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Veröffentlicht am 02.06.2025

Ein ersehntes, aber holpriges Happy End

Dunbridge Academy - Anymore
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Die „Dunbridge Academy“-Reihe galt als beendet, aber viel Insistieren, viel Leidenschaft hat Sarah Sprinz überredet, noch einen vierten Band rund um Gideon und Grace nachzulegen. Ich muss gestehen, dass ...

Die „Dunbridge Academy“-Reihe galt als beendet, aber viel Insistieren, viel Leidenschaft hat Sarah Sprinz überredet, noch einen vierten Band rund um Gideon und Grace nachzulegen. Ich muss gestehen, dass die Reihe, die für viele der Durchbruch mit der Autorin war, durchaus meine Schwierigkeiten hatte, aber auch ich wollte jetzt natürlich wissen, wie es für diese beiden Charaktere weitergeht, vor allem, nachdem Grace im ersten Band eine so entscheidende Rolle hatte, die man ihr so keinesfalls gegönnt hat. Gibt es Gerechtigkeit für diese Figur?

Ich muss gestehen, dass „Anymore“ für mich ein fleißiges Abwechseln von richtig starken Stellen und verzweifeltem Haareraufen war. Fangen wir mit einem positiven Aspekt an. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich gerade am Anfang der Reihe oft dachte, dass man bei Sprinz nicht wirklich den Unterschied zwischen YA und NA bemerkt, weil ob nun High School oder College, die Rollen wirkten sehr ähnlich in ihrer emotionalen Reife und das wirkte manchmal etwas unnatürlich. Das kann ich für diesen vierten Band überhaupt nicht mehr kritisieren. Ich fand den Schreibstil an vielen Stellen sehr passend. Die Sprache war etwas einfacher gehalten, die Sätze wirkten oft wie Gedankenfetzen, ich fand es gut, auch wenn ich es eher seltener noch lese, aber es passte für mich ideal, gerade wenn man an die Jugendlichen von heute denkt. Aber man merkt es nicht nur am Schreibstil, sondern extrem an der emotionalen Reife und da muss ich dann wieder sagen, bin ich einfach zu alt? Ich war echt oft sehr verzweifelt, weil da einfach ein paar Schritte bei Grace und Gideon fehlten, vor allem bei ihm. Auf eine Art mochte ich ihn, auf eine andere hat er mich sehr genervt. Wie unbeholfen er sich teilweise ausgedrückt hat und wie viel er damit angerichtet hat, aber auch seine Gefühle, so extrem von Emotionen gesteuert, da hätte ich mir manchmal etwas mehr Hirn gewünscht.

Gideon ist Grace treu ergeben, das ist irgendwie süß, aber manchmal fand ich die Gedanken auch sehr besitzergreifend. Ich kann zwar nicht behaupten, dass er ihr dadurch die Selbstständigkeit abgesprochen hätte, aber dieser bewusste Unterschied zu Henry, dass er erkannt hat, was das Besondere an Grace ist, das war durchaus auch anstrengend. Zudem war es furchtbar, wie selten er einfach mal die Wahrheit gesprochen hat. Er ist mehr ein Mann der Gesten und da gab es viele süße Ideen und er hat schon deutlich auch immer gesehen und bemerkt, was mit Grace los ist. Aber durch seinen Mangel an Wortgewandtheit, durch seine Feigheit mit Ehrlichkeit, hat er auch immer wieder dazu beigetragen, dass es Grace nicht besser gehen konnte. Das hat das Buch natürlich aufgebauscht, es hat den Inhalt aber überdurchschnittlich depressiv gemacht. Dass wir am Anfang in einem tiefen Tal starten, das ist verständlich. Wir haben durch die anderen Bände schon mitbekommen können, wie es Grace gehen muss und das mit ihr vor allem ein Thema angesprochen werden wird. Aber es ist schon oft fast unerträglich, all diese Gedanken zu lesen, die sie hat. Sie passen zu ihr, aber sie tat mir auch extrem leid, ich wollte so viel besseres für sie.

