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Veröffentlicht am 21.09.2019

Abenteuerlicher Roman über zwei mutige Mädchen vor dem Hintergrund eines erschütternden Familiendramas und ein bewegendes Buch über eine grenzenlose Geschwisterliebe

Sal
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Die 13-jährige Sal flieht mit ihrer jüngeren Halbschwester Peppa in die Wildnis, um sie vor den angedrohten Übergriffen ihres Stiefvaters Robert zu schützen. Die Mutter Claire ist Alkoholikerin und von ...

Die 13-jährige Sal flieht mit ihrer jüngeren Halbschwester Peppa in die Wildnis, um sie vor den angedrohten Übergriffen ihres Stiefvaters Robert zu schützen. Die Mutter Claire ist Alkoholikerin und von den Drogen Roberts abhängig und hat schon vor Jahren die Verantwortung für Peppa ihrer älteren Tochter überlassen.
Vorausschauend hat die kluge Sal seit Monaten die Flucht vorbereitet, kennt sich mit Flora und Fauna in den schottischen Wäldern und der Jagd aus und hofft, dass sie dort niemand finden wird. Ihre größte Angst ist, von den Behörden von ihrer kleinen Schwester getrennt zu werden.

Der Roman ist aus der Sicht der 13-jährigen Sal geschrieben, die für ihr Alter jedoch viel reifer wirkt. Nüchtern beschreibt sie rückblickend die Situation zu Hause und wie es ihr gelungen ist, fast unbemerkt zu verschwinden.
Das Leben im Wald liest sich wie ein Handbuch zum Survivaltraining. Sehr detailliert werden Jagd, Feuer machen oder Bau einer Hütte beschrieben sowie Sals Wissen über ihre Beute und das Überleben in der Wildnis vermittelt. Sehr anschaulich kann man sich damit in die Situation der beiden jungen Mädchen versetzen, was aber in dem Umfang auch etwas langatmig ist. Das Motiv für ihre verzweifelte Flucht gerät damit etwas in den Hintergrund.

Mit dem Kennenlernen von Ingrid, einer Frau, die wie die Mädchen im Wald lebt und den Eindruck einer liebenswerten "Hexe" macht, nahm der Roman eine etwas andere Richtung. Während ich zunächst noch dachte, bei Ingrid handle es sich um eine Einbildung der beiden Mädchen, um das Leben in der Wildnis mit der Unterstützung einer Erwachsenen erträglicher zu machen, nimmt Ingrid als Figur im weiteren Verlauf so viel Raum ein, dass sie auch für mich real wurde. Sie berichtet den Mädchen aus ihrem Leben, ihrer Flucht aus der ehemaligen DDR und ihrer Hippievergangenheit in London, was ich neben den wiederholten Beschreibungen von Feuermachen und Beutejagd etwas ermüdend fand. Darüber hinaus fand ich die Situation, die ein Leben im Wald bei Eiseskälte, abgeschottet von der Zivilisation, als so einfach durchführbar dargestellt, nicht mehr realistisch. Als Traum von Kindern, ja, aber als Lebenswirklichkeit einer 75-jährigen Frau?

Das Überleben in der Wildnis im Oktober ist hart und gefährlich und man mag sich deshalb gar nicht vorstellen, was vor allem Sal erlebt und mitgemacht haben muss, damit sie sich frei für ein derartiges Leben entscheidet und wie ausweg- und perspektivlos die Situation für sie war. Genauso erschütternd ist die Verzweiflungstat, die sie vor ihrer Flucht scheinbar emotionslos begangen hat.
Dennoch blieb mir der Roman zu oberflächlich bzw. setzte der Autor für mich die falschen Prioritäten. Während der reine Überlebenskampf in den schottischen Wäldern mit kaltblütigen Tötungen von Tieren durch Sal sowie Ingrid als neue Mutterfigur sehr detailliert beschrieben wurden, fand kaum eine Aufarbeitung der Erlebnisse oder zumindest eine Auseinandersetzung mit den schrecklichen Ereignissen durch die beiden Mädchen statt. Auch das Ende und die Perspektive für die Schwestern war mir im Vergleich dazu zu knapp gehalten.

