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Veröffentlicht am 12.05.2021

Ein Sommer ohne Becca

Sommerleuchten am See
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Auch im neuen Roman von Sarah Morgan steht die Familie im Vordergrund - wie schon in ihrem letzten Büchern. Für mich sind sie "erwachsener" und tiefgründiger - trotz der Beibehaltung der quitschbunten ...

Auch im neuen Roman von Sarah Morgan steht die Familie im Vordergrund - wie schon in ihrem letzten Büchern. Für mich sind sie "erwachsener" und tiefgründiger - trotz der Beibehaltung der quitschbunten Cover, die oftmals eine locker leichte Liebesgeschichte suggerieren. Die "neuen" Familienromane entsprechen mehr meinem Geschmack, als ihre romantischen Geschichten und so hat mir auch "Sommerleuchten am See" sehr gut gefallen.

Die Schauplätze sind diesmal New York und die Gegend rund um den Lake District in der Grafschaft Cumbria in Großbritannien. Bevor wir uns an den malerischen Lake District begeben, lernen wir Floristin Flora in New York City kennen. Sie wurde bereits früh Vollwaise und lebte bei ihrer Tante, die sie jedoch ohne Liebe aufzog. Von klein auf fühlt sich Flora ungeliebt und versucht alles den Menschen in ihrer Umgebung zu gefallen. Flora weicht jeden Konflikt aus und lebt neben ihrem geliebten Floristenjob ziemlich einsam. Als sie den Witwer Jack kennenlernt, scheint sich ihr Leben von Grund auf zu ändern. Doch Jack's Exfrau Becca scheint eine unerreichbare Frau gewesen zu sein: bildhübsch, erfolgreich, reich und beliebt. Und dann gibt es noch die zwei Töchter von Jack: Izzy und Molly, die sehr unter dem Verlust der Mutter leiden. Izzy bemüht sich die Familie zusammenzuhalten und versucht sich unentbehrlich zu machen. Sie fühlt sich außerdem von Flora bedroht und setzt alles daran der neuen Liebe ihres Vaters zu zeigen, dass sie unerwünscht ist. Jack sieht ihre Verzweiflung nicht und ist seit längerer Zeit erstmals wieder glücklich. Als Jack Flora auch noch zum Jahresurlaub an den Lake District einlädt, wo die Familie alljährlich bei Beccas Freundin Clare die Ferien verbringt, droht die Stimmung zu kippen. Auch Clare ist erstmal skeptisch gegenüber Jacks neuen Liebe, doch sowohl sie, als auch Izzy hüten bezüglich Becca ein Geheimnis, das sie nicht preisgeben möchten....

"Sommerleuchten am See" ist ein tiefgründiger und feinfühliger Sommerroman, der sich mit den Themen Trauerbewältigung, Patchwork-Familien, Freundschaften und Neubeginn auseinandersetzt. Der lebendige Schreibstil macht die Geschichte kurzweilig. Wie von der Autorin gewohnt, erzählt sie die Handlung aus verschiedenen Sichtweisen. Abwechselnd erfahren wir als Leser mehr über die Gefühlswelt von Flora, Clare und Izzy. Sarah Morgan erzählt sehr gefühlvoll und man kann sich in alle Charaktere wunderbar einfühlen. Diese sind sehr sehr lebendig und vorallem auch authentisch dargestellt.
Man versteht sowohl die rebellische Izzy, die an der Erinnerung ihrer Mutter festhalten möchte, obwohl sie Flora sympathisch findet, als auch Flora, die sich endlich geliebt fühlt und sich insgeheim immer eine Familie gewünscht hat. Aber auch mit Clare, deren Freundschaft zu Becca früher sehr eng war, jedoch im Laufe der Jahre aber immer mehr auseinander driftete, konnte ich mitfühlen. Sie hadert mit dem Geheimnis, das sie für Becca hüten soll. Jack ist ein sehr liebevoller Mann, der Flora auf Händen trägt, aber auch sehr oft ins Fettnäpfchen tritt und blind für Izzys Spitzen gegen Flora ist. Die kleine Molly schließt man sehr schnell ins Herz. Sie ist die Einzige, die unvoreingenommen an Flora herangeht.
Becca schwebt über allen und wir erfahren im Laufe der Geschichte noch das eine oder andere Geheimnis über sie. Flora muss immer wieder dem Vergleich standhalten und nur die Liebe zu Jack gibt ihr die Kraft zu um ihn und die Kinder zu kämpfen. Sie besitzt sehr viel Einfühlungsvermögen und Geduld. Bis sich das Happy End ankündigt, müssen Jack, Flora, Clare und Izzy noch jede Menge lernen und sich der Wahrheit stellen.


