Cover-Bild Hier draußen
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18,99
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 13.03.2025
  • ISBN: 9783423447188
Martina Behm

Hier draußen

Roman | »Ein tolles und kluges Debüt.« Angela Wittmann, Brigitte
Eine weiße Hirschkuh, eine dunkle Prophezeiung und ein Dorf, das kopfsteht
In Fehrdorf scheinen alle zu wissen, wo sie hingehören. Nur Ingo und Lara, die mit den Kindern von der Großstadt aufs holsteinische Dorf gezogen sind, haben Schwierigkeiten. Vor allem Ingo strapaziert die Pendelei zu seinem Start-Up nach Hamburg. Als er eines Abends eine weiße Hirschkuh anfährt, bringt das die gesamte Dorfgemeinschaft aus dem Gleichgewicht. Denn wer so eine tötet, heißt es, hat nur noch ein Jahr zu leben. Und plötzlich fragen sich auch der Dorfjäger, die Vorzeige-Landfrau und die Überbleibsel einer Öko-WG, ob sie das Landleben wirklich glücklich macht.
Warmherzig und lebensklug entwirft Martina Behm das Porträt eines Dorfes und erzählt von Menschen, die alle auf ihre Art das gute Leben suchen.
Raffiniert verbindet Martina Behm verschiedene Perspektiven zu einem beeindruckenden Panorama: für Leser*innen von Juli Zeh, Mariana Leky und Dörte Hansen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2025

Ich war sehr gerne hier draussen

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Meine Meinung


Ein Leben auf dem Land ist bestimmt weniger stressig, als in der Stadt. Seitdem ich im holsteinischen Dorf Fehrdorf war, hat sich meine Meinung ein wenig geändert. Das ist zum einen der ...

Meine Meinung


Ein Leben auf dem Land ist bestimmt weniger stressig, als in der Stadt. Seitdem ich im holsteinischen Dorf Fehrdorf war, hat sich meine Meinung ein wenig geändert. Das ist zum einen der nicht immer angenehmen Landluft geschuldet - zum anderen dem Kampf, den Bauern haben, um mit ihrer Arbeit über die Runden zu kommen.

Lara und Ingo sind sehr euphorisch von Hamburg aufs Land mit ihren beiden Kindern gezogen. Der renovierungsbedürftige Resthof hat sie nicht abgeschreckt; und eigentlich wollten sie gar nicht richtig wahrhaben, was ihnen der Makler darüber alles erzählte. Sie sind im Sommer eingezogen und erst im Winter haben sie festgestellt, dass der alte Kasten nie richtig warm wird. Die Arbeit im und ums Haus hat vor allem Lara unterschätzt.

Besonders stressig ist das Landleben für Ingo. Jeden Tag muss er zu seinem Start-Up nach Hamburg fahren. Als er einmal auf dem Heimweg eine weiße Hirschkuh anfährt, ändert sich sein Leben von Grund auf. Er informiert den zuständigen Förster Uwe und erlöst mit ihm zusammen das Tier von seinem Leiden. Uwe erzählt ihm, wer eine weiße Hirschkuh tötet, hat nur noch ein Jahr zu leben.

Tatsächlich passieren viele tragische Dinge. Der Förster Uwe hat ein trauriges Geheimnis, ein Bauer wäre beinahe an den Dämpfen seiner Gülle gestorben und seine Frau hat bemerkt, dass sie ihn keineswegs vermissen würde. Ingo hat mit einem Burnout zu kämpfen und verbringt seine Freizeit lieber mit Uwe im Wald auf dem Hochsitz, als mit seiner Familie. Lara hat sich das Landleben anders vorgestellt. Ihr Teilzeitjob als Designerin und die Arbeit auf dem Hof überfordern sie. Dazu noch die ehrenamtlichen Arbeiten, die in der Dorfgemeinde bei verschiedenen Festen anfallen. Einzig die beiden Kinder fühlen sich richtig wohl in Fehrdorf. Lara fühlt sich von Ingo alleingelassen.

Dass ich sämtlichen Träumen beim Platzen zuschauen musste, hat mich nicht daran gehindert, mich im Dorf wohl zu fühlen. Man lernt das wirkliche Landleben, mit all seinen Bauernhöfen richtig kennen. Ein Weichzeichner wird hier nicht benutzt, da es wirklich nichts zu beschönigen gibt. Die Schweine- und Hühnerzucht regt dazu an, mal wieder seinen Fleischkonsum zu überdenken. Auch Lara hat ihre romantischen Vorstellungen sehr schnell ad acta gelegt.

