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Veröffentlicht am 08.02.2020

Fesselnde Unterhaltung

Blutige Gnade
4

"Blutige Gnade "ist der 4. Fall von Leo Born mit Mara Billinsky und war mein erster Thriller von ihm, den ich gelesen habe. Die anderen drei werde ich jetzt allerdings nachholen (müssen), da mir der Erzählstil ...

"Blutige Gnade "ist der 4. Fall von Leo Born mit Mara Billinsky und war mein erster Thriller von ihm, den ich gelesen habe. Die anderen drei werde ich jetzt allerdings nachholen (müssen), da mir der Erzählstil und die packende Handlung fesseln und überzeugen konnte.
Man brauche kein Vorwissen um in die Handlung hineinzukommen, aber sicherlich ist es für das Verständnis der Figurententwicklung vorteilhafter, die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Gleich am Anfang gibt es in "Blutige Gnade" das erste Opfer: die Frau eines einflussreichen Geschäftsmannes wird in ihrem Haus ermordert. Doch dies ist nur der Auftakt zu einer Reihe weiterer Leichen. Das zweite Opfer ist ein Journalist, der brisantes Material veröffentlichen wollte, doch dazu kam es nicht mehr, er wird brutal mit einer Nagelpistole über Stunden gefoltert, bis hin zu seinem qualvollen Tod.

Mara Billinsky und ihr Kollege Jan Rosen von der Frankfurter Kriminalpolizei können keine Zusammenhänge bei den Opfern feststellen, sie müssen breitgestreut Ermittlungen anstellen und treten auf der Stelle, denn Motive sind nur bei dem toten Journalisten feststellbar, doch alle seine gesammelten Daten sind verschwunden. Lange tappen die beiden im Dunkeln und die Zeit läuft ihnen mit jedem weiteren Opfer davon...

Mir hat der spannende, abwechslungsreiche Erzählstil mit verschiedenen Perspektiven von Leo Born sehr gut gefallen. Lange kann man mitraten, wer hinter den Taten steckt, an manchen Stellen wird sehr schonungslos von Taten und Zuständen (dazu gleich mehr) berichtet, aber alles noch in den Grenzen der Zumutbarkeit für den Leser. Für mich ein gelungener Thriller, aber keiner, der - für mich- zu brutal wäre.

Ein großes Thema im Buch spielt auch eine Wurstfabrik, hier werden Zustände geschildert, die man beim Lesen kaum ertragen kann, dennoch sind sie, wie aktuelle Fälle in der Vergangenheit bewiesen haben, nicht aus der Luft gegriffen, sondern könnten sich so oder so ähnlich auch zugetragen haben.

Leo Born hat den Figuren, besonders dem Ermittlerduo und hier insbesondere natürlich Mara, die Krähe genannt, realistische und sehr facettenreiche Wesenszüge, Gefühle, Gedanken und allgemein Leben eingehaucht, Dialoge klingen passend und Situationen wurden Kopf-Kino-mäßig beschrieben.

Am Ende hatte ich, vielleicht auch durch den Austausch in einer Leserunde mit vielen anderen lesenden "Ermittlern", eine große Vorahnung, wie sich alles zusammensetzt und zugetragen hatte, desshalb fehlte vielleicht ein kleine Wow-Effekt am Ende, aber dennoch hat mir dies nicht die Leselust genommen, im Gegenteil, ich möchte jetzt noch mehr Frankfurt-Tatort-Thriller des Autors lesen. Gut, dass auch der nächste Fall für die Krähe und das Team schon in diesem Jahr folgen wird.

Hier: 4,5 Sterne von mir und eine Lesempfehlung für alle Krimi/Thriller-Leser.

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Veröffentlicht am 07.10.2017

Eintauchen in eine vergangene Zeit

Das blaue Medaillon
2

1676. Alessa lebt bei ihrem Großvater in Venedig. Von ihm hat sie gelernt an Wänden hoch zu klettern und über Dächer zu laufen - im Geheimen, im Dunkeln....eine Meisterdiebin zu sein. Doch als ihre Tante ...

