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Veröffentlicht am 13.06.2023

Der Bund der Frühlingstöchter

Das Pensionat am Holstentor: Frühlingstöchter
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Der Bund der Frühlingstöchter

„Wir, die Frühlingstöchter, schwören feierlich, dass wir einander beschützen werden. Wir werden uns beistehen wie Schwestern und einander niemals im Stich lassen, so wahr ...

Der Bund der Frühlingstöchter

„Wir, die Frühlingstöchter, schwören feierlich, dass wir einander beschützen werden. Wir werden uns beistehen wie Schwestern und einander niemals im Stich lassen, so wahr uns Gott helfe.“

Der Name „Frühlingstöchter“ symbolisiert gemäß Nora, Fanny, Agnes und Lotte die Jugend, den Neuanfang und die Lebenslust. Eine bunt zusammengewürfelte Gemeinschaft in einem exklusiven Pensionat für höhere Töchter der Gesellschaft manifestiert sich im hanseatischen Lübeck des Jahres 1899 zu einer Freundschaft, die weit über die Zeit im Pensionat hinaus bestehen soll. Die vier Mädchen absolvieren die Abschlussklasse und fühlen sich unbesiegbar. Die hübsche Lübecker Senatorentochter Charlotte Dabel entpuppt sich manchmal als überhebliches Biest, die theatralische Kaufmannstochter Agnes Kneseke leidet unter ihren vernarbten Wangen und die ruhige Franziska Grape verdankt als mittelloses Waisenmädchen den Schulbesuch einem Stipendium. Das Eintreffen der temperamentvollen Grafentochter Eleonore von Jagow stellt für die Leiterin des Pensionats nicht nur eine willkommene zusätzliche Einnahmenquelle, sondern vielmehr auch einen enormen Prestigegewinn dar. Doch für die freiheitsliebende Nora, die wilde Ausritte auf dem elterlichen Gut oder das Lenken einer Kutsche klassischen Beschäftigungen wie Handarbeiten, Klavierspielen oder höfliche Konversation in Teestunden vorzieht, stellt das Pensionat zunächst eine Strafe dar. Doch animiert durch die kluge und progressive Lehrerin Gesche Petersen freut sie sich bald schon darauf, ihren Horizont zu erweitern und sich Wissen anzueignen. Einzig die Tatsache, von ihrem Jugendfreund Karl getrennt zu sein, bereitet Nora großen Kummer…

Bereits mit dem ersten Band ihrer aus zwei Teilen bestehenden Buchreihe „Das Pensionat am Holstentor“ konnte Anna Perbandt mich voll und ganz überzeugen. Der überaus einnehmende Schreibstil, die gewählte Sprache sowie der mitreißende Plot haben es geschafft, mein Interesse an dieser Lektüre durchgehend aufrecht zu halten. Das Leben der vier Hauptfiguren im Pensionat, ihr Alltag und die Interaktion mit der Schulleiterin und den Lehrenden, aber auch die Sehnsüchte, Wünsche und Träume dieser vier jungen Mädchen waren überzeugend dargestellt. Die Autorin konzentrierte sich darüber hinaus auf die Grafenfamilie von Jagow und erlaubt dem Leser Einblicke in das Leben auf Gut Rosenhagen, dem geschwisterlichen Verhältnis zwischen Nora und ihrem Bruder Henry, einer chronisch kranken Mutter und dem permanent abwesenden Vater. Der junge Stallarbeiter Karl war stets Noras Spielgefährte und Vertrauter – aber allmählich wuchs diese innige Freundschaft zu einer großen gegenseitigen Anziehungskraft. Einer Liebe zwischen den beiden jungen Menschen stehen jedoch die gesellschaftlichen Konventionen im Weg.