„Anymore“ hat insgesamt einfach etwas Leichtigkeit zwischendurch gefehlt. Eine Liebesgeschichte lebt für mich auch von diesen Momenten, in denen sich das Pärchen unbesiegbar fühlt. Einfach loslässt. Und das fehlte hier. Es war so traurig und immer wenn ich dachte, yes, jetzt haben wir einen Moment für Grace, da hat Gideon wieder was echt Dummes getan bzw. gesagt. Dementsprechend folgte auf jede Minispitze schon wieder eine extreme Delle. Es war schon komisch, dass ich am Ende froh war, das Buch beendet zu haben, einfach um diese Stimmung abstreifen zu können, weil es belastet hat. Gleichzeitig will ich aber echt nicht verheimlichen, dass es einzelne Szene gab, die ich sehr gefeiert habe, die für mich die Reihe rund gemacht hat. Zudem mit dem Abschluss am Ende, einen konkreten Blick in die Zukunft aller zu haben, das war sehr nostalgisch. Es war tatsächlich nochmal ein Band, wonach ich dachte, das ist echt der bessere Abschluss. Was ich auch sehr feiere, das waren die Gespräche von Grace und Henry. Ich fand es so wichtig und es ist uns gegeben worden. Wir haben auch Gideon und Henry, was ich sehr gut fand. Da sind dann so einzelne Szenen, in denen man das Schreibtalent von Sprinz sehr gut erkennen kann.

Fazit: „Anymore“ aus der Dunbridge-Reihe war auf eine Art noch so wichtig, aber auf eine andere Art war es auch eine sehr anstrengende Lektüre. Im Gesamten war die ganze Atmosphäre sehr traurig und depressiv, es gab viel Augenrollen, weil dann Dinge passierten, die es noch länger hinauszögerten. Aber es gab auch Highlight-Stellen. Ich bin inhaltlich um vieles froh, aber stilistisch hätte ich es mir etwas anders gewünscht.

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Veröffentlicht am 28.05.2025

Sommerlektüre mit New York-Liebe

Summer in the City
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Alex Aster habe ich mit der „Lightlark“-Reihe kennengelernt, aber was soll ich sagen, beendet habe ich sie nicht. Aber nicht, weil es mir nicht gefallen hätte, es sollte wohl bislang einfach nicht sein. ...

Alex Aster habe ich mit der „Lightlark“-Reihe kennengelernt, aber was soll ich sagen, beendet habe ich sie nicht. Aber nicht, weil es mir nicht gefallen hätte, es sollte wohl bislang einfach nicht sein. Als ich ihren Namen dann aber in Verbindung mit „Summer in the City“ sah, da war ich sofort neugierig. Denn es ist einfach eine Summer Romance, eine ganz andere Welt als Fantasy. Wie sie mir da wohl gefällt?

Ich habe „Summer in the City“ als Hörbuch konsumiert und wurde dadurch mit der Stimme von Johanna Zehendner begleitet. Da wir nur die Perspektive von Elle hatten, hat das gut gepasst, weil ihre Stimme schnell zu der der Protagonistin wurde. Wir beginnen mit einem Prolog, der die erste Begegnung von Elle und Parker erzählt. Im Grunde war das für mich fast schon die schlechteste Szene des Buchs, weil ich etwas zu schnell und erzwungen fand. Gerade weil ständig beschrieben wurde, wie unwohl sich Elle in dieser Welt fühlt und da fand ich es eher unpassend, wie schnell dann da etwas passierte. Ich finde tatsächlich auch, dass die Geschichte funktioniert hätte, ohne dass es diesen Prolog gegeben hätte. Denn diese Konflikte wären sicherlich so oder so aufgekommen. Letztlich geht dann aber die eigentliche Handlung los und es wurde immer interessanter in diese Welt einzutauchen.

