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Veröffentlicht am 14.10.2025

Eine informative Einführung in Leben und Werk Friedrichs

Caspar David Friedrich und der weite Horizont
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“Caspar David Friedrich und der weite Horizont” ist ein Sachbuch von Kia Vahland. Friedrich wird hier als Mensch/Künstler verstanden, der seinen persönlichen Horizont permanent erweitern wollte und dessen ...

“Caspar David Friedrich und der weite Horizont” ist ein Sachbuch von Kia Vahland. Friedrich wird hier als Mensch/Künstler verstanden, der seinen persönlichen Horizont permanent erweitern wollte und dessen Philosophie des Malens die subjektive Wahrnehmung war. Neben biografischen Angaben und Persönlichkeitsmerkmalen Friedrichs zeichnet das Sachbuch die Rezeptionsgeschichte seiner Werke in Vergangenheit und Gegenwart (z. T. in O-Tönen) nach. Dabei arbeitet Kia Vahland heraus, dass Friedrich und seine Auffassung von Kunst meist missverstanden, fehlinterpretiert und - insbesondere im Nationalsozialismus - funktionalisiert worden sind. Spannend sind auch die Einblicke in die Beziehung von Friedrich und Johann Wolfgang von Goethe: Letzterer konnte mit den Gemälden Friedrichs wenig anfangen, ließ daher auch kein gutes Haar an ihnen, was - so Vahland - mit Goethes Angst vor der Vergänglichkeit zusammenhing. Daneben finden sich kurze Analysen der bekanntesten Gemälde Friedrichs (wie “Mönch am Meer”, “Kreuz im Gebirge” oder “Der Wanderer über dem Nebelmeer”), die hochauflösend abgedruckt sind. Insgesamt ist “Caspar Friedrich und der weite Horizont” eine informative Einführung in Leben und Werk Friedrichs.

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Veröffentlicht am 12.10.2025

Der perfekte Krimi für Halloween

Halloweenkind
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Inhalt: Lea freut sich schon richtig auf Halloween. Der Abend soll - gemeinsam mit befreundeten Familien - in ihrem Café starten, ehe verkleidet die Süßigkeitenjagd beginnt. Doch kurz, nachdem die Familien ...

Inhalt: Lea freut sich schon richtig auf Halloween. Der Abend soll - gemeinsam mit befreundeten Familien - in ihrem Café starten, ehe verkleidet die Süßigkeitenjagd beginnt. Doch kurz, nachdem die Familien losgezogen sind, verschwindet der elfjährige Joshua nahezu spurlos. Allein sein blutverschmiertes Geisterkostüm wird in einer verfallenen Villa gefunden. Schnell werden Erinnerungen wach: Bereits vor zwei Jahren verschwand ein Kind aus der Nachbarschaft, auch hier wurde nur das Kostüm gefunden. Alles spricht dafür, dass ein Serientäter sein Unwesen treibt - und Lea möchte ihn unbedingt enttarnen, ehe weitere Kinder verschwinden…

Persönliche Meinung: “Halloweenkind” ist ein Stand-Alone-Kriminalroman von Lars Engels. Erzählt wird der Roman hauptsächlich aus der personalen Perspektive von Lea, die als ehemalige Journalistin die Rolle der Ermittlerfigur einnimmt (zwischendurch finden sich aber auch Perspektivierungen aus Tätersicht, die für zusätzlich Spannung sorgen). Die Handlung entfaltet sich auf zwei Zeitebenen: Der Haupthandlungsstrang spielt in 2024 und thematisiert neben dem 31. Oktober, an dem Joshua verschwindet, Leas Versuche, den Täter zu identifizieren. Der zweite Strang findet 2022 statt und gibt Einblicke in den weiteren Vermisstenfall. Spannend dabei ist: Je weiter Lea ermittelt, desto tiefer dringt sie in das Privatleben ihrer engsten Freunde ein; wohlbehütete Geheimnisse kommen ans Licht, wodurch sie - und damit die Lesenden - nicht mehr genau weiß, wem sie vertrauen kann. Zur Handlung selbst möchte ich darüber hinaus zwecks Spoilergefahr gar nicht zu viel vorwegnehmen. Nur: Sie ist wirklich schön konstruiert, wird in eher kurzen Kapiteln rasant erzählt, besitzt mehrere unerwartete Wendungen und einen tollen Twist am Ende. Zudem finden sich - gerade zu Beginn - schöne Halloweenvibes sowie - eingeleitet durch die Kapitelüberschriften - kleine Verweise auf populäre Horrorromane/-filme, wodurch eine besondere Atmosphäre entsteht. Die Stadt Neuss, der Handlungsort des Romans, wird zudem anschaulich und authentisch beschrieben. Insgesamt ist “Halloweenkind” ein fesselnder Krimi mit überraschenden Wendungen und einer halloweenmäßigen Atmosphäre.

