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Veröffentlicht am 03.11.2021

Zeitreise

Das Geheimnis des Schneemanns
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Zeitreise

Zum Inhalt:
Nigel Strangeways ereilt der Hilferuf einer Dame: Sie fürchtet nach einem seltsamen Vorkommnis mit eine Katze Ungemach für ihre Familie und hofft auf Nigels sachkundige Hilfe als ...

Zeitreise

Zum Inhalt:
Nigel Strangeways ereilt der Hilferuf einer Dame: Sie fürchtet nach einem seltsamen Vorkommnis mit eine Katze Ungemach für ihre Familie und hofft auf Nigels sachkundige Hilfe als Detektiv. Doch Nigel scheitert, eine Leiche hängt im Schlafzimmer und derer Verdächtiger gibt es viele....

Mein Eindruck:
Heutige Maßstäbe darf man an dieses Schätzchen der Kriminalkunst des letzten Jahrhunderts nicht setzen. Beschaulich und mit Wertvorstellungen, die überholt sind, bietet es weder nervenzerreißende Spannung noch Cosy-Crime-Humor. Doch wer eine interessante Zeitreise unternehmen möchte, ist mit „Das Geheimnis des Schneemanns“ sehr gut bedient. Fast hört man das Feuer im Kamin knistern, wenn sich die Familie versammelt oder den Schnee knirschen, wenn die Kinder den Titelhelden bauen. Eine sehr bildhafte Sprache bringt die gute, alte Zeit zurück und der Kriminalfall ist die Kirsche auf der Torte dabei. Nicholas Blake zeigt mit seiner Geschichte in Ansätzen, was spätere Autoren perfektionierten: Charaktere mit Bruchstellen, das absolut Böse in Schwarz, jedoch auch einige Grautöne. Und auch wenn man manche Handlungsweisen aus heutiger Sicht nicht mehr in Gänze nachvollziehen kann, sind sie zu verstehen aus dem Korsett der Zeit.

Mein Fazit:
Auch früher war nicht alles „gut“

Veröffentlicht am 03.11.2021

Macht und Manipulation

Die Kampagne
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Zum Inhalt:
Die Trouble-Shooterin Maggie Costello hat die freie Auswahl aus zwei besonders interessanten Jobs: Einerseits lockt sie der Präsidentschaftskandidat in sein Team und auf der Gegenseite winkt ...

Zum Inhalt:
Die Trouble-Shooterin Maggie Costello hat die freie Auswahl aus zwei besonders interessanten Jobs: Einerseits lockt sie der Präsidentschaftskandidat in sein Team und auf der Gegenseite winkt Natasha Winthrop, eine erfolgreiche Anwältin. Diese hat einen Mann erschlagen, der sich in ihrem Büro auf sie gestürzt hat, um sie zu vergewaltigen. Maggie wählt die zweite Möglichkeit und sieht sich bald mit einer Gemengelage aus MeToo, dubiosen Dating-Portalen und der Schwerfälligkeit der Justiz, sich adäquat mit Fällen von Vergewaltigung auseinanderzusetzen konfrontiert. Und mit einer geheimnisvollen Natasha, die mehr verbirgt, als es den Anschein hat und dadurch Maggie in Gefahr bringt.

