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Veröffentlicht am 21.12.2023

Lebensbegleiterin

Dieses schöne Leben
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Clovers Eltern sind bei einem Unfall verstorben als sie sechs Jahre alt war. In diesem Unglück lag auch ein kleines Glück, denn so konnte sie bei ihrem Großvater Patrick aufwachsen, einem Universitätsprofessor. ...

Clovers Eltern sind bei einem Unfall verstorben als sie sechs Jahre alt war. In diesem Unglück lag auch ein kleines Glück, denn so konnte sie bei ihrem Großvater Patrick aufwachsen, einem Universitätsprofessor. Ihm hat sie so viel zu verdanken, doch als er starb konnte sie nicht bei ihm sein, weil sie im Ausland studierte. Nach seinem Tod hat Clover begonnen als Sterbebegleiterin tätig zu sein. Mit ihrem Hund George und den beiden Katzen lebt sie immer noch in des Großvaters Wohnung, Veränderungen mag sie nicht. Ihr einziger Freund ist der 87jährige Leo. Clover ist nicht sehr erfreut als eine neue Nachbarin einzieht. Und ihr neuer Auftrag der Begleitung der 91jährigen Claudia ist erfüllend und herausfordernd zugleich.

Wie lange dauert Trauer? Ihr Großvater ist schon seit dreizehn Jahren nicht mehr da und Clover vermisst ihn immer noch. Doch auch wenn die Trauer nie ganz verschwindet, vielleicht wird sie irgendwann doch weniger raumgreifend. Claudia ist eine faszinierende Persönlichkeit mit einer ganz eigenen Geschichte und trotz des nahenden Todes hat sie noch viel zu geben. Nicht nur Claudia erlebt eine schöne letzte Zeit, auch Clover erlebt durch Claudia eine Veränderung. Ein Ende kann auch ein Anfang sein. Leben sollte man das Leben, vielleicht ist dann der Tod nicht mehr ganz so furchtbar.

So viel beschäftigt man sich vielleicht nicht mit dem Tod und doch gehört er zum Leben. Jeder hat sicher schon einen lieben Menschen verloren. Wie man bei allem Verlust und der Trauer doch ein positiver Mensch bleiben oder werden kann, zeigt die Autorin mit ihrer Hauptperson Clover. Clover gibt den Sterbenden eine liebevolle letzte Gegenwart, sie muss erst lernen auch Liebe und Freundschaft zu empfangen. Wie sie aus ihrer Trauer wächst und zu einem noch lebensbejahenderen Menschen wird, ist berührend zu lesen. Die Lektüre dieses warmherzigen Romans weckt auch Erinnerungen an eigene liebe Menschen, über deren Verlust die Trauer zwar kleiner geworden, die aber nicht vergessen sind, genauso wie die Gedanken an die Lebenden, die man im Herzen hat.

Das Cover wirkt irgendwie wie eine gemalte Version des Parfüms.

Veröffentlicht am 16.12.2023

Wie man seinen Detektiv loswird

Miss Merkel: Mord auf hoher See
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Es ist so langweilig. Seit dem letzten Mord in der Uckermark ist nicht viel passiert in Angelas Leben. Jetzt schreibt sie eben selber Krimis und wo könnte sie das besser lernen als auf einer Krimikreuzfahrt. ...

Es ist so langweilig. Seit dem letzten Mord in der Uckermark ist nicht viel passiert in Angelas Leben. Jetzt schreibt sie eben selber Krimis und wo könnte sie das besser lernen als auf einer Krimikreuzfahrt. Mit ihrer Entourage erreicht sie so gerade noch das Schiff, beimdem schon die Gangway hochgezogen wird. Es ist Deutschlands erfolgreichster Thrillerautor Florian Watzek, der sie rettet. Allerdings hätte Angela nicht mit so einer bunt zusammengewürfelten Reisegesellschaft gerechnet. Die meist weiblichen und lautstarken Watzis sind doch etwas enervierend. Ihr, der ehemaligen Bundeskanzlerin wird kaum mehr der nötige Respekt entgegengebracht.

