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Veröffentlicht am 16.04.2018

Bob, der Streuner

Bob, der Streuner
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Bei dem Taschenbuch "Bob, der Streuner" handelt es sich um die ungewöhnliche Biografie eines roten Katers namens Bob und dessen bestem Freund, James Bowen.
James, der viele Jahre lang obdachlos war und ...

Bei dem Taschenbuch "Bob, der Streuner" handelt es sich um die ungewöhnliche Biografie eines roten Katers namens Bob und dessen bestem Freund, James Bowen.
James, der viele Jahre lang obdachlos war und auf den Straßen Londons zuhause war, schaffte in kleinen Schritten den Ausstieg aus seiner Heroinsucht. Das dazu erforderliche Durchhaltevermögen sowie den unbändigen Willen, endlich frei zu sein von den Drogen, die seinen Körper zerstören, verdankte er nicht zuletzt dem Streuner "Bob", der eines Tages vor der Tür seiner Sozialwohnung saß. Ein erbarmungswürdiger, ausgehungerter und verwahrloster Kater, der sich pfeilgerade einen Weg ins Herz des jungen Mannes bahnte. James Bowen schildert in diesem ergreifenden Sachbuch in lockerem und flüssigem Schreibstil seinen Lebensweg, begonnen von jenem Tag, an dem die rote Samtpfote in sein Leben trat. In kurzen Rückblenden erfährt man auch ein wenig aus der Vergangenheit, familiäre Hintergründe werden kurz skizziert, der Abstieg ins Drogenmilieu erläutert. Dieses Buch ist nicht nur eine Hommage an die außergewöhnliche Freundschaft zwischen Mensch und Kater, zwischen James und Bob, es schildert auch in eindrucksvollen Bildern den harten Kampf eines "Gefallenen", der von allen sozialen Schichten der Gesellschaft abgelehnt und "übersehen" wird. Man liest von erschütternden Einzelheiten hinsichtlich des Drogenentzugs mit all seinen furchtbaren Begleiterscheinungen und erfährt, was "Einsamkeit" mitten in einer belebten Großstadt bedeuten kann.

Das Blatt wendet sich jedoch für James Bowen, als Kater Bob Einzug in seine Wohnung hält und sogar darauf besteht, ihn bei seinen täglichen Auftritten als Straßenmusiker und später Zeitungsverkäufer in der Londoner Innenstadt zu begleiten. James wird dank des Katers auf seiner Schulter plötzlich "bemerkt". Die Menschen werden auf das ungewöhnliche Duo aufmerksam und anhand dieses Sachbuches lässt der Autor uns ein wenig an seinem Alltag teilhaben. Er erzählt von seinem Sieg über die Sucht, von der Kraft, die Bob ihm dabei gegeben hat, und von seinem neuen Leben, das er im Grunde einer "felinen Zufallsbekanntschaft auf der Schwelle seiner Wohnungstür" zu verdanken hat. Eine bezaubernde, aber auch nachdenklich stimmende Erzählung!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin
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Die Lektüre dieses Buches war ein Eintauchen in eine ganz besondere Welt. Im ersten Teil der Trilogie von Petra Durst-Benning wird die Geschichte der Schmied-Tochter Josefine erzählt, die der Leidenschaft ...

Die Lektüre dieses Buches war ein Eintauchen in eine ganz besondere Welt. Im ersten Teil der Trilogie von Petra Durst-Benning wird die Geschichte der Schmied-Tochter Josefine erzählt, die der Leidenschaft des Fahrradfahrens verfallen ist und alles dafür aufs Spiel setzt. In besagtem Roman wird auch das Entstehen der Freundschaft zwischen drei ungleichen Berliner Mädchen geschildert. Die praktisch veranlagte, forsche und waghalsige Tochter des Schmieds freundet sich mit der häuslichen und sanften Apothekerstochter Clara an, die nicht nur außergewöhnlich klug ist, sondern ihrem Vater auch bei seiner Arbeit als Apotheker geschickt zur Hand geht. Bei der dritten im Bunde handelt es sich um Isabelle, der einzigen Tochter des reichen Unternehmers Moritz Herrenhus, der eine ehemalige Primaballerina geheiratet hat und seine Tochter auf Händen trägt. Für sein ehrgeiziges Ziel, durch deren geschickte Verheiratung in höchsten Kreisen Macht und Einfluss zu erlangen, ist ihm kein Einsatz zu hoch, sind ihm keine Extravaganzen Isabelles zu ausgefallen oder gar kostspielig. Als seine Tochter ihn jedoch maßlos enttäuscht und mit dem berühmten Radrennfahrer Leon Feininger durchbrennt, sagt das Ehepaar Herrenhus sich von seiner Tochter los.