Es gab viele Elemente, die mir gut gefallen haben. Ich bin zwar nicht so ein Fan davon, wenn einer von beiden reich ist und dann alles möglich ist, aber der Kontext wurde doch durchgehend genutzt, auch für Konflikte, sodass ich gut damit leben konnte. Es gab auch einige sehr absurde Momente, aber die konnte man wie von Aster wohl beabsichtigt, gut mit einem Augenzwinkern akzeptieren. Zudem muss ich auch sagen, dass man bei Parker gut verfolgen konnte, wie sich sein eigenes Verständnis zu Geld wandelt. Aus einer Selbstverständlichkeit wird etwas, worüber er bewusst nachdenkt und was ihn auch andere Entscheidungen treffen lässt. Gut war auch, dass das ganze Buch auch eine Liebesgeschichte an New York war. Ich weiß zwar, dass die Stadt für mich selbst nichts wäre, aber sie ist in so vielen Serien, Filmen, Büchern von Bewandtnis, dass ich schon viele faszinierende Aspekte erzählt bekommen haben, die ich durch deren Augen gut als mitreißend wahrnehmen kann. Aster hat eine Sommerromanze erschaffen, bei der man deutlich merkt, wie die beiden Figuren die Stadt zusammen neu entdecken. Es sind auch viele ruhige Momente, gerade, wenn Elle für ihr Drehbuch an Orten wie Central Park etc. sich Gedanken macht. Aber auch die lange Tour, da sind schon viele Aspekte, wo die Stadt und ihre Reize toll eingebunden wurden.

Ein weiterer Pluspunkt: He falls first wurde als Trope ausgegeben. Normalerweise meckere ich gerne, wenn mir die Männerperspektive fehlt, aber hier fand ich es eigentlich passend. Eben gerade weil das Ganze inszeniert, um ihr näherzukommen. Auch wenn man es sich irgendwo denken kann, aber gerade weil wir das nicht durch seine Perspektiven bestätigt bekommen, so sind wir mit Elle alleine und rätseln ebenfalls, was ist jetzt genau wie? Das macht auch den Reiz aus, auch wenn irgendwann Parkers Taten immer mehr unterstreichen, wie hoffnungsvoll er ihr verfallen ist. Ich finde auch, obwohl wir seine Perspektive nicht haben, dass man ihn als Mensch gut zu greifen bekommt. Da New York mehr seine Welt als ihre ist, helfen da seine Freunde, seine Projekte, aber die beiden reden auch einfach sehr ehrlich miteinander, sodass wir auch durch Elles Augen viel über ihn lernen. Elle ist aber das Zentrum von allem. Manchmal ist so nah an einer Figur zu sein, auch der schmale Grat, ob man jemanden mag oder nicht. Es gibt ein großes Geheimnis über Elle, was wir irgendwann erfahren, was ich auch clever fand, aber es hat mich wie der Anfang rätseln lassen, ob in ihr nicht zwei sehr gegensätzliche Persönlichkeiten leben. Denn sie weiß sich schon zu behaupten, aber gleichzeitig wird auch immer die unbeholfene Seite betont. Es passt nicht immer, aber es war eher ein kleines Ärgernis, denn die Handlung treibt ständig voran, dass man gar nicht so viel hinterfragen kann.

Die Chemie zwischen Elle und Parker hat für mich auch gestimmt. Ich fand es jetzt nicht übermäßig sexy, wie das Marketing es uns ein wenig verkaufen will, aber das ist auch einfach sehr subjektiv. Ich mochte, dass die Geschichte mehr in tiefen Gefühlen und Gesprächen gründete und dass das Körperliche erst spät Raum eingenommen hat. Auf jeden Fall kann man danach sagen, dass Aster Liebesgeschichten, ob nun in Fantasy eingebettet, oder hier, gut erzählen kann.

