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Veröffentlicht am 13.11.2019

Krönender Abschluss der Trilogie

Das Weingut. Tage des Schicksals
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Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich die letzten Seiten des dritten und finalen Band der Trilogie rund um die Famiie Gerban gelesen.
Im lezten Teil der Weingut Trilogie von Maria Lacrosse/Marita ...

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich die letzten Seiten des dritten und finalen Band der Trilogie rund um die Famiie Gerban gelesen.
Im lezten Teil der Weingut Trilogie von Maria Lacrosse/Marita Spang wird der Untertitel "Tage des Schicksals" zum Grundthema. Doch zuerst erleben Irene und Franz ein paar glückliche und erfolgreiche Jahre auf ihrem Weingut in Schweighofen, wo ihre Kinder heranwachsen und die Geschäfte nicht besser laufen könnten.
Irene, das ehemalige Dienstmädchen, hat sich noch immer nicht ganz in ihre Rolle als Gutsfrau eingefunden. Fränzel, der mittlerweile die Schule besucht, und ihre Zwillingsmädchen Sophie und Klara, erfordern nicht mehr ihre ganze Aufmerksamkeit und Irene beginnt sich zu langweilen. Sie ist weder gewohnt nicht für sich zu sorgen, noch nicht zu arbeiten. Deswegen möchte Irene den Kampf für die Rechte der Arbeiterinnen wieder aufnehmen, wobei sie Franz anfangs unterstützt. Doch als er die Chance bekommt, sich auf politischer Ebene für die Bevölkerung aus Elsass-Lothringen einzubringen, wird ihm der Einsatz von Irene bald zum politischen Hindenriss. Die Beiden geraten immer öfters in Streit und beginnen sich langsam zu entfremden. Sehr einfühlsam und vorallem sehr authentisch werden die Streitgespräche von Irene und Franz von der Autorin wiedergegeben. Sie haben mir aber vorallem aufgezeigt, wie unterschiedlich ein Satz/eine Aussage, von Mann und Frau wahrgenommen werden kann. Und genauso ist es! Deswegen waren auch größtenteils für mich alle Handlungen der beiden Sturköpfe nachzuvollziehen, obwohl man oftmals einen der beiden am liebsten schütteln möchte.

Waren es im 1. Teil vorallem die Schrecken des deutsch-französischen Krieges und im 2. Teil die Arbeitsverhältnisse der Textilarbeiterinnen, so werden im 3. Teil die Lebensbedingungen der einfachen Arbeiter ins Visier genommen. Irene bleibt ihrem Einsatz für faire Arbeitsverhältnisse und für die Rechte der Frauen treu und schließt sich den Sozialdemokraten an, während Franz sich ebenfalls politisch einzubringen versucht. Er möchte dieselben Rechte und Bedingungen für Elsass-Lothringen erreichen, wie sie im restlichen Deutschen Reich herrschen. Ihre beiden unterschiedlichen politischen Wege bringen Probleme mit sich, vorallem nachdem öffentliche Auftritte der Sozialdemokraten verboten werden.

Die historischen Fakten sind wieder exzellent recherchiert, was bei der Autorin wirklich ein absoluter Pluspunkt ist. In ihren Büchern lernt man ganz nebenbei so viel aus der deutschen Geschichte und dies auf absolut faszinierende Weise. Sie schafft außerdem ein beeindruckendes Bild der damaligen Wohnverhältnisse der einfachen Arbeiter. Die Einblicke in das Leben jeder Bevölkerungsschicht wird sehr gelungen dargestellt. Dabei führen Irenes Wege auch nach Wien, wo die Kluft zwischen dem Adel und dem Volk noch größer zu sein scheint. Die tiefen Einblicke in das Leben der Adeligen, ihre Arroganz und der Hochmut anderen gegenüber, wird hier sehr deutlich dargestellt.
Aber auch auf dem Weingut bleibt nicht alles, wie gewohnt. Die Reblaus wird aus den USA nach Europa eingeschleppt und macht auch vor dem Weingut der Gerbans nicht Halt. Und Mathilde und Ottilie lassen ebenfalls ihre Ränkespiele nicht sein. Franz Mutter Pauline findet hingegen die Liebe, die die Gerbans nach Wien führt und Franz für einige Zeit in einem persönlichen Konflikt stürzt...

