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Veröffentlicht am 04.07.2020

Ein Leben nach der Serienmörder-Sondereinheit

Der Knochengarten
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Zum Inhalt:
Tony Hill ist im Gefängnis, Carol Jordan hat bei der Polizei gekündigt, - und so muss ihr altes Team mit einem riesigen Knochenfund auf dem Gelände eines aufgegebenen Nonnenklosters alleine ...

Zum Inhalt:
Tony Hill ist im Gefängnis, Carol Jordan hat bei der Polizei gekündigt, - und so muss ihr altes Team mit einem riesigen Knochenfund auf dem Gelände eines aufgegebenen Nonnenklosters alleine fertig werden. Währenddessen werden Carols ermittlungstechnische Fähigkeiten abgerufen und Tony orientiert sich neu.

Mein Eindruck:
Dieses Buch macht den Eindruck eines zu voll gepackten Koffers, auf den man sich zum Schließen gesetzt hat. Mit dem Erfolg, dass die Klamotten am Urlaubsort nicht zu gebrauchen sind, weil sie komplett zerdrückt ankommen.
Meiner Meinung nach wollte McDermid mit „Knochengarten“ einfach zu viel: Tonys Tage im Gefängnis, Carols Kampf mit den inneren Dämonen, bei denen sie zwei alte Bekannte im Gepäck hat und dazu noch zwei Fälle für ihr altes Team, das sich mit zwei neuen Kolleg*innen und einem neuen Chef herumschlagen darf (abgesehen von den alten Konkurrenzen in der Polizei); insgesamt bekommt man hier (mindestens) fünf Handlungsstränge zum Preis von einem. Durch die Fülle an Material geht kein Fall in die Tiefe, die neuen Personen bleiben blass und nur treue Leser können mit den alten etwas anfangen.
Keine Frage, McDermid kann schreiben und wer die Hill/Jordan Krimis liebt, wird auch mit diesem einigermaßen zufrieden sein; neue Leser wird sie aber nicht begeistern können. Denn das zweite Manko des Buches ist, dass alle Stränge auch zu einem Ende geführt werden wollen. Das ist – gelinde ausgedrückt – an vielen Stellen sehr abrupt oder einfach so löchrig, dass etwas fehlt. Insbesondere die vom Klappentext thematisierten Umstände werden absolut unbefriedigend behandelt.
Und so tröstet man sich – als Liebhaber der Reihe – mit der Hoffnung auf eine Fortsetzung, welche nach der letzten Jordan/Hill-Szene des Buches jedoch fraglich ist.

Mein Fazit:
Zu viel gewollt

Veröffentlicht am 03.07.2020

Ausgeträumt?

Muse of Nightmares - Das Geheimnis des Träumers
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Zum Inhalt:
Sarai und Lazlo sind verliebt, aber diese Liebe trifft auf viele Widerstände. Denn leider haben sie in Sarais Schwester Minya eine Gegenspielerin, die ihre Tricks nicht nur beherrscht, sondern ...

Zum Inhalt:
Sarai und Lazlo sind verliebt, aber diese Liebe trifft auf viele Widerstände. Denn leider haben sie in Sarais Schwester Minya eine Gegenspielerin, die ihre Tricks nicht nur beherrscht, sondern auch nutzt. Und so treffen Gaben auf Gaben, - wird Sarai als Muse der Träume ein Mittel finden, Minya aus ihrem ureigenen Alptraum zu befreien und damit Weep und sich selbst den Weg in eine lebenswerte Zukunft ebnen?

Mein Eindruck:
Zuallererst: Dieses Buch ist Teil einer Reihe und kann nicht ohne die Vorgängerbände verstanden werden. Außerdem muss dem Leser klar sein, dass dieses Buch geteilt ist und erst der zweite Teil die Geschichte abschließt.