Fazit:
Wieder ein wunderbarer und tiefgründiger Familienroman von Sarah Morgan, der sich hinter einem quitschbunten Cover versteckt und eine leichte Sommergeschichte vermuten lässt. Die Themen Trauerbewältigung, Patchwork-Familie, Geheimnisse und Freundschaften, sowie ein Neubeginn treten in den Mittelpunkt. Die letzten Romane der Autorin sind "erwachsner" geworden und gefallen mir um einiges besser, als ihre romantischen Geschichten.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

20 tolle Kurzgeschichthen

Glück hat einen langsamen Takt
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Ich habe zu diesem Buch gegriffen, obwohl ich kein Kurzgeschichtenfan bin, weil ich die Bücher von Mechthild Borrmann wirklich sehr gerne lese. Ihre Geschichten sind immer wieder etwas ganz Besonderes. ...

Ich habe zu diesem Buch gegriffen, obwohl ich kein Kurzgeschichtenfan bin, weil ich die Bücher von Mechthild Borrmann wirklich sehr gerne lese. Ihre Geschichten sind immer wieder etwas ganz Besonderes. Dabei kommt ihre Spitzfindigkeit bei diesen "short stories" ebenfalls sehr zum Ausdruck.

In dieser Kurzgeschichtensammlung erzählt die Autorin zwanzig sehr vielfältige Geschichten, die eine große Themenvielfalt aufweisen. Sie beschreibt Momente des Glücks, der Trauer, des Verständnisses oder lässt den Leser die Verzweiflung des Protagonisten spüren. Jede einzelne erzählung hat mich mehr oder weniger bezaubert und eingenommen, nachdenklich oder traurig zurückgelassen. Manchmal blitzt der unterschwellige schwarze Humor durch, sowie die Subtiliät ihrer Gedanken. Es sind Momentaufnahmen eines Lebens, ohne das Handeln der Figuren zu bewerten oder in Frage zu stellen.

Herauspicken möchte ich die Geschichte um die Wirtin Elisabeth Gräser, und ihrer besten Freundin Lore. Hier lernen wir zwei Frauen kennen, die aufzeigen, was wirkliche Freundschaft bedeutet.
Nachdenklich gestimmt hat mich auch der Brief einer Mutter an ihren Sohn, der als verurteilter Mörder im Gefängnis sitzt. Spielt die Erziehung wirklich eine Rolle oder kommen Mörder bereits zur Welt?
Schockiert hat mich das Schicksal einer jungen und blitzgescheiten Ukrainerin, die als Au-Pair in den Westen kommt und nicht die vermeintliche Familie vorfindet, in deren Haushalt sie kommen soll....
Geschmunzelt habe ich über die Geschichte eines Ehepaares, das sich jedes Jahr ihren Weihnachtsbaum im Topf nach Hause holt, um diesen später im Garten einzupflanzen. Nach Jahrzehnten ähnelt dieser mehr einem Wald und keinerlei Sonnenlicht dringt mehr ins Haus. Doch auch nach vielen Bitten der Ehefrau bleibt ihr Mann seiner Tradition treu...doch diese weiß sich zu helfen...

Fazit:
Die große Themenvielfalt der Kurzgeschichten und die Fragmente aus dem Leben verschiedener Menschen haben mir gut gefallen. Ein Buch, das man auch gut verschenken kann und vielleicht den einen oder anderen neuen Leser für die Autorin gewinnen kann.

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Veröffentlicht am 27.04.2021

Wer ist Angel Face?

Fürchte die Schatten
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"Fürchte die Schatten" ist der zweite Teil um "Angel Face" Evie Cormac und sollte erst nach dem ersten Band der Reihe gelesen werden! Band zwei knüpft nahtlos daran an. Der erste Fall wurde zwar abgeschlossen, ...