Inzwischen stolpert die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel in einen Mordfall. Dabei will sie sich nur Tipps holen, um ihrem Detektiv Jonathan Shakespeare ein echtes Leben einzuhauchen. Dass Florian Watzek sie zu seiner Assistentin bestimmt, war bestimmt nicht geplant. Dass die Vorstellung mit dem plötzlichen Ableben des weithin bekannten Schriftstellers endet, auch nicht. Angela war aber nicht schuld. Sollte es sich wirklich um einen bedauerlichen Unglücksfall gehandelt haben? Angela kommt ins Grübeln und davon lässt sie sich nicht so schnell ablenken. Ihr Mann Achim Sauer versucht derweil, seine Englischkenntnisse zu verbessern. Ihn hat es schon immer gestört, dass er in der Schule nur russisch gelernt hat.

Pünktlich zur Weihnachtszeit empfiehlt sich dieser humorvolle Kriminalroman für einen Ehrenplatz auf dem Gabentisch. Als Hörbuch wieder ganz wunderbar eingelesen von Nana Spier, die einen sofort ins Geschehen holt. Man freut sich über diese andere Seite von Angela Merkel, die man nicht kennt, mit der sie aber so liebenswert dargestellt wird, dass man ihr die Detektivin glatt zutrauen würde. Hier laufen Angela und ihre Lieben in etlichen Momenten mal wieder zu Höchstform auf. Da kann und will man auch beim Auto fahren sich das Lachen nicht verkneifen. Vielleicht ist bei dem Fall das eine oder andere ein wenig abwegig, doch bei all den gelungenen wohlfühl Stunden, die das Hörbuch bereitet, fällt das nicht weiter ins Gewicht. Angela hat, glaubt man, nichts dagegen, wenn der Autor David Safier ihr noch ein paar Fälle zugesteht. Im vorliegenden spielt er sehr gekonnt mit der Autorenszene. Es ist einfach schön und ausgesprochen unterhaltsam zuzuhören.

Veröffentlicht am 02.12.2023

Gemälde der Stimme

Tintenwelt 4. Die Farbe der Rache
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Es könnte ewig so weitergehen für Staubfinger und seine Freunde. Doch es ist als wären fünf glückliche Jahre schon zu viel. Der alte Feind Orpheus streckt seine Fühler aus, beziehungsweise sein Glasmann ...

Es könnte ewig so weitergehen für Staubfinger und seine Freunde. Doch es ist als wären fünf glückliche Jahre schon zu viel. Der alte Feind Orpheus streckt seine Fühler aus, beziehungsweise sein Glasmann Eisenglanz taucht in der Stadt auf. Die Freunde sind nervös. Erstmal geht das Leben weiter Maggie und ihr Freund planen ihre erste Reise. Mo ist unsicher, ob er sein kleines Mädchen gehen lassen kann. Plötzlich jedoch verschwinden die Leben nach und nach. Es ist nicht zu fassen. Übrig bleiben nur der schwarze Prinz und ein völlig verzweifelter Staubfinger. Nur eine winzige Spur gibt es, die Stadt mit den drei Kelchen im Wappen.

Nach langen Jahren ist eine Fortsetzung der Geschichten aus der Tintenwelt zu Cornelia Funke gekommen und zum Glück lässt sie ihre Leser an der neuen Geschichte teilhaben. Staubfinger wird hier einiges abverlangt, schließlich vermisst er alle seine Freunde. Nur einer ist geblieben, der schwarze Prinz. Einer, der das Töten nicht liebt und doch das Schwert zu führen weiß. Ihn will Staubfinger unbedingt schützen. Vor allem anderen muss er die vage Spur der Vermissten aufnehmen. Ein Weg voller Gefahren tut sich auf und es ist ungewiss, ob Staubfinger das Ziel lebend erreicht. Und selbst wenn, kann er etwas gegen Orpheus ausrichten?

