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Veröffentlicht am 11.02.2020

Ein schöner Wohlfühlroman vor der Kulisse von Sylt

Ein Sommer auf Sylt
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Im Rowohlt Verlag erscheint der Roman "Ein Sommer auf Sylt" von Lena Wolf.


Die Architektin Julia reist nach Sylt, doch statt einem Urlaub, wird diese Reise keine Erholung. Mit ihr fahren nämlich ihre ...

Im Rowohlt Verlag erscheint der Roman "Ein Sommer auf Sylt" von Lena Wolf.


Die Architektin Julia reist nach Sylt, doch statt einem Urlaub, wird diese Reise keine Erholung. Mit ihr fahren nämlich ihre Mutter und zwei Tanten auf die Insel und leider sind sich die Schwestern untereinander ziemlich uneins und streiten ständig. Julia hat von ihrem verstorbenen Vater ein Haus geerbt und möchte sich ein Bild davon machen. Doch im Haus wohnt die Geliebte ihres Vaters, also müssen Julia und ihre Begleitung in einer Pension unterkommen. Immerhin ist wenigstens der Vermieter für Julia ein Lichtblick auf der Insel. Aber wie wird sie sich über ihr Erbe entscheiden?

Bücher mit erbenden Frauen und dann noch auf einer schönen Nordseeinsel gibt es wie Sand am Meer. Deshalb war ich erst recht skeptisch, was mich in diesem Roman erwarten würde.

Doch dann hat mich dieser Roman gleich von Anfang an gepackt.

Einerseits werden die Gefühle und Gespräche sehr gut beschrieben und ich konnte mit Julia mitfühlen, wenn sich ihre Mutter und Tanten stritten oder daneben benahmen und auch die Treffen mit dem sympathischen Mats habe ich einfach nur genossen. Es ist ein wenig Katz-und-Maus-Spiel, was beide veranstalten, aber das macht den spannenden Reiz an der Geschichte auch aus. Im Hintergrund existiert auch noch Julias Freund Jo, der das Geld des geerbten Hauses für ihr gemeinsames Unternehmen eingeplant hat.

Die Charaktere haben alle ihre Ecken und Kanten, nur Mats und Julia sind einfach nur sympathisch. Das macht es leicht, ihnen gern zu folgen und sich mit ihren Emotionen zu befassen.


Durch den lockeren Schreibstil kann man den Roman wunderbar flüssig weglesen und auch die liebevoll beschriebenen Schauplätze auf Sylt sorgen für Urlaubsstimmung und Sehnsucht nach der Nordsee. Allerdings werden auch die Probleme im Bereich des fehlenden günstigen Wohnraums auf der Insel angesprochen, solche realistischen Hintergründe mag ich in Romanen sehr. Trotzdem kommt hier eine Wohlfühlstimmung auf, weil man gemeinsam mit Julia sich nicht nur in die Insel, sondern auch in Mats verliebt.

Was bei den Schwestern zu schwellenden Streitigkeiten führt, ist noch in ihrer Jugend begründet. Allmählich finden sie aber wieder mehr zueinander und sprechen sich gegenseitig aus. Trotzdem waren genau ihre Kabbeleien das I-Tüpfelchen, um der Story zu etwas Humor zu verhelfen.


Es ist auch ein Qualitätsmerkmal, wenn man Bücher fast in einem Rutsch durchliest und sich die ganze Zeit gut unterhalten fühlt. Dieses Buch ist so eines und deshalb kann ich es auch wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Ein lehrreiches und witziges Buch über unsinnige Lebensträume

Die kleine Motte, die davon träumte, anders zu sein
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Im Knesebeck Verlag erscheint das Bilderbuch "Die kleine Motte, die davon träumte, anders zu sein". Es richtet sich an die Altersklasse ab 4 Jahren, wurde vom Duo Dully & Dax erstellt. Eva Dax ist die ...

Im Knesebeck Verlag erscheint das Bilderbuch "Die kleine Motte, die davon träumte, anders zu sein". Es richtet sich an die Altersklasse ab 4 Jahren, wurde vom Duo Dully & Dax erstellt. Eva Dax ist die Autorin und für die zauberhaften Illustrationen sorgte Sabine Dully.