Fazit: „Summer in the City“ ist echt eine perfekte Veröffentlichung für diese Jahreszeit. Denn es lässt tatsächlich in vielen Aspekten von den Freiheiten und Abenteuern des Sommers träumen, aber es hat dennoch viel Substanz, Tiefgang, spannende Konflikte. Es gab Streitpunkte, gerade der Anfang oder auch die Widersprüche von Elle als Charakter, aber es ließ sich sehr, sehr gut weghören.

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Veröffentlicht am 27.05.2025

Erinnert an Nora Roberts im besten Sinne

Indigo Ridge | Die Edens 1 |
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Auf die Bücherliste von Devney Perry zu blicken, das war doch sehr beeindruckend, weil sie schon unglaublich viel veröffentlicht hat. Mir sagte ihr Name gar nichts und auch die deutschen Cover von älteren ...

Auf die Bücherliste von Devney Perry zu blicken, das war doch sehr beeindruckend, weil sie schon unglaublich viel veröffentlicht hat. Mir sagte ihr Name gar nichts und auch die deutschen Cover von älteren Büchern haben bei mir nicht ausgelöst. Nun bei „Indigo Ridge“, dem Auftakt der Eden-Reihe gibt es die Werbung, dass es eine TikTok-Sensation sei und da gab es doch einige Autoren, die durch die Plattform in den letzten Jahren einen zweiten Frühling erfahren haben. Da von Perry dieses Jahr auch noch ein Fantasy-Buch erscheint, scheint das für sie definitiv auch zu gelten und ich bin gespannt, sie näher kennenzulernen.

Mich hat an „Indigo Ridge“ natürlich auch das Cover überzeugt, denn blau, die Berge, da hat man mich immer schnell am Haken. Überzeugend war weiterhin aber auch der Klappentext, denn gerade von Nora Roberts und auch Karen Rose habe ich so viele Bücher gelesen, die eine Liebesgeschichte mit Thrill-Elementen verbinden. Das habe ich schon länger nicht mehr gelesen und so war das für mich das Momentum, es mal auszuprobieren. Ich hatte das Hörbuch und wurde damit von den Stimmen von Dagmar Bittner und Friedemann Thiele begleitet. Während ich ihn schon kannte, war Bittner für mich neu. Ich hatte zufällig vorher bei einer Youtuberin gelesen, dass sie die Hörbuchsprecherin eher anstrengend findet, aber ich muss sagen, dass ich an ihrer Stimmfarbe überhaupt nichts auszusetzen hatte. Ich würde vielleicht nur sagen, dass Bittner und Thiele für mich beides Sprecher sind, die anderen Charakteren sehr ausgearbeitete Variationen ihrer Stimme zuweisen wollen und das ist manchmal anstrengend, weil es unnatürlicher klingt. Aber es hilft vielleicht auch beim Orientieren der Rollen, es ist also ein Für und Wider.

Kommen wir jetzt zum Inhalt. Ich habe mich im Setting sehr gut eingefunden. Das Kleinstadt-Gefühl war ein Bonus, dazu auch das Typische, wenn sich viele Menschen so gut kennen und deren Leben sich ständig überschneiden. Es gibt sehr enge Beziehungen, aber es gibt auch Feindschaften. Es gibt aber auch Vorurteile gegenüber Neulingen. Winn ist in der Stadt eigentlich nicht fremd, weil sie viel ihrer Kindheit und Jugend dort verbracht hat, aber letztlich ist sie trotzdem als Polizeichefin (als Frau!) dann doch ein absoluter Neuling, der mit dem Großvater als Bürgermeister mit möglicher Vetternwirtschaft umgehen muss. Ich mochte Winn direkt, denn man merkt, dass sie eine toughe Frau ist. Ich fand sogar das erste Aufeinandertreffen mit Griffin sehr passend, weil es für mich auch unterstrichen hat, welche unabhängige Frau sie ist, die sich einfach nimmt, worauf sie Lust hat. Es hat gut ins Bild gepasst. Auch wenn man die Herausforderungen im Job noch intensiver hätte einbauen können, aber es ist dennoch deutlich geworden, dass sie eine ausgeprägte Arbeitsethik und vor allem sehr gute Instinkte hat, wenn es um Fälle geht, die Schwerverbrechen einbeziehen.