Die Charaktere sind wie gewohnt sehr lebendig beschrieben und entwickeln sich weiter. Vorallem Pauline, Franz Mutter, die in den ersten beiden Teilen viel persönliches Leid erfahren musste, wird zu einer starken und endlich glücklichen Frau. Mathilde findet zu ihrem "alten Ich" zurück und macht Franz erneut das Leben schwer, während Fränzel langsam zu einem jungen Mann heranreift und die Ideen seiner Mutter unterstützt.

Schreibstil:
Was soll ich hier anderes sagen, als bereits in meinen anderen Rezensionen? Marita Spang/Marie Lacrosse überzeugt mich mit ihren Romanen immer wieder aus Neue. Ihre lebendigen Geschichten, die sie mit viel Historie schmückt, lassen mich immer wieder völlig in die damalige Zeit eintauchen. Sie hat erneut großartig recherchiert und erzählt fesselnd und detailliert.
Am Ende gibt es wieder ein Glossar und einen Abschnitt über Wahrheit und Fiktion im Roman.

Fazit:
Mit einem traurigen Seufzer blicke ich nun zurück auf das Ende der Trilogie und finde es schade, dass ich diese wunderbare Reihe nun bereits zu Ende gelesen habe. Gerne hätte ich noch mehr von dieser Art Geschichtslehre, die lebendig und bildhaft erzählt wird und uns die Vergangenheit näher bringt.
Ein gelungener Abschluss der Familiensaga. Ich kann die gesamte Trilogie einfach nur weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 09.11.2019

Opulente Familiensaga vor und während des großen Krieges

Das goldene Palais
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Der opulente Roman spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Wien und weiteren europäischen Metropolen und erzählt die Geschichte der jüdischen Bankiersfamilie Goldbaum, dessen Familienmitglieder in ganz ...

Der opulente Roman spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Wien und weiteren europäischen Metropolen und erzählt die Geschichte der jüdischen Bankiersfamilie Goldbaum, dessen Familienmitglieder in ganz Europa verstreut sind. Mich erinnerte doch so einiges an die legendäre Familie Rothschild, die in Östereich vor den Weltkriegen riesige Besitztümer hatten.

Die Lebenswege der reichen Familienmitglieder sind damals vorgezeichnet. Gut florierende Bankhäuser in ganz Euopra erinnern sich an die Heiratspolitik der Habsburger und nehmen sich diese zum Vorbild. So auch die jüdische Bankiersfamilie Goldbaum.


Im Mittelpunkt des Romans von Natasha Solomons steht die 20jährige Greta Goldbaum aus Wien, die ihren Cousin Albrecht aus dem englischen Zweig der Familie ehelichen soll. Albert ist als Langweiler bekannt, der Schmetterlinge und Käfer sammelt. Er wäre gerne Entomologe geworden und passt so gar nicht zur quirligen Greta, die sich trotz der Verwandtschaftsverhältnisse nicht persönlich kennen. Viel lieber wäre Greta eine Verbindung zu ihrem französischen Cousin Henry eingegangen, mit dem sie sich sehr gut versteht. Zu ihrem Bruder Otto, der sich für das Weltall und für Physik interessiert, hat Greta abenfalls eine sehr enge Verbindung. Doch auch die beiden Männer sind in ihrer Familienpolitik eingeschränkt und müssen sich den Wünschen ihrer Väter beugen, ebenso wie Alberts älterer Bruder Clemens, der einmal die Bankgeschäfte übernehmen soll, aber so gar kein Händchen fürs Geld hat.


Greta hat sich in den Kopf gesetzt ihre Ehe nicht auf ein Nebeneinander aufzubauen, sondern möchte ihr eine Chance geben. Die britische Insel ist ihr jedoch sehr fremd und Greta langweilt sich schnell. Man erwartet von ihr nichts anderes, als für Nachwuchs zu sorgen. Ihre Schwiegermutter versucht ihr durch ihre eigene Liebe zum Garten zu helfen und so findet Greta bald Freude an der Gartenarbeit. In späterer Folge versucht sie mittellose Frauen zu unterstützen und richtet ein Gebärhaus auf dem Grundstück ein, wo die Frauen bis zur Geburt im Garten helfen und ein klein bisschen Lebensmut wiederfinden. Als Albert anfängt sich Greta langsam zuzuwenden, bricht der Große Krieg aus und Greta wird in ihrem neuem Heimatland plötzlich zum Feind...