„Warum können wir nicht lieben, wen wir wollen? Wird sich das jemals ändern? (Nora)
„Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe es sehr.“ (Gesche)


Der Autorin ist die Charakterzeichnung ihrer handelnden Figuren vortrefflich gelungen. Zwar konzentriert sie sich in erster Linie auf ihre Protagonisten, brachte darüber hinaus aber auch interessante und ebenso überzeugende Nebenfiguren in die Geschichte ein. Meine favorisierte Darstellerin war die hoch qualifizierte junge Lehrerin Gesche, die nach einem abenteuerlichen und aufregenden Leben an der Seite ihres Vaters eine Anstellung im Pensionat erhält. Ihre aufgeschlossene Art, ihr politisches Interesse, ihre mutige und unerschrockene Meinungsäußerung sowie ihr progressives Gedankengut stehen in starkem Kontrast zu den konservativen und teilweise sogar ignoranten Vorstellungen der anderen Lehrkräfte.

Die Geschichte dieser Freundschaft zwischen vier Zöglingen des Pensionats am Holstentor ist im Jahr 1899 in Lübeck angesiedelt. Die Autorin vermochte es auf vortreffliche Art und Weise, mir durch ihre Beschreibungen ein Bild des Umfelds, aber auch des Lebens in dieser Zeit vor Augen zu führen. Die „Frühlingstöchter“ zu lesen war für mich ein Eintauchen in frühere Zeiten und darüber hinaus ein sehr unterhaltsames Leseerlebnis, das ich in hohem Maße genossen habe. Ich freue mich bereits jetzt auf den Abschlussband dieser Reihe und brenne darauf zu erfahren, was das Schicksal für die Figuren dieses Buches noch alles bereithält.

Begeisterte fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.06.2023

Nächte mit leisen Worten in der Dunkelheit

Unsere Stimmen bei Nacht
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Nächte mit leisen Worten in der Dunkelheit

„Manchmal fand Lou das, was Menschen nicht erzählten, sehr viel interessanter, als das, was sie tatsächlich sagten.“

Lou-Ann Weber mietet das letzte freie ...

Nächte mit leisen Worten in der Dunkelheit

„Manchmal fand Lou das, was Menschen nicht erzählten, sehr viel interessanter, als das, was sie tatsächlich sagten.“

Lou-Ann Weber mietet das letzte freie Zimmer in der kleinen Villa des Ehepaares Gloria und Herbert Sobrowski in Berlin, wo bereits der alleinerziehende Professor Gregor Mader mit seiner Tochter Alissa und der Student Johann „Jay“ leben. Mit der offenen und selbstbewussten Lebenskünstlerin Lou ist die kleine Wohngemeinschaft schließlich komplett. Während der Hausbesitzer Herbert und der Chemieprofessor Gregor Abweichungen in ihrem gewohnten Alltag ablehnend gegenüberstehen, sind Jay und Lou regelrechte Freigeister: spontan, neugierig, voller Fragen und an ihren Mitbewohnern interessiert. Und obgleich die Lebenspläne, die Vorstellungen und die Alltagsroutine dieser völlig gegensätzlichen Menschen in keiner Weise übereinstimmen, entsteht aus dieser ungewöhnlichen Gemeinschaft dank der unkonventionellen Lou als Bindeglied schließlich eine richtige kleine Wahlfamilie. Gemeinsame Mahlzeiten fungieren als Basis für interessante Gespräche, entspanntes Chillen im Garten und tiefsinniger Gedankenaustausch in schlaflosen Nächten erzeugen eine zusätzliche emotionale Bindung zwischen den Hausbewohnern.

„An manche Menschen musste man sich sehr langsam herantasten, jede Person hatte einen eigenen Rhythmus, ihr eigenes Tempo, um ihre Lebensgeschichte zu teilen.“

Diese Neuerscheinung der mir bislang unbekannten Autorin Franziska Fischer hat meiner hohen Erwartungshaltung in jeder Hinsicht entsprochen. Sowohl der einzigartige und wunderschöne Schreibstil der Autorin, als auch die starken Emotionen und tiefgründigen Gedanken machten diesen Roman zu einer herzerwärmenden Lektüre. Es gibt Bücher, die mich als Leser tief berühren und unter die Haut gehen. „Unsere Stimmen bei Nacht“ ist eines davon – eine erlesene kleine Perle, die mich vollständig in den Sog ihrer Geschichte zog und mir durch die poetische Sprache, durch kostbare und wohlformulierte kluge Lebensweisheiten und Gedanken außergewöhnlichen Lesegenuss bescherte.

