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Veröffentlicht am 11.10.2017

Die Vergangenheit holt einen immer ein

Das Vermächtnis der Spione
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John le Carrés neuer Roman „Das Vermächtnis der Spione“ knüpft an die Handlung seiner Erfolge „Der Spion, der aus der Kälte kam“ und „Dame, König, As, Spion“ an. Im Mittelpunkt steht allerdings nicht ...


John le Carrés neuer Roman „Das Vermächtnis der Spione“ knüpft an die Handlung seiner Erfolge „Der Spion, der aus der Kälte kam“ und „Dame, König, As, Spion“ an. Im Mittelpunkt steht allerdings nicht der berühmte britische Agent George Smiley, sondern sein ehemaliger Assistent Peter Guillam. Worum geht es?
Guillam, halb Engländer, halb Franzose, der seinen Ruhestand auf einem alten Bauernhof in der Bretagne genießt, wird nach London zitiert. Es geht um seine damalige Rolle in der Operation WINDFALL, die mitten im Kalten Krieg gegen die STASI geführt wurde und 1961 mit dem Tod des britischen Top-Spions Alec Leamas und seiner Freundin Liz Gold endete.
Die Kinder der Spione drohen nun, die Regierung zu verklagen. Warum mussten die beiden Agenten an der Berliner Mauer sterben? Zitat: „Da George nicht verfügbar ist, haben sie mich [Guillam] in der Rolle des Bösewichts besetzt.“ Oder soll Guillam den Sündenbock geben? Guillam muss sich auch damit auseinandersetzen, wie er selbst eine Frau verriet, die er liebte.
Gekonnt verbindet John le Carré, in „Das Vermächtnis der Spione“ Vergangenheit und Gegenwart zu einem spannenden Plot über die dunklen Seiten der Geheimdienste. Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Sicht von Guillam. Ab und zu werden aber auch Briefe und Berichte aus jener Zeit eingestreut.
Das Verhör ist interessant und informativ, keine Frage. Aber das Lesen der Protokolle ist durch die vielen Decknamen und Abkürzungen anstrengend und ermüdend. Das geht ein bisschen zu Lasten der Spannung. Am Ende ist Guillam auf der Flucht: Zitat: „Wenn die Wahrheit dich einholt, sei kein Held, lauf weg.“ Doch Guillam entschließt sich stattdessen, Smiley aufzuspüren...
Immer mal wieder finden sich Bezüge zu den Vorgängern, erscheinen alte Bekannte. Über das Wiedersehen mit Smiley & Co. habe ich mich sehr gefreut. Denn „Der Spion, der aus der Kälte kam“ und „Dame, König, As, Spion“ gehören für mich zu den besten Spionageromanen, die ich je gelesen habe.

Fazit: Das große Finale der George Smiley-Serie, spannend und faszinierend zugleich.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Inside IS

Die Attentäterin
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Die Legende ist zurück. In Paris und Amsterdam explodieren Autobomben. Zu den blutigen Anschlägen bekennt sich der IS. Auch eine alte Freundin des israelischen Geheimagenten Gabriel Allon kommt dabei ums ...

Die Legende ist zurück. In Paris und Amsterdam explodieren Autobomben. Zu den blutigen Anschlägen bekennt sich der IS. Auch eine alte Freundin des israelischen Geheimagenten Gabriel Allon kommt dabei ums Leben. Statt es sich im Chefsessel „des Dienstes“ bequem zu machen, schmiedet Gabriel Rachepläne und schleust die junge Ärztin Nathalie in die Terrororganisation ein. Als Schwarze Witwe Leila soll sie Mastermind Saladin ausspionieren.
Ein erschreckendes Szenario das Daniel Silva sich ausgedacht hat. Eine der Wirklichkeit nur wenig vorauseilende, im Grunde ziemlich realistisch anmutende Vision. Denn das sogenannte Kalifat hat nach den Attentaten in Europa nun die USA im Visier. Leilas Erlebnisse im Islamischen Staat in Syrien werden eindringlich beschrieben. Gänsehaut garantiert.
„Die Attentäterin“ ist bereits der 16. Band aus der Gabriel Allon-Reihe. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Immer mal wieder finden sich Bezüge zu den Vorgängern, erscheinen alte Bekannte.
Viele Handlungsstränge und ein Heer von Protagonisten, das sind die Zutaten dieser komplexen Geschichte. Gabriel ist mir in mittlerweile 17 Jahren ans Herz gewachsen, auch wenn er ein Profikiller ist. Denn er ist auch ein begnadeter Restaurator, liebender Ehemann und Vater.
Auch im neuen Thriller geht die Jagd durch viele Länder, der Spannungsbogen wird ständig gesteigert und das dramatische Finale ist besonders gelungen. Hervorragender Mix aus Fakten und Fiktion, fundiert recherchiert. Ein Thriller mit dem Finger am Puls der Zeit.

Fazit: Beste Unterhaltung für Fans von Agenten-Thrillern, aktuell wie nie!

Veröffentlicht am 07.10.2017

Abgründig und packend zugleich

Die Farm
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„Die Farm“ von V.S. Gerling ist bereits der 4. Fall für das Ermittlerpaar Nicolas Eichborn und Helen Wagner. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne ...


