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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2025

Nicht nur das Ende ist grandios

Nur ein Sterbenswort
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Meike Masur zieht in die Landeshauptstadt Stuttgart. Hier möchte sie Fuß fassen und erfolgreich in ihrem Job werden. Als Hauptkommissarin. Stralsund erschien ihr mit den Jahren langweilig, eintönig. Endlich ...

Meike Masur zieht in die Landeshauptstadt Stuttgart. Hier möchte sie Fuß fassen und erfolgreich in ihrem Job werden. Als Hauptkommissarin. Stralsund erschien ihr mit den Jahren langweilig, eintönig. Endlich mal wieder einen echten Mord aufklären, das ist ihr Wunsch. Der wird ihr schneller erfüllt als ihr lieb ist. Eine junge Frau wird tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Es gibt etliche Verdächtige und zunächst fischen die Ermittler im Trüben.

Um ganz anzukommen, muss Meike noch Einiges lernen. Vor allen Dingen die Sprache. Aber ihr Vetter lebt zum Glück bereits länger hier und will ihr die grundlegenden Begriffe des Stuttgarter Dialekts beibringen. Auch bei der Befragung von Nachbarn und Arbeitskollegen der Toten begleitet er seine Cousine.

"Nur ein Sterbenswort" lebt von seiner bildhaften Sprache und den abwechslungsreichen Dialogen. Die Spannung ist konstant und es gibt etliche Wendungen, die nicht vorhersehbar sind. Aber nicht nur die Story gefiel mir gut. Auch die Sprecherin konnte mich überzeugen. Klare Leseempfehlung und fünf Sterne gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 30.08.2025

Spannend und zu keinem Augenblick langweilig

Death at Morning House
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Marlowe ist unsterblich verliebt. In ein Mädchen. Sie heißt Akilah. Gemeinsam wollen sie einen lauschigen Nachmittag verbringen. Marlowe lädt ihre Flamme ein. In ein Haus, das sie regelmäßig besucht. Die ...

Marlowe ist unsterblich verliebt. In ein Mädchen. Sie heißt Akilah. Gemeinsam wollen sie einen lauschigen Nachmittag verbringen. Marlowe lädt ihre Flamme ein. In ein Haus, das sie regelmäßig besucht. Die Besitzer sind nämlich verreist und verlassen sich voll und ganz auf Marlowe. Das Haus ist groß und sie möchte gegenüber Akilah ein wenig angeben. Aber nicht nur das. Sie kauft sogar extra eine Kerze mit Akilahs Lieblingsduft. Alles soll dem ersten Date eine besondere Note geben. Dass der Kauf dieser Kerze ein großer Fehler war und sie in größte Schwierigkeiten bringen würde, das erfuhr Marlowe leider erst zu spät.

Nach dem furchtbaren Geschehen trennen sich die Wege von Marlowe und ihrer Freundin. Marlowe nimmt einen Ferienjob an. Der sieht so aus, dass sie interessierte Touristen durch ein altes Haus führt. Hier lebte ein Arzt mit seiner Familie. Was damals hier geschah, ist gruselig und die Beklemmung hält sich bis heute. Bei allen, die von den Ereignissen der Vergangenheit wissen. Dass es aber auch in der Gegenwart mysteriöse Tötungsdelikte gibt, lässt nicht nur Marlowe verängstigen.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Neben den Ereignissen im Heute gibt es immer wieder Kapitel, die Geschehnisse in der Vergangenheit zum Thema haben. Die Autorin hat es perfekt verstanden, mich zu fesseln. Der Spannungsbogen ist dauerhaft gespannt und alle Episoden sind nachvollziehbar. Zu keinem Zeitpunkt empfand ich die Story als langweilig. Zumal sie auch auf die Gefahr der Verbreitung von Thesen über sogenanntes „lebensunwertes Leben“ eingeht. Mir gefiel der Roman sehr gut und ich empfehle ihn keineswegs nur Jugendlichen.

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Veröffentlicht am 26.08.2025

"Ich wollte doch nur leben"

Sonderbehandlung
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Wie kann man das Unbegreifliche verstehen? Warum gibt es immer mehr Menschen die meinen, dass wir doch nun endlich mal vergessen müssen? Die Vergangenheit ruhen lassen? Nein, das darf nie geschehen. Warum ...

Wie kann man das Unbegreifliche verstehen? Warum gibt es immer mehr Menschen die meinen, dass wir doch nun endlich mal vergessen müssen? Die Vergangenheit ruhen lassen? Nein, das darf nie geschehen. Warum nicht? Weil die Gefahr zu groß ist, dass sich diese Gräueltaten wiederholen. Aus dem Grund lese ich auch immer wieder Bücher über den Nationalsozialismus und rezensiere sie. Auch dieses von Filip Müller ist ein sehr wertvolles Buch. Er hat drei Jahre seines Lebens in einem Umfeld zugebracht, wie es teuflischer nicht sein konnte.

