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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2020

Ein besonderer Sommer

Sweet Sorrow
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Sommer 1997: Nach seinem Schulabschluss hat es Charles Lewis nicht leicht. Seine Eltern haben sich getrennt. Der Teenager lebt nun mit seinem depressiven, arbeitslosen und alkoholkranken Vater. Als er ...

Sommer 1997: Nach seinem Schulabschluss hat es Charles Lewis nicht leicht. Seine Eltern haben sich getrennt. Der Teenager lebt nun mit seinem depressiven, arbeitslosen und alkoholkranken Vater. Als er zufällig in die Proben zu einer Theateraufführung von „Romeo und Julia" hineinstolpert, will er nicht bleiben. Doch Fran Fisher, die im Stück die Julia spielt, überredet ihn. Sie macht es zur Bedingung für weitere Treffen, dass er sich mit ihr der Laientheatergruppe anschließt. Mit Fran macht er die schönsten, peinlichsten und aufregendsten Erfahrungen seines Lebens. 20 Jahre später steht Charlie vor der Entscheidung, ob er seine erste große Liebe wiedersehen will.

„Sweet Sorrow“ ist ein Roman von David Nicholls.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen, die wiederum in mehrere Kapitel mit einer angenehmen Länge und kurzen Überschriften untergliedert sind. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Charlie. Die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart werden leider nicht gekennzeichnet.

Der Schreibstil ist anschaulich und dank viel wörtlicher Rede lebhaft. Sprachlich ist der Roman dem Alter der Protagonisten angepasst. Der Einstieg fiel mir leicht. Allerdings nimmt die Geschichte nur langsam Fahrt auf.

Die Charaktere und ihr Verhalten erscheinen durchweg authentisch. Mit Charlie steht ein besonderer und interessanter Protagonist im Fokus des Romans. Allerdings muss ich zugeben, ich wurde nicht sofort mit ihm warm.

Thematisch steht natürlich die Liebe im Vordergrund. Dem Autor gelingt es jedoch, nicht ins Kitschige und Überdramatische abzudriften. Stattdessen stecken viel Witz und Tiefgründigkeit in der Geschichte, was zum Nachdenken und Mitfühlen anregt.

Mit mehr als 500 Seiten ist der Roman recht umfangreich. Zwar kann die Geschichte größtenteils unterhalten, aber es gibt auch einige Längen.

Die Gestaltung der deutschen Hardcover-Ausgabe, die in zwei farblich unterschiedlichen Versionen erhältlich ist, wirkt zwar sehr verspielt und ohne direkten Bezug zum Inhalt. Dennoch gefällt mir die Optik sehr gut. Der passende Titel wurde vom Original übernommen.

Mein Fazit:
Mit „Sweet Sorrow“ konnte mich David Nicholls gut unterhalten. Der Roman sorgt für schöne Lesestunden. An sein bereits verfilmtes Buch „Zwei an einem Tag“, das mich fesseln und begeistern konnte, kommt sein neuestes Werk aber leider bei Weitem nicht heran.

Veröffentlicht am 07.02.2020

Von der Nonne zum Priester

Die Wunder von Little No Horse
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Das abgelegene Indianerreservat Little No Horse im Norden der USA: Schon mehr als 50 Jahre lebt Father Damien Modeste unter den Angehörigen des Stammes der Ojibwe. Viele, viele Jahre hat er als Priester ...

Das abgelegene Indianerreservat Little No Horse im Norden der USA: Schon mehr als 50 Jahre lebt Father Damien Modeste unter den Angehörigen des Stammes der Ojibwe. Viele, viele Jahre hat er als Priester Gottesdienste gehalten, Beichten abgenommen und seiner Gemeinde auch in anderer Hinsicht gedient. Nun ist er im Ruhestand, sein Leben geht dem Ende entgegen. Und er muss befürchten, dass sein großes Geheimnis ans Licht kommt: In Wahrheit ist der Geistliche eine Frau und heißt eigentlich Agnes DeWitt, die nach einer Zeit im Kloster und einem kurzen weltlichen Zwischenspiel in die Rolle des echten, aber toten Fathers geschlüpft ist…

