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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2021

Perfekt

Tote schweigen nie
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Zum Inhalt:
Cassie redet mit ihren Kunden, - das wäre nicht weiter verwunderlich, wenn es sich bei ihr nicht um eine Assistentin des Pathologen und bei ihren Gegenübern nicht um Leichen handeln würde. ...

Zum Inhalt:
Cassie redet mit ihren Kunden, - das wäre nicht weiter verwunderlich, wenn es sich bei ihr nicht um eine Assistentin des Pathologen und bei ihren Gegenübern nicht um Leichen handeln würde. Als sie die Frau auf dem Tisch liegen hat, die Cassies Leben eine Wendung zum Guten gegeben hat, bemerkt sie Unregelmäßigkeiten und wendet sich an die Polizei. Genauer an eine Polizistin, die ihr zwar nicht wohlgesonnen ist, jedoch die gleiche Beharrlichkeit an den Tag legt, die Cassie auszeichnet.

Mein Eindruck:
"Tote schweigen nie" legt einen fulminanten Start hin. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren geht A.K. Turner direkt in die Vollen und hält sich nicht lange mit einer behutsamen Einführung ihrer Charaktere auf. Ihre Hauptpersonen sind zwei starke Frauen, vom Leben gebeutelt, aber nicht kleinzukriegen. Die frühere Streunerin Cassie und die penible Polizistin Phyllida zeigen ihrer Umwelt zwar oft die Krallen - und das auch mit ihrer äußeren Erscheinung - doch ihre Menschlichkeit und Empathie haben sie sich bewahrt und gehen deshalb aufeinander zu. Und diese Differenziertheit wahrt Turner bei sämtlichen Figuren, - auch bei den scheinbar nebensächlichen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, sondern viele Grautöne und Turner spielt auf der Klaviatur der Farbenlehre.
Aber das Beste ist - wie es sich für einen Thriller gehört - dass auch der Fall sich nicht zu leicht erschließt, trotzdem wunderbar hergeleitet ist und mit einem doch überraschenden Finale aufwartet.
Ein Highlight in der Landschaft der kriminellen Unterhaltung.

Mein Fazit:
Very british, very cool

Veröffentlicht am 19.09.2021

Gegensätze ziehen sich an... irgendwann...

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Zum Inhalt:
Quinn ist beliebt, Matilda ein Mauerblümchen, welches ihn aus der Ferne anschwärmt, - und das, obwohl er sich ihr gegenüber hochnäsig verhält. Doch nach einem Unfall muss Quinn das Laufen lernen ...

Zum Inhalt:
Quinn ist beliebt, Matilda ein Mauerblümchen, welches ihn aus der Ferne anschwärmt, - und das, obwohl er sich ihr gegenüber hochnäsig verhält. Doch nach einem Unfall muss Quinn das Laufen lernen und Matilda schiebt den Rollstuhl. Denn beide haben ein fantastisches Geheimnis: Wesen aus einer Parallelwelt kommunizieren mit ihnen, da Quinn ein Auserwählter sein könnte, der laut Prophezeiung die Welt vor dem Untergang retten muss.

Mein Eindruck:
Dieses Buch ist der Beginn einer weiteren Trilogie von Kerstin Gier, - und das merkt man deutlich. Die Autorin nimmt sich sehr viel Zeit für die Einführung ihrer Charaktere, erklärt die Zwischenwelt und baut die beiden Protagonisten auf. Quinn und Matilda bringen den Leser/inne/n ihre Gefühle als Ich-Erzähler nahe und bieten damit eine gute Projektionsfläche. Die Liebesgeschichte zur Fantasy ist dabei das Salz in der Suppe für die Zielgruppe.
Der Stil von Gier ist leicht zu lesen und verführt zum Wachbleiben, denn sie schreibt spannend und mit viel Wärme und Humor. Doch in dem Moment, als die Geschichte richtig Fahrt aufnimmt, ist das Buch plötzlich zu Ende. Und auch wenn es einige Überraschungen und vor allen Dingen ein Wiedersehen mit bekannten Persönlichkeiten gibt, ist das ein jäher Schock. Jetzt bleibt nur die Hoffnung auf schnelle Erlösung in Form des zweiten Teils der Trilogie.