Die Handlung selbst wird weder von Spannung, noch aufregenden Höhepunkten beherrscht. Es handelt sich vielmehr um ein leises, unaufdringliches Buch, das seine Magie auf vielfältige Weise entwickelt. Und zwar durch kleine, aber wichtige Episoden im Alltag dieser sechs Protagonisten, die detailliert und liebevoll beschrieben werden und das Buch zu einem Leseerlebnis machten, das ich nicht mehr missen möchte. Franziska Fischer bedient sich hervorragend ausgearbeiteter Charaktere und schreibt von dem Bestreben eines jeden Einzelnen, seinen Weg zu finden, tiefsten Wünschen und Sehnsüchten Ausdruck zu verleihen und den Mitbewohnern nach und nach Einblick in seine ganz persönliche Lebensgeschichte zu gewähren.

„Sie waren eine merkwürdige Gruppe an Menschen, dachte Lou. Alle zusammen in dieses Haus geschüttet, und manchmal war es so, als gäbe es keine Außenwelt mehr, nur sie, sechs Personen, die einander genug sein mussten.“

Sowohl die hochwertige Aufmachung, als auch Optik und Haptik dieses Buches sind bemerkenswert. Eine in bunte Farben getauchte Abbildung mehrerer Äpfel auf dem tiefschwarzen Einband zieht den Blick des Betrachters unweigerlich auf sich. Der Buchtitel wurde in stark kontrastierendem Weiß gedruckt, der dunkle Hintergrund und die etwas dezentere Einbringung des Verlags- sowie des Autorennamens sowie ein rotes Lesebändchen vervollständigen das edle Erscheinungsbild.

Franziska Fischers Roman offenbart seinen Inhalt ganz behutsam und langsam. Es handelt sich um eine Erzählung, die den Leser dazu auffordert, sich vollständig ins Geschehen hinein zu begeben, die ihre Geheimnisse nur nach und nach Preis gibt und nicht mit einer Fülle von Informationen überquillt, sondern vielmehr mit leisen Andeutungen arbeitet. Das Unausgesprochene, das in vielen Familien im Raum steht, spielt hier die Hauptrolle. Die Antwort auf etliche Fragen findet sich zwischen den Zeilen, findet sich in den wechselnden Perspektiven und in den Erzählungen der einzelnen Figuren. „Unsere Stimmen bei Nacht“ ist ein sehr ruhiges, leises Buch, das dem Leser in eindringlichen Worten und mit zahlreichen, teilweise emotionalen Details, die Lebensgeschichten seiner Figuren erzählt. Mir hat die bedächtige Art, die Vergangenheit aufzurollen, überaus zugesagt und ich wurde auf diese Weise immer vertrauter mit Gloria, Herbert, Gregor, Alissa, Jay und Lou. Es werden nicht nur innere Konflikte, sondern auch tief zurück liegende Verletzungen innerhalb der Familie und des Freundeskreises aus der Vergangenheit zur Sprache gebracht, und keine der handelnden Personen bleibt davon unbeeinflusst.

