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Veröffentlicht am 30.12.2023

Zentrum des Wissens

Babel
1

Robin Swift wurde in China geboren. Er lebt in ärmlichen Verhältnissen und als seine Mutter an Cholera erkrankt und stirbt, holt sein Vater ihn zu sich nach England. Im Jahr 1836 darf Robin endlich an ...

Robin Swift wurde in China geboren. Er lebt in ärmlichen Verhältnissen und als seine Mutter an Cholera erkrankt und stirbt, holt sein Vater ihn zu sich nach England. Im Jahr 1836 darf Robin endlich an das königliche Institut für Übersetzungen, auch Babel genannt. Robin ist so stolz. Mit seinem Zimmernachbarn Ramy, der aus Kalkutta stammt, versteht er sich bestens. Ihr Jahrgang ist klein. Zu den beiden Jungen gehören noch Letty und Victoire. Ihre Sprachen sind erwünscht in Babel. Seltene Sprachen versprechen neue Übersetzungspaare. Doch das kommt später. Erstmal tauchen die Jugendlichen in die Welt der Universität mit ihren verschiedenen Fakultäten ein.

Wie toll für die neuen Studenten, sie dürfen in Babel studieren und sie haben Stipendien. So können sie sich mal neue Kleidung leisten oder einen Abend in der Kneipe. Allerdings merken Ramy und Robin schnell, dass sie wegen ihrer Herkunft keine guten Stand haben. Ein Inder und ein Chinese, mit ihnen wollen die elitären Engländer nichts zu tun haben. Letty und Victoire sind halt weiblich und damit sind sie auch raus. Das schweißt die Vier noch fester zusammen. Sie freuen sich auf ihre Studienzeit. Doch plötzlich trifft Robin einen jungen Mann, der aussieht wie er selbst und damit ändert sich vieles.

Ein Institut für Wörter, Sprache und Übersetzungen. Das ist doch klasse und ein einen Roman zu solch einem Thema muss man unbedingt lesen. Und der Anfang ist dabei sehr berührend. Der bedauerliche Tod von Robins Mutter, seine Rettung, seine erste Zeit im Institut, der geheimnisvolle Fremde, die Freundschaft der vier Studierenden. Zwar mäandert die Handlung etwas langsam dahin und die berührenden Momente könnten etwas häufiger beschrieben werden, doch man ist voller Hoffnung ob des ansprechenden Themas und denkt, es wird schon. Allerdings erlebt man doch eine Enttäuschung, irgendwie geht alles den Bach runter. Zwar ist es spannend, die Geschichte dahinter zu erkennen, insbesondere die Reise nach China ist sehr erhellend. Was jedoch danach folgt, zieht einen beim Lesen runter und das ist nicht das, was man sich von einem Fantasy Roman wünscht, gerade in der heutigen Zeit, wo sowieso alles den Bach runtergeht, möchte man doch lieber Bücher, deren Ausgang eine gewisse Hoffnung weckt.

Vielleicht haben die Berichte über das Buch, die Beschreibungen und der übliche Gang die eigene Phantasie zu sehr in Gang gesetzt, so dass man sich schon zu viel ausgemalt hatte, wie wunderbar dieser Roman sein muss, dass es nur noch eine Enttäuschung geben konnte. Die Notwendigkeit von Gewalt erschließt sich nicht.

Veröffentlicht am 20.12.2022

Silvesterparty

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
1

Wie in jedem Jahr feiern ein paar Familien gemeinsam den Jahreswechsel. Teilweise kennen sie sich schon seit der Schulzeit und in diesem Jahr sind Lollo und Max dran, die Fete auszurichten. Nina und Fredrik ...

Wie in jedem Jahr feiern ein paar Familien gemeinsam den Jahreswechsel. Teilweise kennen sie sich schon seit der Schulzeit und in diesem Jahr sind Lollo und Max dran, die Fete auszurichten. Nina und Fredrik bringen ihre beiden jüngeren Kinder mit. Die Ältere, Smilla darf zum ersten Mal selbst feiern. Im Haus ihrer Eltern ist auch Jennifer dabei, die Tochter von Lollo. Während die Erwachsenen etwas überschwänglich feiern, verlässt Jennifer die Feier am anderen Ende der Stadt verfrüht und sie taucht nie zu Hause auf. Bemerkt wird ihr Verschwinden nicht sofort, schließlich wollte sie bei Smilla übernachten.

Was macht das Verschwinden einer jugendlichen Tochter mit den Eltern? Inwieweit sind auch die anderen Teilnehmer der Party betroffen, die Jennifer kannten? Dabei lief die Party doch gut, oder? Natürlich gab es auch kleine Sticheleien, aber doch nichts von Bedeutung. Max fegte ein arrogantes Gehabe an den Tag. Nina hat ein Glas zu viel Fredrik verhält sich distanziert und abweisend. Oder liegt es einfach daran, dass er nichts trinken darf, weil er vergessen hat ein Taxe vorzubestellen? Lollo ist ganz zufrieden und sie überlegt sich, wie sie die Party für ihren Internetauftritt nutzen kann. Werbung ist schließlich wichtig. Tja, und dann fehlt Jennifer.