Mein Fazit:
Super geschrieben, doch mit bösem Cliffhanger

Veröffentlicht am 11.09.2021

Eine richtig gute Idee...

Eine ganz dumme Idee
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... war es, dieses Buch zu lesen!

Zum Inhalt:
Ein verhinderter Bankräuber wird zum verhinderten Geiselnehmer. Damit nicht die verhassten Kollegen aus der schwedischen Hauptstadt Ruhm und Ehre einheimsen, ...

... war es, dieses Buch zu lesen!

Zum Inhalt:
Ein verhinderter Bankräuber wird zum verhinderten Geiselnehmer. Damit nicht die verhassten Kollegen aus der schwedischen Hauptstadt Ruhm und Ehre einheimsen, versucht die örtliche Polizei den Fall zu lösen, bevor die Stockholmer sich aus dem Stau befreien können. Doch renitente Zeugen und die Personalknappheit zu Silvester machen ihnen das Leben schwer und ermöglichen dem Geiselnehmer die Flucht.

Mein Eindruck:
Nach dem großen Erfolg von „Ein Mann namens Ove“ hängt die Messlatte ziemlich hoch, wenn man ein Buch von Fredrik Backman in die Hand nimmt, - doch er schafft es, sie mit Bravour zu überqueren. Nicht nur, dass er einige Twists einbaut, welche absolut überraschend die Handlung in eine andere Richtung drehen; seine Dialoge besitzen Esprit, Wortwitz (ja, auch in der deutschen Übersetzung) und bringen damit die Ermittler zur Verzweiflung und die Leser zum Schmunzeln. Das Buch besteht jedoch nicht nur aus Dialogen, sondern befasst sich mit der Vorgeschichte der handelnden Charaktere und zeigt dabei große Tragik wie auch eine unbändige Hilfsbereitschaft, - teilweise in ein und derselben Person. Denn eins ist „Eine ganz dumme Idee“ auf gar keinen Fall: Trivial. Bei all dem zumeist schwarzen Humor erschließt sich eine Tiefe, derer man sich nicht entziehen kann und auch nicht will.
Und noch etwas gelingt dem Autor auf wunderbare Art und Weise: Die Thematiken der Generation Woke in seiner Geschichte unterzubringen, ohne zu belehren oder zu nerven, sondern einfach so, wie es sein sollte: Unaufgeregt in der Mitte der Gesellschaft, mit einem Augenzwinkern und ohne Selbstgerechtigkeitsbesoffenheit.


Mein Fazit:
Das schreit förmlich nach einer Verfilmung

Veröffentlicht am 06.09.2021

Kann Böses gut sein?

Mein Wille geschehe
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Zum Inhalt:
Der Pfarrer Bene ist unglücklich: Seine Predigten langweilen die Gemeinde, seine Ehefrau strebt nach Höherem und sein Vikar intrigiert hinter seinem Rücken. Und dann kommt ihm auch noch eines ...

Zum Inhalt:
Der Pfarrer Bene ist unglücklich: Seine Predigten langweilen die Gemeinde, seine Ehefrau strebt nach Höherem und sein Vikar intrigiert hinter seinem Rücken. Und dann kommt ihm auch noch eines seiner Schafe in die Quere und das so, dass Bene die Beherrschung verliert und es im Affekt erschlägt. Doch das Adrenalin in Benes Blut bewirkt fast ein Wunder: Seine Predigten bekommen Tiefe und er vermag plötzlich wirklich ein Hirte für die Gemeinde zu sein; wenigstens für Teile davon. Aber die Angst vor der Entdeckung bleibt und gibt es wirklich etwas Böses, aus dem Gutes erwächst oder ist das nur eine fromme Lüge?

