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Veröffentlicht am 20.01.2025

Erschütternde Tatsachen über Kinderheime

Die Schweigende
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Drei Töchter stehen mit ihrer Mutter am Grab und können es nicht fassen. Der wichtigste Mensch ihres Lebens ist tot. Wie soll es weitergehen? Wer hält künftig die Familie zusammen? Ihre kalte und kaum ...

Drei Töchter stehen mit ihrer Mutter am Grab und können es nicht fassen. Der wichtigste Mensch ihres Lebens ist tot. Wie soll es weitergehen? Wer hält künftig die Familie zusammen? Ihre kalte und kaum zu Emotionen fähige Mutter? Mit Sicherheit nicht. Es wäre nicht wichtig, wenn der Vater auf dem Sterbebett geschwiegen hätte. Dass er seiner Tochter Imke ein Versprechen abnahm, lässt nicht nur sie ratlos zurück. Wer ist Peter und war er wirklich der Bruder ihrer Mutter? Was hat dieses ominöse Kinderheim mit der Vergangenheit ihrer Mutter zu tun?

Das Buch wechselt zwischen der Gegenwart und einer Vergangenheit, die so schmerzlich ist, dass sie von der Mutter Karin zunächst völlig negiert wird. Sobald die Sprache auf einen Aufenthalt im Erziehungsheim kommt, blockt Karin und verweigert das Beantworten aller Fragen.

Ellen Sandberg macht in diesem Buch einen Missbrauch an Kinderseelen öffentlich, der leider „gerne“ in Vergessenheit gerät. Übergriffe von Bezugspersonen waren leider an der Tagesordnung. Ist es ein Wunder, dass ehemalige Heimkinder ihre Vergangenheit zwingend vergessen wollten? Dass sie für Familienmitglieder kalt und fast unnahbar waren? Nein, aber wie sollten Kinder wissen, was ihre Eltern erlebten, wenn diese über ihre Vergangenheit schwiegen?

Genau um dieses sensible Thema geht es in dem Buch. Die Sprecherin Vera Teltz lässt die Erlebnisse der Protagonisten lebendig werden und erst ihre gekonnte Lesung macht das Buch so lebendig.

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Veröffentlicht am 20.01.2025

Zunächst recht zäh, dann rasant mit vorhersehbarem Ende

Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du
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Die junge Journalistin Jess war eins beste Freundin von Heather. Leider änderte sich das und sie verloren sich aus den Augen. Bis, ja bis Jess las und hörte, dass Heather zwei Menschen erschoss. Sie kann ...

Die junge Journalistin Jess war eins beste Freundin von Heather. Leider änderte sich das und sie verloren sich aus den Augen. Bis, ja bis Jess las und hörte, dass Heather zwei Menschen erschoss. Sie kann es nicht glauben, kennt sowohl Jess als auch ihre Schwester und die Mutter seit Kindertagen. Was verschweigt Jess vor ihren Lieben? Warum macht sie das?

Es ist ein brutaler Doppelmord, der Jess an die Stätte ihrer Kindheit zurückführt. Hier wuchs sie auf und fand bei der Mutter von Jess so etwas wie Geborgenheit. Das fand sie zuhause nicht. Ihre Mutter war ständig unterwegs und kümmerte sich nicht um ihr Kind.

Stimmt es wirklich, dass Heather eine Mörderin ist? Jess forscht nach und je tiefer sie in die Materie eindringt, desto mehr Ungereimtheiten fallen ihr auf. Nichts ist klar und kein Puzzleteil passt ans andere.

Das Hörbuch wird von verschiedenen Frauen gelesen. Auf diese Weise kommen die unterschiedlichen Charaktere viel besser besser zum Ausdruck, als wenn es nur eine Stimme gäbe. Zunächst zieht sich die Geschichte und ja, zuweilen ist sie in meinen Augen recht zäh. Als sie dann endlich Fahrt aufnimmt werden die Zusammenhänge schnell klar. Die Spannung ist dahin.

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Veröffentlicht am 20.01.2025

Ein Buch, das man ohne große Konzentration hören kann

Filmriss
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Andrea hat Kopfschmerzen und fühlt sich krank. Liegt das etwa an gestern Abend? Dieser Feier, wo sie vielleicht eins oder zwei Getränke mehr zu sich nahm als sie gewohnt ist? Immerhin war sie ja als Gast ...

Andrea hat Kopfschmerzen und fühlt sich krank. Liegt das etwa an gestern Abend? Dieser Feier, wo sie vielleicht eins oder zwei Getränke mehr zu sich nahm als sie gewohnt ist? Immerhin war sie ja als Gast auf der Wiesn und das mit ihren Kollegen. Das spielt aber im Moment kaum eine Rolle. Sie muss arbeiten und zum Meeting ihres Chefs erscheinen. Egal wie.