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Veröffentlicht am 10.10.2025

Ein interessanter Blick in die Gattungsgeschichte der Fabeln

Fabeln
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“Fabeln”, erschienen im Anaconda Verlag, versammelt 97 Fabeln Gotthold Ephraim Lessings (je 30 in drei Büchern, drei aus anderen Schriften sowie vier aus dem Nachlass) sowie die “Abhandlungen über die ...

“Fabeln”, erschienen im Anaconda Verlag, versammelt 97 Fabeln Gotthold Ephraim Lessings (je 30 in drei Büchern, drei aus anderen Schriften sowie vier aus dem Nachlass) sowie die “Abhandlungen über die Fabeln”, Lessings theoretische Begründung der Gattung. Zwar hat sich der phantastische Autor Walter Moers jüngst mit “Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte” in ironischem Ton an die Gattung “Fabeln” herangewagt, allerdings ist die Gattung darüber hinaus in der Moderne nahezu ausgestorben - was vielleicht auch daran liegt, dass moralisierende Geschichten eher verpönt sind. Dennoch sind Lessings Fabeln interessant zu lesen, allein schon, weil es sich um pointierte Prosa handelt, die in aller Kürze Wesentliches mitteilen möchte. Lessing bietet dabei abwechslungsreiche Inhalte: Einerseits finden sich Fabeln mit Tieren als Handlungsfiguren, denen (prototypisch) menschliche Eigenschaften zugeschrieben werden, andererseits erzählt Lessing Fabeln, in denen ein mythologisches Personal (wie z. B. Zeus oder Herkules) auftritt. Daneben finden sich - für den literarischen Diskurs besonders interessant - immer mal wieder Fabeln, die das literarische Schaffen bzw. den Literaturbetrieb der Zeit behandeln (z. B. “Die Erscheinung”, in der die personifizierte Fabel dem schreibenden Ich erscheint, oder “Der Sperling und der Strauß”, in der selbsternannte Genies verspottet werden). Inhaltlich thematisieren die Fabeln menschliche Schwächen wie Egoismus, Schwätzerei, Hochmut, Habsucht, Geiz und Schmeichelei; gleichzeitig werden aber auch gesellschaftliche Zustände kritisiert (so wenn Lessing in “Die Eule und der Schatzgräber” nonchalant die finanzielle Lage der Gelehrten anspricht). Die Länge der Fabeln ist im Schnitt eine halbe Seite, manche sind länger, manche kommen aber auch mit wenigen Zeilen aus. In den “Abhandlungen über die Fabeln”, die Lessing unbedingt zusammen mit den Fabeln gelesen wissen will, gibt Lessing diesen ein theoretisches Fundament: Ausgehend von der Unterteilung von Fabeln in “einfache” und “zusammengesetzte” setzt Lessing sich mit den Fabel-Definitionen von De la Motte, Breitinger, Richer und Batteux auseinander. Darauf aufbauend beschäftigt er sich mit der Nutzung von Tieren in der Fabel, alternativen Unterteilungsmöglichkeiten der Textsorte, dem Vortrag von Fabeln sowie dem schulischen Nutzen dieser, den er in der Heuristik sieht. “Fabeln” ist insgesamt eine interessante Sammlung pointierter, abwechslungsreicher Texte sowie ein aufschlussreicher Blick in die Gattungsgeschichte der Textsorte.

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Veröffentlicht am 29.09.2025

Eine tiefsinnige Erzählung über das Leben und die Liebe

Katzentage
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Inhalt: Paula und Peter sind bereits seit längerer Zeit Arbeitskollegen, die sich - abgesehen von kurzem Smalltalk im Aufzug, einzelnen Mittagessen in der Kantine und gemeinsam absolvierten Seminaren - ...

Inhalt: Paula und Peter sind bereits seit längerer Zeit Arbeitskollegen, die sich - abgesehen von kurzem Smalltalk im Aufzug, einzelnen Mittagessen in der Kantine und gemeinsam absolvierten Seminaren - kaum kennen. Doch das aktuelle Seminar endete anders als geplant: in einer gemeinsamen Nacht. Jetzt sitzen die beiden im ICE gen Heimat - und wissen nicht so recht, wie ihre Beziehung nun ist. Als der ICE wegen eines Streiks in Würzburg stoppt, entscheiden die beiden kurzerhand, dort das Wochenende zu verbringen - und drücken in Sachen Alltag kurz auf Pause…