"Sal" ist ein abenteuerlicher Roman über zwei mutige Mädchen vor dem Hintergrund eines erschütternden Familiendramas und ein bewegendes Buch über eine grenzenlose Geschwisterliebe. Der Plot hatte jedoch Potential für mehr. Insbesondere die ambivalente Persönlichkeit von Sal sowie die Rolle der leiblichen Mutter hätten noch mehr Möglichkeiten zur Entfaltung des Romans gegeben.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Fesselnder Tatkomplex, spannende Ermittlungen und brutale Morde - Zyniker Maarten S. Sneijder überschreitet dabei seine Kompetenzen

Todesmal
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Kurz nachdem Maarten S. Sneijder seinen Dienst beim Bundeskriminalamt quittiert hat, behauptet eine Nonne, dass innerhalb der nächsten sieben Tage sieben Morde geschehen werden. Eine Bedingung, dass sie ...

Kurz nachdem Maarten S. Sneijder seinen Dienst beim Bundeskriminalamt quittiert hat, behauptet eine Nonne, dass innerhalb der nächsten sieben Tage sieben Morde geschehen werden. Eine Bedingung, dass sie über die Hintergründe der Tat spricht, ist, dass Sneijder die Ermittlungen leiten soll. Darüber hinaus möchte sie, dass die Presse über Mordfälle informiert wird.
Sneijder kehrt an seinen Arbeitsplatz zurück, stellt ein Team zusammen und fordert freie Hand bei seinen Ermittlungen und Immunität für sich und seine Mitarbeiter. Auch wenn dem BKA-Präsidenten Sneijders Alleingänge und unorthodoxe Ermittlungsmethoden inzwischen zutiefst zuwider sind, stimmt er aufgrund der Brisanz des Falls seinen Forderungen zu.
Unter hohem Zeitdruck versuchen Sneijder und die beiden Kriminalkommissarinnen Sabine Nemez und Tina Martinelli die angekündigten Morde zu verhindern, scheinen aber stets eine Nuance zu spät zu kommen. Sneijder versucht die Nonne, ohne auf die bestehenden Gesetze zu achten, zu knacken, doch diese hält an ihrem Rachefeldzug fest.
Abgründe menschlichen Handelns tun sich auf, die das Motiv der Nonne erklärlich machen.
"Todesmal" ist Band 5 der Reihe um den misanthropischen Profiler und Kriminalbeamten Maarten S. Sneijder.
Der Kriminalfall ist spannend aufgebaut und entwickelt sich rasant fort, was nicht nur der zeitlichen Inszenierung der geplanten Morde geschuldet ist. Auch die Ermittlungen, die diverse Ortswechsel, von Wiesbaden, über Bern, Wien, Konstanz und Den Haag, zur Folge haben gehen dynamisch und voller Ideenreichtum voran. Auch als klar wird, warum die Nonne die Morde dergestalt geplant hat und was sie damit erreichen möchte, bleibt es spannend zu erfahren, ob Sneijder und sein Team weitere Morde verhindern können oder ob tatsächlich alle ihr Leben lassen müssen. Darüber fiebert man mit, wie die Hintergründe ihrer Taten aufgeklärt werden, die knapp 40 Jahre zurückliegen und unfassbar grausam sind.
Es ist ein unterhaltsamer, spannender und brutaler Thriller, den man kaum aus der Hand legen kann. Allerdings muss man Sneijders Art und seinen ganz speziellen Charme mögen. Er ist ein Zyniker, ein Charakter, der polarisiert und fortlaufend provoziert. Seine skurrile Art ist das Markenzeichen der Todesreihe von Andreas Gruber, wobei Sneijder in diesem Fall die Grenzen so weit überschreitet, dass man sich unweigerlich fragt, ob derartige Ermittlungen außerhalb des gesetzlichen Rahmens, gebilligt von einem BKA-Präsidenten, tatsächlich noch realistisch sind. Der Tatkomplex ist allerdings so fesselnd, dass man über die Kompetenzüberschreitungen des Vanilletee trinkenden und Joint rauchenden Chefermittlers hinwegsehen kann.
Und so wie dieser Fall endet, wird es wohl auch einen sechsten Band der Reihe geben, den ich gespannt erwarte...

