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Veröffentlicht am 28.03.2023

Ein fesselnder und atmosphärischer Thriller

Wolfskinder
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Inhalt: Jesse und Rebekka sind in Jakobsleiter, einer versteckt in den Bergen liegenden Siedlung, großgeworden. Das Leben dort scheint aus der Zeit gefallen: Die Dorfbewohner sind Selbstversorger, tiefreligiös, ...

Inhalt: Jesse und Rebekka sind in Jakobsleiter, einer versteckt in den Bergen liegenden Siedlung, großgeworden. Das Leben dort scheint aus der Zeit gefallen: Die Dorfbewohner sind Selbstversorger, tiefreligiös, lehnen jedweden technischen Fortschritt ab und leben mit den Widrigkeiten der Natur. Den beiden Jugendlichen ist während ihrer gesamten Kindheit eingebläut worden, dass in der Stadt das „Böse“ lauere. Doch anders als für Jesse ist Jakobsleiter für Rebekka zu eng geworden; trotz aller Warnungen will sie in die Stadt. Aber: Ehe Jesse und Rebekka ausführlich über Rebekkas Plan reden können, ist sie plötzlich spurlos verschwunden. Und damit ist sie nicht die Einzige. Immer wieder verschwinden in den Bergen rund um Jakobsleiter Frauen, wie die Journalistin Smilla recherchiert hat. Allerdings schenkt ihr niemand glauben; ihre Rechercheergebnisse werden als Phantastereien abgetan – bis sie auf Beweise stößt, die ein wohlgehütetes Geheimnis offenbaren...

Persönliche Meinung: Puh, ich habe jetzt lange darüber gebrütet, wie ich die Rezension am besten schreiben kann, ohne zu viel zur Handlung zu verraten. Mein Inhaltsteaser zu „Wolfskinder“ greift nämlich eigentlich zu kurz. Die Handlung ist viel komplexer und vielschichtiger, als es zunächst den Anschein hat. Denn: „Wolfskinder“ wird in mehreren, sich abwechselnden Handlungssträngen aus fünf verschiedenen Ich-Perspektiven erzählt. Eigentlich würde ich gerne zu jedem Handlungsstrang etwas schreiben, weil jeder Strang seinen ganz eigenen Reiz und eine besondere Spannungskurve besitzt; das würde allerdings zu sehr spoilern. Seht mir daher nach, wenn ich im Folgenden inhaltlich etwas vage bleibe. Ist nur zu eurem besten 🙃 Also dann, los geht’s. „Wolfskinder“ ist ein Thriller von Vera Buck, der durch seine unterschiedlichen Handlungsstränge eine fesselnde wie abwechslungsreiche Lektüre ist. Die zwei Haupthandlungsstränge drehen sich jeweils um die Suche nach einer vermissten Person: Während Jesse sich auf der Suche nach Rebekka befindet, treibt Smilla ein „Cold Case“ um: Vor 10 Jahren ist ihre beste Freundin Juli verschwunden, als die beiden in den Wäldern um Jakobsleiter campten. Die Handlung ist – über die einzelnen Handlungsstränge hinweg – sehr spannungsreich: Viele der auftretenden Figuren sind undurchsichtig, scheinen irgendein Geheimnis zu verbergen, sodass die Zahl der potentiellen Verdächtigen in Bezug auf die Vermisstenfälle hoch ist. Auch Jakobsleiter und die die Siedlung umgebenden Wälder sind geheimnisumwittert: Irgendwas scheint mit dieser Siedlung nicht ganz richtig zu sein, ohne dass man es (zu Beginn) wirklich greifen könnte. Zudem durchzieht die gesamte Handlung ein Hauch Mystery. Das Erzähltiming in „Wolfskinder“ ist wirklich perfekt: In bester slow burn-Manier erfährt man nach und nach immer mehr über Jakobsleiter, die Figuren und die Vermisstenfälle, ohne dass auf einen Schlag zu viel preisgegeben wird. Dementsprechend überraschend ist auch die Auflösung der Handlung, die mit einem (zweifachen) Twist besticht. Der Schreibstil von Vera Buck ist anschaulich und bildreich, sodass während der Lektüre eine dichte Atmosphäre der Düsternis und Bedrohlichkeit entsteht. Insgesamt ist „Wolfskinder“ ist ein fesselnder Thriller, der mit undurchsichtigen Figuren, einer düsteren Atmosphäre und einem tollen Erzähltiming auftrumpft.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Ein Thriller mit Sogwirkung, den man kaum beiseitelegen kann

Haus der Stimmen
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Inhalt: Eigentlich ist Pietro Gerber Kinderpsychologe; mit erwachsenen Patient*innen hat er noch nie gearbeitet. Umso verwundeter ist er, als er plötzlich einen Anruf von einer Kollegin aus Australien ...