"Fürchte die Schatten" ist der zweite Teil um "Angel Face" Evie Cormac und sollte erst nach dem ersten Band der Reihe gelesen werden! Band zwei knüpft nahtlos daran an. Der erste Fall wurde zwar abgeschlossen, aber Evies Vergangenheit liegt großteils noch wie ein leeres Blatt vor uns. Wer ist Evie Cormac? Seit sie aus den Fängen des vermeintlichen Kinderschänders befreit wurde, ist ihre Akte verschlossen. In diesem zweiten Teil erfahren wir nun etwas über Evies Kindheit und ihre letzten Jahre. Es ist auf jeden Fall Harter Tobak!

Erzählt wird in Präsens und abwechselnd aus der Sicht von Cyril und Evie. Letztere erinnert sich immer mehr an die Zeit als sie entführt und festgehalten wurde. Diesmal gibt es auch keinen weiteren Ermittlungsfall, denn es dreht sich ausschließlich alles um Evies Vergangenheit. Cyrus spürt die Polizistin auf, die Angel Face damals gefunden hat. Zusammen gehen sie Evies Fall durch und entdecken Furchtbares. Während niemand Evie Glauben schenkt, setzt Cyrus alles daran ihr zu helfen.

Auch "Fürchte die Schatten" ist wieder ein Pageturner, durch den man hindurch rast. Robotham gelingt es hervorragend das Grauen in Worte zu fassen. Große Stützen sind aber, wie schon im ersten Band, die außergewöhnlichen Charaktere von Cyrus und Evie. Sie halten die Geschichte zusammen und vermitteln das gewisse Etwas.

Auch diesmal wird nicht alles aufgelöst und wird wohl im kommenden dritten Band beantwortet werden - oder auch nicht. Ich hoffe trotzdem, dass Evies Geschichte in Band drei auserzählt wird, denn eine weitere "Streckung" der Handlung fände ich nicht gut. Generell finde ich die Art und Weise wie immer mehr mehrbändige Reihen erscheinen negativ, vorallem wenn der Krimi/Thriller nicht abgeschlossen ist. Handelt es sich um einzelne abgeschlossene Fälle mit den gleichen Ermittlern, ist es etwas anderes. Geschichten aber einfach in die Länge zu ziehen finde ich nicht gut, auch wenn wie hier der Schreibstil von Michael Robotham wirklich fesselnd ist und er einen weiteren Pageturner erschaffen hat. Er versteht es ebenso mit Humor die düstere Atmosphäre aufzulockern, auch wenn es um sehr grausame Themen wie in "Fürchte den Schatten" geht. Michael Robotham versteht sein Handwerk und ich freue mich schon auf weitere Thriller des Autors.


Fazit:
Auch der zweite Band um Angel Face Evie und Psychologe Cyrus Haven ist wieder ein Pageturner und liest sich weg wie nichts. Trotzdem finde ich es schade, dass die Geschichte um Evie so gezogen wird und auch nach dem zweiten Band nicht auserzählt ist. Das außergewöhnliche Duo ist jedoch eine tolle Zusammenstellung und bringt dem Thriller das gewisse Etwas. Ich bin gespannt auf den dritten Teil und freue mich bereits darauf.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Leichenfunde

Die Komplizen des Todes
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Als bei einer Massenkarambolage in einem LKW 48 Leichen entdeckt werden, ist das Entsetzen groß. Gerichtsmedizinierin Elena Salonis entdeckt schnell, dass die Flüchtlinge aus Afrika bereits tot im Container ...

Als bei einer Massenkarambolage in einem LKW 48 Leichen entdeckt werden, ist das Entsetzen groß. Gerichtsmedizinierin Elena Salonis entdeckt schnell, dass die Flüchtlinge aus Afrika bereits tot im Container lagen, als der Unfall passierte. Handelt es sich hier um organisierte Verbrecher? Doch wer macht Geschäfte mit Leichen? Kommissarin Laura Braun und Falk Ackermann von der Kripo Mannheim, sowie Gerichtsmedizinierin Elena Salonis versuchen der Sache auf dem Grund zu gehen und finden sich bald in einem Alptraum wieder....