„Die Wunder von Little No Horse“ ist ein Roman von Louise Erdrich, der im Original vor 19 Jahren bereits in den Vereinigten Staaten erschienen ist.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen, die sich wiederum in 22 Kapitel gliedern. Sie werden eingerahmt von einem Pro- und Epilog. Die Handlung umfasst den Zeitraum von 1910 bis 1996, allerdings liegt der Schwerpunkt auf den ersten und letzten Jahren, denn es wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Chronologie wird dabei nicht eingehalten. Kapitel aus der Vergangenheit wechseln sich mit dem gegenwärtigen Geschehen ab.

Der einzigartige Schreibstil ist geprägt von meist langen Sätzen und einer bildhaften Sprache. Immer wieder demonstriert die Autorin, dass sie sich vortrefflich ausdrücken kann. Allerdings ist ihr Stil auch ausschweifend.

Im Mittelpunkt des Romans steht Father Damien alias Agnes DeWitt, die mal als „er“, mal als „sie“ bezeichnet wird. Mit dem/der Protagonist/in erlebt der Leser einen ständigen Perspektivwechsel, da sie teils als Mann, teils als Frau agiert und wahrgenommen wird. Durch die Geschlechterlüge erleidet die Hauptfigur auch eine Art Identitätsverlust. Dieser Aspekt hat mein Interesse an der Lektüre geweckt. Den Charakter dieser Figur habe ich als realitätsnah und sympathisch empfunden.

Die Vielzahl an weiteren Personen im Roman ist allerdings groß. Diverse Mitglieder der Familien Kashpaw, Morrissey und Mauser sowie andere Charaktere tauchen in der Geschichte auf, sodass man immer wieder zum abgebildeten Stammbaum blättern muss. In diesem Punkt wäre weniger vermutlich mehr gewesen, zumal einige der Personen nur episodenhaft auftauchen, was den Lesefluss hemmt und die Handlung oft auf der Stelle treten lässt.

Nach einem kurzweiligen und spannenden Beginn verliert die Geschichte schnell an Fahrt. Immer neue Teilerzählungen tun sich auf, offene Enden entstehen und Fragen ergeben sich. Auf etwas mehr als 500 Seiten gibt es daher die eine und andere Länge. Erst zum Schluss hin wird die Handlung wieder straffer und nimmt Fahrt auf.

Mit ihrem Roman gibt die Autorin Einblicke in einen Stamm und schafft so Bewusstsein für die Lebenswelt und Nöte der amerikanischen Ureinwohner. Alkoholismus, Landverluste, tödlich verlaufende Krankheiten, Armut und andere Probleme werden eindrucksvoll deutlich. Dem Verhalten der übrigen Weißen wird das verständnis- und rücksichtsvolle Auftreten Damiens gegenübergestellt, der auf Zwangsmissionierungen verzichtet und sich auf die Traditionen und Sprache der Ojibwe einlässt. Dass dieses Volk tatsächlich existiert und ihre Lebensweise authentisch dargestellt wird, wohingegen das Reservat an sich rein fiktiv ist, verrät die Autorin im Nachwort, das gerne umfangreicher hätte ausfallen dürfen.

Ein wenig schwer getan habe ich mich mit einigen Dingen, die im Roman auftauchen. Sowohl etliche der Figuren als auch mehrere Begebenheiten wirken durch und durch skurril und abwegig. Auch die Anzahl an phantastischen und mystischen Elementen war mir insgesamt etwas zu viel, obwohl ich dem magischen Realismus durchaus nicht abgeneigt bin.

Das ausdrucksstarke Cover passt sehr gut. Mir gefällt auch, dass der Titel der amerikanischen Ausgabe („The Last Report on the Miracles of Little No Horse“) fast wörtlich übersetzt wurde.

Mein Fazit:
„Die Wunder von Little No Horse“ von Louise Erdrich ist ein Roman, der viele Stärken, aber auch Schwächen hat. Eine interessante Lektüre, die dem Leser jedoch einiges abverlangt.