Und genau hier startet der zweite Teil dieser grandiosen Trilogie. Als Leser taucht man sofort wieder in die Geschichte ein und kann kaum erwarten, das neue Leben der „Prinzessin“ der Berliner Gesellschaft an der Seite ihres sportlichen Ehemannes mit zu verfolgen. Doch nach der abenteuerlichen Heirat ohne elterlichen Segen kommt sehr rasch die Ernüchterung. Der Landbesitz der Familie Feininger ist nicht, wie Isabelle es erwartet hat, und ihr neues Leben bei den wortkargen, verbitterten Schwiegereltern verwandelt die strahlende und begehrte Ballschönheit in ein Aschenputtel. Mitten in ihrer tiefsten Verzweiflung führt der Brief eines Notars eine plötzliche, völlig unerwartete Wende herbei: Jaques Feininger, Leons Onkel, hatte dem Neffen nach seinem Tod ein Weingut in der Champagne vererbt. Isabell ist Feuer und Flamme und die beiden machen sich unverzüglich auf den Weg nach Frankreich, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.

Was wie ein Märchen klingt, wird nur zu rasch von der Realität und den Widrigkeiten des Alltags eingeholt. Im Weingut liegt einiges im Argen, der Verwalter scheint nachlässig und dem Wein sehr zugetan zu sein, es mangelt an finanziellen Mitteln, um notwendige Investitionen zu tätigen und dringliche Reparaturen vorzunehmen. Zudem macht dem jungen Paar eine missgünstige Nachbarin das Leben schwer, die scheinbar vor nichts zurück schreckt und das Weingut um jeden Preis kaufen möchte. Als Leon schließlich auch noch an den Folgen eines Fahrradunfalls stirbt, scheint seine junge Ehefrau daran zu zerbrechen. Sie gibt sich auf, zieht sich in eine innere Welt zurück, wo sie niemand herauszuholen vermag. Wie Isabelle es dennoch schafft, an allen Steinen, die ihr in den Weg gelegt werden, zu wachsen und ihren Weg zu gehen, erzählt uns dieses wundervolle Buch…

Die Autorin führt im zweiten Teil weiter, was sie bereits im ersten begonnen hat. Mit flüssigem Schreibstil, liebenswerten, sehr interessanten und unglaublich lebendigen Charakteren verzaubert sie den Leser und nimmt ihn vollständig für die drei Protagonistinnen ein. Die Freundschaft zwischen den Mädchen bildet eine Basis, die jeder Widrigkeit zu trotzen scheint. Petra Durst-Benning entführt uns in die Champagne, malt mit ihren Worten eine wundervolle, von Weinbergen dominierte Landschaft, und erzählt eine Geschichte, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Sie berichtet von der harten Arbeit der Weinbauern, ihren Sorgen und Ängsten, ihrem Alltagsleben und liefert sehr viele Details über die Herstellung des Champagners. Die Autorin lässt dabei auch viele große Namen in ihren Roman einfließen und erläutert dazu Einzelheiten im Anhang. Sie berichtet aber auch von dem Zusammenhalt der Familien, von tiefer, unvergänglicher Freundschaft und von Liebe, die bis über den Tod hinausgeht. Der Leser wird in die harten Zeit der Trauer nach dem Tod des geliebten Menschen mit einbezogen, nach dem es sehr viel Zeit, Geduld und der Unterstützung wahrer Freunde bedarf, um wieder aufzustehen und weiter zu machen. Man erfährt aber auch von einer romantischen Liebe, die sich zart anbahnt und langsam, aber stetig entwickelt. Frau Durst-Benning hat mich mit dieser leidenschaftlichen Geschichte verzaubert, wobei die Leidenschaft sich ausnahmsweise nicht nur auf eine Liebesbeziehung beschränkt, sondern auch auf die Liebe der Menschen zu ihrem Land und ihren Visionen, die wahrzumachen ihnen tiefste Erfüllung gab.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Zwischen uns das Meer

Zwischen uns das Meer
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Das Leben der zweifachen Mutter und Helikopterpilotin Jolene Zarkades wird durch einen Einberufungsbefehl in den Irak auf den Kopf gestellt. Die 41jährige Frau, deren unerschütterliche Stärke sie über ...