Kleidermotten sind unscheinbar grau und staubig und haben keine eleganten bunten Flügel wie die Schmetterlinge. Die kleine Motte möchte aber genau so sein wie ein Schmetterling, so fliegen und so auszusehen. Aber sie ist nun mal eine Motte und deshalb hält sie dieses Leben auch nicht lange durch. Doch dann lernt sie eine Fledermaus kennen und alles wird gut.

Die kleine Motte träumt von einem Leben als Schmetterling. Sich selbst findet sie nicht so toll und versucht alles, um genau wie ein Schmetterling zu sein. Deshalb trainiert sie ihren Flugstil, trinkt Blütennektar, der ihr gar nicht schmeckt und erst recht nicht bekommt und bemalt sich ihre Flügel. Außerdem verzichtet sie auf ihre nächtlichen Streifzüge, um tagsüber mit den Schmetterlingen von Blume zu Blume zu fliegen. Was natürlich nicht gutgehen kann. Sie wird müde und schlapp und fühlt sich nicht wohl. Die Schmetterlinge machen sich über die kleine Motte lustig und sie ist deprimiert. Doch dann lernt sie eine Fledermaus kennen, die eigentlich gerne eine Blaumeise sein möchte, wird der Motte klar, dass man seine eigene Identität nicht einfach ablegen kann. Man ist, wie man eben ist. Sie freundet sich mit der Fledermaus an und beide genießen von nun an ihr wunderbar ruhiges nachtaktives Leben.



In diesem zauberhaft illustrierten Buch können Kinder spielend etwas über verschiedene Schmetterlingsarten und nachtaktive Tiere wie die Motten lernen. Bei so süßen Bildern macht das Vorlesen richtig Spaß, die Texte sind einfach zu verstehen und auch sehr amüsant. Denn Motten mögen Wolle und muffige alte Socken, was die Schmetterlinge natürlich total eklig finden.

Wesentlich wichtiger als das Kennenlernen von Schmetterlingsarten und den Gewohnheiten von Motten und Fledermäusen ist aber die Aussage des Buches. Hier erkennen selbst schon kleine Kinder, die Suche nach der eigenen Identität und das man eben ist, wie man ist. So fühlt man sich auch unverstellt am wohlsten.



Dieses witzige Buch mit den zauberhaften Bildern macht richtig Spaß und die Identitätssuche wird toll beschrieben. Für mich ein Buchhighlight im Kinderbuchbereich!

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Veröffentlicht am 08.02.2020

Die Urlaubsplanung beginnt mit diesem tollen Reiseführer

Lieblingsplätze Wesermarsch und umzu
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Im Gmeiner Verlag läuft eine neue Buchreihe an, die unter der Überschrift "Lieblingsplätze" erscheint.

Die Ausgabe "Lieblingsplätze Wesermarsch und umzu" wurde von Natascha Manski und Diana Mosler erstellt. ...

Im Gmeiner Verlag läuft eine neue Buchreihe an, die unter der Überschrift "Lieblingsplätze" erscheint.

Die Ausgabe "Lieblingsplätze Wesermarsch und umzu" wurde von Natascha Manski und Diana Mosler erstellt.


Zur Wesermarsch gehört das Wattenmeer, Krabbenkutter, Deiche und Siele. Aber wer vermutet hier schon die letzte Kneipe vor New York? Zwischen Nordsee, Jade und Weser gibt es viel zu entdecken und man kann gleichzeitig frische Küstenluft schnuppern.



In diesem mit Fotos eindrucksvoll ausgestatteten Buch stellen die Autorinnen uns insgesamt 88 Ziele von der Wesermarsch und drumherum vor. Von Butjadingen aus starten wir mit einer Wattwanderung und enden in Schwanewede auf Harriersand.

Zu jedem Vorschlag gehört ein ganzseitiges Farbfoto und eine Seite mit Text, die zugehörige Ziffer kann man anhand einer im Buchdeckel gezeigten Landkarte schnell orten.

Die Vorschläge sind mit unterschiedlichen Symbolen gekennzeichnet. Einige Attraktionen sind für Kinder geeignet wie der Baumklettergarten in Mitteldeich oder der Zoo am Meer in Bremerhaven, andere sind mit einem Herz versehen wie verschiedene Museen. Aber auch die kulinarischen Genüsse werden hier nicht vergessen, verschiedene traditionelle Hofcafés und Restaurants sind ebenfalls abgebildet. Auf Erkundungstour kann man unterwegs eine Pause einlegen und dabei die regionale Küche vor Ort kennenlernen. Die Besitzer und Köche werden zum Teil im Buch vorgestellt, häufig greifen diese auf Produkte aus der Region zu.

