keinen echten Spannungsaufbau mehr erkennen. Die Motivation des Mörders leuchtet zwar ein, aber ein packendes Finale sieht anders aus. Auch gibt es dramaturgisch im Verlauf der Handlung zwei peinliche Schwachstellen. Da wird erst seitenlang über einen Sachverhalt in aller Ausführlichkeit berichtet, aber die Auflösung des Rätsels kommt dann lapidar in jeweils einem einzigen Satz.

Insgesamt gefällt mir die Atmosphäre dieses Krimis sehr gut, ich mag Pia Korittki und ihre Familie und Kollegen, und der Anfang ist, wie oben erwähnt, mysteriös und spannend. Auch der Mittelteil ist folgerichtig aufgebaut, und der Schreibstil der Autorin überzeugt mich immer wieder. Aber das Ende von Ostseedämmerung passt für mich nicht.

Trotz der genannten Schwachstellen stellt sich bei mir wieder ein angenehmes Gefühl ein. Man fühlt sich wohl im Universum von Eva Almstädt. Ein bisschen heile Welt muss sein.

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Veröffentlicht am 24.03.2025

Trügerische Erinnerung

Der irische Fremde
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Was geschah wirklich in der Nacht, als Marys Eltern starben? Durch eine Zufallsbegegnung auf dem Flughafen in Oslo drängt sich ihr diese Frage wieder auf. Sie erkennt den Mann, der ihr dort über den Weg ...

Was geschah wirklich in der Nacht, als Marys Eltern starben? Durch eine Zufallsbegegnung auf dem Flughafen in Oslo drängt sich ihr diese Frage wieder auf. Sie erkennt den Mann, der ihr dort über den Weg läuft, er ist eine Schlüsselfigur in dem Drama ihrer Kindheit. Also reist Mary zum ersten Mal nach 25 Jahren wieder in ihre Heimat Irland, um auf eine Wand von Lügen zu stoßen, bis sie selbst in Lebensgefahr gerät.

Das Buch strotzt vor bildhaften Beschreibungen, die ich so noch nie gelesen habe. Normalerweise überfliege ich ausufernde Landschaftsschilderungen in einem Krimi oder Thriller, aber diese entspringen einem so ungewöhnlichen Blickwinkel, dass man darin versinken könnte.

Die wenigen auftauchenden Figuren sind klar voneinander zu unterscheiden, und die Szenen sind angenehm kurz. Der Autor kennt sich aus in der Materie, über die er schreibt. Dennoch sagt der größte Teil des Romans wenig über Land und Leute in Irland aus, im Grunde könnte er überall spielen, wo es ein Gewässer mit Lachsen gibt. Und der Buchtitel ist irreführend.

Der Anfang der Geschichte ist für meinen Geschmack zu melodramatisch und öde. Die Ich-Erzählerin Mary folgt in ihrem Denken und Handeln einem Stereotyp: Als traumatisierte Frau in den 30ern MUSS man qualmen, koksen und mit jedem, der sich anbietet, sofort in die Kiste hüpfen. Das macht sie mir nicht sympathisch.

Teilt man das Buch in vier Abschnitte ein, dann beschränkt sich die für einen Krimi wünschenswerte Spannung lediglich auf den zweiten und dritten Teil. Das Tempo nimmt hier spürbar zu, und Schnappatmung stellt sich ein. Man fragt sich: Was zum Teufel geht hier vor?
Das Finale dagegen enttäuscht mich mit einem zwar überraschenden, aber eher an den Haaren herbeigezogenen Twist. Es tauchen plötzlich Figuren auf, von denen in den drei Abschnitten vorher keine Rede war. Und die Protagonistin ist mir bis zum Schluss hin nicht sympathischer geworden. Damit fehlt für mich ein ganz entscheidender Faktor, dafür ziehe ich einen Punkt ab.

Ein Kriminalroman ist das nicht wirklich, es ging dabei weniger um die Aufklärung der Morde als vielmehr um das verquere Gefühlsleben der Protagonistin. Ansonsten ist der Roman, vor allem im Hinblick auf die sprachlichen Finessen, empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 05.03.2025

Action und Spannung präsentiert mit Herzenswärme

Die Brandung – Leichenfischer
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Bei Ausgrabungen im deutsch-dänischen Grenzgebiet stoßen die Mitarbeiter des archäologischen Museums unter Leitung von Fria Svensson auf eine Frauenleiche. Schon bald stellt sich heraus, dass diese auf ...

Bei Ausgrabungen im deutsch-dänischen Grenzgebiet stoßen die Mitarbeiter des archäologischen Museums unter Leitung von Fria Svensson auf eine Frauenleiche. Schon bald stellt sich heraus, dass diese auf die gleiche Weise ermordet wurde wie eine Monate zuvor entdeckte Tote im Raum Oldenburg. Der Mörder gestaltete beide Grabstätten nach Art der Wikinger. Bei der Suche nach der Identität der zweiten Toten kommen die Ermittler der Flensburger Kripo unter Führung des Hauptkommissars Ohlsen Ohlsen zu der traurigen Erkenntnis, dass zwei weitere junge Frauen aus der Region seit Tagen vermisst werden. Sind sie ebenfalls Opfer dieses Täters geworden? Leben sie womöglich noch? Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Die deutsche und die dänische Polizei suchen gemeinsam fieberhaft nach einem Anhaltspunkt, und Fria lässt es sich nicht nehmen, dabei kräftig mitzumischen. Aber es gibt nicht die geringste Spur.

Der unruhige Erzählstil von Karen Kliewe ist zunächst mal gewöhnungsbedürftig. Fünf Erzähler wechseln sich in atemberaubendem Tempo ab, man weiß als Leser über weite Strecken hinweg nicht, um wen es sich dabei eigentlich genau handelt. Die Szenen sind kurz gehalten, die Übergänge dazwischen manchmal etwas sprunghaft, sie fordern dem Leser einiges an Konzentration ab. Bei manchen der Dialogen fragte ich mich, ob es wirklich Menschen gibt, die so gewählt miteinander sprechen. Die Landschafts- und Personenbeschreibungen sind farbenprächtig, ohne aufdringlich zu wirken. Jede Szene erfüllt einen Zweck, so etwas wie Langeweile kommt nirgendwo auf.

Überhaupt steigert sich die Spannung von Kapitel zu Kapitel, Actionpassagen wechseln sich ab mit zutiefst herzerwärmenden Szenen. Der Leser wird, was den Täter betrifft, nach Strich und Faden in die Irre geführt. Und die beiden Protagonisten Fria und Ohlsen hatten schon von Anfang an meine Sympathien gewonnen. Erst ganz zum Schluss löst sich auf fast spielerische und völlig logische Weise der Knoten auf. Den Täter hatte ich als Leser ständig vor dem geistigen Auge und doch in keinster Weise als solchen in Betracht gezogen. Hatte ich zuvor noch die dumpfe Befürchtung, die Autorin könnte eine völlig unbekannte Person als Mörder aus dem Hut zaubern, so hinterlässt die letztendliche Lösung des Falls ein breites Grinsen auf meinem Gesicht. Das ist doch mal ein Krimi ganz nach meinem Geschmack.
Übrigens, die Bedeutung des Titels Leichenfischer erfährt der Leser erst auf den letzten Seiten.

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