Persönliche Meinung: “Katzentage” ist ein Kurzroman von Ewald Arenz, der in Würzburg spielt. Erzählt wird die Handlung von einem allwissenden Erzähler, der mal in Paulas, mal in Peters Perspektive schlüpft. Beide sind bereits um die 40 und haben mehrere (erfolglose) Beziehungen hinter sich. Dass sie sich annähern, war weder gewollt noch geplant, trotzdem ist es passiert. Die aufkeimende, zarte Beziehung der beiden mit all ihren Unsicherheiten, Momenten des Kennenlernens und Neckereien stellt Ewald Arenz empathisch und gefühlvoll dar. Atmosphärisch gestaltet Arenz auch die sogenannten “Katzentage” der beiden: Tage, in die man - ohne Termindruck oder sonstige Verpflichtung - nur in dem Moment lebt und einfach schaut, was passiert. Für Paula und Petra heißt das - neben dem Annähern - einerseits Würzburg und Umgebung zu bestaunen (inklusive einer unheimlich berührenden Fahrradfahrt), andererseits über das Glücklichsein aber auch die Endlichkeit zu sinnieren, wodurch der Kurzroman zwischen Melancholie und Euphorie changiert. Stimmungsvoll wird auch die Handlungszeit des Romans eingefangen: Die ersten Oktobertage, in denen verheißungsvoll-sommerlich noch die vergangene Jahreszeit nachklingt. Ergänzt wird der Text durch zahlreiche ausdrucksstarke wie farbenprächtige Illustrationen von Florian Bayer: Kleine Kunstwerke, die die beschriebenen Szenen stimmig einfangen, die man durchaus aber auch eingerahmt in die eigenen vier Wände hängen könnte. Insgesamt ist “Katzentage” trotz seiner Kürze ein ungemein tiefsinniger Roman, der längere Zeit nachhallt.

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Veröffentlicht am 28.09.2025

Eine solide Horroranthologie

Red River Lane Slate
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Inhalt: Es ist der 31. Oktober 2023 - auf den Tag genau zwei Jahre, seit sich auf der Red River Lane eine Katastrophe zugetragen hat. Zeit, so die Bürger von Bleak Pine, in die Zukunft zu schauen: Mit ...

Inhalt: Es ist der 31. Oktober 2023 - auf den Tag genau zwei Jahre, seit sich auf der Red River Lane eine Katastrophe zugetragen hat. Zeit, so die Bürger von Bleak Pine, in die Zukunft zu schauen: Mit einem großen Straßenfest soll das dunkle Kapitel der Red River Lane endgültig geschlossen werden. Doch: Das Böse ist längst nicht gebannt…

Persönliche Meinung: “Red River Lane - Slate” ist eine Horror-Anthologie, an der elf Autor*innen mitgewirkt haben. Da “Slate” auf den Ereignissen des ersten Bandes aufbaut, ist es sinnvoll, zunächst den ersten Band zu lesen (zumal auch mehrere Protagonisten des ersten Bandes in “Slate” auftreten). Vom Vibe her handelt es sich um die perfekte Halloween-Lektüre: Wir bummeln mehrfach über einen Halloweenmarkt, auf dem es allerlei spooky Snacks gibt, begegnen unterschiedlichen Gruselwesen und betreten z. B. mit einem Mausoleum, einem Maislabyrinth, einer Kirche mit angrenzendem Mausoleum sowie der Kanalisation horrormäßige Handlungsorte. Inhaltlich sind die Kurzgeschichten vielfältig: Es gibt, um nur ein paar Kostproben zu geben, Geschichten um Stalker, Mutproben, Liebesbeziehungen und Verluste. Das Besondere an der Anthologie: Die Kurzgeschichten verweisen – auf unterschiedliche Arten – aufeinander. So begegnet man in den Kurzgeschichten Figuren oder Gegenständen, die man bereits aus einer vorherigen kennt bzw. in einer nachfolgenden noch kennenlernen wird. Die Suche nach diesen „Easter Eggs“ macht wirklich Spaß; zudem entstehen ein paar schöne „Aha“-Momente. Auch erzählen einige Geschichten vorherige zu Ende, was meist aus einer anderen Perspektive geschieht, wodurch ein schöner Spannungsbogen entsteht. Leider konnte “Red River Lane - Slate” mich insgesamt aber nicht so sehr abholen wie der Vorgänger, den ich grandios fand. Einerseits fehlte mir bei “Slate” die übergeordnete, strukturierende Klammer der Anthologie. Im ersten Band einte die einzelnen Geschichten das Rätsel um die Red River Lane (die Ausgangssperre am 31. Oktober), das mosaikartig von Geschichte zu Geschichte vervollständigt wurde; in “Slate” fehlte dieser rote Faden. Zwar findet sich in mehreren Geschichten eine ominöse Challenge, doch diese ist nicht ein so starkes (und spannendes/rätselhaftes) Strukturierungselement wie das Geheimnis um die Ausgangssperre in Band 1. Zudem fehlte mir in Bezug auf das Ende der Geschichten Varianz. Ohne zu viel verraten zu wollen: Die meisten der Geschichten enden ähnlich - in einer Sackgasse, die sich, je öfter man sie liest, umso mehr abnutzt. Trotzdem: Auch wenn “Slate” mich nicht so sehr wie der erste Band abholen konnte, handelt es sich um eine solide Horroranthologie, die ich - auch da die Erlöse der Anthologie der DKMS zugutekommen - ohne Einschränkung empfehlen möchte.

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