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Veröffentlicht am 08.02.2020

Zum Mitfiebern

Die Dunkelheit der Drachen
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Musik ist Zauber, und sie spielt eine ganz besondere Rolle in einer Welt, die vor Magie vibriert. In Flick Klarwassers Universum existieren neben ganz normalen Menschen auch Zauberer, Hexen, Drachen und ...


Musik ist Zauber, und sie spielt eine ganz besondere Rolle in einer Welt, die vor Magie vibriert. In Flick Klarwassers Universum existieren neben ganz normalen Menschen auch Zauberer, Hexen, Drachen und Pfeifer, die mit ihren Flötenmelodien magische Dinge bewirken. Der allseits berüchtigte Rattenfänger von Hameln, der seine Kunst missbraucht hat, um Kinder zu entführen, sitzt anscheinend wohlverwahrt im Kerker, wo auch der Pfeiferschüler Flick eine Strafe abbüßen muss. Bei einem Drachenangriff auf das Verlies der Burg Tiviscan erfährt Flick ein Geheimnis des angeblichen Rattenfängers und kann fliehen. Eine abenteuerliche Reise voller tödlicher Gefahren steht ihm bevor, die er gemeinsam mit Rena, einem verzauberten Mädchen, und dem Drachengreif Barver bestreiten muss. Sie führt ihn schließlich an den Ort zurück, dem er entfliehen wollte: Tiviscan, und zu einem folgenreichen Duell…
Patricks erstes Kinderbuch nimmt als roten Faden die Sage des Hamelner Rattenfängers auf und weitet sie zu einem gut geschriebenen, äußerst spannenden Roman aus. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Seinen fantasievollen Figuren und dem ideenreichen Verlauf der Geschichte ist Patricks früherer Beruf als Spieleentwickler anzumerken. Rasantes Erzähltempo und zahlreiche Wendungen im Geschehen sorgen dafür, dass junge Leser ab 10 Jahren von Anfang bis Ende gefesselt bleiben. „Die Dunkelheit der Drachen“ ist eine mitreißende Lektüre, die nach einer Fortsetzung verlangt.

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Veröffentlicht am 07.02.2020

Eine nachdenkliche Reise in die Vergangenheit

Goodbye, Bukarest
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Ihre Mutter Rosa beschreibt die Autorin Astrid Seeberger als eine Frau, die sie nur mit einem traurigen „Flüchtlingsgesicht“ gekannt habe. Dieser Tristesse und der gefühlsmäßigen Distanz in ihrer Beziehung ...

Ihre Mutter Rosa beschreibt die Autorin Astrid Seeberger als eine Frau, die sie nur mit einem traurigen „Flüchtlingsgesicht“ gekannt habe. Dieser Tristesse und der gefühlsmäßigen Distanz in ihrer Beziehung zueinander ist Astrid im Alter von 17 Jahren entflohen, zum Studium nach Schweden. Während sie Jahre nach dem Tod ihrer Mutter deren Leben in einem autobiografischen Roman aufgearbeitet hat („Nächstes Jahr in Berlin“), schildert sie in ihrem neuen Buch „Goodbye Bukarest“ ihre Suche nach dem verschollenen Bruder ihrer Mutter, der in dem ersten Buch ebenfalls eine große Rolle spielt.
Das Schweigen der Mutter über Brunos Schicksal macht Astrid zu schaffen. Ist er tatsächlich bei der Schlacht um Stalingrad gefallen? Konnte er fliehen? Welche Rolle spielt Astrids geliebter Großvater?
Erst als die Mutter gestorben ist, erhält Astrid über einen Vertrauten Rosas weitere Informationen. Sie erfährt den Namen eines ehemaligen Strafgefangenen der Stalinära, der Bruno begegnet ist, und sucht ihn in Berlin auf. Ohne Theatralik, doch mit viel Feinfühligkeit gibt sie seine Leidensgeschichte wieder, in der neue Hinweise zu Bruno und Menschen, die ihn kannten, auftauchen. Astrid reist weiter, immer den Spuren nach, die sie findet, nach Bukarest und München. Sie lässt die Zeitzeugen ihre Geschichten aus ihrer eigenen Perspektive erzählen und Bruno so schildern, wie sie ihn wahrgenommen haben. Stück für Stück setzt sich so ein Bild ihres Onkels zusammen, dessen Leben von politischer Willkür und Gewalt bestimmt war, der aber auch selbst viel Liebe und Trost geben und empfangen konnte. Der bedrohliche geschichtliche Hintergrund der 1930er bis 1980er Jahre bleibt konstant, obwohl sich vor allem die Musik als tröstendes Element durch den Roman zieht. Seeberger zeigt ihren Onkel Bruno als Menschen inmitten von Weltgeschichte, dem jeweiligen politischen System ausgeliefert, jedoch stets ruhig, nie (an)klagend. Sie schlägt dabei leise Töne an - so wie es wohl auch ihr Onkel getan hat.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