Inhalt: Eigentlich ist Pietro Gerber Kinderpsychologe; mit erwachsenen Patient*innen hat er noch nie gearbeitet. Umso verwundeter ist er, als er plötzlich einen Anruf von einer Kollegin aus Australien erhält, die ihn bittet, eine ihrer Patientinnen zu übernehmen: die 30-jährige Hanna Hall. Hanna ist davon überzeugt, als Kind einen Mord begangen zu haben, doch ihre gesamte Kindheit hat sie nur verwaschen in Erinnerung. Nach anfänglichem Zögern nimmt Pietro Hanna als Patientin an. Gemeinsam reisen die beiden per Hypnose in Hannas Kindheit – doch schnell wird deutlich: Die Therapie wird nicht nur das Leben von Hanna verändern…

Persönliche Meinung: „Haus der Stimmen“ ist ein Thriller von Donato Carrisi. Es handelt sich um den Auftakt einer neuen Reihe, die sich um den Psychologen Pietro Gerber dreht. Erzählt wird die Handlung aus zwei Perspektiven: der personalen Perspektive Pietros und der Ich-Perspektive Hannas. Pietros Perspektive spielt dabei (hauptsächlich) in der Gegenwart. Hier wird einerseits thematisiert, welchen Einfluss die Therapiesitzungen mit Hanna auf ihn haben (die Grenzen zwischen Patient und Psychologe verwischen immer mehr), andererseits spielt in diesem Erzählstrang noch ein weiterer kleiner Fall von Pietro eine Rolle (zu dem ich hier nichts spoilern möchte). Hannas Perspektive ist in der Vergangenheit angesiedelt: Es handelt sich um ihre unter Hypnose getätigte Erzählung ihrer Kindheitserlebnisse. Die Spannungskurve von „Haus der Stimmen“ ist sehr hoch. Dies hängt einerseits mit der Figur Hanna zusammen. Denn: Sie weist Züge einer unzuverlässigen Erzählerin auf, sodass man sie bis zuletzt nicht wirklich einschätzen kann. Sind ihre Abweichungen von der Wahrheit in einem schweren Trauma begründet? Oder verfolgt sie mit ihren Abweichungen eine eigene Agenda, deren Ziel nur sie weiß? Von Hanna scheint permanent eine gewisse Bedrohung für Pietro auszugehen, ohne – und das ist atmosphärisch klasse umgesetzt – dass man die Bedrohung hundertprozentig greifen könnte. Außerdem werden innerhalb der Handlung verschiedene Spannungselemente perfekt gesetzt: Immer wieder finden sich kleinere und größere „Irritationsmomente“, durch die man das zuvor Gelesene neu beurteilt; kaum eine Figur scheint das zu sein, was sie vorgibt (dies gilt neben Hanna besonders für Pietro selbst). Zudem zeichnet sich „Haus der Stimmen“ mit einer Vielzahl unerwarteter Wendungen aus, die in einem großen Twist am Ende der Handlung kulminieren. Der Schreibstil von Donato Carrisi ist sehr flüssig und lässt sich angenehm lesen. Insgesamt ist „Haus der Stimmen“ ein Thriller, der mit einer fesselnden, wendungsreichen und ausgeklügelten Handlung auftrumpft – ein Thriller mit Sogwirkung, den man kaum beiseitelegen kann.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Ein wendungsreicher und fesselnder dritter Teil

Flüsterwald - Durch das Portal der Zeit: Ausgezeichnet mit dem LovelyBooks-Leserpreis 2021: Kategorie Kinderbuch (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 3)
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Vorab: „Flüsterwald – Durch das Portal der Zeit“ ist der dritte Band der Flüsterwald-Reihe. Daher finden sich in der Rezension leichte Spoiler zu den ersten beiden Bänden der Reihe.

Inhalt: Ellas Großvater ...

Vorab: „Flüsterwald – Durch das Portal der Zeit“ ist der dritte Band der Flüsterwald-Reihe. Daher finden sich in der Rezension leichte Spoiler zu den ersten beiden Bänden der Reihe.