Ein Thriller, der mit Überraschungen aufwartet. Man ist schon etwas angefasst, wenn man mitbekommen muss, wie das Verschwinden der 17jährigen Jennifer die Familienidylle zerstört. Man kann gut verstehen, dass sich alle Vorwürfe machen. Wer würde nicht denken, was hätte ich besser machen können oder hätte ich doch so und so reagiert, dann wäre das alles nicht geschehen. Auch wenn sich die Ereignisse eher nach und nach entwickeln, die wirklich überraschende Auflösung reißt einfach mit. Letztlich erweist sich Jennifers Verschwinden als Drama für die meisten Beteiligten, es kommen Sachen ans Licht, die keiner geahnt hat. Wie gut kennt man seine Kinder, seinen Ehepartner, seine Freunde? Die Antwort ist schwierig, aber sehr spannend. Verstärkt wird dies durch die verschiedenen Blickwinkel, aus denen die Geschichte beleuchtet wird.

Veröffentlicht am 16.07.2021

Aus Graz

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
1

Im Jahr 1893 kommt der Polizeiinspektor Leo von Herzfeldt aus Graz nach Wien. Und mit ihm kommen neue Methoden, von denen allerdings kaum jemand etwas wissen will. Gleich wird Leo zu dem Auffindeort eines ...

Im Jahr 1893 kommt der Polizeiinspektor Leo von Herzfeldt aus Graz nach Wien. Und mit ihm kommen neue Methoden, von denen allerdings kaum jemand etwas wissen will. Gleich wird Leo zu dem Auffindeort eines Mordopfers gefunden. Dummerweise fängt er den Kollegen gegenüber an, zu dozieren, was dazu führt, dass er wieder im Präsidium zu Arbeiten eingeteilt wird, welche niemand sonst verrichten will. Um von Herzfeldt aus dem Weg zu haben, wird ihm der Auftrag erteilt in einem offensichtlichen Selbstmord zu ermitteln. Am Zentralfriedhof lernt Leo den etwas knurrigen Totengräber kennen, der ihm zu unverhofften Einsichten verhilft.

Dieser Kriminalroman ist so aufgebaut, dass sich der Beginn einer Reihe vermuten lässt. Das wird auch bei einem Blick auf die Verlagsseite bestätigt. Inspektor Leopold von Herzfeldt musste aus Graz verschwinden, weil er seine Eltern sehr enttäuscht hat. Deshalb kann er von dort keine große Hilfe erwarten. Deshalb findet er sich in Wien in eher bescheidenen Verhältnissen wieder und hat nicht viel Unterstützung unter den Kollegen. Nur die Telefonistin Julia ist dem Kontakt nicht abgeneigt, doch auch sie ist zurückhaltend. Doch besonders dem Totengräber gegenüber benimmt sich Leo zunächst eher abweisend, obwohl dieser sich als intelligenter Denker erweist, der so manchen Hinweis zu geben vermag.

Der Autor ist mit seinen historischen Kriminalromanen bekannt. Und auch mit dem Beginn dieser neuen Reihe ist ihm ein toller Wurf gelungen. Er versteht es einfach, authentische Charaktere zu in einem ebenfalls authentischen Umfeld zu entwickeln. Man fühlt sich in die Zeit versetzt und hat das Gefühl, dass man wirklich einen Einblick in die Lebensweise bekommt. Dazu werden Kenntnisse von dem eher im Verborgenen wirkenden Berufsstand des Totengräbers vermittelt. Ja, der Tod gehört zum Leben. Das sollte man nicht vergessen. Wenn man es dann noch mit einen intelligent verwickelten Fall zu tun bekommt, vergrößert das die Freude am Lesen zusätzlich. Hier wird ein sympathisches Team in einem interessanten Setting vorgestellt, welches man sich unbedingt merken sollte.

Veröffentlicht am 19.06.2021

Rheinische Provinz

Kaltenbruch
1

Im Jahr 1954 ist der Krieg schon eine Weile vorbei, aber mitnichten aus den Köpfen der Menschen verschwunden. Der Kommissar Peter Hoffmann wird zur Unterstützung der Ortswache in Kaltenbruch versetzt. ...

Im Jahr 1954 ist der Krieg schon eine Weile vorbei, aber mitnichten aus den Köpfen der Menschen verschwunden. Der Kommissar Peter Hoffmann wird zur Unterstützung der Ortswache in Kaltenbruch versetzt. Dort wurde ein junger Mann umgebracht und Hoffmann versteht nicht, was er in dem kleinen Nest überhaupt soll, seiner Meinung nach steht der Täter bereits fest. Denn neben dem Toten ist der betrunkene Mitarbeiter des einzigen größeren Arbeitgebers am Ort aufgegriffen worden. Dieser streitet die Tat allerdings vehement ab. Und so ist Hoffmann gehalten, weitere Zeugen zu vernehmen, um zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.