„Manchmal ist jeder Schritt eine Geschichte, jedes Lachen eine Erzählung, jedes Wort ein Roman.“

Fazit: „Unsere Stimmen bei Nacht“ war mein erstes, aber mit Sicherheit nicht mein letztes Werk dieser Autorin. Die ruhige, unaufgeregte und behutsam erzählte Geschichte bietet dem Leser weder turbulente Höhepunkte, noch hohe Spannungsmomente, wartet dafür aber mit einem außergewöhnlichen Schreibstil, tiefen Emotionen und einer Vielzahl kluger Gedanken und Lebensweisheiten auf. Franziska Fischer beschreibt in poetischen Worten das gemächliche gegenseitige Kennenlernen und Annähern völlig konträrer Charaktere. Dieser beeindruckende Roman war für mich eine ganz besondere Lektüre. Es ist ein leises Buch, das lange nachwirkt, mit handelnden Figuren, die man nicht so rasch wieder vergisst, deren Geschichte die Gedanken des Lesers auch noch über das Zuschlagen der letzten Seite hinaus beschäftigen. Das Buch hat meinem persönlichen Lesegeschmack in jeder Hinsicht entsprochen und ich möchte dieses kleine Highlight ganz besonders Menschen, die ruhige und tiefgründige Bücher lieben, ans Herz legen.

Veröffentlicht am 04.06.2023

Ludovika Lichtenberg sucht den Superpraktikanten!

Love Always Hopes
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Ludovika Lichtenberg sucht den Superpraktikanten!

Juna Behnke erhält die Möglichkeit, ein Praktikum in dem zur Lichtenberg-Kette gehörenden Luxushotel Ludovika am Brombachsee zu absolvieren. Für die einundzwanzigjährige ...

Ludovika Lichtenberg sucht den Superpraktikanten!

Juna Behnke erhält die Möglichkeit, ein Praktikum in dem zur Lichtenberg-Kette gehörenden Luxushotel Ludovika am Brombachsee zu absolvieren. Für die einundzwanzigjährige Studentin ist es die Gelegenheit, ihrem Traum, Hotelmanagerin zu werden, ein kleines Stück näherzukommen. Juna hat jedoch nicht damit gerechnet, dass plötzlich ein zweiter Praktikant auf der Bildfläche erscheint, der als Sohn der Hotelbesitzer dem vorgegebenen Lebensplan seiner Eltern folgen soll. Ihre einflussreiche Vorgesetzte Ludovika Lichtenberg initiiert noch dazu einen Wettbewerb zwischen den beiden und Leopold wird auf diese Weise zu Junas größtem Konkurrenten. Der überhebliche und einschüchternd wirkende Erbe widmet Juna lediglich herablassende Blicke und spöttische Kommentare, er und behandelt sie unhöflich und arrogant. Er wirkt zudem sichtlich gelangweilt und bringt ganz klar und deutlich seine Aversion gegen eine Zukunft in der Hotelbranche zum Ausdruck. Für Juna und Leo beginnt eine aufreibende Zeit, in der sie sich Einblick in die Abläufe des Hotels verschaffen, zugleich aber auch darum kämpfen müssen, letztendlich als Gewinner dieses Wettkampfes hervorzugehen. Zwar haben die beiden sehr konträre Vorstellungen von ihrer Zukunft, im Falle eines Sieges wird ihnen jedoch die Möglichkeit geboten, ihren jeweiligen Träumen ein ganzes Stück näherzukommen. Was aber, wenn Gott ganz andere Pläne für Juna und Leo bereithält? Je besser die beiden sich im Zuge ihrer Zusammenarbeit kennenlernen, umso unmöglicher erscheint es ihnen, ihre gegenseitige Aversion noch länger aufrecht zu erhalten. Denn nach und nach werden unerwartete Gefühle mit ins Spiel gebracht…