Veröffentlicht am 18.09.2019

Zu Beginn zu viel historischer Hintergrund auf Kosten der Geschichte der Familie Thalheim, am Ende für meinen Geschmack etwas zu viel Drama

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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"Wunderbare Jahre" ist Band 2 der "Die Schwestern vom Ku'damm"-Trilogie von Brigitte Riebe. Nach "Jahre des Aufbaus" handelt die Fortsetzung von den Jahren 1952 bis 1957 in Berlin und ist aus der Perspektive ...

"Wunderbare Jahre" ist Band 2 der "Die Schwestern vom Ku'damm"-Trilogie von Brigitte Riebe. Nach "Jahre des Aufbaus" handelt die Fortsetzung von den Jahren 1952 bis 1957 in Berlin und ist aus der Perspektive der mittleren der Thalheim-Töchter, Silvie, geschrieben.

Silvie Thalheim ist 1952 29 Jahre alt und setzt ihre Karriere als Rundfunkredakteurin beim Sender RIAS fort. Mit "Stimmen" hat sie ihre eigene Sendung, in der sie Prominente aus Film, Politik und Sport interviewt. Nur mit der Liebe möchte es nicht klappen, verliebt sie sich doch immer in die falschen Männer und hadert mit ihrem Schicksal: "Kein Mann. Kein Haus. Kein Kind". Mit dem Schauspieler Wanja führt sie eine Beziehung, von der sie nicht weiß, woran sie ist. Darüber hinaus steht sie ihrer älteren Schwester Rike, die inzwischen verheiratet und Mutter geworden ist, im Kaufhaus Thalheim zur Seite und kümmert sich immer wieder notgedrungen um ihren Zwillingsbruder Oskar, der nach den Kriegsereignissen an der Ostfront nicht mehr derselbe ist und sich ungut in das Familienunternehmen Thalheim einbringt.

So wird das Leben der Familie Thalheim aus Sicht von Silvie geschildert, wodurch man Leser nicht nur den Alltag der Berliner Unternehmensfamilie miterlebt, sondern auch die Nachkriegsjahre und die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland.
Die 1950er-Jahre im Zeichen von "Aufbruch, Petticoats und Rock'n'Roll" werden anschaulich und vor allem sehr authentisch, eingebettet in die historischen Ereignisse der Zeit, erzählt.
Die Blockade Westberlins durch die Sowjetunion, der Arbeiteraufstand 1953 in der DDR und die verfestigte Spaltung von Ost und West, aber auch die Fußball-WM 1954 mit dem wachsenden Selbstbewusstsein finden innerhalb der Geschichte ihren Raum wie auch die Moralvorstellungen der Zeit, die sich vor allem in der sexuellen Orientierung der Protagonisten manifestieren. So werden nicht nur die Unfreiheiten in Ostberlin und der DDR, sondern auch im Hinblick auf die Homophobie in Westdeutschland deutlich.

Silvie ist der zentrale Charakter, deren Gefühls- und Gedankenwelt empathisch dargestellt wird. Die beiden anderen Schwestern Rike und Flori kommen dabei ein wenig kurz, was ich sehr schade finde. Wie sich ihre beiden Leben weiterentwickeln, erfährt man nur nebenbei. Auch werden sehr viele historische Ereignisse erwähnt, spielen aber letztlich für die Charaktere und den Fortgang der Geschichte keine Rolle. Der Roman fühlte sich deshalb zunächst wie ein Schweinsgalopp durch die deutsche Geschichte an, während sich das eigentliche Hauptaugenmerk der Geschichte, Silvies Leben, weitestgehend auf ihren Liebeskummer und ihre Karriere beim Radio reduzierte.

Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist gewohnt flüssig und angenehm zu lesen und sie schafft es auch, den Zeitgeist der 1950er-Jahre herüberzubringen, aber der Inhalt des Romans - das Leben der "Schwestern vom Ku'damm", ihre "wunderbaren Jahre" kamen mir neben allen geschichtlichen Fakten, die die promovierte Historikerin platzierte, am Anfang deutlich zu kurz. Dabei passierte doch einiges im Leben der Familie Thalheim, aber die zahlreichen Schicksalsschläge spielten erst im letzten Drittel die eigentliche Rolle, was dann wiederum etwas überladen war. Gemeinsam ist den Geschwistern dabei, dass sie trotz aller Widrigkeiten nicht aufgeben, komme was wolle.
Vielleicht kann die Autorin im dritten Teil schon von Beginn an den Fokus wieder stärker auf die drei jungen Frauen, insbesondere auf Nesthäkchen Flori, legen und auf ein bisschen weniger Drama verzichten. Mit dem Jahr 1958 und "Tage der Hoffnung" geht es im April 2020 weiter.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Schwermütiger Roman über Freundschaft, Erwachsenwerden und Neuanfänge, jedoch mit unsympathischen, selbstgefälligen Protagonisten - zudem langatmig geschrieben

Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte
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Rosa ist 18 Jahre alt und allein in Australien, als sie am Beginn ihrer Reise dem 17-jährigen Frank aus Deutschland begegnet. Auch dieser ist allein unterwegs, da sein bester Freund David ihn im letzten ...

Rosa ist 18 Jahre alt und allein in Australien, als sie am Beginn ihrer Reise dem 17-jährigen Frank aus Deutschland begegnet. Auch dieser ist allein unterwegs, da sein bester Freund David ihn im letzten Moment versetzt hat. Rosa und Frank beschließen gemeinsam weiter zu reisen. Sie werden schnell mehr als nur Freunde, aber bevor sie sich dies eingestehen können, kommt David überraschend nach.
Auch wenn die Spannungen zwischen den dreien geprägt von Eifersucht schnell offensichtlich werden, reisen sie zu dritt im Wohnmobil weiter - ein Roadtrip, auf dem sich zeigen wird, ob drei Personen nicht eine zu viel ist.

Rosa ist ein Scheidungskind, enttäuscht vom Vater und frisch verlassen von ihrem Freund, die auf der Reise zu sich selbst finden möchte. Frank hat lange auf die Reise gespart und sie ersehnt, für ihn sollte die Reise ein Abenteuer mit seinem besten Freund sein. David ist ein Sohn reicher Eltern, dem es materiell noch nie an etwas gefehlt hat, sich jedoch emotional vernachlässigt fühlt. Mangels Liebe von seinen Eltern hat er sich kopflos in körperliche Beziehungen zu Frauen gestürzt, ist ein Womanizer, was Frank negativ aufstößt.

Alle drei sind Teenager, die sich selbst enorm wichtig nehmen und auf sich selbst fokussiert sind. Der Roadtrip durch die Weite Australiens wirkt wie eine Flucht.
Das Jugendbuch wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, wobei die Kapitel sehr kurz sind und kurze Sätze den Erzählstil dominieren.
Es ist ein Buch über Freundschaft, Liebe und das Erwachsenwerden, über den Bruch mit Konventionen hin zur Freiheit und Selbstzufriedenheit.
Ich empfand das Buch zu gewollt tiefgründig und etwas pathetisch. Rosa, Frank und David sind noch sehr jung, wissen nicht, wohin mit sich und der Welt und stehen am Ende des Buchs doch wieder am Anfang, sind jedoch selbstgefällig zufrieden mit sich. Für mich war der Roman zu langatmig, da letztlich wenig passiert. Es dreht sich mehr um eine innere Reise mit wenigen Ereignissen und Dialogen, dafür vielen Gedankengängen und Beschäftigung mit sich selbst.
Womöglich hätte mir der Roman besser gefallen, wenn wenigstens einer der Charaktere ein Sympathieträger gewesen wäre.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Spannende Mischung aus Familientragödie, Kriminalroman und unblutigem Psychothriller mit beklemmender Atmosphäre