Mein Eindruck:
Sam Bourne hat wieder einmal ein Garn gesponnen, in dem sich seine Leser gerne verfangen. Dabei nutzt er seine Erfahrungen mit den politischen Schlichen weidlich aus, um für seine Charaktere einen nicht nur glaubwürdigen, sondern auch noch höchst brisanten Hintergrund zu kreieren. Denn was an Manipulation durch social media und künstliche Intelligenz möglich ist, durchsetzt das öffentliche und private Leben schon längst wie ein Krake. Doch diese erschreckende Entwicklung ist nur das Hintergrundrauschen für eine Geschichte, die sich um die Hilflosigkeit dreht, die in Fällen von Vergewaltigung zum Tragen kommt: Aussage gegen Aussage, fragwürdige Einlassungen, Macht und Angst, - viele Vergewaltiger missbrauchen einfach deshalb weil sie es können und kaum Konsequenzen fürchten müssen.
Gut strukturiert, mit einer Grundspannung, die er teilweise noch einen Ticken höher dreht, fesselt Bourne mit einem eingängigen Schreibstil, interessanten Charakteren und einer durch und durch sympathischen, patenten, zugänglichen Protagonistin, die sich das Glaube an das Gute im Menschen bewahrt, - egal, wie oft dieser Glaube auf die Probe gestellt wird. Dass er sich zusätzlich so gut in die weibliche Psyche einfühlen kann, ist bemerkenswert; - dass er das sehr unaufgeregt und ohne den nervenden, erhobenen Zeigefinger tut sondern seine Fakten kühl präsentiert, ist eine Wohltat im Empörungsgewitter der heutigen Zeit.

Mein Fazit:
Die Kunst der Entzauberung, - perfekt beherrscht

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 03.11.2021

Der Schrecken geht weiter

Stadt des Zorns
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Dieses Buch ist der direkte Nachfolger von „Raum der Angst“

Zum Inhalt:
"Janus" hat Hannah nicht aus den Augen verloren, - er hat nur an seinem Netz gestrickt. In Köln schnappt die Falle zu, als Hannah ...

Dieses Buch ist der direkte Nachfolger von „Raum der Angst“

Zum Inhalt:
"Janus" hat Hannah nicht aus den Augen verloren, - er hat nur an seinem Netz gestrickt. In Köln schnappt die Falle zu, als Hannah ihre Schwester besucht. Janus lockt sie in den Kölner Untergrund, wo sie auf einige Umweltaktivistin trifft. Verzweifelt versucht sie die Runde von der Gefahr zu überzeugen, doch schon bald beginnt das Sterben.

Mein Eindruck:
Beschränkte sich der Schauplatz im ersten Buch noch auf ein Schloss, steht dieses Mal eine ganze Stadt im Fokus der Verbrechen, wobei die Verweise auf Köln wirklich gut recherchiert und fundiert sind. Leider bleibt bei der Erweiterung der Umgebung im Großen die Charakterzeichnung im Kleinen auf der Strecke. Möglicherweise ist das dem Umstand geschuldet, dass viel mehr Personen die Seiten bevölkern, als dass im ersten Buch der Fall war, aber insbesondere die Umweltaktivisten sind eher eindimensional bis blass (auch wenn in Nebensätzen Tiefe suggeriert wird).
Doch davon abgesehen ist dem Autor im zweiten Teil ganz großes Kino gelungen. Die Fallen und der Fortlauf der Geschichte sind von Janus und seinem Erfinder Meller brillant entwickelt und ausgedacht. Einmal in der Hand, ist das Buch dadurch nicht mehr wegzulegen; selbst dann, wenn einen der Schlaf schon zu übermannen droht. Die Verweise auf das erste Buch sind gelungen (insbesondere gibt es wiederkehrende Charaktere), jedoch ist „Stadt des Zorns“ auch ohne Kenntnis der Vorgeschichte zu lesen. Mehr Spaß an „dat Janze“ (wie der Kölner sagen würde) hat man jedoch mit dem Wissen um die Vorgänge aus „Raum der Angst“.

Mein Fazit:
Zwar nicht so tiefgründig wie Teil 1, dafür noch eine Spur spannender

Veröffentlicht am 17.10.2021

Very cosy

Canterbury Requiem
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Diese Rezi behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Die Schriftstellerin Ella lässt sich in Canterbury nieder, um sich für einen englischen Liebesroman inspirieren zu lassen. Als eine Bekannte unter fragwürdigen ...