Aber mit der Vorkenntnis von „Strange the Dreamer“ tut sich eine wunderbar fantastische Welt auf, die Laini Taylor mit ihrem blumigen und bildhaften Schreibstil erschaffen hat. Ihre Figuren leben mit einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Die Geschichte wirkt dabei nicht nur durch die Magie ihrer (teils) göttlichen Charaktere, - Taylor haucht den verschiedenen Schauplätzen so viel Leben ein, dass ein Gemetzel an einem kalten Strand genauso deutlich vor dem geistigen Auge erscheint wie eine gegen ihren Willen agierende Geisterarmee.
Die Autorin weiß aber nicht nur die inneren und äußeren Zwänge ihrer Figuren brillant darzustellen, - auch der Humor kommt nicht zu kurz, für den meistens Nebenfiguren zuständig sind. Doch auch diese sind mit genügend Tiefe ausgestattet und drücken der Story ihren Stempel auf.
Das Spiel mit unterschiedlichen Zeitebenen und Rückblenden zwingt die Leser/innen zwar zu einer gewissen Sorgfalt,- doch man versinkt sowieso in der Geschichte, bis sich der Buchdeckel wieder geschlossen hat.
Das Einzige, was stören könnte, ist die streckenweise Konzentration auf das Liebesgeplänkel der beiden Hauptcharaktere und die Absicht, politische Korrektheit auch in der Fantasy unterzubringen. Doch hier scheiden sich die Geister – es gibt bestimmt auch Liebhaber dieses Buches, die genau diese Aspekte erfreuen werden.

Mein Fazit:
Poetisch, berührend und märchenhaft schön

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 28.06.2020

Alter Zauberkessel, neue Suppe

Die 12 Häuser der Magie
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Zum Inhalt:
Nic ist ein Magier und als solcher wird er nach der Ausbildung einem der zwölf Häuser der Magie zugeteilt. So der Plan, doch dann verkündet das Ritual, dass er zum dreizehnten Haus gehören ...

Zum Inhalt:
Nic ist ein Magier und als solcher wird er nach der Ausbildung einem der zwölf Häuser der Magie zugeteilt. So der Plan, doch dann verkündet das Ritual, dass er zum dreizehnten Haus gehören soll, - dem der Schicksalswächter. Hier wird dagegen gekämpft, dass sich ein Dämon erhebt und die Welt in Trümmern geht. Dazu befinden sich die Schicksalswächter in der machtvollen Position, die Fäden des Schicksals zu verändern. Doch diese Position wird von einem Verräter ausgenutzt und Nic befindet sich plötzlich mitten im Krieg und zwischen allen Fronten. Glücklicherweise nicht allein.

Mein Eindruck:
Zauberer, die neben der Menschenwelt agieren, mehrere Häuser, ein Verräter in den eigenen Reihen und der ultimative Böse im Hintergrund. Gut, das klingt irgendwie bekannt, aber Suchanek mixt aus den Zutaten einen ganz bekömmlichen Zaubertrank. Insbesondere das flapsige Mit-(und Gegen-)einander macht Spaß und dadurch, dass seine Zauberer auch in der „normalen“ Welt zuhause sind, reist man mit ihnen durch die Welt und findet sich an einigen bekannten Stellen wieder. Leider würzt er seine Story mit einigen Bettgeschichten, die zum Teil in das Plumpe abdriften (da muss ein Bett schon etwas aushalten können), - das hätte es für mich nicht gebraucht.
Gelungen sind die Idee mit den Talenten, die sich in den Häusern manifestieren und der Teamgeist auch über Häusergrenzen hinweg. Gemein jedoch der fiese Cliffhanger zum Ende.
Andererseits: Was wäre eine gute Reihe, wenn das erste Buch nicht Appetit auf den nächsten Band macht? Von daher: Alles richtig gemacht und gerne mehr von kleinen, fiesen, Magieranhängseln.


Mein Fazit:
Konfuzius sagt: Besser gut kopiert als schlecht selbst erfunden

Veröffentlicht am 27.06.2020

Schicksale

Die verlorene Frau
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Zum Inhalt:
Die Journalistin Iris wird von ihrer Mutter Rebecca um Hilfe gebeten, als ihre ältere Halbschwester Jessie gemeinsam mit dem neugeborenen Baby aus dem Krankenhaus verschwindet. Bald stellt ...

Zum Inhalt:
Die Journalistin Iris wird von ihrer Mutter Rebecca um Hilfe gebeten, als ihre ältere Halbschwester Jessie gemeinsam mit dem neugeborenen Baby aus dem Krankenhaus verschwindet. Bald stellt Iris fest, dass der Grund dafür in der Vergangenheit liegt, die Rebecca vor ihren Töchtern verborgen, von der allerdings Jessie Kenntnis erlangt hat: Als 13jährige musste Rebecca den Tod ihrer Eltern und das anschließende Verhör durch einen rücksichtslosen Polizisten verkraften; ein Trauma, von dem sie sich nie ganz erholt hat.