Bei all den tragischen Vorfällen fehlt jedoch eines nicht: Herzenswärme! Jutta und Armin sind auch Zugezogene, die erst mit mehreren Leuten in einer Kommune lebten. Übrig geblieben sind nur die beiden. Jutta zeigt in Kursen, wie man Hühner schlachtet. Armin sorgt für das leibliche Wohl und kümmert sich um den Bio-Garten. Sie haben stets ein offenes Ohr für die Probleme der Dorfbewohner und bieten Wohnraum an, wenn jemand mal Abstand vom Ehepartner braucht.

Fast alle Dorfbewohner haben das Herz am rechten Fleck. Nachbarschaftshilfe wird großgeschrieben und mit vollem Einsatz praktiziert. Der in sich gekehrte Förster Uwe hat mein Herz berührt, und ich habe am Ende ein paar Tränen vergossen.

Einen Dorfbewohner gibt es, den ich am liebsten geschüttelt hätte, weil er so herzlos mit seiner Frau umgegangen ist. In Rückblenden habe ich jedoch einiges über sein Familienleben erfahren, und konnte seine Verbitterung besser verstehen; aber nicht entschuldigen.

Der bildliche Schreibstil hat mir das Gefühl gegeben, selbst ein Teil der Dorfgemeinde zu sein. Die Figuren sind sehr gut gezeichnet und kommen authentisch rüber. Wir erfahren das Geschehen überwiegend aus der Sicht von Ingo und Lara. Sie mussten feststellen, dass Zugehörigkeit erarbeitet werden muss.

Fazit

Eine klare Empfehlung für dieses wunderschöne Buch, das mich sehr berührt und nachdenklich gestimmt hat. Ich habe die Geschichte nicht gelesen; ich habe sie gelebt.

Herzlichen Dank, Martina Behm.

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Veröffentlicht am 09.04.2025

Eines meiner neuen Lieblingsbücher...

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Martina Behm hat mit "Hier draußen" wie ich finde einen großartigen und wahnsinnig vielschichtigen Roman verfasst, der einen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Für mich ein neues Lieblingsbuch ...

Martina Behm hat mit "Hier draußen" wie ich finde einen großartigen und wahnsinnig vielschichtigen Roman verfasst, der einen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Für mich ein neues Lieblingsbuch und ziemlich wahrscheinlich auch eines der besten Bücher des Jahres! Martina Behm verfügt über einen unglaublich tief-, wie scharfsinnigen Schreibstil und erzählt derart leicht und raffiniert, dass es sich beim Lesen anfühlt, als würde jeder Satz und Abschnitt für sich eine ganz eigene facettenreiche Geschichte erzählen. Vordergründig geht es um einen gewissen Land-Aberglauben, um Familiengeschichte/n, Männer & Frauen (Ehepaare) und um das Zusamentreffen von Stadt- und Landmenschen. Doch darüber hinaus gibt die Erzählung noch viel mehr her. Die Figuren werden immer aus verschiedensten Perspektiven und aus ihren diversen Rollen heraus beleuchtet, reiben sich aneinander und auch gegenseitig auf. Hat man sich im Verlauf des Geschehens gerade einmal eine Meinung zu einem Sachverhalt oder einer Person gebildet, muss man es nach Abschluss des nächsten Kapitels womöglich schon wieder verwerfen oder hinterfragen. Die Charaktere haben unglaublich viel zu bieten und Martina Behm gelingt es, sozialkritische Themen als auch abstruse zwischenmenschliche Höhen und Tiefen, sowie einfach nur Menschen mit all ihren unterschiedlichsten (und oftmals aberwitzigen) Ansichten und Lebensweisheiten zu durchleuchten und zu demaskieren - ohne dabei zu sehr aufzutragen oder es schwermütig werden zu lassen. Die Figuren bleiben, wie ich finde, immer sympathisch und unglaublich authentisch. Auch die eigentliche Geschichte verspricht viel Spannung mit Witz und Tragik. Der Roman ist durchgängig gut zu lesen und man kann super in die Story eintauchen. Mich hat das Buch stilistisch und vom Erzählverlauf her ein wenig an Dörte Hansen's "Altes Land" und Isabel Bogdan's "Der Pfau" erinnert. Beide Romane zählen bis heute zu meinen Lieblingsbüchern. Insofern kann ich Martina Behm's Roman "Hier draußen" nur absolut weiterempfehlen, deshalb ganz klar 5 Sterne von mir!!!

