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Veröffentlicht am 08.12.2025

Ich habe Female Rage gesucht, aber leider nicht gefunden

Plant Lady
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Thriller oder Krimis lese ich persönlich gar nicht, weil ich für detailliert beschriebene Gewalt zu sensibel bin. Dahingehend war ich erst skeptisch, was diesen Roman angeht, doch diese Befürchtungen haben ...

Thriller oder Krimis lese ich persönlich gar nicht, weil ich für detailliert beschriebene Gewalt zu sensibel bin. Dahingehend war ich erst skeptisch, was diesen Roman angeht, doch diese Befürchtungen haben sich glücklicherweise nicht bestätigt. Was sich allerdings auch nicht bestätigt hat, war meine Hoffnung auf einen feministischen Roman mit viel weiblicher Wut.

Female Rage Romane sind für mich sehr reizvoll. Ich möchte sie zwar nicht ständig lesen, aber ab und zu helfen sie mir in meiner Verzweiflung und Wut auf das Patriarchat. Doch auch, wenn der Roman feministisch gefärbt ist, ging er mir schlicht nicht weit genug. Yu-hee hätte für meinen Geschmack deutlich wütender sein können. Ehrlicherweise fand ich sie bis zum Ende noch recht blass und unbeteiligt. Eventuell ist das für südkoreanische Verhältnisse trotzdem schon bahnbrechend - die dortige Gesellschaft scheint mir noch ein ganzes Stück misogyner zu sein als die deutsche. Aber im Vergleich zu ähnlichen Büchern hat es für mich einfach nicht gereicht.

So war ich beim Lesen zunehmend genervt statt involviert und wütend auf gesellschaftliche Verhältnisse. Der Schreibstil hat mit seinem Episodenhaften zusätzlich dazu beigetragen. Es fühlte sich irgendwie mehr nach einer Kurzgeschichtensammlung an und dadurch insgesamt nicht wirklich stimmig. Mir wurde auch zu viel angedeutet und dann nicht so wirklich klar aufgelöst. Einzig die zarten Analogien zwischen Pflanzen und den realen Leben der Betroffenen fand ich noch ansprechend, aber ansonsten bin ich leider herb enttäuscht.

Diese eher nüchterne und distanzierte Erzählweise funktioniert für mich in bestimmten Geschichten sehr gut. Aber wenn es um weibliche Wut und Rache geht, brauche ich persönlich einfach auch starke Emotionen, sonst bleibt die Geschichte für mich leider irgendwie nichtssagend. Und dafür sind greifbare Figuren notwendig, was hier nicht erreicht wurde. Nicht nur Yu-hee bleibt wenig greifbar, auch die betroffenen Frauen sind blass und austauschbar. Ich bleibe nach dem Lesen ein wenig ratlos zurück, was die Zielsetzung des Romans anbelangt - so leid es mir auch tut.

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Veröffentlicht am 03.12.2025

Da hat es irgendwie nicht so recht gefunkt..

Medulla
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Ich habe mir von diesem feministischen Werk einiges erhofft und zumindest inhaltlich fand ich es auch durchaus gut. Probleme hatte ich allerdings über weite Strecken mit dem Stil und auch den Figuren selbst, ...

Ich habe mir von diesem feministischen Werk einiges erhofft und zumindest inhaltlich fand ich es auch durchaus gut. Probleme hatte ich allerdings über weite Strecken mit dem Stil und auch den Figuren selbst, weshalb es insgesamt einfach nicht so überzeugen konnte wie erhofft.

Bereits den Start in die Geschichte fand ich müßig. Mir waren es irgendwie zu viele Figuren, die parallel in die Geschichte eingeführt wurden. Grundsätzlich mochte ich die Strukturierung in drei Teile mit drei zentrierten Paaren und auch das teilweise Überschneiden der Handlung, die dadurch wiederum um weitere Blickwinkel bereichert wurde, hat mir gefallen. Nachdem ich dann alle Figuren halbwegs sortiert hatte, bin ich mit dem Mittelteil auch gut klargekommen. Nichtsdestotrotz schreibt Güntner für mich zu einem gewissen Grad assoziativ, legt die Gedanken und Beziehungen der Figuren nicht unbedingt offen auf den Tisch. Das ist einfach nicht meine liebste Art der Erzählung.

Und auch die Figuren selbst haben es mir nicht so leicht gemacht. Einerseits fand ich es toll, wie radikal, rotzig, widerständig und in bestimmten Momenten solidarisch die Frauen dieser Geschichte geschrieben wurden. Sie machen bedingungslos, was sie wollen - besonders, aber nicht ausschließlich, in Bezug auf ihre Körper. Ich finde, dass das durchaus kontrovers beschrieben ist und sicherlich polarisieren wird. Mir gefällt dieses kompromisslose Verhalten bei Romanfiguren, die keine cis Männer sind, als Stilmittel aber wirklich gut. Im echten Leben wäre es sicherlich vielschichtiger, aber gerade das Zugespitzte macht den gesellschaftskritischen Punkt klar.