Das Leben der zweifachen Mutter und Helikopterpilotin Jolene Zarkades wird durch einen Einberufungsbefehl in den Irak auf den Kopf gestellt. Die 41jährige Frau, deren unerschütterliche Stärke sie über ihre schwere Kindheit mit den alkoholabhängigen Eltern und deren frühen Unfalltod gerettet hatte, liebt ihre beiden Töchter Betsy und Lulu über alles. Sie spürt, wie wichtig es für die zwölfjährige Betsy ist, in der schwierigen Phase der beginnenden Pubertät Unterstützung seitens ihrer Mutter zu erhalten. Und die vierjährige Lulu hängt wie eine Klette an der geliebten Mutter und wünscht sich deren Beistand bei ihrer Einschulung. Jolenes jongliert in ihrem Alltag zwischen ihrem Teilzeitjob in der Guard und ihrer Aufgabe als Familienmanagerin, wobei sie stets auf die fürsorgliche Unterstützung ihrer Schwiegermutter Mila bauen kann. Ihre einzige Sorge gilt ihrem Ehemann Michael, der ihren Job und ihre Kollegen nicht mag und zudem den plötzlichen Tod seines Vaters und Kanzleipartners nicht verkraften konnte. Michael distanziert sich immer weiter von ihr und seinen Kindern. Der erfolgreiche und vielbeschäftigte Anwalt wirkt zunehmend müder und ausgelaugter, seine ausgeprägte Arbeitsmoral und sein großes Pflichtgefühl halten ihn immer öfter von seiner Familie fern. Als er schließlich an einem Abend bei einem Streitgespräch mit Jolene seiner Ehefrau ins Gesicht sagt, dass er sie nicht mehr liebe und an Scheidung denke, bringt er damit Jolenes Welt innerhalb von Sekunden zum Einsturz. Seine Reaktion auf den kurz darauf eintreffenden Einberufungsbefehl ist entsprechend… und die Situation angespannt und voller verletzender Worte. Michael schickt seine Frau mit jenen verletzenden Worten in den Krieg, die an besagtem Abend geäußert wurden. Jolene wartet im Irak vergeblich auf Briefe oder E-Mails ihres Ehemannes, und als sie schwer verwundet in einem Krankenhaus aufwacht, hat sie jeglichen Lebenswillen verloren.

Kristin Hannah liefert mit diesem Roman ein breites Spektrum an Themen und erzählt in gewohnt einnehmendem Schreibstil die Geschichte einer vom Krieg gezeichneten Person. Die Schilderungen der traumatischen Ereignisse sind dermaßen lebendig, dass man nicht umhin kann, seinen Tränen während der Lektüre freien Lauf zu lassen. Das Buch verschont nicht mit Fakten, erzählt von den körperlichen, wie auch den seelischen Verwundungen der Kriegsheimkehrer. Die Autorin geht aber noch viel weiter und berichtet auch von den Problemen der Familien jener Kriegsveteranen, die mit der so genannten „Kriegsneurose“ nicht umgehen können. Sie erzählt von den Stimmungsschwankungen, den Gewaltausbrüchen, der Wut und der Paranoia, die besonders bei plötzlich auftretenden Flashbacks sowie des Nachts in den Alpträumen zu Eskalationen führen. Und sie vermittelt dem Leser einen Eindruck vom Zusammenhalt, der unerschütterlichen Freundschaft und Kameradschaft einer Einheit an der Front. Ich hatte während dieser fünfhundert innerhalb eines Tages verschlungenen Seiten das Gefühl, dass Frau Hannah für dieses Buch gründlich recherchierte, dem Leser jedoch keineswegs nur trockene Fakten lieferte. Sie verpackte ihre Rechercheergebnisse in die berührende Geschichte der Familie Zarkades, deren Mitglieder alle Höhen und Tiefen auf ihre eigene Art und Weise zu bewältigen suchten. Die sensibel und einfühlsam gezeichneten Protagonisten Jolene, Michael, Betsy und Lulu wuchsen mir im Verlauf des Romans sehr ans Herz, obgleich ich anfangs nur allzu oft versucht war, Michaels Verhalten zu verdammen und zu beschließen, ihn nicht zu mögen. Seine Läuterung, die nicht zuletzt auch seiner wunderbaren Mutter Mila zu verdanken ist, machte es mir jedoch unmöglich, meine defensive Haltung bis zum Schluss beizubehalten. Ich habe mit Jolene mitgelitten, im Kriegseinsatz im Helikopter neben ihr gebangt, im Krankenhaus an ihrer Seite gehofft, und um ihre Liebe und ihre seelische Gesundheit gekämpft. Dieses zutiefst emotionale Buch hat mir eines der größten Lesehighlights dieses Jahres beschert – ich habe jede einzelne Seite davon regelrecht in mich aufgesogen. Für dieses einzigartige Buch kann ich einfach nur die höchste Bewertungszahl von fünf Sternen sowie eine uneingeschränkte Leseempfehlung vergeben.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Sehnsucht nach Mill River