Melissa C. Feurer liefert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Love always hopes“ einen interessanten Auftakt ihrer neuen Lichtenberg-Reihe. Die Autorin konzentriert sich vorrangig auf ihre beiden Protagonisten Juna und Leopold, den Nebenfiguren wird abgesehen von Junas Familie weniger Aufmerksamkeit zuteil, sie blieben für meinen Geschmack ein klein wenig zu blass. Ich hätte generell gerne mehr über die Kollegenschaft im Hotel und speziell über das Denken und die Motivationen bestimmter Figuren erfahren. Der alte Haustechniker und „gute Geist des Hotels“ namens Gabriel war mir auf Anhieb sympathisch. Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat war die Charakterzeichnung der einzelnen Mitglieder der Familie Behnke und die Beschreibung ihres Alltagslebens. Die Pfarrerin Susanne Behnke überraschte mich mit ihrer ungewöhnlichen Einstellung, ihren Vorlieben und ihrem fröhlich-bunten Äußeren. Ihre einfühlsame und liebevolle Art und die Passagen, in denen durch Susanne und Thomas Behnke christliche Werte und der Glaube in die Geschichte eingebracht wurde, haben mir ausgezeichnet gefallen. Junas jüngere Brüder Pepe und Rico fand ich absolut unterhaltsam und süß, und auch ihre Studienkollegin, Mitbewohnerin und beste Freundin Enni empfand ich als Sympathieträgerin. Leopold ist als eine der beiden Hauptfiguren dieses Buches gefordert. Einerseits muss er sich völlig unerwartet einem Konkurrenzkampf mit der zielstrebigen, energiegeladenen und optimistischen Juna stellen, andererseits trägt er schwer an seiner Last als Hotelerbe. Sein Herz und seine ganze Leidenschaft gehören der Musik, er fühlt sich durch das kontrollierende und bestimmende Verhalten seiner Eltern in die Enge getrieben und zutiefst unglücklich. Die Autorin versteht es gekonnt, dem Leser Leos inneren Kämpfe zu vermitteln, gibt aber auch großzügige Einblicke in Junas Gedanken- und Gefühlswelt sowie ihre Konflikte, die sie ausschließlich mit sich selbst auszutragen versucht.

Melissa C. Feurer besitzt einen einnehmenden und flüssigen Schreibstil, die saloppe Sprache scheint einer jugendlichen Zielgruppe angepasst. Der Glaube hat in der Familie Behnke einen sehr hohen Stellenwert inne – dieser Fokus auf christliche Werte hat mir wie bereits erwähnt ganz besonders gefallen. An einigen Passagen wird durch witzige Alltagsszenen bei den Behnkes Humor ins Buch eingebracht, lediglich die sporadische Verwendung von Kraftausdrücken im Buch vermochte mein Lesevergnügen ein klein wenig zu trüben. Die Neugier auf den Ausgang dieses Wettbewerbes und auf die Entwicklung der persönlichen Beziehung zwischen Juna und Leo animiert dazu, sich immer mehr in die Geschichte zu vertiefen. Für meinen Geschmack kam das Ende dann viel zu rasch und ich sehe dem zweiten Band dieser Buchreihe bereits jetzt mit großer Vorfreude entgegen.

FAZIT: Die aktuelle Neuerscheinung aus der Feder von Melissa C. Feurer hat meiner hohen Erwartungshaltung in jeder Hinsicht entsprochen! Ich empfand den Auftakt dieser neuen Buchreihe als sehr unterhaltsam, abwechslungsreich und interessant, die Autorin punktet mit hervorragend charakterisierten Hauptfiguren und liebenswerten Nebenfiguren. Der Glaube als wichtiger Bestandteil des Buches und die überzeugende Darstellung der Gefühls- und Gedankenwelt der beiden Protagonisten sorgten dafür, dass ich diese Lektüre nicht mehr aus der Hand legen mochte. Mit „Love always hopes“ hat die christliche Romanautorin Melissa C. Feurer sich erneut in mein Herz geschrieben und mir wie schon so oft großes Lesevergnügen bereitet. Begeisterte fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.05.2023

Die Sommer auf Tiree

Das Rosencottage
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„Du hast mir oft gesagt, dass du deinen Platz im Leben noch nicht gefunden hast. Vielleicht ist das Rosencottage deine Bestimmung und die Suche nach Livie ein Teil deines eigenen Weges. Finde Livie für ...