1676. Alessa lebt bei ihrem Großvater in Venedig. Von ihm hat sie gelernt an Wänden hoch zu klettern und über Dächer zu laufen - im Geheimen, im Dunkeln....eine Meisterdiebin zu sein. Doch als ihre Tante Zenobia stirbt und ihr ein blaues Medaillon hinterlässt, taucht ein gefährlicher Gegenspieler auf, der weiß, dass mit dem Medaillon gefährliche Geheimnisse ans Tageslicht gelangen können. Es ist Mezzanotte, ein gefährlicher Gegner, der skrupellos jeden meuchelt. Auch Alessas Großvater fällt ihm zum Opfer, Alessa selbst kann mit Müh und Not fliehen. Sie schließt sich einer Schauspieltruppe an, die zufällig nach Celle aufbricht. Am dortigen Hof von Georg Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Lüneburg lebt passenderweise auch ihr Cousin, ein illegitimer Sohn des Herzogs mit Zenobia.

Martha Sophia Marcus kann gut erzählen. Bei ihr ist man beim Lesen mitten im Geschehen, man kann sich alles sehr bildhaft vorstellen. Am Ende des Romanes (hier fehlt ein Hinweis vorne) gibt es ein Glossar und eine Übersetzungsliste für die eingestreuten italienischen Ausdrücke.
Besonders gut gefallen hat mir, dass sie historische Personen mit in diese Geschichte hinein gearbeitet hat und man dadurch viele von der Autorin recherchierte Einzelheiten in einer guten Geschichte verpackt präsentiert bekommt.
Auch das Leben einer Schauspieltruppe, ihr Alltag, ihr Üben, ihr Agieren untereinander wird m.E. sehr realistisch dargestellt.
Der Spannungsbogen bei dieser Geschichte ist am Anfang sehr hoch, auch gegen Ende passiert noch so einiges - auch überraschendes. Doch manche Ausschmückung fällt zu Lasten der Spannung - daher bleibt der Spannungsbogen nicht konstant hoch.
Da es sich hier um einen historischen Roman und nicht um einen Krimi oder Thriller handelt, stelle ich dies aber nicht in den Vordergrund. Muss es auch nicht.
Wie in den meisten historischen Büchern, gehört zu einem guten Roman auch ein gehöriger Schuß Liebe und Romantik, auch hier knistert es, auch wenn es nicht im Vordergrund steht. Und das bekommt dem Roman auch gut - denn mir haben vor allem die Spannungselemente und die historischen Fakten interessiert, das so toll beschriebene Leben am Hof und der Schauspielkunst in der damaligen Zeit. Die vielen eingestreuten "Bonbons" der Unterrichtung der damaligen Lebensweise. Das Los als Dienerschaft, der Intrigen am Hof, die Licht und Schattenseiten, aber auch Kleinigkeiten, wie das Aufkommen von "Chocolate" oder "Marzapane". Die romantischen Szenen waren mir manchmal etwas zu "aufgedrückt", kamen nicht ganz so natürlich rüber, wie die vielen anderen sehr gut beschriebenen Szenen.

Fazit:
Ein historischer Roman, der sehr gut unterhält und dabei auch informiert. Mit Spannungs- und Überraschungsmomenten, einem Schuß Liebe und Humor.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Eine Liebesgeschichte, die keine ist (und auch nicht sein will)

Liebewesen
1

Neugierig auf diesen Roman bin ich zu allererst durch das Cover geworden und weil ich in den letzten Monaten öfters in den sozialen Medien auf das Buch gestoßen bin. Dabei wußte ich, als ich Liebewesen ...

Neugierig auf diesen Roman bin ich zu allererst durch das Cover geworden und weil ich in den letzten Monaten öfters in den sozialen Medien auf das Buch gestoßen bin. Dabei wußte ich, als ich Liebewesen zu lesen angefangen hatte, nur in den Grundzügen, um was es in dem Buch geht. Ich habe mich also sehr unbefangen ans Werk gemacht.

Lio ist keine einfache Figur, eine, die eine traumatische Kindheit hinter sich hat, nun alleine im Leben steht, allein Freundin Mariam gegnüber öffent sie sich. Aus einer Laune heraus antworten die beiden auf eine Kontaktanzeige. Dadurch kommt Max mit ins Spiel. Schnell stürzen die beiden sich in eine Beziehung.
Doch als nach zwei Jahren Lio schwanger wird, stellt sich für Lio die Frage, wie es weitergehen soll, denn die Beziehung zu Max ist nicht mehr die selbe wie am Anfang.