Veröffentlicht am 06.02.2020

In den Straßen von Philly

Long Bright River
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Als Streifenpolizistin kennt sich Officer Mickey Fitzpatrick in den Straßen von Kensington, einem Stadtteil Philadelphias, gut aus. Dort ist die 32-jährige Mutter eines Sohnes viel unterwegs. Dabei sieht ...

Als Streifenpolizistin kennt sich Officer Mickey Fitzpatrick in den Straßen von Kensington, einem Stadtteil Philadelphias, gut aus. Dort ist die 32-jährige Mutter eines Sohnes viel unterwegs. Dabei sieht sie auch immer wieder ihre jüngere Schwester Kacey, die drogenabhängig ist und sich für ihren Konsum prostituieren muss. Früher, als sie bei ihrer Großmutter Gee aufgewachsen sind, waren die beiden unzertrennlich, doch seit fünf Jahren sprechen sie nicht mehr miteinander. Trotzdem hat die Ältere ein wachsames Auge auf die Jüngere. Nun allerdings droht Gefahr: Eine Reihe von Morden an jungen Prostituierten erschüttert die Stadt und Kacey ist verschwunden…

„Long Bright River“ ist ein Roman von Liz Moore.

Meine Meinung:
Erzählt wird aus Sicht von Mickey in der Ich-Perspektive. Dabei gibt es zwei Zeitebenen. Die jeweiligen Kapitel sind mit „jetzt“ und „damals“ überschrieben. Auf der Ebene der Vergangenheit erstreckt sich das Geschilderte bis in die Kindheit von Mickey und Kacey. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist schnörkellos und unaufgeregt, aber anschaulich, eindringlich und einfühlsam. Die Beschreibungen sind nicht ausschweifend, aber ausreichend detailliert und auf den Punkt gebracht. Schon nach wenigen Seiten entwickelt die Geschichte einen Sog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.

Die beiden Protagonistinnen sind interessant ausgestaltet. Mickey war mir schnell sympathisch. Sie wird klischeefrei und mit Ecken und Kanten dargestellt. Ihre Gedanken und Gefühle ließen sich sehr gut nachvollziehen. Auch Kacey wirkt authentisch.

Besonders reizvoll empfinde ich den Genremix. Der Roman hat nicht nur Elemente eines Krimis, sondern ist gleichzeitig das Porträt einer von Perspektivlosigkeit geplagten Stadt, eine Milieustudie und die Geschichte einer dysfunktionalen Familie. Der Autorin gelingt es auf hervorragende Weise, diese Aspekte in der Waage zu halten und so einen sehr vielschichtigen Roman abzuliefern.

Sehr eindrücklich wird der Roman, wenn es um die Themen Drogenkrise, Abhängigkeiten, Prostitution und Gewalt geht. Dass Philadelphia mit Problemen in solchem Ausmaß zu kämpfen hat, war mir bis dato nicht bewusst. Die Schilderungen klären auf und regen zum Nachdenken an. Auch mehrere überraschende Wendungen sorgen dafür, dass die Handlung abwechslungsreich und spannend bleibt. So kommt auf etwas mehr als 400 Seiten keine Langeweile auf.

Das Cover passt nicht nur inhaltlich gut, sondern sieht auch noch ansprechend aus. Der treffende Titel ist aus dem Amerikanischen übernommen.

Mein Fazit:
„Long Bright River“ ist ein gleichsam bewegender und unterhaltsamer Roman von Liz Moore, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 03.02.2020

Vor Mitternacht verschwunden

Missing Boy
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Ein neuer Fall für das australische Ermittlerduo Ted Conkaffey und Amanda Pharrell: Richard Henry Farrow, kurz Richie, ein achtjähriger Junge, ist spurlos verschwunden. Er hält sich mit drei Freunden in ...