„Du hast mir oft gesagt, dass du deinen Platz im Leben noch nicht gefunden hast. Vielleicht ist das Rosencottage deine Bestimmung und die Suche nach Livie ein Teil deines eigenen Weges. Finde Livie für mich, Kirsty, finde meine alte Freundin, denn wir standen uns einmal sehr nahe. Deine Granny Fiona.“

Für die rastlose Kirsty Paterson aus Edinburgh zählen jene Sommer, die sie bei ihrer Großmutter Fiona im Rosencottage auf der Hebrideninsel Tiree verbringen durfte, zu den schönsten Erinnerungen ihres Lebens. Tiree ist Kirstys Herzensort, sie spürt bis heute eine innige Verbindung zu diesem kargen, unwirtlichen Stück Land mitten im Meer, das sie berührt und inspiriert. Daher geht mit der Trauer nach dem Ableben ihrer geliebten Granny auch Freude über Fionas Vermächtnis einher, die ihrer Enkeltochter das Rosencottage vererbte. In ihrem Nachlass ersucht sie Kirsty, Nachforschungen über den Verbleib ihrer Jugendfreundin Livie anzustellen. Fiona hatte sie aus den Augen verloren und niemals herausgefunden, was aus ihr geworden ist. Kirsty entspricht dem letzten Wunsch ihrer Großmutter nur allzu gerne, auch ein Ortswechsel sowie ein Neuanfang auf Tiree kommen der jungen Frau sehr gelegen.

„Sie hat mir dieses Haus hinterlasse, weil sie wusste, dass es das ist, was ich brauchte – einen Ort, an dem ich zu Hause bin, der mich trägt, mich frei atmen lässt (Kirsty)“

Womit Kirsty jedoch nicht gerechnet hat, ist eine unfreiwillige Wohngemeinschaft mit Fionas Untermieter Finlay Stewart, einem ungehobelten zynischen Schriftsteller, mit dessen mürrischer Art Kirsty sich für die Dauer seines Mietvertrages wohl oder übel arrangieren muss. Doch der raue und verschlossene Mittvierziger entpuppt sich als hilfreiche Unterstützung bei Kirstys Recherchen und gemeinsam begeben sie sich auf eine herausfordernde Spurensuche.

Constanze Wilken erzählt in ihrer aktuellen Neuerscheinung die atemberaubende Geschichte einer jungen Frau, die mit ihrer Familie ein eintöniges und hartes Leben auf einer kargen Insel führte. In zwei Erzählsträngen berichtet sie abwechselnd von der Vergangenheit, beginnend im Jahr 1934 und Livie McMillan als Protagonistin, sowie Kirsty Patersons angestrengte Versuche in der Gegenwart, dem letzten Wunsch ihrer Großmutter zu entsprechen und die Wahrheit nach so langer Zeit endlich ans Licht zu bringen.

Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren hat mir ausnehmend gut gefallen, die überzeugende Darstellung ihrer Emotionen und inneren Konflikte machten dieses Buch zu einem wahren Pageturner. Ich konnte mich kaum von der Geschichte dieser Menschen lösen, deren persönliche Entwicklung ich ein Stück weit miterleben durfte. Mit Livie McMillan hat die Autorin eine starke und mutige Hauptfigur geschaffen, die in einem bitterarmen, streng religiösen, aber auch äußerst gewalttätigen Umfeld aufgewachsen ist. Die Beschreibung des Alltagslebens der McMillans vermittelt ein detailliertes Bild einer typischen Crofter-Familie in dieser Zeit, verdeutlicht die große wirtschaftliche Not und den täglichen Kampf ums Überleben. Livie werden facettenreiche Nebenfiguren zur Seite gestellt – beginnend von ihren engsten Angehörigen, einem düsteren und einschüchternden Inselpfarrer, aber auch einer warmherzigen Crofter-Familie namens Graham, die nicht nur in der Gemeinde überaus beliebt ist, sondern sich auch Livie gegenüber liebevoll und fürsorglich verhält. Im Handlungsstrang der Gegenwart mit Kirsty und Finley als Protagonisten fungieren Kirstys Familie, ihre beste Freundin Mala sowie verschiedene Inselbewohner als beeindruckende Nebenfiguren. Mein ganz persönlicher Favorit dieses Buches bewegte sich auf vier Pfoten fort – es handelte sich um einen Australian Cattle Dog namens Otis. Als der alte Besitzer des freundlichen und loyalen Hundes stirbt, gibt Kirsty ihm ein liebevolles neues Zuhause. Otis wird zu Kirstys unerschütterlich treuen und aufmerksamen Begleiter, der nicht von ihrer Seite weicht.