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Veröffentlicht am 06.04.2025

Hier draußen

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Inhalt siehe Klappentext:
Die Autorin Martina Behm war mir bisher unbekannt, mir ist auf Social Media das Titelbild mit pinkfarbenen und gelben Schriftzügen sowie den beiden Rehen vor Wald und Wiese aufgefallen. ...

Inhalt siehe Klappentext:
Die Autorin Martina Behm war mir bisher unbekannt, mir ist auf Social Media das Titelbild mit pinkfarbenen und gelben Schriftzügen sowie den beiden Rehen vor Wald und Wiese aufgefallen. Das Buch hat 352 Seiten und liest sich sehr flüssig, ich habe parallel gelesen und dazu das Hörbuch gehört. Der Leser findet sich fernab von Großstand und Lärm „auf dem Land“ wieder, „hier draussen“ ist alles ein bißchen anders: Die Menschen, von den Städtern und Zugezogenen als „Bauern“ bezeichnet, sind einfach offener, freundlicher, herzlicher, insgesamt unaufgeregter und mehr mit sich selbst, als mit anderen beschäftigt. Man kennt sich, man schätzt sich, aber man hilft sich auch untereinander - und das, ohne groß fragen zu müssen. Wen Hilfe benötigt wird, ist die Dorfgemeinschaft da - sei es beim Feuerwehrfest, beim Vogelschießen der Kinder, Spenden von Kuchen und Salate sind bei allen Festivitäten im Dörpshus gern gesehen. Wer im Dorf aufgewachsen ist, hat es wohl einfacher, als die Zugezogenen, die sich erst einfinden müssen, lernen müssen, wie der Hase läuft. Der Traum der Städter vom Landleben ist, wenn man es genauer betrachtet, gar nicht so idyllisch, wie es beim einmaligen Besuch erscheint. Man muss sich damit anfreunden können, abgeschieden zu sein, dass so ein Resthof keine Stadtvilla ist, sondern viel Arbeit im Vorfeld macht, bevor man einigermaßen drin leben oder gar wohnen kann. Dazu weite Wege in die Stadt, wo man ja doch wieder hin muss wegen der Arbeit. Und das ein oder andere Tier am Straßenrand - kennt man ja in der Großstadt nicht. Was es mit der Sage der weißen Hirschkuh auf sich hat und ob man dem Ganzen Glauben schenken sollte, das kann man herausfinden, wenn man sich auf dieses Lesehighlight einlässt. Die „Dorfgeschichte“ mit all ihren verschiedenen Familien, Gruppierungen, Individuen, dazu viele Tiere, eine geniale Playlist, wenn ich an die ganzen Songtitel denke, hat mir großes Lesevergnügen bereitet. Unglaublich, was aus manchen Männern, egal, welchen Alters, wird, wenn die eigene Frau querschießt, nicht mehr nach der Pfeife des Hausherrn tanzt, endlich nach ihrer eigenen Meinung lebt und sich selbst verwirklich. Es könnte tatsächlich traumhaft idyllisch sein, wären da nicht diese Untertöne, die manch einer gerne überhört, damit der Schein gewahrt wird. Für mich ist „Hier draussen“ ein ganz besonderer Roman, auf dem Land ist es einfach anders, ich vergebe von meinem Dorf fürs Dorf im Norden 5 Sterne mit Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 31.03.2025

Idyllisches Dorfleben?

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Lara und Ingo sind von der Großstadt in ein holsteinisches Dorf gezogen. Der Traum vom idyllischen Landleben zerplatzt schnell. Als Ingo eines Abends eine weiße Hirschkuh anfährt, hat dies Auswirkungen ...

Lara und Ingo sind von der Großstadt in ein holsteinisches Dorf gezogen. Der Traum vom idyllischen Landleben zerplatzt schnell. Als Ingo eines Abends eine weiße Hirschkuh anfährt, hat dies Auswirkungen auf die Dorfgemeinschaft.

Martina Behm legt mit „Hier draussen“ ihr Debüt vor. Sie ist ausgebildete Journalistin, hat Volkswirtschaft studiert und ist als Strickdesignerin bekannt. Und: sie ist vor einigen Jahren mit ihrer Familie nach Schleswig-Holstein gezogen.