In einem weiteren Erzählstrang lernen wir den obdachlosen Jungen Karl kennen, der in den unterirdischen Kanälen Knochen sammelt, um sie den Seifensiedern zu verkaufen. Damit verdient er sich ein paar Heller, um zu überleben. Größtenteils hält er sich in den Kanälen in der unmittelbaren Nähe des Goldbaum Anwesens auf. Beim Lesen fragte ich mich die ganze Zeit, warum wir aus seiner Perspektive lesen, doch im letzten Drittel nimmt Karl einen wichtigen Part ein und leztendlich schließt sich der Kreis.

Solomon erzählt aber nicht nur aus der Sicht von Greta und Karl, sondern auch aus anderen Perspektiven.


Der Kaiser war ein alter Mann. Er war der älteste Kaiser der Welt. Rings um ihn wandelte der Tod im Kreis, im Kreis und mähte und mähte. Schon war das ganze Feld leer, und nur der Kaiser, wie ein vergessener silberner Halb, stand noch da und wartete. ZITAT BUCHANFANG -Joseph Roth, Radetzkymarsch-


Der Roman spielt in der Zeit von 1910 bis 1917. Schauplätze der Familiensaga sind Österreich, Großbritannien, Frankreich, die Schweiz und Russland. In all diesen Ländern - mit Ausnahme Russlands, wo Juden nicht gern gesehen waren - lebte mindestens einer aus dem Familienzweig der Goldbaums. Geld regiert zwar die Welt, aber es verheißt nicht automatisch Glück. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erleiden die Goldbaums ebenso Verluste und Leid, wie ihre armen Mitmenschen. Das Grauen nimmt keinen Umweg, sondern erreicht alle Menschen, ob jung oder alt, arm oder reich.


Der geschichtliche Hintergrund vor und während des Ersten Weltkrieges ist hervorragend recherchiert und in die Familiengeschichte eingeflochten. Solomon gibt Einblicke in das jüdische Alltagsleben und in den gesellschaftlichen Umbruch. Auch Gustav Klimts Geliebte Emilie Flöge, deren Kleider Greta trägt und die damit auf Korsagen pfeift, findet Erwähnung, genauso wie der Untergang der Titanic.

Die Protagonisten sind sehr vielschichtig und lebendig gezeichnet. Greta ist eine moderne und unkonventionelle junge Frau. Sie findet in ihrer arrangiert Ehe schlussendlich Glück und Geborgenheit und in der Gartenarbeit Kraft und neuen Lebensmut.

Fazit:
Eine umfangreiche Familiengeschichte einer jüdischen Bankiersfamilie, die wunderbar in die historischen Begegebenheiten vor und während des Ersten Weltkrieges eingeflochten wurde. Die vielen Seiten sind schnell gelesen, denn der Sog des Romans hält einem sehr schnell gefangen. Auch hier kann ich eine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 06.11.2019

Jedes jahr ein Muss: Petra Schiers Hundeweihnacht

Stille Nacht, flauschige Nacht
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Auch 2019 gibt es den alljährlichen Flauschangriff zu Weihnachten. Petra Schiers neuer Weihnachtsroman "Stille Nacht, flauschige Nacht" ist bei mir eingezogen und wurde nun endlich verschlungen.
Ich liebe ...

Auch 2019 gibt es den alljährlichen Flauschangriff zu Weihnachten. Petra Schiers neuer Weihnachtsroman "Stille Nacht, flauschige Nacht" ist bei mir eingezogen und wurde nun endlich verschlungen.
Ich liebe die weihnachtlichen Hundebücher mit Santa & Co., genauso wie die sommerlichen Hunderomane. Und ist das Cover nicht wieder allerliebst?