Der einnehmende Schreibstil der Autorin und ihre bildhafte Beschreibung der Schauplätze, der Figuren sowie der Handlung haben mich begeistert. Durch die Ungewissheit über Livies Verbleib wurde zudem ein durchgehend hoher Spannungsfaktor ins Buch gebracht. Constanze Wilken versteht es gekonnt, dem Leser tiefe Einblicke ins Innerste ihrer Figuren zu vermitteln. Aufgrund der großen Emotionen, bewegender Momente und an mancher Stelle dramatischen Ereignisse verfolgte ich diese Spurensuche in höchster Anspannung und großem Lesegenuss.

Fazit: Meine aufgrund der Leseprobe und begeisterter Rezensionen an sich schon hohe Erwartungshaltung wurde durch diesen hervorragenden Roman aus der Feder von Constanze Wilken noch weit übertroffen. „Das Rosencottage“ war eine überwältigende Lektüre, die mir einerseits allergrößtes Lesevergnügen bereitete, mich andererseits aber auch unglaublich betroffen machte. Constanze Wilken ist es gelungen, mich mit ihrer Geschichte dermaßen zu fesseln, dass ich das Buch schlichtweg nicht mehr aus der Hand legen konnte. Ich fieberte, hoffte, bangte und litt mit den handelnden Figuren, genoss dabei die wilde Schönheit dieser beeindruckenden Hebrideninsel und tauchte ganz tief in diese Geschichte ein. „Das Rosencottage“ war mein erstes, aber keinesfalls letztes Buch dieser Autorin! Ich werde Constanze Wilken ab sofort im Auge behalten und hoffe auf weitere grandiose Leseerlebnisse wie dieses!

Fünf Bewertungssterne für diesen berührenden Roman und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.04.2023

Let’s roll! Auf in ein neues Rolling-Angels-Abenteuer!

Stella voll in Schwung
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Let’s roll! Auf in ein neues Rolling-Angels-Abenteuer!

„Ob wir da mithalten können? (Nelly“).
“Wir müssen nirgendwo mithalten. Wir sind eine Klasse für uns!“ (Stella)

Es ist Schulbeginn im Lise-Meitners-Gymnasium. ...

Let’s roll! Auf in ein neues Rolling-Angels-Abenteuer!

„Ob wir da mithalten können? (Nelly“).
“Wir müssen nirgendwo mithalten. Wir sind eine Klasse für uns!“ (Stella)


Es ist Schulbeginn im Lise-Meitners-Gymnasium. Die drei Freundinnen Stella, Lou und Nelly kamen ausgeruht von ihren Sommerferien zurück und freuen sich nun unbändig darauf, als „Rolling Angels“ wieder gemeinsam ihren geliebten Tanz mit den Rollschuhen auszuüben. Als sie erfahren, dass die Stadt ein City-Fashion-Wochenende mit großen Bühnen, einer Mega-Show und einem international erfolgreichen Rapper vor Ort geplant hat und dafür Models gesucht werden, melden sie sich sofort für das Casting an. Doch die Veranstalter scheinen an rollschuhfahrenden Models nicht interessiert zu sein. Also müssen die drei Elfjährigen sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen…