Ein neuer Fall für das australische Ermittlerduo Ted Conkaffey und Amanda Pharrell: Richard Henry Farrow, kurz Richie, ein achtjähriger Junge, ist spurlos verschwunden. Er hält sich mit drei Freunden in einem Zimmer auf der fünften Etage des White Caps Hotel in Cairns auf, während ihre Eltern im hoteleigenen Restaurant unten zu Abend essen. Als Sara Farrow um Mitternacht nach den Kindern sieht, ist ihr Sohn weg. Die anderen Jungs beteuern, dass sie in ihrem Zimmer geblieben sind. Auf den Videos der Überwachungskameras des Hotels ist nicht zu sehen, dass Richie das Gebäude verlässt. Die Mutter vertraut nicht darauf, dass es die Polizei alleine schafft, den Fall zu lösen, und bietet Ted um seine Hilfe. Doch für den Ex-Drogenfahnder kommt der Auftrag zu einem schlechten Zeitpunkt: Zwei Jahre, nachdem er zu Unrecht beschuldigt worden ist, sich an der 13-jährigen Claire Bingley vergangen zu haben, ist seine fast drei Jahre alte Tochter Lillian endlich auf dem Weg zu ihm nach Crimson Lake, seinem nordaustralischen Refugium. Er soll den vermissten Jungen finden – und riskiert damit, sein eigenes Kind in tödliche Gefahr bringen…

„Missing Boy“ von Candice Fox ist der dritte und vermutlich finale Band der „Crimson Lake“-Thrillerreihe.

Meine Meinung:
Unterteilt ist der Thriller in mehrere Kapitel mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird der Roman vorwiegend in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ted Conkaffey. Stellenweise wechselt jedoch die Perspektive.

Den Schreibstil ist unspektakulär, aber angenehm und anschaulich. Aus der Reihe habe ich bereits den ersten Band gelesen. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir daher leicht. Die Vorkenntnisse sind zum Verständnis der Handlung sicherlich hilfreich und empfehlenswert. Durch mehrere kurze Zusammenfassungen werden die Grundzüge der bisherigen Geschehnisse aber auch für diejenigen klar, die erst mit dem dritten Band einsteigen.

Gefreut habe ich mich, erneut von den zwei ungewöhnlichen Hauptcharakteren zu lesen, die beide jeweils ihre Ecken und Kanten haben und nicht die klassischen Sympathieträger sind. Der Ex-Cop Ted und die exzentrische Amanda sind zusammen wieder ein interessantes und unterhaltsames Duo, das sich positiv von anderen Ermittlern des Genres abhebt.

Die Handlung wirkt im Großen und Ganzen glaubwürdig und stimmig. Die Spannung, die sich am Anfang schnell aufbaut, flacht zeitweise etwas ab. Dennoch wird der fast 400 Seiten umfassende Thriller nicht langweilig, was auch daran liegt, dass mich die Geschichte immer wieder mit unvorhergesehenen Wendungen überraschen kann.

Mir erschließt sich nicht, warum man beim dritten Teil den englischsprachigen Originaltitel („Gone by Midnight“) geändert hat, um ihn durch einen anderen englischsprachigen Titel für die deutsche Ausgabe zu ersetzen. Das halte ich für unnötig, zumal dies bei den ersten Bänden nicht so war. Aber immerhin wird die optische Gestaltung der australischen Ausgabe übernommen, denn das einheitliche Design passt meiner Ansicht nach gut.

Mein Fazit:
Auch mit „Missing Boy“ konnte mich Candice Fox überzeugen. Den Abschluss der „Crimson Lake“-Reihe finde ich gelungen. Ich werde mir nun sicherlich auch noch den zweiten Band besorgen.

Veröffentlicht am 28.01.2020

Der Absturz

Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod
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In einem kleinen Privatflugzeug stürzt die 31-jährige Allison Carpenter im Bundesstaat Colorado über den Rocky Mountains ab. Um sie herum ist nur Wildnis, der Pilot ist bei dem Crash ums Leben gekommen. ...