"Die Komplizen des Todes" ist bereits der dritte Band dieser Reihe um Laura und Elena, was mir nicht bekannt war. Es ist allerdings das erste Buch der Reihe, welches im Kirschbuch Verlag erschienen ist. Obwohl ich die Vorgänger nicht kannte, bereitete es mir keinerlei Probleme in die Handlung zu finden.

Bereits die Ausgangssituation ist absolut gelungen. Kirsten Sawatzki lässt in ihrem Krimi wahrlich keinen Ekelfaktor aus, denn das Thema des Krimis ist die Nutzung und der Handel von menschlichen Leichen. Zusätzlich steigen wir auch noch in die Kanalisation ein, wobei die Autorin sehr detallierte Beschreibungen gewählt hat. Von Anfang an erlebt man einen wahren Alptraum und begibt sich mit Laura und Elena auf die Suche nach den Tätern und Hintergründen. Somit ist der Spannungsbogen auch von Beginn an gegeben und ich habe den Krimi in kurzer Zeit durchgesuchtet. Abwechselnd wird aus der Sicht der Kommissarin und der Gerichtsmedizinerin berichtet. Die Ermittlungsarbeit liegt dabei eindeutig im Fokus. Die Stimmung zwischen den beiden Frauen empfand ich allerdings eher gereizt. Als es zu einem Streit kommt, ermitteln beide Frauen alleine weiter. Dabei kommt es fast zu einer Tragödie. Überraschende Wendungen lassen den Leser immer wieder von Neuem rätseln. Menschliche Abrgünde tun sich in diesem Krimi auf, die einem Gänsehaut bereiten. Einige Abschnitte erinnern auch an die Ausstellung "Körperwelten" und regen zum Nachdenken an.

Allerdings gibt es auch kleine Kritikpunkte. Die sogenannte "Freundschaft" zwischen Laura und Elena, die sehr oft erwähnt wird, konnte ich nicht spüren. Vielleicht fehlen mir dazu aber die Vorgängerbände.
Was aber ein richtiger Kritkpunkt ist, ist das Ende. Es war einen Ticken "too much". Das ist leider bei vielen Thriller und Krimis, die die letzten zwei Jahre erchienen sind, der Fall. Ich brauche im Buch keine Action á la James Bond. Das finde ich einfach unglaubwürdig....
Obwohl es richtig actionreich wurde, war mir die Auflösung dann aber trotzdem zu kurz. Sie ist logisch aufbereit und passt, jedoch fehlten mir noch weitere Details und Hintergrundinformationen.

Sonst fand ich diesen Krimi wirklich sehr spannend und das Thema hatte es wahrlich in sich. Ich bin neugierig auf weitere Fälle von Laura und Elena und werde diese Reihe sicherlich weiterverfolgen.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Kirsten Sawatzki ist kurz und knackig und lässt sich flüssig lesen - passend für einen Krimi. Als Leser kann man fleißig mitraten und wird oftmals auf die falsche Spur gelenkt. Die Figuren waren mir hingegen noch ein bisschen zu blass. Ich kann jetzt allerdings nicht sagen, ob es an den fehlenden Vorinformationen aus den ersten beiden Bänden liegt oder ob die Charaktere generell noch zu sehr an der Oberfläche schwimmen.

Fazit:
Ein spannender Krimi mit vielen Gänsehaut- und Ekelmomenten, aber auch mit einigen sehr interessanten Themen, die zum Nachdenken anregen. Zu den Figuren fehlt mir noch etwas der Bezug, aber definitiv eine Reihe, die ich gerne weiterverfolgen möchte.

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Veröffentlicht am 23.04.2021

Ist Recht gleich Gerechtigkeit?

Die Wahrheit der Dinge
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Von Markus Thiele habe ich letztes Jahr "Echo des Schweigens" gelesen und war sehr beeindruckt. Eine Mischung aus Justizkrimi und Spannungsroman. So ähnlich ist es auch bei seinem neuen Buch "Die Wahrheit ...