Inhalt: Ellas Großvater sitzt immer noch in seinem Baumgefängnis im Flüsterwald fest, was Lukas und seine Freunde nun ändern wollen. Dafür müssen sie allerdings in die Vergangenheit reisen – genauer gesagt in das Jahr 1981, als Ellas Großvater noch jünger war. Auch der Flüsterwald ist 1981 noch nicht so abgeschottet wie in der Gegenwart. Was die fünf Freunde zu Beginn ihres Abenteuer noch nicht wissen: Sie sind genau in das Jahr gereist, in der das Unheil um den Flüsterwald seinen Anfang nahm…

Persönliche Meinung: „Flüsterwald – Durch das Portal der Zeit“ ist ein Fantasybuch von Andreas Suchanek. Das Buch schließt direkt an das Ende des zweiten Bandes „Der verschollene Professor“ an, sodass es sinnvoll ist, den zweiten Band zuerst gelesen zu haben. Für eine besondere Spannung innerhalb der Handlung von „Durch das Portal der Zeit“ sorgt die Zeitreise: Die fünf Freunde treffen in der Vergangenheit auf alte Bekannte, lernen neue Verbündete kennen und erfahren mehr über die Geschichte des Flüsterwaldes. Ansonsten möchte ich gar nicht so viel von der Handlung vorwegnehmen. Nur: Sie ist fesselnd, wendungsreich und trumpft am Ende mit einem großen Twist auf. Daneben werden im dritten Band einige der Fragen beantwortet, die in den ersten beiden Bänden aufgeworfen worden sind (man sieht am dritten Band wirklich schön, wie gut durchdacht die ganze Reihe über die einzelnen Bände hinweg ist). Wie bereits von den ersten beiden Bänden gewohnt, ist auch hier der Schreibstil von Andreas Suchanek bildreich und mit einer Prise Humor gewürzt, sodass sich „Durch das Portal der Zeit“ sehr flüssig lesen lässt. Auch Fans des jungen Menok Rani werden im dritten Band wieder auf ihre Kosten kommen: Es gibt – wie bereits im zweiten Band – Auszüge aus Ranis Buch „Ranis heldenhafte Abenteuer“, in denen er es nicht immer ganz so genau mit der Wahrheit nimmt. Insgesamt ist „Durch das Portal der Zeit“ ein fesselndes und wendungsreiches Fantasybuch, das die Handlungen der zuvor erschienenen Bände stimmig weitererzählt.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Stilistisch flüssig zu lesen, aber keine leichte Lektüre

Pepper-Man
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Inhalt: Die 74-jährige, zurückgezogen lebende Schriftstellerin Cassandra Tipp ist von einem auf den anderen Tag verschwunden. Tipp umrankten zeit ihres Lebens Geheimnisse: So soll sie u.a. für den Tod ...

Inhalt: Die 74-jährige, zurückgezogen lebende Schriftstellerin Cassandra Tipp ist von einem auf den anderen Tag verschwunden. Tipp umrankten zeit ihres Lebens Geheimnisse: So soll sie u.a. für den Tod ihres Ehemannes und ihres Vaters verantwortlich gewesen sein, doch verurteilt wurde sie nie. Kurz vor ihrem Verschwinden hat Tipp ein letztes Buch geschrieben – ihre Lebensgeschichte, in der sie zum ersten Mal ihre Version des Erlebten erzählt.

