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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2018

Anspruchsvoller Unterhaltungsroman

Unter blutrotem Himmel
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Unter blutrotem Himmel ist ein Roman, dessen Handlung in der Zeit des zweiten Weltkriegs in Mailand angesiedelt ist.
Der Italiener Pino Lella ist eine reale Person. Trotz jugendlichen Alters rettete er ...

Unter blutrotem Himmel ist ein Roman, dessen Handlung in der Zeit des zweiten Weltkriegs in Mailand angesiedelt ist.
Der Italiener Pino Lella ist eine reale Person. Trotz jugendlichen Alters rettete er viele der verfolgten Juden, indem er sie über die Alpen in die Schweiz in Sicherheit brachte. Später wurde er Fahrer eines deutschen Generals und spionierte ihn aus.

Der Autor Mark Sullivan, der bisher als Thrillerautor, aber auch als Journalist in Erscheinung getreten war, recherchierte Pino Lellas Geschichte, traf ihn sogar persönlich und fand den Stoff seines Lebens. Mit seinen Mitteln gestaltete er die biographische Geschichte als sehr gut lesbaren Roman.

Anfangs dachte ich, dass er der Hauptfigur nicht genug Tiefe verleihen würde, aber später im umfangreichen Roman veränderte sich die Empfindung. Pino litt unter dem Umstand, dass er sich immer bedeckt halten musste, selbst seine Eltern oder sein Bruder wussten nichts von seiner Tätigkeit, nur als er das Dienstmädchen Anna traf, fand er jemanden den sich anvertrauen konnte. Zwischen Pino und Anna entsteht eine Liebesgeschichte, die auch einen wichtigen Anteil im Roman inne hat.

Der Titel Unter blutrotem Himmel entspricht dem Original Beneath a Scarlett sky. Das klingt schon ein wenig klischeehaft und würde die Handlung nicht auf wahren Ereignissen und Personen basieren, wären eine Reihe von Passagen und Dialogen als zu banal gestaltet und in den Schilderungen der Emotionen der Figuren ohne ausreichende Tiefe zu kritisieren. Das grenzt das Buch dann doch ab von reinen Biografien und Sachbücher über diese Zeit.

Mark Sullivan vermochte es hingegen, viele dramatische Szenen mit entsprechenden Drive detailliert zu schildern.
Das sind die besten Stellen im Buch.
Trotz des Umfangs des Buches liest sich der Roman schnell und trotz des Themas auch unterhaltsam.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Stimmungsvoll

EDELFA UND DER TEUFEL
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Edelfa und der Teufel von Caroline Sesta zeichnet sich durch einen besonderen, angenehm zu lesenden Schreibstil aus und durch sensibel gezeichnete Charakterisierung der Hauptfiguren, Lauro di Montemano ...

Edelfa und der Teufel von Caroline Sesta zeichnet sich durch einen besonderen, angenehm zu lesenden Schreibstil aus und durch sensibel gezeichnete Charakterisierung der Hauptfiguren, Lauro di Montemano aus Piemont und Edelfa di Frattamaggiore aus Neapel.
Das Schicksal führt sie im Jahr 1557 zusammen, als sie beide Gefangene der Franzosen werden.
Die Figurenzeichnung hat ihre Stärken und Schwächen. Lauro wird mir fast zu verständnisvoll und tolerant geschildert, dabei ist er ein erwachsener Mann, wirkt aber deutlich jünger, genau wie sein 18jähriger Bruder Fausto, der wie ein Kind erscheint.
Der negative Part Graf Emanuele di Cortemilia wirkt ebenso wie seine mit dem Teufel in Verbindung stehende Mutter ambivalent und labil. Die Beigabe von unnatürlichen Phänomenen ist natürlich auch Geschmackssache, ich habe mich nicht daran gestört.

Der Roman ist umfangreich. Durch die Länge hat die Autorin aber auch Gelegenheit, einzelne, besondere Momente ausführlich und detailreich zu gestaltet, ohne zu überfrachten. So wird es auch möglich, die Auswirkungen der Geschehnis wie Entführung und Teufelsanbetung zu zeigen. Edelfa ist danach zunächst völlig verstört, fängt sich aber wieder.
Lauro und Edelfa flüchten schließlich in die Cottischen Alpen. Die Landschaftsbeschreibungen kann der Leser so richtig genießen. Für eine kurze Zeit erleben sie hier Frieden und Freiheit.

Es entsteht eine Dichte, Atmosphäre sowieso. In der Gesamtheit aber wird die Handlung relativ langsam, geduldige Leser sind gefordert. Dem gegenüber steht die Leidenschaft, mit der das Buch geschrieben ist und das den Leser mitreißt.

Fazit: Ein stimmungsvoller, lesenswerter Roman!