Santa hat diesmal einen ganz besonderen Weihnachtswunsch zu erfüllen. Ihm erreichte ein langer Brief von Joel, der mit seiner Zwillingsschwester Jessica seit dem Tod der Mutter beim Papa wohnt. Joel wünscht sich nichts sehnlicher, als dass dieser endlich mehr Zeit für ihn und Jessica hat und wenn möglich auch noch eine neue Mama und einen Hund. Und Santa möchte im gerne alle Wünsche erfüllen...doch da hat er sich eine äußerst schwierige Aufgabe aufgehalst.
Die Eltern der verstorben Mutter beginnen einen Sorgerechtsstreit und wollen die Kinder zu ihnen holen. Doch weder Joel, noch Jessica möchten zu ihnen oder ins Internat geschickt werden. Für die Meiningers ist Patrick, der Vater der Kinder, ein Taugenichts, der in jungen Jahren in Heimen und bei Pflegeeltern aufgewachsen ist bis ihn die Steinbachs adoptiert haben. Mittlerweile ist er ein erfolgreicher Geschäftsmann, der ein gutgehendes Bauunternehmen für Holzhäuser aufgebaut hat. Doch gerade dieses bereitet ihm schlaflose Nächte, seitdem seine Bürokraft gekündigt und auch sein Schreiner die Firma verlassen hat. Im Moment wächst ihm alles über den Kopf. Da schlägt ihm seine Schwägerin Laura ihre Freundin Angelique vor, die vor kurzem ihren Job verloren hat und in den Ort gezogen ist. Sie soll ein Organisationstalent sein und hatte bei einer großen Firma alle Fäden in der Hand. Doch Angelique und Patrick sind sich schon einmal über den Weg gelaufen und mochten sich von Anfang an nicht. Und so ist auch das Betriebsklima zuerst sehr unterkühlt, denn Angelique krempelt alles ohne nachzufragen um. Als auch noch Flauschnase Oskar einzieht, den die Kinder aus dem Tierheim holen, ist das Chaos perfekt....

Patrick und Angelique sind einfach Figuren mit Charakter ;) Beides Sturköpfe und Kontrollfreaks, die wundervoll von der Autorin dargestellt sind. Obwohl Angelique nicht immer nur sympathisch rüberkommt, schließt man auch sie ins Herz. Die Zwillinge Joel und Jessica sind im Charaktere eher unterschiedlich, wobei Joel der Ruhigere und Besonnene ist.
Natürlich sind auch wieder die Gedanken von Oskar in kursiver Schrift festgehalten. Der ist anfangs so gar nicht begeistert Befehle zu bekommen. Viel lieber möchte er wieder ein Vagabund sein und herumstreunen. Doch schon bald hat auch Oskar sein Herz an Patrick, Angelique und die Kinder verloren.
Auch den Rest der Familie Sternbach begegnen wir erneut, so wie auch manchen "alten" Bekannten aus einem der Vorgängerromane.
Die Liebesgeschichte ist wie immer stimmig und erwärmt genauso das Herz wie Oskars brummelige Antworten, wenn er sich Gedanken macht, ob er denn wieder abhauen soll.

Die winterliche Atmosphäre am Weihnachtsmarkt wurde von Petra Schier wunderbar eingefangen, genauso wie die herzliche Stimmung beim Plätzchen backen bei der quirligen Familie Steinbach. Am liebsten würde man ins Buch hüpfen, einfach mit ihnen gemeinsam in der Küche stehen und diese wohlige Stimmung genießen.

Schreibstil:
Petra Schier schreibt gewohnt lebendig, herzlich und voller Emotionen. Die Dialoge sind spritzig und besonders zwischen Santa und seiner Frau sehr humorvoll.
Der Roman ist wieder in 25 Kapitel eingeteilt, perfekt für die Adventzeit....obwohl...wenn man einmal angefangen hat, kann man kaum abwarten weiter zu lesen und sicherlich schneller durch den Roman als in 25 Tagen.

Fazit:
Mit viel Humor und Fingerspitzengefühl hat Petra Schier wiederum eine liebevolle und spritzige Weihnachtsgeschichte geschrieben, die das Herz erwärmt und die Tage bis Weihnachten verkürzt. Auch dieses Jahr habe ich die Portion Hunde- und Liebesglück sehr genossen.

Veröffentlicht am 28.10.2019

Komplexer und temporeicher zweiter Band

Zimmer 19
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Nach "Schlüssel 17" hat Marc Raabe seinen zweiten Band um seinen LKA Ermitttler Tom Babylon und Psychologin Sita Johanns veröffentlicht. Ich habe Band 1 gelesen, aber ausnahmsweise hier keine Rezension ...

Nach "Schlüssel 17" hat Marc Raabe seinen zweiten Band um seinen LKA Ermitttler Tom Babylon und Psychologin Sita Johanns veröffentlicht. Ich habe Band 1 gelesen, aber ausnahmsweise hier keine Rezension geschrieben.