Von Markus Thiele habe ich letztes Jahr "Echo des Schweigens" gelesen und war sehr beeindruckt. Eine Mischung aus Justizkrimi und Spannungsroman. So ähnlich ist es auch bei seinem neuen Buch "Die Wahrheit der Dinge". Der Autor ist selbst Rechtsanwalt, was man aus seinen Auszügen im Gerichtssaal schnell bemerkt. Die Geschichte ist nie langweilig, sondern entwickelt besonders in der zweiten Hälfte einen enormen Sog.

Der langjährige Strafrichter Frank Petersen steckt in einer tiefen Sinnkrise. Seine Frau Britta hat ihn verlassen und in letzter Zeit häufen sich die Aufhebungen seiner Urteile durch den Bundesgerichtshof. Der überaus korrekte Mann versteht die Welt nicht mehr und beginnt an seiner Urteilsfähigkeit und Objektivität zu zweifeln. "Unabhängig und nur dem Gesetz unterworfen" soll ein Richterspruch sein und Petersen hält sich rigoros daran. An seiner Unfehlbarkeit sind auch seine Frau und sein Sohn gescheitert. An all dem hat er zu knabbern, als ein Fall, an dem er sich ganz besonders gut erinnern kann, wieder präsent wird. Vor wenigen Jahren, als er bei einer Verhandlung als Strafrichter eingesetzt war, passierte das Unmögliche: Corinna Meier erschießt den Angeklagten im Gerichtssal und wandert daraufhin selbst hinter Gitter. Genau dieser Vorfall lässt Petersen keine Ruhe. Als er erfährt, dass Corinna freigelassen wird, möchte er mit ihr in Kontakt treten und den Vorfall nochmals besprechen....

Der Autor wechselt zwischen der Gegenwart im Jahr 2015 und der Vergangenheit. Diese beginnt 1989 und erzählt die Hintergrundgeschichte von ihrer Zeit als Studentin, Ehefrau, Mutter bis hin zu ihrer Tat. Es ist eine Geschichte, die mit vielen Facetten aufzeigt, was in unserer Gesellschaft schief läuft - bis heute.
Markus Thiele hat diese von vielen verschiedenen Seiten beleuchtet und gibt dem Leser Einblicke in die Gefühlswelten aller Beteiligten. Corinnas Geschichte hat mich erschüttert. Als Leser versteht man sowohl Täter, als auch Richter. Der Autor wertet nicht und hinterfragt Wahrheit und Gerechtigkeit. Können beide Hand in Hand gehen oder muss man sich für eines der beiden entscheiden? Zusätzlich nimmt sich der Autor so einigen Themen an, wie Schuld und Gerechtigkeit, Freundschaft, Selbstjustiz, Diskriminierung und Rassismus - aber vorallem auch die Grenzen des Rechtsstaats.

Warum "nur" vier Sterne? Zu Beginn badete mir der Strafrichter etwas zu viel in Selbstmitleid und es dauerte etwas bis es zum eigentlichen Kern der Geschichte kam bei nur 240 Seiten. Danach aber hatte mich der Autor und ich war gefangen in dieser Welt voller Ungerechtigkeiten, Schuld und Vorurteilen.

Zur Gestaltung des Buches möchte ich auch noch etwas sagen, denn nicht nur das Cover aus hochwertigem Papier ist wunderschön, sondern auch die Innenansicht. Der Buchdeckel ist bedruckt und eine Augenweide.

Der ruhige und eher nüchterne Schreibstil regt zum Nachdenken und Reflektieren an. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und wirken authentisch. Der Autor erwähnt im Nachwort, dass er sich bei seiner Geschichte an zwei reale Figuren orientiert hat. Wer diese beiden Menschen sind, möchte ich hier jetzt nicht preisgeben, da es eventuell mehr über den Inhalt verraten könnte.

Fazit:
Es ist nicht unbedingt ein Buch, das man so nebenbei liest, auch wenn es nur 240 Seiten hat. Die Geschichte ist vielschichtig und fesselnd. Sie hallt wahrlich lange nach und man beginnt selbst vieles zu überbedenken. Deshalb empfehle ich auch den zweiten Roman von Markus Thiele gerne weiter. Wer gerne Ferdinand von Schirach liest, könnte auch mit Markus Thiele Freude haben...

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