Diese Geschichte hat mich lange beschäftigt, während des Lesens, nach dem Zuklappen. Gefällt es mir? Schwierig. Ich kann sie nicht einordnen, in keine fertige Schublade stecken. Das ist wahrscheinlich auch gar nich gewollt.. Es ist eine Liebesgeschichte, die keine ist. Es gibt Protagonisten, die nicht in meinem Alter sind und deren Leben, deren Entscheidungen, deren Belastungen und deren Art meinem Leben und auch meiner Grundeinstellung total konträr gegenüber stehen. Dennoch weiß ich natürlich, dass es auch andere Lebenswege gibt. Andere Vergangenheiten, andere Zukunftspläne. Andere Notwendigkeiten ? Zumindest andere Zukunftswünsche.

Caroline Schmitt hat es geschafft diese Geschichte so zu erzählen, dass man als Außenstehende in diese besondere, absolut nicht leichte und auch teilweise verstörende Beziehung Einblick nehmen kann. In vielen Sequenzen wird offen, direkt, manchmal auch brutal, die Beziehung zwischen Lio und Max und ihre Vergangenheit geschildert. Schopn am Anfang fängt diese Beziehung ungewöhnlich an. Zwei Menschen mit Bindungsschwierigkeiten schweißen sich zusammen, doch zwei Jahre später hat sich vieles abgeschliffen. War da je die große Liebe? Waren sie je bereit sich vollständig zu öffnen für den anderen? War es die Einsamkeit, die zur Zweisamkeit führte? Als die ungeplante Schwangerschaft dazu kommt, muss sich Lio diese Fragen stellen. Und die, was sie vom Leben will. Oder nicht will.

Es ist keine leichte Lektüre, eine, die bei mir aneckt, aufstößt und auch abschreckt. Die Figuren sind ,zumindest mir, nicht ans Herz gewachsen. Aber es ist definitiv eine Geschichte, die das Leben schreibt und die mich lange beschäftigt hat.

Es ist schwierig das Buch zu bewerten. Einerseits schafft es die Autorin auf wenigen Seiten eine Geschichte zu erzählen, die Tiefgang hat, anderseits bleibt mir auch vieles unverständlich und befremdlich. Zudem werden massenweise (aktuelle) Themen angeschnitten, aber für mich wurde nicht alles rund abgeschlossen. Ich brauche kein Happy End, ein Roman kann auch ohne auskommen, aber ich kann es einfach nicht besser bewerten, vielleicht, weil für mich am Ende zu viel Bitterkeit oder Nachgeschmack übrig geblieben ist. Vielen hat das Buch aber sehr gefallen und ich bewundere den Mut der Autorin so eine Geschichte zu schreiben. Denn irgendwie ist diese doch ein Spiegel der Gesellschaft, sie ist nicht aus der Luft gegriffen, sie ist vielleicht real. Und das erschreckt mich anderseits auch wieder.

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Veröffentlicht am 14.12.2022

Fesselnder Auftakt einer Trilogie

Das Gesetz der Natur
1

Es hat mich richtig gepackt. Diese Dystopie ist so fesselnd zu lesen gewesen, so einzigartig in der Sprache, ungewöhnlich und ausdrucksstark, so gewaltig die Bilder, die in meinem Kopf erzeugt wurden. ...

Es hat mich richtig gepackt. Diese Dystopie ist so fesselnd zu lesen gewesen, so einzigartig in der Sprache, ungewöhnlich und ausdrucksstark, so gewaltig die Bilder, die in meinem Kopf erzeugt wurden. Eine Welt, die nach "Jenem Tag" in 2079, eine andere ist. Generationen danach leben die Menschen wieder wie im Mittelalter. Auf dem nordamerikanischen Kontinent gibt es noch vier Stämme. Daneben gibt es Geächtete u. Ausgestoßene. Zu ihnen zählt die Mutantin Gaia. Die letzte ihrer Art. Als sie von ihrem Zufluchtsort fliehen muss und in Gefangenschaft gerät, kann sie durch ihre Fähigkeit Lesen zu können, ihr Leben retten. Durch einen Fund wird sie den Verlauf der Welt verändern, und das nicht zum Guten. Wird sie die Glut, die sie entfacht hat, wieder löschen können?