Wer hätte das gedacht. Noch einmal in die Tintenwelt eintauchen. Ein schönes Erlebnis auch für Erwachsene, die gerne auch ein Jugendbuch genießen. In weiser Voraussicht versorgt die Autorin ihre Leser und Leserinnen mit einer kleinen Rückschau, aber dennoch könnte man sich über die Feiertage auch noch mal die anderen Bücher vornehmen, die sich im Regal schon freuen, dass sie neue Gesellschaft bekommen. Die Reise gefährliche Reise Staubfingers ist spannend und einfühlsam berichtet. Das Wort Eintauchen wird nicht ohne Bedacht benutzt. Man kann wirklich in der Sprache versinken und sich Bilder ausmalen. Orpheus ist wirklich fies geraten. Man wünscht Staubfinger, dass er seine Lieben findet und man muss doch fürchten, dass er es nicht schaffen könnte. Mit diesem vierten Teil war nicht zu rechnen, umso schöner ist es, dass es ihn gibt und er wird sich mit seiner stimmigen Covergestaltung sehr gut passend zu seinen Vorgängern gesellen.

Veröffentlicht am 29.11.2023

Düstere Ermittlungen

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Die 16-jähirige Larissa wird tot aufgefunden. Leider ist sie nicht eines natürlichen Todes gestorben. Ihre Eltern sind verzweifelt, denn Larissa war ihre einzige Tochter. Die beste Freundin das Mädchens ...

Die 16-jähirige Larissa wird tot aufgefunden. Leider ist sie nicht eines natürlichen Todes gestorben. Ihre Eltern sind verzweifelt, denn Larissa war ihre einzige Tochter. Die beste Freundin das Mädchens ist ebenfalls sehr traurig. Eigentlich waren sie an Larissas letztem Abend gemeinsam unterwegs, doch sie hatten sich gestritten und ihre Wege trennten sich. Pia Sander und Oliver von Bodenstein übernehmen die Ermittlungen. Sie stehen vor einem Rätsel. Es ist nicht so leicht vorstellbar, dass jemand etwas gegen eine so junge Frau gehabt haben könnte. Schnell gerät ein junger Mann unter Verdacht, der bereits einmal vor Gericht gestanden hat und nach einer Haftbeschwerde frei gekommen ist.

Dieser elfte Band um Kommissarin Pia Sander und Oliver von Bodenstein bietet einen sehr komplexen Fall. Es fängt jedoch wie eine Untersuchung in einem normalen, aber insbesondere für die Angehörigen sehr belastenden Fall an. Ein junges Mädchen wurde getötet. Von Bodenstein und sein Team ermitteln fieberhaft. Allerdings kommen die Nachforschungen erst nachdem ein weiterer Todesfall geschieht so richtig in Gang. Pia Sander kann nicht immer ganz bei der Sache sein, ihre Mutter wird langsam alt und es deutet sich an, dass sie nicht mehr alleine leben kann. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse, so dass sich das gesamte Team voll konzentrieren muss.

Dieses gekürzte Hörbuch wird sehr gekonnt vorgetragen von Julia Nachtmann. Wenn man schon einige Zeit keinen Roman der Autorin gelesen/gehört hat, fühlt man sich gleich wieder heimisch. Die Nähe zu den vertrauten Personen ist gleich da. Bei einem Hörbuch, dessen Lesung doch um einiges kürzer ist, als die vollständige Variante, fragt man sich allerdings, was fehlt. So sind hier private Entwicklungen, die einem beim Buch manchmal zu ausführlich behandelt vorkommen, hier eher knapp gehalten. Was jedoch den Fall angeht, vermisst man kein Detail.
Die Thematik, welche von der Autorin aufgegriffen wird, ist sehr aktuell. In einigen Bereichen erschüttert das Gelesene, man wird mit Geschehnissen konfrontiert, an die man nie gedacht hätte. Manchmal ist man ergrimmt über Ereignisse, die scheinbar in die heutige Zeit gehören, die jedoch alles andere als schön sind. Die Auswüchse sind doch manchmal extrem, da wünscht man sich bessere Zeiten herbei. Die Ermittlungen gestalten sich packend und durch die eindringliche Lesung fällt es schwer, mit dem Hören eine Pause einzulegen.