Andererseits waren mir die Figuren zu distanziert. Ich habe bis zum Schluss kein richtiges Gefühl für ihr Innenleben bekommen und sie in Bezug auf andere Menschen als emotional eher isoliert wahrgenommen. Auch auf Kommunikationsebene hat das Beschriebene nicht so recht meinen Bedürfnissen entsprochen.

Bereits zwischendrin gab es zudem Szenen, die mir zu abgedreht waren und das Ende schließt sich da mit an. So verbleibe ich eher ernüchtert und bin in meiner Bewertung unschlüssig. Zu großen Teilen hat sich der Roman nämlich trotzdem sehr flüssig lesen lassen und der Widerstand seitens der Figuren hat mir wirklich gefallen. Ich finde, es verdient Anerkennung, einen so kompromisslosen Roman zu schreiben, der zu einem gewissen Grad polarisieren wird. Ich vergebe deshalb wohlmeinende 3 Sterne und empfehle das Buch eher Personen, die nicht unbedingt sympathische und emotional greifbare Figuren suchen.

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Veröffentlicht am 30.11.2025

Ich hätte nicht gedacht, dass ich Katzen noch mehr lieben könnte…

Das Buch, von dem deine Katze sich wünscht, du würdest es lesen
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… und dieses Buch hat mich vom Gegenteil überzeugt! Obwohl es sich um ein Sachbuch handelt, lässt es sich unglaublich gut und schnell lesen. Wahrscheinlich liegt das auch an der Nähe zum Thema und dass ...

… und dieses Buch hat mich vom Gegenteil überzeugt! Obwohl es sich um ein Sachbuch handelt, lässt es sich unglaublich gut und schnell lesen. Wahrscheinlich liegt das auch an der Nähe zum Thema und dass wir in so vielen Abschnitten unsere felligen Begleiter*innen wiedererkennen.

Ich fand das Buch wirklich gut strukturiert, alles Wichtige niedrigschwellig formuliert. Und obwohl ich mir viel Erfahrung sowie ein gutes Maß an Verständnis für meine Katzen zuschreiben würde, habe ich noch einmal richtig viel dazugelernt. Mein Wissen rund um die feinen Kommunikationswege dieser Tiere, ihre Bedürfnisse und Ängste ist deutlich gestiegen.

Die Autorin, selbst Katzen-Verhaltenstherapeutin, bleibt naturgemäß allgemein, weil es eben in allen Fällen immer auf das individuelle Tier ankommt. Und trotzdem steckt das Buch voller Details und vor allem Liebe für diese tollen Individuen, die völlig zu Unrecht ein kratzbürstiges Image haben.

Persönlich gestört habe ich mich zwar an einer Aussage zur Ernährung, die unsachlich und falsch ist, und ebenso hätte ich mir eine noch klarere Kritik an Zucht gewünscht, aber bis auf diese beiden Kritikpunkte bin ich äußerst zufrieden. Das Werk wird nun für immer eine wichtige Ressource im Haushalt bleiben und ich habe es bereits begeistert verschenkt. Ein echtes Muss für alle, die Katzen lieben und sie ehrlich kennenlernen möchten. Und dass sich das lohnt, muss ich hoffentlich nicht betonen.

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Veröffentlicht am 30.11.2025

Ein Essay mit guten Ideen, der mir aber eher nicht im Gedächtnis bleiben wird

I feel you
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Ein Buch über Empathie zu lesen in den aktuellen Zeiten, die mich oft zum Verzweifeln bringen, schien mir eine gute Idee zu sein. Und so manchen Aspekt mochte ich auch wirklich an Yasmine M’Bareks Buch. ...

Ein Buch über Empathie zu lesen in den aktuellen Zeiten, die mich oft zum Verzweifeln bringen, schien mir eine gute Idee zu sein. Und so manchen Aspekt mochte ich auch wirklich an Yasmine M’Bareks Buch. Nach der Lektüre fühle ich mich aber ein wenig in der Luft hängen gelassen, was bei Essays natürlich immer eine Gefahr ist, anderen aber auch schon besser gelungen ist.

Zu Beginn fand ich das Buch nicht gerade niedrigschwellig, die zweite Hälfte hat mir dahingehend deutlich besser gefallen. Bis dahin empfand ich den Text oft gleichzeitig relativ detailliert und zu allgemein gehalten, zudem gespickt mit recht vielen Referenzen bzw. theoretischen Erklärungen. Grundsätzlich finde ich das nicht schlimm, hatte im Verhältnis zur Kürze des Buchs aber trotzdem damit zu kämpfen.