In dem Buch Sonderbehandlung schildert er, wie es ihm zwischen den vorm Vergasen stehenden Menschen erging. Er beschreibt, welche Freude viele der Aufseher an der Qual ihrer Häftlinge hatten. Nein, Menschen waren das in meinen Augen nicht mehr. Zu bestialisch marterten sie die Gefangenen. Ja, sie machten sich sogar einen Spaß daraus, Babys zu ermorden und
Mütter dabei zuschauen zu lassen.

Nach der ersten Auflage seines Buches wollte Herr Müller keiner weiteren Veröffentlichung zustimmen. Der Grund: Er und seine Familie wurden bedroht. Ja, sie bekamen sogar Morddrohungen. Unvorstellbar? Nein, für mich nicht. Der Geist der Täter lebt leider immer noch und ja, die Anhänger des Nationalsozialismus kennen kein Unrechtsbewusstsein. Noch schlimmer für mich, dass sie gefühlt immer mehr werden.

Wie gut, dass die Familie von Filip Müller einer Neuauflage zustimmte. Anlass war sein 100. Geburtstag. Dafür bin ich dankbar. Denn nur so können wir hautnah erfahren, was damals wirklich geschah. Leider wollten etliche Beteiligte gerne vertuschen, woran sie aktiv mitwirkten. Und leider gelang es vielen von ihnen auch. Einen „Persilschein“ bekamen viele und etliche flohen in ferne Länder. Herr Mengele war einer von ihnen. Warum wurde ihm dabei geholfen? Das verstehe wer will. Ich nicht.

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Veröffentlicht am 25.08.2025

Leider hat der Autor in vielen Dingen recht

FASCHOLAND
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"Fascholand" ist kein gewöhnliches Buch. Es legt den Finger in eine Wunde, die von vielen Menschen gar nicht als solche erkannt wird. Der Autor reist durch die Republik und spricht mit Menschen von denen ...

"Fascholand" ist kein gewöhnliches Buch. Es legt den Finger in eine Wunde, die von vielen Menschen gar nicht als solche erkannt wird. Der Autor reist durch die Republik und spricht mit Menschen von denen er sich mehr verspricht, als das Herunter leiern von Parolen. Zugleich berichtet er von alltäglichem Rassismus, dem er immer wieder ausgesetzt ist. Gerade weil er als Kind von Gastarbeitern noch immer als „Ausländer“ angesehen wird. Dabei waren es doch genau diese Menschen, die Deutschland nach diesem unsäglichen Krieg mit aufbauten und aus diesem Grund eingeladen wurden. Was wurde ihnen alles versprochen? Unglaublich, dass sie bis heute unter Ressentiments zu leiden haben.

Der Ich-Erzähler spricht häufig mit seiner Freundin Otto. Bei ihr kann er genau das sagen, was er empfindet. Er muss sich nicht verstellen und/oder befürchten, dass sein Gegenüber ihn nicht versteht oder gar verachtet. Aufgebaut ist das Buch wie eine Ermittlungsakte. Etliche Zeugen werden befragt und diese Befragungen genauestens protokolliert. Sehr direkt und ohne Umschweife. Das mag zuweilen erschreckend sein, aber es rüttelt auf. Und ja, er hat in so vielen Dingen recht.

Den Inhalt des Buches mochte ich und es gab für mich nichts zu bemängeln. Was mich störte, das war die „gendergerechte“ Sprache. Mich irritierte es sehr, wenn immer wieder dieses :innen Teil von Sätzen war. Aber das ist nur meine Meinung und hat nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun. Dieser ist sehr gut und Raschid Daniel Sidgi ist als Sprecher perfekt.

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Veröffentlicht am 23.08.2025

Welch ein berührendes Buch

Der Krabbenfischer
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Er weiß nicht, wer sein Vater ist und lebt mit seiner Mutter in einer kleinen Kate am Rand des Ortes Longferry in Irland. Den Unterhalt verdient er sich mit dem Krabbenfang. Nicht immer hat er dabei Glück ...

Er weiß nicht, wer sein Vater ist und lebt mit seiner Mutter in einer kleinen Kate am Rand des Ortes Longferry in Irland. Den Unterhalt verdient er sich mit dem Krabbenfang. Nicht immer hat er dabei Glück und oft ist Schmalhans Küchenmeister. Das Leben ist eintönig, bis ein Besuch alles ändert. Thomas Flett lernt, dass es viel mehr als seine Krabben und die Launen der Mutter gibt.

„Der Krabbenfischer“ aus dem "Dumont Buchverlag" beeindruckt durch eine niveauvolle Sprache. Bei dem Gast, von dem hier die Rede ist, handelt es sich um einen amerikanischen Regisseur. Sofort ist Thomas dieser weltgewandte Mann sympathisch und er träumt von einem Leben in Reichtum. Ohne Pferd und Karre, ohne Krabben und in einem schönen großen Haus.

Die Erzählung kommt ohne überzogene Spannung oder laute Dialoge aus. Es ist ein sanftes Buch mit einer Tiefe, die durch den Erzähler Raschid Daniel Sidgi so richtig zum Tragen kommt. Es überzeugte mich völlig und ich werde es mit Sicherheit noch einmal hören. Das ausdrucksstarke und dennoch leise Cover passt perfekt zur Aussage des Buches.

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