Sehnsucht nach Mill River
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Mary McAllister lebt in einer weißen Marmorvilla in einem kleinen Ort in Vermont namens Mill River. Die alte Dame, die seit sechzig Jahren verwitwet ist, verlässt aufgrund ihrer Panikattacken und ihrer ...

Mary McAllister lebt in einer weißen Marmorvilla in einem kleinen Ort in Vermont namens Mill River. Die alte Dame, die seit sechzig Jahren verwitwet ist, verlässt aufgrund ihrer Panikattacken und ihrer enormen Angst vor Fremden niemals ihr Haus. Dennoch nimmt die intelligente, belesene und zurückhaltende Frau regen Anteil am Leben der Einwohner von Mill River. Father O’Brien, der ihr seit ihrer Heirat mit Patrick McAllister ein guter Freund war, hält sie über die kleinen Freuden, Sorgen und Nöte der Bevölkerung auf dem Laufenden. Und in Notsituationen erhalten Betroffene plötzlich anonyme Zuwendungen, die ihnen in ihrer momentanen Lage wie ein Geschenk des Himmels erscheinen. Nur, dass diese Geschenke irdischer Natur sind…

Als die weißhaarige Dame mit den sanften blauen Augen, von denen eines blind ist, erfährt, dass sie an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist und nur noch wenige Monate zu leben hat, plant sie die ihr noch zur Verfügung stehende Zeit sowie alle Schritte nach ihrem Ableben in allen Einzelheiten. Der Kontakt zur Außenwelt ist – wie auch in den vergangenen Jahrzehnten – Father O’Brien, der selber an einem kleinen, dunklen Geheimnis zu tragen hat.

Darcie Chan erzählt in diesem Roman die Geschichte einer Frau, die es geschafft hat, trotz ihrer von Gewalt und Kummer geprägten Vergangenheit und der daraus entstandenen Soziophobie nicht zu verzweifeln. In vielen Rückblenden erzählt die Autorin die Ereignisse der Monate vor Marys Tod und schiebt dazwischen stets Kapitel ein, die langsam die Kindheit, Jugend und das erste Ehejahr bis hin zum Tod ihres Ehemannes Patrick offenbaren. Die Lebensgeschichte dieser mutigen alten Dame wird wie eine Blüte entblättert und der Leser erfährt viele interessante Details, die sich nach und nach zu einem großen Ganzen verflechten. Dazwischen lernt man einige liebenswert gezeichnete Einwohner von Mill River kennen, deren Leben sich direkt vor der großen weißen Marmorvilla abspielt. Dreh- und Angelpunkt ist hierbei das Polizeipräsidium, wo unter der Leitung von Chief Joe Fitzgerald die Polizisten Ron Wykowski, Leroy Underwood und Kyle Hansen ihren Dienst tun. Daisy Delaine, aufgrund ihres zurückgebliebenen Geistes „Crazy Daisy“ genannt, ist eine liebenswürdige ältere Dame, die aus Kräutern gemischte harmlose Tränke verkauft und sich nach Familie, Freunde und Anschluss in der malerischen Kleinstadt sehnt. Auch die sympathische Lehrerin Claudia Simon verbirgt einen wunden Punkt in ihrer Vergangenheit, der ihr nach wie vor zu schaffen macht. All diese Protagonisten hat Frau Chan zu einer wundervollen Geschichte verwoben, die sie ihren Lesern in flüssigem Schreibstil und mit vielen liebenswürdigen Schrullen ihrer Charaktere darbietet. In den Kapiteln, die Mary McAllisters Vergangenheit betreffen, ragt als Fels in der Brandung Patrick McAllisters Großvater Conor heraus, der der verletzlichen und sanftmütigen Mary sehr zugetan war und ihr nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters ein guter Freund und „Großvater“ wurde. Er war es auch, der diese schüchterne Frau verstand, sie beschützte und ihre Zukunft finanziell absicherte.