Im Sog der Schuld
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Vor 17 Jahren sind Ardens Zwillingsschwestern spurlos verschwunden, als sie auf die beiden aufgepasst hatte. Bis heute macht sich Arden schwere Vorwürfe, obwohl sie damals mit acht Jahren selbst noch ein ...

Vor 17 Jahren sind Ardens Zwillingsschwestern spurlos verschwunden, als sie auf die beiden aufgepasst hatte. Bis heute macht sich Arden schwere Vorwürfe, obwohl sie damals mit acht Jahren selbst noch ein Kind war und muss mit der Ungewissheit leben, was mit ihren damals 18 Monate alten Schwestern passiert ist.
Die Familie Arrowood ist nach diesem schrecklichen Ereignis aus Keokuk/ Iowa weggezogen und letztlich auseinandergebrochen.

Zehn Jahre nachdem Arden das letzte Mal im Sommer in Keokuk zu Besuch war, stirbt Ardens Vater und sie erbt das Anwesen Arrowood. Arden kehrt in ihren Heimatort zurück und mit ihr die Erinnerungen an das Jahr 1994, das dem Leben der Familie eine entscheidenden Wende gegeben hatte. Als Josh Kyle, der ein Buch über die Entführung der Zwillinge schreiben möchte, Arden auf die Vergangenheit anspricht, wird deutlich, dass ihre Erinnerungen an den Tag der Entführung zahlreiche Fragen aufwerfen und dass der mutmaßliche Täter womöglich nichts mit dem Verschwinden der Zwillinge zu tun hatte. Je intensiver sich Arden mit der Vergangenheit auseinander setzt, desto mehr Geheimnisse ihrer Familie aus der damaligen Zeit treten zutage, die ihr als Kind verborgen geblieben waren.

"Im Sog der Schuld" ist aus der Ich-Perspektive der 25-jährigen Arden geschrieben, die von den Ereignissen der Vergangenheit noch immer schwer gezeichnet ist. Sie verbietet sich glücklich zu sein und sich weiterzuentwickeln, während die Welt um sie herum sich weiter drehte. Sie wartet seit Jahren auf Zeichen, auf Antworten und lebt mit der Hoffnung, dass die Zwillinge noch leben könnten. Als sie nun nach all den Jahren in die marode Villa Arrowood zurückkehrt, lassen sie die Erinnerungen an ihre Kindheit nicht mehr los.

Der Schauplatz des Romans, das alte, lange unbewohnte und für eine einzelne Person viel zu große Haus wirkt beängstigend und gruselig. Knackende Geräusch, marode Leitungen und Fenster, die sich nicht öffnen lassen, jagen einen Schauder über den Rücken.

Das Buch ist eine Mischung aus Familientragödie, Kriminalroman und unblutigem Psychothriller, der durchweg spannend geschrieben ist. Als Leser möchte man wie Arden erfahren, was an dem Tag der Entführung wirklich passiert ist und wo die Zwillinge - tot oder lebendig - nun sind. Dabei begegnen Arden einige Bewohner von Keokuk, die wie Ardens trügerische Erinnerungen nur schwer einzuschätzen sind.

Die beklemmende Atmosphäre der alten Villa, die zunehmenden Zweifel an den eigenen Erinnerungen sowie die über Jahre gehegten Schuldgefühle sind durch den eingängigen Schreibstil spür- und nachvollziehbar. "Im Sog der Schuld" ist ein authentisch erzählter Cold Case, der unvorhersehbar und spannend beschrieben ist und mit all der Tragik in der Familie auch emotional bewegt.