Auch der zweite Band startet rasant. Bei der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale kommt es zu einem Skandal. Statt des Eröffnungsfilmes wird den Zuschauern ein Snuff-Video geboten, in dem eine Frau brutal ermordet wird. Es ist Sinje, die Tochter des Berliner Bürgermeisters Otto Keller, die seit kurzem als vermisst gilt. Die Polizei ist sich nicht sicher, ob es sich hier um einen wahren Mordfall handelt oder um einen gestellten Film, denn Sinje ist Schauspielerin. Was ist real und was manipuliert? Der Täter hinterlässt jedoch eine unmissverständliche Botschaft für einen bestimmten Personenkreis. Geschockt registriert Sita, dass die Zahl 19, die im gezeigten Video eine besondere Bedeutung hat, auch in ihrer Vergangenheit eine Rolle spielte. Das LKA ermittelt auf Hochtouren, als ein weiteres junges Mädchen als vermisst gemeldet wird.

Wie bereits in "Schlüssel 17" ist der Spannungslevel den ganzen Thriller über sehr hoch. Von Beginn an ist man gefesselt von der Geschichte, die nicht nur in Sitas, sondern auch in Toms und in die deutsche Vergangenheit führt - zur Zeit des eisernen Vorhangs. Es geht um Macht, Korruption und alte Schuld. Tom wird außerdem von einer seltsamen Begegnung abgelenkt. Auf dem Video zur Eröffnungsfeier sieht er ein cirka elfjähriges Mädchen an der Hand eines älteren Mannes, das seiner vor 20 Jahren vermissten Schwester Viola wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Schon im ersten Band ist Tom erfolglos auf der Suche nach einer Spur zu seiner vermissten Schwester. Dieses Ereignis lässt ihn bis heute nicht los.
Im Vordergrund steht diesmal aber Sita. Sie hatte alles andere als eine behütete Kindheit. Es verwundert, dass sie aus diesem Sumpf herausgefunden hat und Psychiaterin geworden ist. Beide kämpfen mit den Dämonen der Vergangenheit, wobei Sitas früheres Leben Einfluss auf die aktuellen Ereignisse im Fall hat. Rasante Szenenwechsel und überraschende Wendungen erhöhen den Spannungsbogen.

Raabe erzählt seine komplexe Story nicht nur in der Gegenwart, sondern er blendet auch zurück ins Jahr 2001. Hier liegt das Geheimnis betreffend den Entführungen und Morde begraben, das sich dem Leser erst zum Ende hin eröffnet und sich schlussendlich beide Zeitebenen zu einem Ganzen zusammenfügen.

Schreibstil:
Marc Raabe schreibt fesselnd und temporeich. Die Kapitel sind eher kurz gehalten.
Tom und Sita sind zwei sympathische und vielschichtige Charaktere. Beide haben ihr Bündel zu schleppen. Tom reagiert oftmals bei den Ermittlungen unüberlegt und setzt sich über die Anordnungen seines Chefs hinweg.

Fazit:
Ein temporeicher und komplexer zweiter Teil um LKA Ermittler Tom Babylon und der Psychiaterin Sita Johannis, der fesselt und süchtig macht. "Zimmer 19" hat mir noch besser gefallen, als "Schlüssel 17". Ich werde definitiv auch den nächsten Band der Reihe lesen.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Atmosphärischer Familienroman zum Abtauchen

Die Zeit der Weihnachtsschwestern
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Der neue Weihnachtsroman/Familienroman von Sarah Morgan fällt, wie schon ihr letztes Buch "Die Stunde der Inseltöchter" ein bisschen "erwachsener aus, als ihre Manhattan Reihe, die wirklich reine Liebesromane ...

Der neue Weihnachtsroman/Familienroman von Sarah Morgan fällt, wie schon ihr letztes Buch "Die Stunde der Inseltöchter" ein bisschen "erwachsener aus, als ihre Manhattan Reihe, die wirklich reine Liebesromane sind. Und das gefällt mir sehr gut!