Griffin umgekehrt war für mich nicht sofort Liebe auf den ersten Blick, weil ich bei ihm auch ein wenig finde, dass er sich zu sehr in diesen Kleinstadt-Vorurteilen verloren hat. Auch wenn da eine Anziehung war, der er sich wieder und wieder nicht entziehen konnte, aber er hat Winn doch immer wieder Widerstand geleistet und wusste alles besser. Das war manchmal etwas anstrengend. Umgekehrt fand ich es aber dann auch gut, dass er im Grunde als Erster erkannt hat, dass sie etwas haben, was man nicht als lockere Affäre wegdiskutieren kann. Zumal nach und nach auch weitere Charaktereigenschaften von ihm durchdringen. Seine Familienloyalität ist reizvoll, seine Fürsorge für seinen Onkel hat mich überzeugt, aber auch seine Natürlichkeit durch seinen Job. Er ist ein Typ von nebenan und je länger die Geschichte andauerte, desto mehr kam das durch. Ich fand es auch gut, dass die Konflikte zwischen Winn und Griffin irgendwann auf einem Niveau gehalten wurden, was akzeptabel war. Ich hätte der Autorin gerade am Anfang übertriebenes Drama zugetraut, aber nein, die Spannung am Ende war den Thrill-Elementen überlassen.

Ich würde zwar insgesamt sagen, dass die Liebesgeschichte deutlich dominanter ist, damit ist es keinesfalls Karen Rose-Niveau, aber der Vergleich zu Nora Roberts bleibt bestehen. Wir haben eine vermeintliche Serie an Selbstmorden, bei denen Winn sofort skeptisch ist. Es werden immer wieder Hinweise gestreut, die den Verdacht vertiefen. Es gibt ein paar falsche Fährten, es gibt auch offensichtlichere Verdächtige, aber letztlich war die letzte Enthüllung dann doch überraschend. Ich habe erst etwas gerätselt, wie ich das finden soll, aber letztlich war es schon clever. Es war auch ein echt guter Showdown. Beim Hörbuchhören habe ich fast schon angefeuert, schneller, schneller, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht. Das ist also insgesamt gut gelungen. Ich frage mich nur, wie sich das bei den weiteren Bänden entwickelt. Ein zweiter Band wird ordentlich geteasert, aber wird das Thrill-Element bleiben? Eine Kritik will ich noch loswerden. Denn es gab schon kleinere Aspekte, an denen ich eingehakt habe, weil ich sie etwas unlogisch fand. Es waren aber nur Kleinigkeiten. Da das Hörbuch nicht gekürzt wurde, liegt es also nicht daran. Aber man kann es schon gut verzeihen.

Fazit: „Indigo Ridge“ macht eindeutig Lust auf mehr. Es hat mich sehr an Nora Roberts im besten Sinne erinnert. Denn die sehr reife Liebesgeschichte, die starke Frauenfigur und der gut eingebundene Thrill-Anteil, das wusste zu überzeugen. Es ist für mich nicht die perfekte Lektüre, dafür gab es dann in der Summe Logikfehler oder charakterliche Hakler, aber die Autorin hat mich insgesamt überzeugt.

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Veröffentlicht am 26.05.2025

Einblick in Jugendstrafanstalt mit Spannungselementen

Break to You
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Neal Shusterman ist ohne Frage ein Begriff für jemanden, der sich in der Bücherwelt zuhause fühlt, aber ich habe dennoch noch nie etwas von ihm gelesen. Als ich dann aber das Cover von „Break to You“ gesehen ...

