Im Wettlauf gegen das eigene Leben - Spannend aber mit Schwächen
Not Quite Dead YetDas Buch hatte mich quasi schon mit der Prämisse, dass die Protagonistin nach einem Überfall im Wettlauf gegen ihre restliche Lebenszeit ihren eigenen Mord lösen will, und der Tatsache, dass Holly Jackson ...
Das Buch hatte mich quasi schon mit der Prämisse, dass die Protagonistin nach einem Überfall im Wettlauf gegen ihre restliche Lebenszeit ihren eigenen Mord lösen will, und der Tatsache, dass Holly Jackson damit ihr erstes Adult Mystery Buch veröffentlicht - entsprechend hoch waren meine Erwartungen. Die Idee und die Story an sich fand ich toll, aber irgendwie hat mir an einigen Stellen einfach ein Stück weit etwas gefehlt, und obwohl ich das Buch in kürzester Zeit durchgelesen habe, muss ich sagen, dass es mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt.
Der Beginn des Buches war etwas zäh - es geht zwar im ersten Kapitel direkt los, aber dann braucht die Geschichte eine Weile, bis sie eine klare Richtung einschlägt. Es werden viele einzelne Charaktere eingeführt und Plotlines eröffnet, von denen noch nicht ganz klar sind, wohin sie führen sollen, aber als es dann richtig mit der Investigation losgeht, wird es wirklich spannend - wie Jet und Billy (ganz im OG Pip und Ravi Style!) gemeinsam die Hinweise verfolgen und versuchen, den Fall zu lösen, war typisch Holly Jackson und hat mir einfach richtig Spaß gemacht zu lesen. Allerdings gab es dabei einige Aspekte, bei denen man schon mal ein Auge (oder zwei) zukneifen muss, damit das Ganze glaubhaft wirkt.
Wie die einzelnen Plotlines miteinander verknüpft wurden und welche Geheimnisse ans Licht kommen, hat mir ganz gut gefallen. Ich war ab einem Punkt einfach total drin und habe miträtseln können. Ein wenig enttäuschend fand ich allerdings das Ende-Ende, nicht unbedingt inhaltlich, aber wie es gelöst wurde. Auch wenn mich eigentlich der Mordfall bei der Geschichte gehalten hat, sind es am Ende dann doch Jet und Billy und ihre gemeinsame Entwicklung, die mir in Erinnerung bleiben. Ich bin auch etwas zwiegespalten - allein von der Aufmachung und der Story glaube ich, dass das Buch vielleicht als YA (ähnlich zu AGGG) sogar besser funktioniert hätte, gleichzeitig haben mich Jets Entwicklung und Learnings eben gerade so sehr mitgenommen, weil sie bereits erwachsen ist, mit ihrem Gefühl des Versagens kämpft, und sich in dieser vulnerablen Situation befindet. Am Ende hat mich das Buch an einer Stelle wirklich berührt, was ich von einem Mystery Buch niemals erwartet hätte.
Etwas schade finde ich, dass einige der Nebencharakter recht schwach in der Handlung bleiben. Vor allem über die komplizierten Familiendynamiken hätte ich gerne mehr gelesen. Obwohl Jets Familie eine große Rolle einnimmt, kommen sie als handelnde Akteure nur recht wenig im Buch vor, und es wirkte etwas wie vergeudetes Potential.
Im Buch gibt es außerdem auch einige etwas... ungelenke Übersetzungen, sodass ich zwischendurch etwas über die Sprache gestolpert bin. Ich kann allerdings nicht ganz einschätzen, ob das tatsächlich allein an der Übersetzung liegt, da ich die Bücher der Autorin bisher nur auf Englisch gelesen habe und die Zielgruppe ja auch eine andere ist.
Ich hatte definitiv Spaß mit dem Buch, mochte es wieder miträtseln zu können, und das Ende hat mich sehr unerwartet emotional wirklich mitgenommen, aber ich kann nicht bestreiten, dass ich nicht auch ein wenig enttäuscht bin, einfach weil ich so hohe Erwartungen hatte.
Vielen Dank an Lübbe und NetGalley für das Rezensionsexemplar!