„Die Farm“ von V.S. Gerling ist bereits der 4. Fall für das Ermittlerpaar Nicolas Eichborn und Helen Wagner. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Gleich mehrere spannende Handlungsstränge, häufig in der Ich-Perspektive aus Sicht von Nicolas erzählt, gilt es zu verfolgen:
Nicht nur in Deutschland verschwinden Ehepaare. Es gibt keine Lösegeldforderungen, keine Leichen. Allen Fällen gemeinsam: die Paare sind jung und kinderlos.
In Deutschland werden zudem mehrere Geldtransporter überfallen. Günther Maria Helmes vom Amt für innere Sicherheit entdeckt eine Verbindung. Nicolas und Helen ermitteln…
Last but not least bekommt Nicolas Stress aus den eigenen Reihen. Kriminalrat Gunkel intrigiert und setzt ausgerechnet den ehemaligen Generalstaatsanwalt Stoll auf ihn an.
Es geht um Organisierte Kriminalität, Menschenhandel und Korruption - und um ein furchtbares Verbrechen. Die Spuren führen in die höchsten politischen Kreise - und in tiefste menschliche Abgründe.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Über das Wiedersehen mit Helen, Nicolas, Frettchen Helmes und Aspie Patrick Ebel habe ich mich sehr gefreut. Denn sie sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Aber auch Nicolas‘ alte Feinde Stoll und Semjonow sind wieder mit dabei.
Immer mal wieder finden sich Bezüge zu den Vorgängern. Das macht Lust auf mehr für die, die die ersten Bände (noch) nicht kennen. Gefallen haben mir auch wieder die witzigen Dialoge: „Ich brauche ihn lebend.“ „Gatzke (Präsident des BKA) oder den Killer?“ […] „Den Killer.“

Fazit: Eine skurrile, abgedrehte Geschichte mit ernstem Hintergrund, die aber nicht an die Klasse der ersten Bände heranreicht.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Komm nicht zurück!

Kein guter Ort
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„Kein guter Ort“ von Bernhard Stäber ist bereits der 3. Fall für den Psychologen Arne Eriksen, zur Hälfte Deutscher, zur Hälfte Norweger. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so stand ...

„Kein guter Ort“ von Bernhard Stäber ist bereits der 3. Fall für den Psychologen Arne Eriksen, zur Hälfte Deutscher, zur Hälfte Norweger. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so stand der neue Krimi schon lange auf meiner Wunschliste.
Arne ist in die südnorwegische Provinz Telemark gezogen und arbeitet dort als Psychiater an einer Klinik. Währenddessen ist Kari Bergland, von der Bergener Kriminalpolizei, auf der Suche nach einem Drogendealer - und trifft auf Janne, die 20-jährige Tochter ihres Chefs. Sie hat ein Drogenproblem und soll deshalb bei Arne eine Therapie machen.
Vor vielen Jahren war in der nahegelegenen Rabenschlucht eine junge Frau vor den Augen ihrer Schwester von einem Unbekannten in den Tod getrieben worden. Der Täter wurde nie gefasst. Als Janne davon erfährt und im verlassenen Hotel Rabenschlucht zufällig ein altes Tagebuch findet, stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an…
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Über das Wiedersehen mit Arne und Kari habe ich mich sehr gefreut. Denn sie sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Arne leidet noch immer unter Panikattacken und hat erneut Visionen. Zwischen beiden knistert es gewaltig.
Immer mal wieder finden sich Bezüge zu den Vorgängern. Das macht Lust auf mehr für die, die die ersten beiden Bände (noch) nicht kennen. Gut gefallen haben mir auch wieder die Einblicke in die Mythen und Riten der Samen. Aber auch mit Gesellschaftskritik spart der Autor nicht.

Fazit: Ein atmosphärisch dichter und spannender Norwegen-Krimi, der mich mörderisch gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 01.10.2017

20 Jahre und kein bisschen müde

Durst
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Harry Hole ist zurück! „Durst“ ist bereits der 11. Fall für den kultigen norwegischen Ermittler. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so stand der neue Krimi schon lange auf meiner ...


Harry Hole ist zurück! „Durst“ ist bereits der 11. Fall für den kultigen norwegischen Ermittler. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so stand der neue Krimi schon lange auf meiner Wunschliste.
Jo Nesbø geht gleich in medias res. Wer ist dieser geheimnisvolle Mann mit dem Tattoo? Danach lernen wir Anwältin Elise kennen. Sie trifft sich mit Männern über die Dating-App Tinder und bezahlt dies mit dem Leben. Der Mörder beißt sie und trinkt ihr Blut - wie ein Vampir.
Harry ist inzwischen mit Rakel verheiratet, der Liebe seines Lebens, und arbeitet als Dozent an der Osloer Polizeihochschule. Einer seiner Studenten ist Rakels Sohn Oleg. Polizeipräsident Bellman, der Justizminister werden will, erpresst Harry mit Olegs krimineller Vergangenheit, um ihn zu einer Mitarbeit am Vampiristen-Fall zu überreden.
Über das Wiedersehen mit Harry, Katrine & Co habe ich mich sehr gefreut. Doch Harry kann sein Glück nicht genießen. Denn er kämpft noch immer mit den Dämonen der Vergangenheit, einem Killer, den er nicht fassen konnte, und dem Alkohol. Zudem erkrankt Rakel schwer.
„Durst“ hat alles was einen richtig guten Thriller ausmacht, dass einem beim Lesen der Atem stockt, dass man Gänsehaut und blutige Fingernägel hat und das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Falsche Fährten und überraschende Wendungen halten den Spannungsbogen hoch.
Nach einem fulminanten Showdown gelingt Jo Nesbø ein Cliffhanger der neugierig macht, wie der Autor diese geniale Reihe fortsetzen wird.

Fazit: Horror der ganz harten, vordergründigen Art, der buchstäblich die (Fleisch-) Fetzen fliegen und das Blut spritzen lässt. Hochspannung pur!