Ein Kommissar, der sich erstmal zurechtfinden muss. So sagt er erstmal seiner künftigen Sekretärin ab, weil die nicht die erwartete Vorbildung hat. Dann findet er nicht die richtige Abzweigung und schließlich legt er sich gleich auf einen Täter fest, weil er das Kaff möglichst schnell wieder verlassen will. Von den Stimmungen im Ort bekommt er nicht viel mit, hier ist er sehr auf den einzigen Polizisten vor Ort angewiesen, wobei Hoffmann es schafft auch diesen vor den Kopf zu stoßen. Man hat den Eindruck, so schnell wird der Städter Kaltenbruch nicht verlassen.

Über diesem aus heutiger Sicht doch recht unsympathischen Kommissar geht doch einiges aus dem guten Ansatz verloren. So ein arroganter Dämlack. Wobei auch die Tat ein wenig unvermittelt wirkt, ahnt man als Leser gleich, der vermeintliche Täter kann es nicht gewesen sein. Man denkt fast schon in die richtige Richtung, was den Grund angeht, ob man den richtigen Mörder erahnt, darüber deckt man lieber das Mäntelchen des Schweigens. In diesem Punkten enttäuscht dieser Kriminalroman, da hat der Klappentext einfach mehr versprochen. Was einen jedoch mitnimmt, ist die überzeugende Schilderung des Dorflebens auch im Zusammenleben mit den einquartierten Flüchtlingen, die auch Jahre nach dem Krieg erst langsam integriert wurden und meist doch noch außen vor waren. Auch was Kinder mit körperlichen Einschränkungen zu erleiden hatten, wird eindringlich geschildert. In diesen Bereichen vermag der Roman zu überzeugen.

Veröffentlicht am 10.06.2021

Vier Freunde

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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Sie sind vier Freunde, die offen sind für Neues, fast zwangsläufig, könnte man sagen, denn sie leben in einer vornehmen Seniorensiedlung. Jeden Donnerstag treffen sie sich, um über alte ungelöste Fälle ...

Sie sind vier Freunde, die offen sind für Neues, fast zwangsläufig, könnte man sagen, denn sie leben in einer vornehmen Seniorensiedlung. Jeden Donnerstag treffen sie sich, um über alte ungelöste Fälle der ehemaligen Polizistin Penny zu diskutieren. Leider kann Penny selbst nicht mehr an den Treffen teilnehmen, da sie ins Pflegeheim umziehen musste. Dafür wurde Joyce, die früher als Krankenschwester gearbeitet hat, eingeladen. Da wird ganz in der Nähe ein Bauunternehmer tot aufgefunden und mit einem Mal haben die Vier einen echten Fall. Wobei die aktive Polizei nicht ganz so begeistert über die Einmischung ist, sich aber irgendwie nicht gegen die Hilfe der wackeren Hobby-Detektive behaupten kann.

In Ihrem ersten Fall erweisen sich die Donnerstagsermittler als gewitzt und als sympathische Hilfe für PC Donna de Freitas. Zwei ältere Damen, zwei ältere Herren, die in ihrem Leben einiges erlebt haben. Man sollte also nicht meinen, dass das Leben mit Pensionsbeginn einfach aufhört. Ein wenig haben sie es selbst in der Hand und diese Vier machen das Beste daraus. Als Team ergänzen sie sich bestens. Ron, ehemaliger Gewerkschafter, Elizabeth, mit mysteriöser Vergangenheit. Ibrahim, ehemaliger Psychiater und Joyce, die Neue. Welche Aufregung in ihrem Leben, ein echter Fall. Nun können sie zeigen, was sie drauf haben.

Wie schön zu lesen, dass ältere Menschen mit wachem Geist am Leben teilnehmen. Diese gehobene Siedlung für Ruheständler mit Fitness, Gesundheits- und Wellness, mit Sprach- und Diskussionsrunden ist schon etwas Besonderes. Dazu die redlichen Beamten Donna und Chris, die schnell begreifen, dass sie den Alten durchaus vertrauen können. Eine tolle Idee, die neugierig macht, auch wenn im Nachhinein der Funke nicht vollständig überspringt. Zu behäbig wirkt das Ganze manchmal. Als wären die älteren Herrschaften doch vom Leben abgehängt und mit einem depressiven Zug im Gesicht und Herz. Sehr schön dagegen, wie die vier liebenswerten Ermittler aktiv bleiben und gewiefte Methoden entwickeln, die sie sowohl der Lösung des Falles näher bringen als auch ihre Weltzugewandheit erhalten. Akribisch und hartnäckig bohren sie, bis sämtliche Rätsel gelöst sind und sie sich auch den nächsten Donnerstag freuen können.