Sprachlich liest es sich wie ein altes Märchen oder Sage, nur spannender und dass es nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft spielt. Eine Zukunft, die mit unserm bisherigen Leben nichts mehr gemein hat. Nachdem ich mich eingelesen hatte und mich an die Erzählweise gewöhnt hatte, war ich schnell gefesselt und im Sog dieser Geschichte gefangen. Sie ist magisch, nachdenklich machend und bewegend, allerdings auch brutal.
Gaia ist nicht nur Opfer, sondern auch Täterin, sie beweist Stärke und Mut, aber schreckt auch vor nichts zuruck. Es ist eine Zeit, bei der es oft um das "du oder ich" geht. Eine Zeit, bei der es für Gaia, wie für viele andere, oft nur ums Überleben geht. Ihr Aussehen und ihre besonderen Fähigkeiten, die sie selbst erst spät entdeckt, sind einzigartig und wecken Begehrlichkeiten bei den verschiedenen Herrschern.

Dies ist der Auftakt einer Trilogie und ich bin nun mächtig gespannt auf die Fortsetzung. Die Bilder, die ich nun von dieser düsteren, dystopischen Welt im Kopf habe, werden noch lange bleiben.

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Veröffentlicht am 24.11.2018

Fesselnder historischer Roman vor toller Kulisse

Die Melodie der Schatten
1

Schottland, 1837. Fiona Hemington ist mit ihrer Tante auf dem Weg quer durch Schottland, als ihre Kutsche überfallen wird, der Kutscher und die Tante ermordet wird. Wie durch ein Wunder entkommt sie den ...

Schottland, 1837. Fiona Hemington ist mit ihrer Tante auf dem Weg quer durch Schottland, als ihre Kutsche überfallen wird, der Kutscher und die Tante ermordet wird. Wie durch ein Wunder entkommt sie den Räubern unbeschadet. Sie entdeckt nach der Flucht ein abgelegenes Herrenhaus, bei dem sie Aufnahme erhält. Doch nicht nur das Gebäude ist düster und unheimlich, auch dessen Besitzer Aidan erscheint wenig freundlich gegenüber Fiona. Nachts wird sie von schaurigen Träumen geplagt, die sie auch am Tag verfolgen. Was hat es mit dem Gebäude und dessen Besitzer auf sich ? Was geschieht hier und warum verhalten sich auch die Dorfbewohner so abweisend gegenüber dem Eigentümer?


Maria W. Peter hat mich schon von der ersten Seite an gefesselt. Ein aufregender Auftakt, viele Geheimnisse, viele schaurig schöne Momente mit gruseligem Faktor, aber auch spannende Momente, zudem ein Wechselspiel an Gefühlen. Wem kann man trauen, was für Spiele werden hier gespielt ? Man wird immer wieder beim Lesen angenehm überrascht, neue Wendungen, neue Ereignisse, neue Erkenntnisse und vor allem ein nicht in allen Bereichen vorhersehbares Ende haben mich durch die vielen Seiten dieses Buches fliegen lassen.

Vor allem aber auch die historischen Einbindungen von schottischen Mythen und Gebräuchen, geschichtlichen Ereignissen und der bildhaften Beschreibungen von Land und Leuten haben dazu beigetragen, dass ich mich in diese authentisch wirkende Kulisse einfühlen konnte. Und dabei so einiges noch nebenbei gelernt habe.

Es gibt nicht allzu viele Figuren, die Anzahl ist überschaubar. Diese sind von der Autorin sehr gut ausgearbeitet worden, sie verändern sich und entwickeln sich, sie haben Ecken und Kanten, sie haben ihre Geheimnisse und sind nicht von Anfang an durchschaubar. Doch in ihrem Zusammenspiel offenbaren sie mehr und mehr und auch für mich hat so manches Geheimnis aus der Vergangenheit der Protagonisten hinterher für ein schlüssiges Ende gesorgt. Meisterhaft erdacht und sehr gut und spannend von Maria W. Peter erzählt.

Die meiste Zeit können wir den Gedanken, Gefühlen und Erlebnissen von Fiona folgen, doch diese Abschnitte werden immer wieder unterbrochen durch kleinere Szenen aus der Sicht von Aidan, Laird Thirstane, Besitzer von Thirstane Manor,
Diese Abwechslung in den Sichtweisen erhöhen den Spannungsfaktor.

Fazit:
"Die Melodie der Schatten" st ein toller historischer Roman, spannend geschrieben mit allem was das (Leser)Herz begehrt: Verwicklungen, düsteren Geheimnissen, interessanten Figuren, einer tollen Kulisse, vielem historsichen HIntergrundwissen, überraschenden Wendungen und einem Hauch Romantik.

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