Die Unterschiedlichkeit und Vielfalt der Ausflugsziele ist beachtlich und bietet für jeden Geschmack und jede Wetterlage etwas geeignetes. Außerdem sorgen mehr als 800 Kilometer Fahrradwege für sportliche Betätigungsmöglichkeit und die führen zu Wurtendörfern und zu anderen Sehenswürdigkeiten.



Die Autorinnen porträtieren Menschen, historische Plätze und Orte mit viel Liebe zum Detail und geben zahlreiche Ausflugs- und Einkehr-Tipps. Dabei wird viel Wissen weiter gegeben und der Leser möchte die Ziele gerne selbst besuchen. Auch die Städte Bremen, Oldenburg und Wilhelmshaven gehören übrigens zu den vorgestellten Lieblingsplätzen.

Wer kennt schon den Neuenburger Urwald, weiß wo man unter dem Sternenhimmel übernachten kann oder ist schon einmal auf einem Dielenschiff mitgefahren?


Diese Ideen kann man sich wunderbar durchlesen und seine persönliche Lieblingsliste für die nächste Reise vorbereiten. Beim Print besteht die kostenlose Möglichkeit, sich das Buch als e-book auf den Reader zu laden und dann vor Ort nachschauen zu können.


Mit reichlich Bildmaterial und wirklich ausgefallenen Insider-Tipps sorgt dieses Buch mit der Reiseplanung schon vorab für tolle Urlaubsvorfreude. Die vielfältigen Ziele und landschaftlichen Besonderheiten sind umfassend und bieten eine reichliche Auswahl für Groß und Klein.

Der nächste Urlaub kann kommen!

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Veröffentlicht am 07.02.2020

Ein kurzweiliger und unterhaltsamer Krimi

Hainberg
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Teil zwei der Krimireihe um Christian Heldt von Dominik Kimyon ist der Titel "Hainberg", er erscheint im Gmeiner Verlag.

Nahe des Göttinger Hainbergs wird der Kunstwissenschaftler Marcel Hofmeister tot ...

Teil zwei der Krimireihe um Christian Heldt von Dominik Kimyon ist der Titel "Hainberg", er erscheint im Gmeiner Verlag.

Nahe des Göttinger Hainbergs wird der Kunstwissenschaftler Marcel Hofmeister tot aufgefunden. Er ist Doktorand und steht unter Plagiatsverdacht, das rückt auch seine Doktormutter und Geliebte Arlene in den Fokus der Ermittlungen von Christian Heldt und Tomek Piotrowski. Aber es gibt noch andere Verdächtige, wie den Immobilienhai Gartner. Als ein weiterer Mord geschieht, ist Eile geboten, der Täter scheint es nicht nur auf ein Opfer abgesehen zu haben.



Schnell wird man sofort mit dem ersten Toten konfrontiert. Das Opfer Marcel Hofmeister wird in einer merkwürdigen Situation gefunden, er befindet sich auf der Rückbank eines Autos und wurde zuvor überfahren.
Die Kommissare Heldt und Piotrowski haben es mit einem Mord zu tun, der sie in besondere Verhältnisse blicken lässt und auch privat haben beide mit ihren eigenen Familien zu tun. Heldts Frau ist nach langer Abwesenheit zurückgekehrt und bringt Unruhe in das Leben von ihm und seinem Sohn. Und bei Piotrowski hängt in der streng katholischen Familie der Haussegen schief, weil Tomek sich geoutet hat. Doch der Täter lässt ihnen keine Verschnaufpause, was ist sein Ziel und warum mordet er?

Bei diesem Krimi sorgen kurze und zackig aufeinander folgende Kapitel für einen schnellen Lesefluss und auch die gut aufgebaute Handlung kann mit dem Tempo mithalten.

Die gut gezeichneten Charaktere lernt man schnell kennen und die privaten Einblicke lassen keine Langeweile aufkommen. Dabei stochern die Ermittler in einem Sumpf von Beziehungen und decken immer mehr Verflechtungen auf. Als Leser folgt man den Wendungen gespannt und wird immer wieder auf falsche Fährten gelenkt. Zum Miträtseln finden sich eine Menge Verdächtiger, das Motiv ist wie immer der Knackpunkt, den es zu lösen gilt.