Persönliche Meinung: „Pepper-Man“ ist ein Roman mit Fantasy- und Horrorelementen von Camilla Bruce. Interessant ist die Erzählweise des Romans: Für den Fall, dass Tipp binnen Jahresfrist nicht mehr auftauchen sollte, hat sie für ihre Erben ein Buch hinterlassen, in dem sie aus der Ich-Perspektive ihr Leben erzählt. Dieses Buch, das sich an ihren Neffen Janus und ihre Nichte Penelope richtet, lesen wir in „Pepper-Man“, wodurch die Unmittelbarkeit der Handlung erhöht wird. In ihrer Lebensgeschichte erweist sich Tipp als unzuverlässige Erzählerin: Es vermischen sich Traumwelt und Wirklichkeit, sodass man zu Beginn des Romans nicht weiß, was in ihrer Geschichte real ist – und was nicht. Eine große Rolle im Roman spielt der Pepper-Man, ein unberechenbares, knotiges „Wesen“, das Tipp bereits ihr Leben lang begleitet, ihr bestimmte Dinge einflüstert und ihr Blut trinkt. Was genau es mit dem Pepper-Man auf sich hat, wird allerdings vergleichsweise früh, ab ca. Seite 50, und recht deutlich offenbart, wodurch die Rätselhaftigkeit der Handlung ein Stück weit verloren geht. Die Identität und der Grund für das Auftauchen des Pepper-Mans sind emotional sehr herausfordernd, weshalb das Buch triggern kann (Am Ende der Rezension findet ihr eine Triggerwarnung. Die Warnung spoilert zwar, aber mir ist es wichtig, die triggernden Elemente deutlich zu benennen). Die Atmosphäre des Romans ist dicht – permanent düster, häufig drückend und eine Spur andersweltlich (dies gilt besonders für den Wald, in dem weite Teile der Handlung spielen). Insgesamt ist „Pepper-Man“ ein Roman, der ein emotional herausforderndes Thema in ein düsteres Fantasy-Setting hüllt – stilistisch flüssig geschrieben, aber keine leichte Lektüre.

TW: s*xueller Missbrauch, (häusliche) Gewalt

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Veröffentlicht am 13.03.2023

Ein fesselnder Psychothriller mit zwei unzuverlässigen Erzählerinnen

Gib mir deine Angst
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Inhalt: Eigentlich wollte Sam mit ihren beiden Freundinnen Margaret und Diana einen entspannten Wochenendausflug in die Adirondacks machen. Alle drei hatten vor Kurzem unschöne Trennungen erlebt und möchten ...

Inhalt: Eigentlich wollte Sam mit ihren beiden Freundinnen Margaret und Diana einen entspannten Wochenendausflug in die Adirondacks machen. Alle drei hatten vor Kurzem unschöne Trennungen erlebt und möchten sich von dem Stress, den diese mit sich brachten, erholen. Doch an einer Tankstelle endet die Fahrt unfreiwillig; der Wagen steht still – ausgerechnet in Catskill, wo Sams Ex-Mann mit seiner neuen Partnerin wohnt. Da die Autoreparatur erst am nächsten Tag fertig ist, müssen Sam, Margaret und Diana wohl oder übel die Nacht in Catskill verbringen. Das Beste aus der Situation machend, besuchen die drei das Eamon’s, eine Bar vor Ort. Doch als Margaret und Sam am nächsten Morgen verkatert im Ferienhaus wach werden, ist Dianas Bett unbenutzt – und kurze Zeit später wird eine Leiche in der Nähe des Eamon’s gefunden…

Persönliche Meinung: „Gib mir deine Angst“ ist ein Psychothriller von Leah Konen. Erzählt wird die Handlung wechselweise aus den Ich-Perspektiven von Sam und Margaret, deren Sorgen und Ängste um ihre verschwundene Freundin anschaulich dargestellt werden. Spannung entsteht im Thriller besonders dadurch, dass viele der Figuren Geheimnisse in sich verbergen, sodass man als Lesender nicht genau weiß, wem man vertrauen kann. Das gilt vor allem für die beiden Ich-Erzählerinnen Margaret und Sam: Beide erzählen ihren Freundinnen nicht alles, verdrehen in bestimmten Momenten die Wahrheit und besitzen dadurch jeweils Züge einer unzuverlässigen Erzählinstanz. Dementsprechend schwierig ist es während der Lektüre, die beiden „richtig“ einzuschätzen; vor dem Hintergrund ihrer Verheimlichungen ist man permanent unsicher, wozu die beiden noch fähig sind. Für weitere Spannung sorgen einige in der Handlung platzierte falsche Fährten, die oft mit unerwarteten Wendungen einhergehen. Der Erzählstil von Leah Konen ist sehr flüssig und fesselnd, sodass man einerseits nur so durch die Seiten des Buches fliegt, andererseits den Thriller kaum beiseitelegen kann. Das Ende des Thrillers trumpft mit einem zweifachen Twist auf, der mir insgesamt gut gefallen hat – gleichzeitig blieb für mich aber die Hintergrundgeschichte einer Figur, die bei der Auflösung eine große Rolle spielt, etwas zu sehr im Dunkeln. Insgesamt ist „Gib mir deine Angst“ ein spannender, fesselnd geschriebener Psychothriller, der mir besonders aufgrund seiner beiden unzuverlässigen Erzählerinnen gefallen hat.

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