In einem kleinen Privatflugzeug stürzt die 31-jährige Allison Carpenter im Bundesstaat Colorado über den Rocky Mountains ab. Um sie herum ist nur Wildnis, der Pilot ist bei dem Crash ums Leben gekommen. Sie selbst hat überlebt, wenn auch mit einigen Verletzungen. Doch die Erleichterung hält nicht lange an, denn Verfolger sind ihr auf den Fersen und sie muss schleunigst von der Absturzstelle fliehen. Tausende von Kilometern entfernt, in Maine, erfährt Allys Mutter Maggie, dass ihre Tochter bei dem Unglück ebenfalls gestorben sein soll. Obwohl die beiden seit Jahren keinen Kontakt mehr haben, kann sie an einen Tod von Ally nicht so recht glauben. Was ist passiert? Maggie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln – und bringt damit auch sich selbst in große Gefahr…

„Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod" ist der Debütthriller von Jessica Barry.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus vielen recht kurz gehaltenen Kapiteln. Erzählt wird in der Ich-Perspektive abwechselnd aus der Sicht von Ally und der von Maggie. Zudem gibt es mehrere sehr knappe, kursiv gedruckte Einschübe aus der Sicht eines unbekannten Verfolgers. Im gegenwärtigen Geschehen wird im Präsens erzählt. Das trägt zum Spannungsaufbau bei. Zunehmend werden Rückblenden eingestreut, wobei sich das Tempus in diesen Passagen ändert. Der Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist anschaulich und lebhaft. Er differenziert zwischen den beiden Protagonistinnen. In Allys Kapitel dominieren vor allem zu Beginn kurze, teils abgehackte Sätze und Satzfragmente, was ihrer Situation sehr angemessen ist. Maggies Kapitel sind ausschweifender erzählt, was zu ihrem Charakter passt. Es gibt einige schiefe Bilder, die den Lesefluss aber nicht stören. Der Einstieg in die Geschichte ist sehr abrupt, aber gelungen.

Gut gefallen hat mir, dass wir es bei Ally mit einer Protagonistin mit Schwächen und Fehlern zu tun haben. Sie macht eine zweifache Entwicklung durch, die zwar ein wenig überzeichnet, aber dennoch nicht völlig unglaubwürdig wirkt. Ihr Charakter bleibt lange Zeit ambivalent, obwohl ihre Gefühlslage recht gut deutlich wird. Bei Maggie handelt es sich um eine Person, die warmherzig dargestellt wird und mir auf Anhieb sympathisch war.

In der Geschichte werden zwei Hauptthemen verfolgt. Einerseits geht es um die Flucht und Verfolgung Allys, also um den Grund dafür, warum man ihr nach dem Leben trachtet. Andererseits geht es um die Mutter-Tochter-Beziehung, also den Konflikt zwischen Maggie und Ally und damit auch die Frage, ob sich beide wieder annähern können. Es ist definitiv ein Pluspunkt, dass es das Buch schafft, beides auf gekonnte Weise miteinander zu verknüpfen. Somit bleibt die Geschichte nicht eindimensional, sondern ist vielschichtig und abwechslungsreich. Zudem bringt der Mutter-Tochter-Zwist eine emotionale Komponente.

Bis mindestens zum letzten Viertel ist die Geschichte überraschend, enthält falsche Fährten und wirft einige Fragen auf. Alles zusammen erhält die Spannung konstant aufrecht. Zum Schluss hin fällt die Story jedoch sehr ab. Nicht nur dass die Handlung in den letzten Kapiteln arg konstruiert und nicht besonders schlüssig anmutet: Auch die Auflösung hat mich in mehrfacher Hinsicht enttäuscht. Die Ursache dafür, dass Ally fliehen muss, ist recht klischeehaft und unoriginell. Zufälle reihen sich aneinander, die Handlung wird immer realitätsferner. Zudem wird klar, dass die Autorin mit gezinkten Karten spielt. Mehrere Formulierungen aus dem ersten Teil ergeben keinen Sinn, wenn man die Auflösung kennt.

Das für das Genre typische Cover passt inhaltlich gut und trifft meinen Geschmack. Auch der deutsche Titel, der sich am amerikanischen Original orientiert, ist treffend.

Mein Fazit:
„Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod" von Jessica Barry ist ein Thriller, der mich größtenteils gut unterhalten hat. Leider hat die Geschichte mehrere Schwächen, die das Lesevergnügen vor allem zum Ende hin trüben.