Die Umsetzung dieser Geschichte, in die man sich aufgrund der lebendigen Figuren, der kontinuierlich steigenden Spannung betreffend das mysteriöse Geheimnis, und der Intensität der Gefühle vollkommen verlieren kann, ist der Autorin vortrefflich gelungen. Ganz besonders in den Vordergrund rücken dabei die Themen Freundschaft, Mitgefühl, Nächstenliebe und uneigennützige Hilfe zwischen den Bewohnern einer Kleinstadt, die trefflich beschrieben wurden. Die Lektüre dieses Romans hat mir einige Stunden allergrößtes Lesevergnügen beschert, die besonders gegen Ende des Buches enorm emotional ausfielen. Ein bezauberndes, wäre da nicht die tragische Vergangenheit Marys, beinahe schon märchenhaft zu bezeichnendes Abenteuer, das ich unbedingt weiter empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die andere Seite des Himmels

Die andere Seite des Himmels
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Die beiden Protagonisten dieses Buches, die fünfzehnjährige Liz und die zwölfjährige Jean („Bean“ genannt), ziehen mit ihrer chaotischen Mutter Charlotte von einem Ort zum anderen. Die Künstlerin und Songwriterin ...

Die beiden Protagonisten dieses Buches, die fünfzehnjährige Liz und die zwölfjährige Jean („Bean“ genannt), ziehen mit ihrer chaotischen Mutter Charlotte von einem Ort zum anderen. Die Künstlerin und Songwriterin Charlotte scheint psychisch labil zu sein und packt beim geringsten Problem ihre Sachen, um mit ihren Kindern weiter zu ziehen. Dabei kommt es nicht selten vor, dass die beiden Mädchen auf sich alleine gestellt sind. Sie werden rascher erwachsen, als gut für die beiden ist, sie grübeln viel und versuchen sogar noch, Charlotte zu decken, als sie die beiden fünf Wochen lang alleine zurück gelassen hat. Als jedoch Schule und Jugendamt aufmerksam werden, beschließen sie, zum Elternhaus ihrer Mutter nach Virginia zu fahren. Sie treten die lange Reise alleine an und landen bei ihrem Onkel Tinsley in Bayler, wo sie tief in die Vergangenheit von Charlotte eintauchen und ihre Wurzeln entdecken.

Jeannette Walls hat einen wunderschönen, in leisen Tönen gehaltenen, Roman über eine Familie geschrieben, der unverzüglich in seinen Bann zieht. Die Protagonisten dieses Buches werden eindrucksvoll beschrieben und wachsen dem Leser mit jeder Seite mehr ans Herz. Obgleich Charlotte umtriebig und verantwortungslos agiert, weckt die Autorin dennoch Verständnis für die einstig umjubelte und von allen Mädchen glühend beneidete „Prinzessin“ von Bayler. Auch die beiden Onkel von Bean, der schrullige Einsiedler Tinsley Holladay und der mürrische Clarence Wyatt mit seiner warmherzigen Familie wurden mir im Verlauf der Geschichte immer sympathischer. Jeannette Walls erzählt ihren Lesern eine Geschichte einer Familie mit Höhen und Tiefen, sie schildert auch den Zusammenhalt innerhalb der Familie und innerhalb des kleinen Ortes Bayler, sie berichtet aber auch vom Rassismus in Kalifornien im Jahre 1968, dem Vietnamkrieg und den Tücken des amerikanischen Rechtssystems. Diese fesselnde und wahrlich großartig geschriebene Geschichte hat mich vollends in ihren Bann gezogen und ich wurde nun neugierig auf diese Autorin, die mir mit ihrer kraftvollen Art zu erzählen ein paar wundervolle Lesestunden bescherte.