Ein "E-Mail-Roman"

An Nachteule von Sternhai
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Hier ist ein Jugendbuch, das ganz dem Trend unserer Zeit angepasst ist: ausschließlich in Form von E-Mails, SMS bzw. auch herkömmlichen Briefen erzählen zwei Autorinnen die Geschichte von der Entstehung ...

Hier ist ein Jugendbuch, das ganz dem Trend unserer Zeit angepasst ist: ausschließlich in Form von E-Mails, SMS bzw. auch herkömmlichen Briefen erzählen zwei Autorinnen die Geschichte von der Entstehung einer tiefen Freundschaft. Avery Bloom und Bett Devlin leben Tausende von Kilometern voneinander entfernt - die eine in New York, die andere in Kalifornien - und sind zufrieden mit ihren alleinerziehenden Vätern und ihrem Leben, so wie es ist. Doch als sich ihre Väter eines Tages begegnen und beschließen, ihre Zukunft gemeinsam zu gestalten, wollen ihre Töchter das nicht akzeptieren. Um ihre Heiratspläne zu verhindern, treten sie in einen intensiven E-Mail-Kontakt und treffen sich sogar in einem Feriencamp. Nach und nach bröckelt die Distanziertheit der Mädchen, ihr Vertrauen zueinander wächst. Doch dann geschieht etwas Unvorhergesehenes…
Neben den Themen Freundschaft und Zusammenhalt stellen die Autorinnen Meg Wolitzer und Holly Goldberg Sloan vor allem den Aspekt von Toleranz und Gleichberechtigung in den Mittelpunkt ihres Romans; Rassengleichheit und Homosexualität sind als ganz selbstverständliche Aspekte der Gesellschaft in die Geschichte integriert. Mit der Form des Briefromans oder besser gesagt „E-Mail-Romans“ und ihrem der jugendlichen Ausdrucksweise entsprechenden Schreibstil wecken sie gezielt das Interesse junger Menschen, für die digitale Textnachrichten selbstverständlich sind. Jeder Charakter kann so seine Perspektive verständlich machen. Flott geschrieben, mit etlichen unerwarteten Wendungen im Geschehen, sorgt die Geschichte für sehr unterhaltsame Lesestunden.

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Wer wehret dem, der seine Verbrechen mit Stärke verbindet …

1794
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… wird Isak Reinhold Blom zitiert, der in Natt och Dags Roman Polizeisekretär und Freizeitdichter in einer Person darstellt. Intrigen, Macht und Geld sind tatsächlich Hauptthemen des Buches, in dem der ...