In der zweiten Hälfte kamen mir Text und Autorin deutlich zugänglicher vor. Sicherlich liegt das auch an den persönlichen Meinungsäußerungen M’Bareks, die für mich eher positiv zu bewerten sind. Anhand ihrer eigenen Einstellungen macht die Autorin so deutlich, wie kritisches Denken und Ambiguitätstoleranz aktiv gelebt werden können. Das war auch der größte positive Punkt beim Lesen für mich, denn an der Stelle habe ich mich bei all meinem Weltschmerz abgeholt gefühlt. Schwarz-Weiß-Denken und Frontenbildung tun mir aktuell nämlich ganz schön weh, besonders innerhalb linker Strömungen.

Und obwohl mir das ebenso wie die leicht selbstironische Erzählweise der Autorin gut gefallen hat, bleibt nach der Lektüre zu wenig bei mir hängen, als dass es für mich jetzt ein total einprägsames Werk gewesen wäre. Einige Ideen sind gut und haben mir phasenweise Hoffnung gegeben, aber ich fand es jetzt auch nicht total weltbewegend. Am Ende war es für meinen Geschmack dann auch etwas abrupt vorbei, das fühlte sich nicht ganz stimmig an. Vielleicht ist es eher ein Werk für Menschen, die ein dünnes Buch mit inhaltlichem Anspruch sowie leicht hoffnungsvoller Färbung suchen.

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Veröffentlicht am 30.11.2025

Eindringlich, schmerzvoll und unglaublich wichtig

Die Krähen
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[TW: physische, psychische und 6ualisierte Gewalt gegen Kinder]

„Die Krähen“ war mein erstes tschechisches Werk, weshalb ich so gar nicht wusste, was mich sprachlich erwartet. Und ich wurde hier wirklich ...

[TW: physische, psychische und 6ualisierte Gewalt gegen Kinder]

„Die Krähen“ war mein erstes tschechisches Werk, weshalb ich so gar nicht wusste, was mich sprachlich erwartet. Und ich wurde hier wirklich positiv überrascht, wenngleich meine Gefühle zum Romaninhalt so gar nicht positiv waren. Petra Dvořáková schreibt nämlich gleichermaßen einfühlsam und nüchtern über ein Thema, das mich an einer sehr wunden Stelle getroffen hat.

Ich war hin und weg davon, wie leichtfüßig sich dieses Werk lesen lässt, obwohl es emotional so schwer ist. Die Seiten flogen nur so dahin, obwohl ich zwischenzeitlich die Zähne zusammengebissen habe vor schmerzhaftem Mitgefühl. Diese beeindruckende Balance spricht für ein literarisches Talent, das ich nun auf jeden Fall im Blick behalte.

Der Roman springt zwischen den Perspektiven von Mutter und Tochter. Auch die sprachliche Differenzierung gelingt der Autorin hier wirklich makellos. Die kindliche Sicht auf die erfahrene Gewalt, die damit einhergehenden Schuldgefühle und das gleichzeitige Unverständnis tun unglaublich weh, weil sie so authentisch sind. Kinder sind schutzbedürftig und machen keine Fehler, für die Erwachsene sie beschuldigen oder, noch schlimmer, bestrafen dürfen. Das allein ist schon schrecklich genug zu lesen. Bára bemüht sich nach Kräften, ihren Eltern keinen Grund mehr zu geben für deren Wut und scheitert natürlich daran, weil sie keine Schuld trägt. Eine Befreiung aus der Situation erscheint aufgrund von Abhängigkeit und Manipulationsstrategien aussichtslos.

Doch die Ergänzung um die mütterliche Perspektive, teilweise triefend vor Abneigung, macht die Lektüre umso schlimmer. Die Autorin spricht der Mutter zwar auch ihre eigenen Hürden im Leben zu, nimmt sie jedoch nie aus der Verantwortung. So gelingt es auch, dass ich für manche Wut (bspw. dem Kindsvater gegenüber) zwar Verständnis aufbringen konnte, die Mutter aber nie als Opfer ihrer Umstände gesehen habe. Wer hier das Opfer ist, wird schnell klar und die geschilderte Mobbingdynamik innerhalb der Familie tut wirklich, wirklich weh.

Sprachlich ist das Werk eindringlich und gleichzeitig nüchtern-distanziert. Die Autorin hat es geschafft, die Figuren hier wirklich selbst erzählen zu lassen, was trotz der damit einhergehenden Distanziertheit hoch emotional ist. Ich denke, noch mehr Nähe und Details hätte ich auch gar nicht ausgehalten. Die Geschichte bietet eine Projektions- und Identifikationsfläche für die eigenen Erfahrungen und das macht ihre Stärke aus. Die kurzen Abschnitte aus Sicht der Krähen runden die Handlung ab und gehen trotz ihrer Abstraktheit manchmal regelrecht durch Mark und Bein.

Ich bin wirklich beeindruckt und empfehle den Roman ausdrücklich. Er trifft punktgenau das richtige Maß an Nähe zur Handlung, sodass der Schmerz beim Lesen aushaltbar und reflektierbar bleibt. Das Ende ist dagegen fast unbefriedigend offen, aber genau das ist leider oft der Punkt dieser Gewalt.

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