In "Die Zeit der Weihnachtsschwestern" lernen wir die drei Schwestern Posy, Beth und Hannah kennen, die verschiedenartiger nicht sein könnten. Alle drei haben ihr Leben nach einem Unglück völlig unterschiedlich gemeistert.
Posy lebt bei ihren Zieheltern Suzanne und Stewart in den schottischen Highlands. Sie ist aktives Mitglied bei der Bergrettung und hilft Suzsanne im Café, einem beliebten Treffpunkt für Touristen und Einheimische. Posy würde gerne die Welt kennenlernen und mehr klettern, möchte aber ihre Eltern nicht alleine lassen.
Beth und Hannah sind beide in den USA geblieben, wo sie ursprüngliche geboren wurden. Beth ist Hausfrau und Mutter zweier Töchter. Während ihr Mann Jesse von einem dritten Kind träumt, aber kaum zuhause ist, möchte Beth endlich wieder in ihrem alten Job arbeiten. Als Beth ihren Mann darauf anspricht, kommt es zu einem großen Streit. Beth packt ihre Koffer und reist früher nach Schottland, als geplant.
Auch Hannah ist mit ihrem Leben nicht gänzlich zufrieden. Sie ist zwar sehr erfolgreich im Job, aber privat hat sie kaum soziale Kontakte. Sie hat eine richtige Mauer um sich herum aufgebaut und lässt kaum Gefühle zu.
Alle drei Schwestern haben sich die letzten Jahre gefühlsmäßig auseinander gelebt und treffen sich fast nur mehr zu Weihnachten in Schottland. Suzanne möchte ihnen zu dieser Zeit ein ganz besonders liebevolles Zuhause bieten, denn zu dieser Jahreszeit jährt sich das furchtbares Unglück, das ihr aller Leben vor 20 Jahren sehr verändert hat. Das Geheimnis um diesen Wendepunkt in ihrer aller Leben erschließt sich erst Stück für Stück und hält die Spannung aufrecht.

Wie die meisten Romane von Sarah Morgan war ich sofort mitten in der Geschichte. Man fühlt sich heimelig in den schottischen Highlands, riecht die gebackenen Köstlichkeiten in Suzannes liebevoll gestalteten Caféi-Imbiss und friert im Schnee bei einer lustigen Schlittenfahrt. Die Landschaftsbeschreibungen sind malerisch und der Weihnachtszauber wird immer mehr spürbar. Auch der Humor bleibt nicht auf der Strecke, obwohl die Kernpunkte des Romans von Ängsten, Verlust und Vergangenheitsbewältigung erzählen. Aber auch ein bisschen Liebe und Romantik bilden wie gewohnt den ganz besonderen Mix von Sarah Morgans Romane, die mit ihrem herzlichen und kurzweiligen Stil zu einer meiner Lieblingsautorinnen geworden ist.

Abwechselnd wird aus der Sicht von Posy, Beth oder Hannah in der Gegenwart erzählt. Jedes Kapitel steht für eine andere Schwester. Dem Leser fällt es somit sehr leicht die unterschiedlichen Ängste, Wünsche und ihre Charaktere besser kennenzulernen und sie auf ihren Wegen zu begleiten.
Zusätzlich erhalten wir aus Suzannes Sicht einige Rückblicke in die Vergangenheit und in das Trauma, das alle vier Frauen noch immer nicht wirklich verarbeitet haben. Jede von ihnen geht unterschiedlich damit um und versucht es mehr oder weniger zu verdrängen.
Die Figuren sind so facettenreich und realistisch gemalt, dass man sie trotz ihrer Macken einfach mögen muss. Einzig die Männer, die im Leben der McBride Frauen eine Rolle spielen, sind kleine Märchenprinzen, die mir im wahren Leben noch nicht begegnet sind ;) Hier muss man eben ein Auge zudrücken...oder zwei.

Wie schon in ihrem letzten Roman hat Sarah Morgan auch diesmal als Hauptthema die Vergangenheitsbewältigung und die Beziehung zwischen Mütter und Töchter als roten Faden verwendet. Gespickt wurde das ganze noch mit winterlichen und weihnachtlichen Flair und einer Prise Romantik. Bezaubernd!

Fazit:
Ein wunderschöner und atmosphärischer Familienroman mit einem Hauch Weihnachtsflair, in dem es um Verzeihen und Vertrauen geht. Eine Geschichte zum Abtauchen und perfekt für die Vorweihnachtszeit. Ich empfehle diesen neuen Roman von Sarah Morgan für entspannte und gemütliche Lesestunden auf der Couch.