Mein Eindruck:
Dieser Roman verlangt seinen Leser/inne/n vieles ab. Zuerst einmal durch das Stilmittel, die Geschichte aus mehreren Sichten zu erzählen, so dass es eigentlich keine wirkliche Hauptfigur gibt. Dazu spielt er zum Teil in der Zeit vor Rebeccas Geburt und in ihrer Kindheit, zum anderen Teil wird nur eine gute Woche im Hier und Jetzt geschildert. Und auch die Form bietet mit Tagebucheinträgen Abwechslung zu den Kapiteln, die in der dritten Person geschrieben sind.
Gunnis brilliert mit wunderbar gebrochenen Frauenfiguren, die trotzdem alle ihr Schicksal annehmen und zu verbessern versuchen. Keiner ihrer weiblichen Charaktere ist ein Feigling, sie leiden zwar (zumeist unter Männern), aber alle versuchen das Beste aus ihrer Situation zu machen. Die männlichen Figuren fallen dagegen zumeist eindeutig ab. Entweder lassen sie sich (manchmal von Frauen) treiben oder verzweifeln und geben sich dem Alkohol oder der Gewalt hin.
Doch irgendwann ist es fast zu viel des Schlechten und man möchte so manches Mal das Personal des Romans schütteln, wenn es gar zu verbohrt, egozentrisch oder dumm reagiert. Andererseits ist das wohl menschlich. Und Menschlichkeit ist eine Stärke.

Mein Fazit:
Das starke Geschlecht ist das weibliche. Eindeutig.

Veröffentlicht am 21.06.2020

Großes Theater

City of Girls
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Zum Inhalt:
Die Mode-Schneiderin Vivian schreibt am Ende ihres Lebens der Tochter ihres engsten Freundes, wie es sich anfühlte, als Teil der New Yorker Boheme jung zu sein. Dabei lässt sie schonungslos ...

Zum Inhalt:
Die Mode-Schneiderin Vivian schreibt am Ende ihres Lebens der Tochter ihres engsten Freundes, wie es sich anfühlte, als Teil der New Yorker Boheme jung zu sein. Dabei lässt sie schonungslos kein Vergehen und keinen Kratzer auf der Seele aus, beschreibt jedoch ebenso hingebungsvoll die Freuden dieses ausschweifenden Lebens.

Mein Eindruck:
Gilbert zeichnet sich durch einen bildhaften Stil aus, der absolut gut in ihre Geschichte um das rauschhafte Leben einer sehr genussfreudigen Person (in jeder Beziehung) passt. Leider kommt einem die Ich-Erzählerin nicht besonders nahe, da sie sehr egozentrisch und egoistisch wirkt (auch wenn sie diese Scharte zum Schluss ein bisschen auszuwetzen versucht). Ein Beispiel dafür ist, dass sie ganz großmütig verkündet, nur mit unverheirateten Männern zu schlafen, weil sie deren Ehefrauen nicht verletzen will, sich dabei aber keinen Deut um die Gefühle der möglicherweise verletzten und nur um ihrer Körper willen benutzten Männer kümmert. Rechtfertigung scheint ebenfalls Programm zu sein, wenn Vivian erst im letzten Viertel ihrer Geschichte auf den Punkt – das Verhältnis zu Vivians Vater – kommt, obwohl sie in dem Brief ankündigt, sich genau dazu auszulassen.
Wunderbar jedoch die Schauplätze, die Nebenfiguren. Wie gesagt, beherrscht Gilbert die Beschreibung und die Darstellung des Theaters, der Revuegirls, des Flitters (den sie bei den Hochzeitskleidern recyceln kann), - das ist schön zu lesen, das macht Spaß. Ihre Figuren besitzen (außer der Hauptperson) Tiefe und Charakter, die kleinkarierte Upperclass-Familie Vivians kommt einem ähnlich nahe wie die von der Hand in den Mund lebenden Theaterleute.
So hat der Roman seine größten Momente im Lauten, die weniger Guten im Stillen.

Mein Fazit:
Diese Revue funktioniert am besten in den großen und nicht so sehr in den kleinen Momenten