Veröffentlicht am 11.05.2018

eins der besseren Fußballbücher

Weltmeister ohne Talent
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Weltmeister ohne Talent. Dieser Titel fällt gleich auf, da Per Mertesacker doch einer der erfolgreichsten und auch besten Fußballprofi war. Er spielte immer geschickt und das gerade ihm in seiner Kindheit ...

Weltmeister ohne Talent. Dieser Titel fällt gleich auf, da Per Mertesacker doch einer der erfolgreichsten und auch besten Fußballprofi war. Er spielte immer geschickt und das gerade ihm in seiner Kindheit mal das Talent abgesprochen wurde, ist paradox.
Das Buch ist unterhaltsam, wenn auch nicht in einem außergewöhnlichen Stil geschrieben. Mertesacker erzählt frei von den Stationen seiner Karriere, als Kind und Jugendlicher, seine Anfänge bei Hannover, seine gro0e Zeit bei Werder und schließlich FC Arsenal, die Krönung.
Viele der aufgeführten Episoden sind anektodengleich und unterhaltsam, erspart aber auch die Probleme nicht aus, z.B. die Verletzungen, die einen Fußballspieler, der sich überfordert, schnell passieren.
Als Werderfan ist mir vieles bekannt, und so wie das Buch gestaltet ist, wirkt es oft auch nur wie eine Zusammenfassung, die runtergerattert wird. Trotz der Kürze ist es aber auch detailliert und nie langweilig gehalten. Das lockerer Erzählen garantiert auch ein leichtes lesen!

Einen eigenen Abschnitt nimmt das Thema Nationalmannschaft ein. Für mich einer der Höhepunkte des Buches. Viele Details eröffnen einen neuen Blick auf das, was im Fußball passiert, dabei ist Mertesacker immer positiv und haut niemand in die Pfanne.

Ich halte das Buch wirklich für eins der besseren Fußballbücher, da es die Emotionen eines Topspielers mit hoher Intensität zeigt.

Veröffentlicht am 11.05.2018

eine gute Zusammenfassung

Anderland
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Ingo Zamperoni hat schon einmal ein Amerika-Buch geschrieben, doch ich finde er hat sich schriftstellerisch weiterentwickelt. Das Buch ist dichter und konzentrierter als das erste. Vielleicht liegt es ...

Ingo Zamperoni hat schon einmal ein Amerika-Buch geschrieben, doch ich finde er hat sich schriftstellerisch weiterentwickelt. Das Buch ist dichter und konzentrierter als das erste. Vielleicht liegt es auch am Thema Trump, dieses Enfant terrible, den man nicht verstehen kann und auch nicht, wie es dazu kam, dass ausgerechnet so ein inkompetenter Kotzbrocken Präsident wurde. Ein Desaster! Zamperoni kann die Gefühle, die hierzulande die meisten gegen Trump empfinden, gut ausdrücken. Außerdem bringt er viele beispiele für mögliche Gründe der Trumpwähler. Es ist die Wut einer weißen Mittelschicht, die sich gegen eine politische Elite wendet. So ist Trumps Erfolg auch durch die Schwäche einer Hilary Clinton oder bei den Vorwahlen der republikanischen Kandidaten möglich geworden.
Leider gibt es inzwischen auch kaum noch eine politische Persönlichkeit, der die Möglichkeit und die Kraft hat, gegen Trump gegenzuhalten.
Vieles von dem, was Zamperoni aufzählt, sind Lesern, die die Situation aufmerksam verfolgten, sicher schon bekannt, aber das Buch ist eine gute Zusammenfassung, die interessant und leicht zugänglich zu lesen ist.

Veröffentlicht am 14.04.2018

Trauerarbeit

Für immer ist die längste Zeit
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Ein ansprechender, gut lesbarer Familienroman. Ein Mann verliert seine Frau, möglicherweise Selbstmord.
Der Roman zeigt, wie der Mann und die 15jährige Tochter Eve in Trauer zurückbleiben und mit der ...

Ein ansprechender, gut lesbarer Familienroman. Ein Mann verliert seine Frau, möglicherweise Selbstmord.
Der Roman zeigt, wie der Mann und die 15jährige Tochter Eve in Trauer zurückbleiben und mit der Situation leben müssen. Als Gedankenspiel lässt die Autorin auch die Verstorbene Madeleine auftreten, die gestorben ist, jedoch sich noch nicht von ihrer Familie trennen mag. Sie versucht Einfluß zu nehmen und eine neue Frau für ihren Witwer zu finden. Die patente Rory soll eine geeignete Kandidatin sein.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen Brady, Maddy und Eve. Dadurch lernt man die Figuren bald gut kennen. Sogar Maddy, die einen selbstironischen Ton hat.
Der Originaltitel “I linkes my life” gefällt mir besser als der deutsche.

Abby Fabiaschi schafft es, auch humorvolle Momente dezent einzubringen ohne das ernste Thema dadurch zu gefährden.

Zum Ende hin wird der Roman zahmer, aber insgesamt kann man zufrieden sein.