Das Buch beginnt mit dem Auffinden einer Leiche und Andrea Mangfall ermittelt. Ihr Bruder erscheint bei ihr und wird selbst bald als Verdächtiger gehandelt. Die Ereignisse überschlagen sich und das Tempo ist mir dann doch zu flott. Aber gut. Gelesen wird das Hörbuch von Astrid Kohrs. Sie macht ihre Sache gut, aber ein wenig mehr Hingabe hätte ich mir dann doch gewünscht. Für das Hören im Auto oder beim Bügeln ist das Stück ideal. #NetGalleyDE

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Veröffentlicht am 20.01.2025

Eure Schuld wird nie vergehen, niemals

Kaltes Krematorium
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Nach 70 Jahren wiederentdeckt und jetzt erstmals in deutscher Sprache erschienen. Ich frage mich, warum erst jetzt? Nach so vielen Jahrzehnten? Wer hatte Angst vor der Veröffentlichung? Aber egal, jetzt ...

Nach 70 Jahren wiederentdeckt und jetzt erstmals in deutscher Sprache erschienen. Ich frage mich, warum erst jetzt? Nach so vielen Jahrzehnten? Wer hatte Angst vor der Veröffentlichung? Aber egal, jetzt kann jeder lesen, was der Autor damals niederschrieb. Welche unmenschlichen und grausamen Taten unsere Vorfahren zu verantworten hatten. Jozsef Debreczeni  wurde im Jahr 1944 deportiert. Es hieß, er würde in ein Lager gebracht, wo er Gartenarbeit verrichten könnte und gut versorgt würde. Alles Lüge, und sein Leidensweg dauerte ein Jahr. Nach Fürstenstein gelangte er ins „Kalte Krematorium“ nach Dörnhau. Was er zu berichten weiß, lässt jeden Menschen mit Empathie erstarren.

Es macht eine Unterschied, ob ich einen Roman, einen blutigen Thriller oder einen Tatsachenbericht über das Leben in den KZ´s der Hitlerära lese. „Kaltes Krematorium“ ist so grausam und erschütternd, weil es tatsächlich geschah. Das hier beschriebene Gemetzel wurde von Menschen an Menschen verübt. Das Ausbrechen von Goldzähnen, das Waten in Exkrementen, die Schikanen der Aufseher durch stundenlanges Stehen zum Appell. Im Regen, bei Eiseskälte. Nur mit sehr dünnen Hemdchen bekleidet, wenn überhaupt.

Schuften im Dreck und Abfall, ohne die Gelegenheit, sich Hände oder Gesicht zu waschen. Dabei war der Hunger täglicher „Gast“. Nein, ich schreibe nicht von Appetit. Es war H U N G E R durch Entzug von Essen, das den Namen Nahrung auch verdient hätte. Und ja, es waren Aufseher, die nach dem Krieg laut tönten: „Wir haben von nichts gewusst“. Dabei schickten etliche von ihnen die Menschen ins Gas. Rochen das verbrannte Fleisch und den Qualm, der aus den Kaminen kam. Und diese „Herrenmenschen“ litten keinen Hunger. Sie waren wohlgenährt und wussten sehr gut, wie sie den Krieg ohne Nachteile überleben konnten.

Immer wieder musste ich das Buch zur Seite legen. Es verfolgte mich bis in meine Träume. Aber es ist wichtig, dass wir niemals vergessen, was damals geschah. Leider gibt es immer mehr Menschen, die es leugnen. Haben sie kein Rückgrat? Oder warum nehmen sie die Täter in Schutz? Ich weiß es nicht und es ist mir egal. So lange ich lebe, werde ich Bücher dazu lesen und darauf aufmerksam machen.

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Veröffentlicht am 20.01.2025

Spannend und äußerst lesenswert

Wer aus dem Schatten tritt
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Ihre erste Begegnung mit Oberarzt Kleinschmidt lief nicht gut. Gar nicht gut. Renate hätte nicht gedacht, dass ihr so viele Vorurteile entgegengebracht werden. Und das nur, weil sie eine Frau und noch ...

Ihre erste Begegnung mit Oberarzt Kleinschmidt lief nicht gut. Gar nicht gut. Renate hätte nicht gedacht, dass ihr so viele Vorurteile entgegengebracht werden. Und das nur, weil sie eine Frau und noch jung ist? Oder steckt mehr dahinter?

Die Bücher der Autorin Melanie Metzenthin schätze ich sehr und freute mich, dass sie einen neuen Roman veröffentlichte. Hier geht es um Hamburg im Jahr 1958. Die Wunden des Krieges sind noch längst nicht verheilt. Sowohl in der Stadt aber auch in den Herzen und Seelen der Menschen gibt es tiefe Verletzungen, die das Leben der Betroffenen erschweren. Kaum nachvollziehbar ist zudem, dass etliche Nazigrößen für ihre Taten nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. Das gilt leider auch für Ärzte des Fachgebietes Psychiatrie.

Wieder einmal konnte Frau Metzenthin mich überzeugen. "Wer aus dem Schatten tritt" ist nicht nur gut zu lesen. Er ist zudem auch spannend und mit vielen Fakten versehen. Die Autorin kennt sich nicht nur in Hamburg, ihrer Heimatstadt, bestens aus. Als Ärztin der Fachrichtung Psychiatrie weiß sie, wie sie die Krankheitsbilder korrekt beschreiben und auch für Laien verständlich vermitteln kann. Ihre bildhafte Art zu schreiben hat mich auch bei diesem Buch in den Bann gezogen und ich gebe eine ausdrücklich Leseempfehlung. Dass ich mich auf eine Fortsetzung freuen darf, das freut mich ganz besonders.

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