… wird Isak Reinhold Blom zitiert, der in Natt och Dags Roman Polizeisekretär und Freizeitdichter in einer Person darstellt. Intrigen, Macht und Geld sind tatsächlich Hauptthemen des Buches, in dem der Kriegsveteran und Häscher Jean Michael Cardell (wie schon im Vorgängerroman "1793") eine Hauptrolle spielt. Auch einigen anderen „alten Bekannten“ aus Natt och Dags erstem Kriminalroman begegnen wir wieder. Vor dem Hintergrund der düsteren Realität eines Stockholm gegen Ende des 18. Jahrhunderts konstruiert Natt och Dag äußerst plastisch eine teuflische Intrige, deren Opfer Erik, ein sehr junger, unerfahrener Mann ist. Der Autor konfrontiert den Leser ungeschönt mit den sozialen Missständen und brutalen Methoden jener Zeit und schildert den Verlauf der Geschichte aus der jeweiligen Sicht seiner Hauptcharaktere. So erfahren wir auch einiges aus dunklen Zeiten der tropischen Insel St. Barthelemi, einer schwedischen Kolonie, die ihren Wohlstand in erster Linie dem Sklavenhandel verdankt. Überhaupt flicht der Autor immer wieder diverse Details aus der schwedischen Historie ein, überaus bildstark, jedoch ganz nebenbei, ohne dass der Leser das Gefühl hat, belehrt zu werden.
Packend geschrieben, atmosphärisch echt, spricht "1794" vor allem die etwas härter gesottenen Krimifans an. Zwar ist die Geschichte ohne weiteres zu verstehen, auch ohne den Vorgängerroman zu kennen - doch wer bereits "1793" kennt, ist, was etliche Feinheiten betrifft, deutlich im Vorteil.

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Veröffentlicht am 17.01.2020

Humorvoll und feinfühlig

Stadt der Sonne
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Ihre Kinderbücher (die "Mumins") machten sie bekannt und zur Gewinnerin der Nils-Holgersson-Medaille und des Hans-Christian-Andersen-Preises: Tove Jansson. Die Romane, die sie für Erwachsene schrieb, sind ...

Ihre Kinderbücher (die "Mumins") machten sie bekannt und zur Gewinnerin der Nils-Holgersson-Medaille und des Hans-Christian-Andersen-Preises: Tove Jansson. Die Romane, die sie für Erwachsene schrieb, sind hierzulande allerdings weniger bekannt.
Bereits im Jahr 1974 erschien Janssons Roman "Solstaden" in Finnland, doch erst 2018 ist er für deutsche Leser entdeckt und übersetzt worden.
„Die Stadt der Sonne“ ist der kleine Ort St. Petersburg in Florida, einer der immer warmen Sehnsuchtsorte pensionierter Amerikaner, „…das Paradies auf Erden, belebend wie alter Wein…“. Auch in dem Gästehaus Butler Arms haben sich Rentner eingemietet, die hier - während sie das milde Klima und guten Service genießen - die ihnen verbleibende Zeit verbringen. Sehr unterschiedliche, teils skurrile Charaktere treffen hier aufeinander: abweisende und kommunikative, störrische und nachgiebige, selbstbewusste und ängstliche. Tove Jansson fühlt sich meisterhaft in jeden einzelnen ein und schildert die Personen so lebendig, dass der Leser das Empfinden hat, sie direkt vor sich zu sehen. Mit dem ihr eigenen Humor - oft hintergründig, manchmal bissig - schildert die Autorin den Alltag der Senioren und setzt als Kontrapunkt dazu die Liebesgeschichte des jungen Paares Linda und Bounty-Joe. Dem eigentlich deprimierenden Thema des Wartens auf den Tod stellt sie immer wieder heitere, versöhnendeTöne entgegen. Das Dahinfließen der Zeit und die gleichförmigen Tage, deren Höhepunkt das alljährliche Frühlingsfest darstellt, gestaltet Jansson gekonnt aus mit den jeweiligen Erinnerungen der alten Leute und kleinen Sticheleien der Senioren untereinander, kurz unterbrochen vom Auftauchen eines gealterten ehemaligen Showstars.
Sensibel und fein beobachtend, serviert Jansson uns einen liebevoll geschriebenen, nachdenklich stimmenden Roman.

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