Im zweiten Band der Stella-Trilogie steht das große Mode-Event der Stadt im Mittelpunkt. Es soll unter anderem teure Designerkleidung vorgeführt werden, was im Grunde nicht so recht zum aktuellen Schulprojekt der sechsten Klasse passt. Angelika Hesse beschäftigt sich mit dem Thema Nachhaltigkeit durch das Upcycling und selber Gestalten. Ihre jugendlichen Protagonisten lernen, eine Veranstaltung zu organisieren und befassen sich dabei zwangsläufig auch mit Marketing und Sponsoring. Darüber hinaus vermittelt die Autorin ihrer Leserschaft, wie wichtig Zusammenhalt und Teamwork sind und dass es sich für etwas zu Kämpfen lohnt, an das man glaubt. Durch eine kleine Krisensituation einer Nebenfigur des Buches kommt auch der persönliche Einsatz für andere Menschen in Form von Hilfsbereitschaft und Unterstützung ins Spiel. Und nicht zuletzt wird den Jugendlichen vor Augen geführt, was der Verlust eines Arbeitsplatzes für eine alleinerziehende Mutter bedeutet und welche Auswirkungen eine solche Situation auf alle Beteiligten nicht nur in finanzieller, sondern auch in emotionaler Hinsicht hat.

Die handelnden Figuren sind bereits aus dem ersten Band „Stella rollt an“ wohlbekannt. Einzig Andrea Rossis Neffe Valerio erscheint als Neuzugang auf der Bildfläche, ihm wurde eine ganz besondere Rolle zugedacht. Neben den Rolling-Angels Stella, Lou und Nelly betreten auch die Skating Devils wieder den Schauplatz der Handlung. Eric, Mo und Ronni spielen leidenschaftlich gerne Hockey und sind mit den Rolling Angels befreundet. Ab einem bestimmten Zeitpunkt steht Nellys Mutter Anne im Fokus des Geschehens – sie wächst über sich hinaus, rettet mehr als einmal eine scheinbar verfahrene Situation und unterstützt ihre Tochter und deren Freunde, wo sie nur kann. Während Stellas Eltern diesmal nur am Rande erwähnt werden, erhält ihre kluge sechzehnjährige Schwester Jule einen besonderen Part in diesem neuen Abenteuer. Auch sie muss über ihren Schatten springen und Mut und Risikobereitschaft beweisen. Als Antagonistin fungiert wieder einmal die hochnäsige und affektierte Carla, die hinsichtlich der bevorstehenden Castings ein As im Ärmel hat.

Angelika Hesse besitzt einen sehr einnehmenden Schreibstil, die locker-leichte Sprache ist der jugendlichen Zielgruppe angepasst. Sie erzählt ihre Geschichte im Präsens aus Sicht der Ich-Erzählerin Stella Vogel. Der lesefreundliche Großdruck, ein angenehmer Zeilenabstand und die schönen Schwarz-Weiß-Illustrationen von Edda Skibbe runden den positiven Gesamteindruck ab. Auf der ersten und letzten Buchinnenseite befindet sich darüber hinaus jeweils eine farbenprächtige Abbildung der Rolling Angels sowie der Skating Devils. Die liebevoll gezeichneten Charaktere, charmante Nebenfiguren und eine interessante und abwechslungsreiche Handlung sorgen erneut für ungetrübtes Lesevergnügen.

FAZIT: Mit „Stella voll in Schwung“ präsentiert Angelika Hesse den zweiten Band der Stella-Trilogie, der mir hinsichtlich Thematik und Umsetzung ausnehmend gut gefallen hat. Es hat mir Freude bereitet, die sympathischen Figuren aus dem Vorgängerbuch wiederzutreffen und bei ihrem neuen Abenteuer zu begleiten. „Nach den Sternen greifen“ – das ist nicht nur ein Slogan, es wird von Stella und ihren Freunden im vorliegenden Roman auch praktiziert. Ich vergebe für dieses grandiose Jugendbuch begeisterte fünf Bewertungssterne! Es hat mir sogar noch besser gefallen als dessen Vorgänger und ich sehe dem dritten und letzten Band dieser Buchreihe mit großer Erwartungshaltung entgegen.