Mein Eindruck:
Dieses Buch ist weniger ein Krimi als eine philosophische Geschichte mit ein paar Prüfungen, welcher Zweck die Mittel heiligt oder eben auch nicht. Was wirklich gefällt, sind die gelungenen Verweise auf Bibel und Ostergeschichte, was wirklich überhaupt nicht gefällt, ist die Werbung mit Fitzek, - ein Etikettenschwindel par excellence und der Verlag sollte sich so eine Idee beim nächsten Mal gründlich überlegen. Denn dieses Buch ist weder blutrünstig, noch zeigt es viel Humor. Ganz im Gegenteil ist es nachdenklich und in Teilen sogar richtig schwermütig. Es wird viel diskutiert und nachgedacht und wenn gehandelt wird, dann erinnert es an Slapstick. Doch die nachdenklichen Stellen sind gut ausgedacht und hier kommt wahrscheinlich dem Autor sein Beruf zur Hilfe. Insbesondere dann, wenn des einen Eule des anderen Nachtigall ist. Zum Ende bieten sich der Leserschaft noch einige Überraschungen, manche gelungen, andere weniger. Doch wenigstens ist der Schluss komplett und lässt keine Fragen offen.


Mein Fazit:
Falsch beworben, jedoch nicht schlecht geschrieben

Veröffentlicht am 05.09.2021

Am Ende die Kurve bekommen

Berlin Monster - Nachts sind alle Mörder grau
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Zum Inhalt:
Vor dreißig Jahren wurde Lucy geboren und ihre Eltern starben, doch das tödliche Experiment ihres Vaters schenkte unzähligen Kreaturen aus der Welt der Märchen, Sagen und (Alb-)Träumen das ...

Zum Inhalt:
Vor dreißig Jahren wurde Lucy geboren und ihre Eltern starben, doch das tödliche Experiment ihres Vaters schenkte unzähligen Kreaturen aus der Welt der Märchen, Sagen und (Alb-)Träumen das Leben. Diese Wesen – Stifs - leben jetzt hauptsächlich in der Zone Berlins, in der die Geschichte ihren Anfang nahm und sie haben es nicht leicht, denn die Menschen versagen ihnen Gleichberechtigung und Gleichstellung; zusätzlich scheint ein Monster unter ihnen zu wüten. Lucy wird in ihrer Eigenschaft als Privatdetektivin von einer Stif beauftragt, deren abgängige Freundin, eine Fee, zu finden und sieht sich und ihre Freunde bald höchsten Gefahren ausgesetzt.

Mein Eindruck:
Es hätte so schön sein können und im letzten Drittel des Buches packt „Berlin Monster“ seine Leser/innen an der Gurgel (fast wie das todbringende Monster) und weiß mit Einfallsreichtum und Rasanz zu überzeugen. Doch bis dahin ärgert man sich ein um das andere Mal über eine absolut egozentrische Hauptperson, welche zwar immer wieder betont, wie sehr sie an ihren Freunden hängt, um diese dann immer wieder zu vergessen, da die eigenen Belange wichtiger sind. Zusätzlich – aber das ist eine persönliche Sache – wird es langsam aber sicher unerträglich, dass die politische Korrektheit inzwischen sämtliche Genres infiltriert. Nach Klappentext und Leseprobe erwartet man einen (schwarz-)humorigen Culture Clash mit Krimihandlung, man bekommt jedoch den erhobenen Zeigefinger, der einem wieder einmal latenten Rassismus schon deshalb unterstellt, weil Mensch Mensch ist. Das kann man gut und wichtig finden oder eben enervierend. Mir reicht es inzwischen mit der Moral und ich möchte einfach nur unterhalten und nicht belehrt und erzogen werden.
Doch – wie schon erwähnt – im letzten Drittel – als das Buch schon relativ ungeliebt auf dem Couchtisch dahinvegetierte – dreht Kim Rabe plötzlich auf, packt den Zaunpfahl ein und die guten Ideen aus. Jetzt bekommen die Geschichte Fahrt und ihre Charaktere Grau-Töne und Tiefe statt des groben Holzschnitts. Das Ende ist absolut überraschend und gibt einen Ausblick auf eine mögliche Fortsetzung ohne die Leser/innen mit einem zu offenen Ausgang zu quälen.

Mein Fazit:
Zum Schluss hat man die Monster doch noch gern

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