Neal Shusterman ist ohne Frage ein Begriff für jemanden, der sich in der Bücherwelt zuhause fühlt, aber ich habe dennoch noch nie etwas von ihm gelesen. Als ich dann aber das Cover von „Break to You“ gesehen habe, da wollte ich es unbedingt mal ausprobieren. Mit dem Klappentext im Kopf habe ich mir beispielsweise auch eine Geschichte wie „The Hate U Give“ erhofft. Und was ist es geworden?

Shusterman hat „Break to You“ gemeinsam mit Michelle Knowlden und Debra Young verfasst. Mit einer oberflächlichen Recherche habe ich leider nicht herausfinden können, wie genau die Zusammenarbeit funktioniert hat, ob die Perspektiven untereinander aufgeteilt wurden, dann vielleicht noch die Gedichte von Adriana, aber ich könnte es mir zumindest gut so vorstellen, dass jeder genau seine Stärken einbringen konnte. Von der Handlung her würde ich jetzt nicht sagen, dass es so gesellschaftlich relevant wie „The Hate U Give“ ist, aber es ist in jedem Fall ein intensiver Einblick in eine Jugendhaftanstalt, auf die verschiedenen Menschen, die dort einsitzen oder für die das Sozialsystem keinen Platz hat (ist das wirklich möglich, wie entsetzlich das wäre!) und auf die Menschen, die dort arbeiten. Ich fand es erst etwas schwierig hereinzufinden, weil Adriana mit ihrem Einzug ins Gefängnis doch einen gewissen Widerstand in sich hat, sie ist rebellisch, damit die ganze Situation nicht so nah an sie herankommt, damit war da emotional erstmal eine Mauer. Zudem sind ihre Gedichte sprachlich herausfordernd, was eigentlich ein Kompliment sind, weil sich echt eine sprachlich kreative Seele in ihr verbirgt. Dementsprechend ist es aber schwierig, erstmal alle Bedeutungen zu erfassen. Das wird später einfacher, auch weil man Adriana besser kennenlernt.

Die Perspektive von Jon stößt erst später dazu. Denn zuerst sind die beiden Perspektiven miteinigen Kapiteln streng voneinander geteilt, erst später wird das miteinander vermischt. So dauert es also erst etwas, bis wir Jon kennenlernen. Im Grunde lernen wir ihn zuerst durch seinen Eintrag in dem Notizbuch kennen. Danach schauen wir ihm aber selbst in den Kopf und ich muss sagen, dass ich ihn viel spannender als Adriana fand. Das ist schwer zu bergründen, aber manchmal ist es einfach Chemie. Jon hat schon ein viel längeres Leben im Gefängnis hinter sich und es war sehr spannend, durch seine Augen die Dynamiken der Jungs untereinander zu deuten. Dazu das Personal und seine verschiedenen Eigenschaften einzuschätzen. Teilweise hat sich das Personal ja auch für beide Geschlechter überschnitten und da war es interessant, wie Adriana und Jon sie jeweils wahrnehmen. Aber bei Jon hat man einfach gemerkt, wie lange er schon da ist, wie abgestumpft er auf der einen Seite ist, aber wie er auf der anderen Seite auch etwas bewahrt hat, um für ein mögliches Leben nach dem Gefängnis jederzeit bereit zu sein. Es hat mich mehr mitgerissen. Aber auch Adriana hat interessante Charaktere um sich, wie Monessa und Pip.