Diese Rezi behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Die Schriftstellerin Ella lässt sich in Canterbury nieder, um sich für einen englischen Liebesroman inspirieren zu lassen. Als eine Bekannte unter fragwürdigen Umständen stirbt und Ella kurzzeitig verdächtigt wird, mischt sie sich nachhaltig in die Ermittlungen ein, bis sie selbst in Gefahr gerät.

Mein Eindruck:
Eine sehr gemütliche Geschichte, die von einer guten Sprecherin intoniert wird. Leider bedeutet „gemütlich“ auch stellenweise langweilig und wenn Ella zum xten Mal in Gefahr gerät, abgeschleppt zu werden, bringt das die Story nicht wirklich voran. Gut gefallen jedoch die Teile von britischen Besonderheiten (Anstellen im Pub, Chorgesang, Oxfam-Läden), die einen schönen Flair in die Story bringen. Doch die Personen, die eingeführt werden, sind an manchen Stellen zu viel des Guten, so dass der Überblick schwer fällt. Vor allen Dingen dann, wenn man das Hörbuch „nebenbei“ hören möchte und sich nicht vollständig konzentriert. Andererseits bereitet „Canterbury Requiem“ den Weg für eine längere Reihe um Ella, - daher ist die Vorstellung einiger Charaktere, die wohl als Wiedergänger geplant sind, einfach notwendig. Die Cliffhanger, die sich dadurch ergeben, sind in Ordnung, da der Fall an sich schlüssig zu Ende gebracht wird. Der Showdown kommt dann zwar nicht ganz unüberraschend, wird jedoch gut aufgelöst und lässt keine offenen Enden übrig.
Eine weitere Geschichte – als Untermalung von Bügelarbeit oder Begleitung beim Einkaufen - kann dann ein guter Zeitvertreib sein.

Mein Fazit:
Zwischendurchhäppchen, zwar nicht nachhaltig, trotzdem lecker und bekömmlich

Veröffentlicht am 19.09.2021

Perfekt

Tote schweigen nie
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Zum Inhalt:
Cassie redet mit ihren Kunden, - das wäre nicht weiter verwunderlich, wenn es sich bei ihr nicht um eine Assistentin des Pathologen und bei ihren Gegenübern nicht um Leichen handeln würde. ...

Zum Inhalt:
Cassie redet mit ihren Kunden, - das wäre nicht weiter verwunderlich, wenn es sich bei ihr nicht um eine Assistentin des Pathologen und bei ihren Gegenübern nicht um Leichen handeln würde. Als sie die Frau auf dem Tisch liegen hat, die Cassies Leben eine Wendung zum Guten gegeben hat, bemerkt sie Unregelmäßigkeiten und wendet sich an die Polizei. Genauer an eine Polizistin, die ihr zwar nicht wohlgesonnen ist, jedoch die gleiche Beharrlichkeit an den Tag legt, die Cassie auszeichnet.

Mein Eindruck:
"Tote schweigen nie" legt einen fulminanten Start hin. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren geht A.K. Turner direkt in die Vollen und hält sich nicht lange mit einer behutsamen Einführung ihrer Charaktere auf. Ihre Hauptpersonen sind zwei starke Frauen, vom Leben gebeutelt, aber nicht kleinzukriegen. Die frühere Streunerin Cassie und die penible Polizistin Phyllida zeigen ihrer Umwelt zwar oft die Krallen - und das auch mit ihrer äußeren Erscheinung - doch ihre Menschlichkeit und Empathie haben sie sich bewahrt und gehen deshalb aufeinander zu. Und diese Differenziertheit wahrt Turner bei sämtlichen Figuren, - auch bei den scheinbar nebensächlichen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, sondern viele Grautöne und Turner spielt auf der Klaviatur der Farbenlehre.
Aber das Beste ist - wie es sich für einen Thriller gehört - dass auch der Fall sich nicht zu leicht erschließt, trotzdem wunderbar hergeleitet ist und mit einem doch überraschenden Finale aufwartet.
Ein Highlight in der Landschaft der kriminellen Unterhaltung.

Mein Fazit:
Very british, very cool