Auch wenn auf mich das Beziehungsgeflecht etwas zu konstruiert wirkte, habe ich den Krimi gerne gelesen und mochte die Story und die landschaftlichen Beschreibungen sehr.


Ein kurzweiliger Krimi, der für gute Unterhaltung gesorgt hat und mich auf weitere Folgen gespannt warten lässt.

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Veröffentlicht am 05.02.2020

Der moralische Kompaß

Das Erbe
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Im Penguin Verlag erscheint der Roman "Das Erbe" von Ellen Sandberg.

Mona Lang ist über Nacht reich, denn sie erbt das Haus ihrer entfernten Tante Klara Hacker in München. Klara war der Meinung: Mona ...

Im Penguin Verlag erscheint der Roman "Das Erbe" von Ellen Sandberg.

Mona Lang ist über Nacht reich, denn sie erbt das Haus ihrer entfernten Tante Klara Hacker in München. Klara war der Meinung: Mona wird mit dem Haus schon das Richtige tun. Das Haus ist ein Jugendstilgebäude und wird die Schwanenvilla genannt, Mona tritt das Erbe an und kommt einer Intrige auf die Spur, die in die Vergangenheit führt und nicht nur ihre Familie betrifft.



Auch in diesem Roman Ellen Sandbergs berührt die Handlung das Thema Nationalsozialismus .

Wie zu der Zeit tausendfach geschehen, wurden die verfolgten Juden um ihr Vermögen gebracht, ihre Häuser enteignet und erst Jahrzehnte später ging es in Gerichtsverfahren um die Rückgabe oder Rückerstattung dieser Besitztümer an vorhandene Nachkommen.

Ellen Sandberg lässt ihre Geschichte in zwei verschiedenen Zeitebenen spielen, einmal zwischen 1938 bis 1949 und in der Gegenwart 2018. Darin lässt sie verschiedene Figuren erzählen, es geht in der Vergangenheit um die Familie von Klara Hacker und die jüdische Familie Roth. In der Gegenwart erzählt Mona über ihr Erbe und unternimmt Ermittlungen zu einigen Ungereimtheiten und den wahren Besitzern des wertvollen Hauses. Auch Sabine ist hier mit Erkundungen unterwegs, denn ihre Großmutter besitzt ein Tagebuch, indem sie vom Tod ihres Kindes erzählt.


Mona und Sabine wissen lange Zeit nichts voneinander, sie verfolgen unterschiedliche Interessen. Mona ist darauf aus, das Erbe sozialverträglich zu verwalten und die echten Besitzansprüche zu klären, Sabine ist auf eine Möglichkeit aus, endlich an Geld zu kommen und sich ein schönes Leben zu machen. Und auch Monas Verwandtschaft meldet Ansprüche an ihr Erbe an, dabei wurde sie von ihren Eltern und Geschwistern ihr Leben lang in eine Außenseiterrolle gedrängt. Als Mona Tim Jablonski kennenlernt, scheint ihr Leben perfekt zu sein. Doch die Geschichten, die das Haus birgt, bringen sie Dinge ans Licht, die von erlittenem Leid, Betrug und Missgunst erzählen.

Dieser Roman hat mich mal wieder völlig für sich eingenommen. Es ist fantastisch, wie die Autorin hier mehrere spannende Geschichten ineinander verwirbt und weiter spinnt, ohne das auch nur ein Hauch von Langeweile aufkommt. Sie ist eine begnadete Erzählerin und versteht es hervorragend, ihre Leser zu fesseln.

Mehrere Perspektiven bringen Licht in die Hintergründe von Abstammung, Verfolgung und Enteignung und öffnen damit den Blick auf Leid, Betrug, Mitgefühl und Verrat. Die Nazizeit wirft ihre langen Schatten in die Gegenwart und die Wahrheit wird hier gleich einem Krimi langsam und unerbittlich aufgerollt.

Immer mehr wurde ich in diese Geschichte hineingezogen, ich habe die Schicksale bildhaft vor mir gesehen und auf die Offenlegung der wahren Begebenheiten hingefiebert. Diesen Roman kann man nicht anders als betroffen und mit emotionalem Anteil lesen. Auch die Frage nach der Moral stellt sich während der Lektüre immer wieder ein.


Ellen Sandbergs fesselnde Geschichte gründet sich auf ein leidvolles Thema unserer deutschen Vergangenheit. Sie hat sich in diesem Buch selbst übertroffen.

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