Insgesamt finde ich auch, dass „Break to you“ nicht nur durch Einblicke in zwei Jugendliche überzeugt, sondern auch einen sehr überzeugenden Spannungsfaktor erzeugt. Es gibt immer wieder was Neues zu entdecken. Spätestens mit der Hoffnung auf ein Treffen fiebert man dann richtig mit, ob es wohl klappen wird, wer sind Verbündete, wer sind Verräter? Wer hat welche Motive? Am Ende kam richtig ein Sog auf und ich wollte unbedingt wissen, wie es ausgeht. Auch wenn die Liebesgeschichte auf eine Art sehr übereilt erzählt ist, aber zu oberflächlich fand ich sie nicht. Denn man hat schnell gemerkt, auf welche Ebene es Adriana und Jon geschafft haben. Sie haben sich wirklich über einen ähnlichen Geist gefunden. Es gab zwar auch kreative Entscheidungen, an denen ich etwas eingehakt habe, aber ich kann sie respektieren, eben weil das Buch von gleich dreien stammt und ich mir vorstellen kann, dass dadurch erst recht vieles ein bisschen bricht, aber dadurch auch etwas aussagt. Aber das eigentliche Treffen war überraschend kurz und wortkarg. Dazu war das Ende auch sehr, sehr offen. Ich hatte noch viele Fragezeichen, fand aber gleichzeitig, dass es zur Geschichte passt. Denn es ist der Ausschnitt eines Lebens und da gibt es nicht immer alle Antworten.

Fazit: „Break to You“ brauchte vielleicht etwas Anlauf, aber hat sich dann immer mehr in mein Herz geschlichen. Es war charakterlich sehr interessant, es war aber auch ungeheuer spannend. Ich hätte mir vielleicht etwas mehr gesellschaftliche Einordnung angesichts der Thematik vorstellen können, aber es ist auf jeden Fall zu empfehlen, gerade auch für eine jugendliche Zielgruppe, aber es ist auch unterhaltsam darüber hinaus zu lesen.

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Veröffentlicht am 22.05.2025

Ein Flug und seine Folgen

Vorsehung
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Liane Moriarty. Es gibt kaum eine Autorin, von der in den letzten Jahren so viele Serienadaptionen auf den Markt gekommen sind. „Big Little Lies“ hat alles gestartet. Von „Nine Perfect Strangers“ startet ...

Liane Moriarty. Es gibt kaum eine Autorin, von der in den letzten Jahren so viele Serienadaptionen auf den Markt gekommen sind. „Big Little Lies“ hat alles gestartet. Von „Nine Perfect Strangers“ startet dieser Tage die zweite Staffel und dann gibt es auch noch „Apples Never Fall“, die ich selbst noch nicht gesehen habe. Auch wenn ich kein restloser Fan dieser Serien bin, aber es ist stets klar geworden, dass sich die australische Autorin viel mit Trauma und vor allem weiblicher Psychologie auseinandersetzt. Nun ist für deutsche Fans ganz frisch „Vorsehung“ erschienen und ich wollte einfach mal ergründen, wie mir ein Buch von ihr gefällt.

Der Klappentext hatte auf jeden Fall etwas, auf einem willkürlichen Flug bekommen alle Passagiere das Ende ihres Lebens prophezeit. Könnte auch ein wenig wie „Final Destination“ sein, eine Horrorreihe, die mich in meiner Jugend begleitet hat. Aber ich bin echt kein Horrorfan, von daher gut, dass Moriarty in diesem Genre nicht schreibt, sondern sich diese Ausgangslage für das zunutze macht, was sie auszeichnet. Psychologischen Tiefgang auf Basis der Frage, ob das Leben Schicksal oder Zufall ist, wie viel ist vorherbestimmt, wie viel bestimmen wir ganz alleine? Ich war vor dem Lesen ein bisschen am Rätseln, wie sich das Buch wohl gestaltet, denn würde es hauptsächlich im Flugzeug spielen und wenn nicht, was kommt danach?