Die Covergestaltung passt sehr gut zu dem düsteren Fall und in die Optik der gesamten Reihe, das gibt einen schönen Wiedererkennungseffekt.

Veröffentlicht am 24.11.2023

Gefallen um Gefallen

Der Weg der Wünsche
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Bast wirkt wie ein rechter Taugenichts. Soll er seine Lektionen lernen, macht er das oder nicht. Soll er für seinen Meister, den Gastwirt Reshi, etwas besorgen, denkt er daran oder nicht. Am Morgen schleicht ...

Bast wirkt wie ein rechter Taugenichts. Soll er seine Lektionen lernen, macht er das oder nicht. Soll er für seinen Meister, den Gastwirt Reshi, etwas besorgen, denkt er daran oder nicht. Am Morgen schleicht er sich aus dem Haus, um zum Blitzbaum zu gelangen. Dort warten manchmal Kinder, die einen Gefallen von ihm zu wünschen. Und natürlich gibt es einen Gefallen nur im Austausch gegen einen anderen Gefallen oder ein Geschenk. Über den Tag trifft er mehrere Kinder, die ihre Wünsche offenbaren. Gewitzt sieht Bast dabei zu, dass er sich nicht zu sehr verpflichtet und dass ein Tausch für ihn recht günstig wird.

Eine neu geschriebene Novelle aus der Welt der der „Königsmörder-Chroniken“ legt der Autor vor. Der schlitzohrige Bast hat seinen Auftritt. Leichtfüßig springt er durch den Tag, handelt Tauschgeschäfte mit den Kindern aus, die ihn darum bitten. Und meist geht er so gewitzt vor, dass den Kindern die Wünsche erfüllt werden können, ohne dass irgendwer zu Schaden kommt. Bast ist schon anders, das soll aber keiner merken. Und meist fügt er sich ganz gut ein. Insgeheim freut er sich, wenn er die Ergebnisse seiner Tauschgeschäfte sieht und schließlich denkt er auch an seine Aufträge, manchmal.

Wenn man den Namen Patrick Rothfuss liest, denkt man natürlich sofort an die Kingkiller-Trilogie, die seit Jahren eine Duologie ist. Man kann nicht sagen, ob man noch auf die Veröffentlichung des dritten Bandes wartet. Man kann aber, wenn es eine neu geschriebene ältere Geschichte aus Kvothes Universum gibt, diese Worte nicht vermeiden. Nachdem diese wehmütigen Gedanken abgehakt sind, kann man sich mit Freude dieser Novelle widmen, die einem die tolle Weise, wie der Autor die Feder führt, sofort wieder nahebringt. Die liebenswerte Art seiner Figuren, schlitzohrig und sympathisch, erwärmt das Herz ebenso wie die Weisheit und Offenheit der Kinder. Nicht alle vermeintlich Fiesen sind tatsächlich so fies, wofür einem die Gedanken geöffnet werden. Und die wirklich Unangenehmen Personen kriegen ihr fett weg, ohne dass sie allzu viele Grausamkeiten erleiden. Mit seinem Zauber hilft Bast quasi unter der Hand, so dass es kaum bemerkt wird. Er ist und bleibt ein liebenswerter Bruder Leichtfuß, der doch mehr Tiefgang hat, als er zeigen möchte. Ein wunderbare Geschichte, die so gut in diese unschöne Zeit passt, weil sie den Blick auf etwas Besseres öffnet.