Mit trockenem Humor, kurzweilig und in einem klaren Sprachstil beschriebt Martina Behm die Situation im Dorf Fehrdorf nach dem Wildunfall. Auch wenn viele die Prophezeiung, dass der Verantwortliche innerhalb eines Jahres stirbt, als Aberglauben abtun, sind die Dorfbewohner verunsichert. Die Autorin beschreibt sehr gut das Leben einiger Familien in unterschiedlichen Konstellationen. Sie stellt die Sehnsüchte, Hoffnungen, Enttäuschungen und zerstörte Gewissheiten, aber auch die Probleme der Landwirtschaft dar. Deutlich wird, dass nicht nur der alleinstehende Uwe unter Einsamkeit leidet. Auch, wenn sich einige fragen, ob ihre Entscheidung nach Fehrdorf zu ziehen, richtig war, macht der Roman trotz des geplatzten Traum von Lara und Ingo Lust aufs Dorfleben.

Fazit: ein wunderbarer Debütroman

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Veröffentlicht am 26.03.2025

Vom Idyll, das es nicht gibt

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"Sich verabschieden von den Träumen vom Idyll, ankommen in einem echten Dorf, in dem die Dinge eben anders liefen als in den Köpfen von sechs Stadtmenschen, die hier etwas suchten, das es so eben doch ...

"Sich verabschieden von den Träumen vom Idyll, ankommen in einem echten Dorf, in dem die Dinge eben anders liefen als in den Köpfen von sechs Stadtmenschen, die hier etwas suchten, das es so eben doch nicht gab." (S. 196)

Ingo und Lara, ein Großstadtpaar, sind recht neu im beschaulichen Fehrdorf. Anschluss an die Landbevölkerung finden sie erst, als Ingo am Nachhauseweg eine weiße Hirschkuh überfährt und sie gemeinsam mit dem Jäger und Schweinebauer Uwe von ihrem Leid erlöst. Dieser Vorfall verspricht nichts Gutes, ist doch allseits bekannt, dass es nur noch ein Jahr dauert, bis einem der eigene Tod gegenübertritt, wenn man ein solch besonderes Tier tötet. Doch wie wahr ist diese Mähr?

Martina Behm hat mit "Hier draussen" einen großartig beobachtenden Roman geschrieben, der mit einer schwarzhumorigen Sprache aufwartet, Beziehungen sachte aufzudröseln weiß und dabei die Spannung immer aufrecht erhält. Wir erfahren hier viel darüber, weshalb es Städter aufs Land zieht und weshalb die Integration nur selten klappt. Wir werden aufgeklärt, wie Dörfler untereinander agieren und warum sie immer alles so machen wollen, wie es schon immer war. Aber vor allem lernen wir das Innenleben vieler Beziehungen kennen, die sich ändern, wenn Kinder ins Leben treten oder essentiell werden, wenn keine (mehr) da sind.

Es ist beeindruckend, wie Behm es schafft, Intimes nach außen zu holen; wie sie Bedürfnisse einzelner zart und sanft thematisiert; wie sie durch die unterschiedlichen Charaktere die Gemeinschaft beschreibt; wie sie Konflikte beobachtet, zuspitzt oder durch Schweigen eskalieren lässt; und vor allem: wie sie Patriachat und Kapitalismus bloß stellt, ohne dabei mit dem mahnenden Finger zu zeigen. Behms Sprache ist feinfühlig und schwarzhumorig und gleichzeitig entblößt sie Tragödien schonungslos. Ihre Beobachtungsgabe ist scharf, genauso ihr Gespür Landschaften in den Erzählungen Atem einzuhauchen. Das Erzählte, das stets verschiedenste Beziehungen in den Mittelpunkt stellt, ist frustrierend und hoffnungsvoll zugleich. "Hier draussen" erzählt nicht nur von der Beziehung zweier Menschen, sondern spannt den Bogen über das gesamte Dorf, legt somit den ganzen Mikrokosmos offen. Vorwiegend lesen wir in der Gegenwart, aber - genau wenn es perfekt passt - erfahren wir Hintergründe aus der Vergangenheit.

Mein Fazit: Martina Behms "Hier draussen" ist ein grandios gelungener Roman über die frustrierenden, aber auch hoffnungsvollen Beziehungen eines Dorfes untereinander. Es besticht durch eine treffsichere Beobachtungsgabe und ein liebevoll gewebtes Netz an Beziehungen in einem Dorf, das vor allem durch Veränderungen lebt. Das Buch ist ein absolutes Highlight und gehört jetzt schon zu meinen Lieblingsbüchern des Jahres 2025!

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