Moriarty hat sich dafür entschieden, dass wir zunächst relativ stringent die Zeit im Flughafen haben, aber schon dort unterteilt sie das Erzählen für verschiedene beteiligte Menschen, darunter auch die im Klappentext angesprochene alte Lady, die wir irgendwann als Cherry kennenlernen. Sie ist die einzige Ich-Erzählerin, während die übrigen Perspektiven personale Erzählstimmen sind. An dieser Stelle ist sicherlich die Info hilfreich, dass ich „Vorsehung“ als Hörbuch hatte. Dadurch wurde ich durch das Geschehen von Heike Warmuth geleitet. Wie man sieht, nur eine Stimme. Gegen die Stimme selbst will ich auch gar nichts sagen, aber es hat das Hören tatsächlich etwas komplexer gemacht, weil ich, er und sie jeweils von einer Stimmfarbe begleitet wurde. Warmuth wurde für mich vor allem zu Cherry, weil durch das Ich da eine ganz andere Verbindung entstand. Beim Rest musste ich mich doch immer etwas sortieren. Auch wenn die jeweiligen Namen immer schnell genannt wurden, aber es war leider nicht so intuitiv wie bei anderen Hörbüchern mit vielen unterschiedlichen Perspektiven, die von verschiedenen Stimmen aufgefangen werden. Ich vermute an dieser Stelle mal stark, dass es beim Lesen ganz anders wirkt. Es wird sicherlich auch dort erstmal eine Herausforderung sein, alles auseinanderzuhalten, aber es wird bestimmt etwas zügiger gehen.

Grundsätzlich ist die Wahl verschiedener Perspektiven aber sehr clever. Wir haben Figuren, denen selbst ein relativ naher Tod prophezeit wurde, wir haben Figuren, bei denen nahe Menschen etwas Entsetzliches zu hören bekommen haben und wir haben eben Cherry, die das alles auslöst und mit der wir auf ihr bewegtes Leben blicken. Somit ist vom Umfang an Erzählmöglichkeiten viel da. Gleichzeitig ist es aber auch eine Erzählweise, die Risiken birgt. Cherry lernen wir wirklich ausgiebig kennen. Ich fand es zwar anfangs irritierend, als sie manche Geschehnisse mit gefühlten Einzeilern kommentierte (Auch weil nicht so richtig zu verstehen war, wie die Einschübe zu verstehen sind), aber später wird durchgängig ihr Leben erzählt und da konnte man viel draus mitnehmen. Ihr habe mich ihr echt sehr nahe gefühlt. Die übrigen Rollen mussten sich deutlich weniger Erzählzeit teilen und da war es dann einfach so, dass manche Figuren wie Ethan mir sehr fern blieben, andere wie Allegra und Paula waren leichter zu verstehen, aber es waren dennoch sehr knappe Einblicke in ihre Leben. Dennoch war es am Ende sicherlich geschickt, dass wir die Frage nach Bestimmung und Zufall sehr unterschiedlich beantwortet bekommen. Da auch „Vorsehung“ sicherlich adaptiert wird, musste ich gleich denken, dass gerade die Verwicklungen am Ende sicherlich genial rüberkommen. Wie sich alles langsam auflöst, kleine Überraschungen und all sowas. Inhaltlich habe ich für mich aber nicht so viel mitnehmen können. Moriarty bietet keine definitiven Antworten, was ich auch okay finde, aber dadurch bleibt es uns auch allen offen, was wir selbst mitnehmen und da habe ich nichts Neues über mich selbst gelernt.

Fazit: „Vorsehung“ als Hörbuch vs. Buch, da würde ich mich wohl nachträglich für Letzteres entscheiden. Ich bleibe dabei, Heike Warmuth war toll zum Lauschen, aber angesichts der Komplexität wären mehr Sprecher und Sprecherinnen sinnvoller gewesen. Inhaltlich war die Ausgangssituation spannend gestaltet. Auch das Ende fand ich geschickt und treffend. Dazwischen war es etwas wackliger, weil zu viele Perspektiven eher einen oberflächlichen Eindruck hinterlassen haben (bis auf Cherry). Ich habe Moriarty durch den Stil ihrer Serien auf jeden Fall wiedererkennen können, aber sowohl in bewegter Form als auch zwischen den Seiten stehend bleibt mein Eindruck zwiegespalten. Aber überdurchschnittlich kommt man dennoch auf die eigenen Kosten.

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