Cover-Bild In der Nacht hör' ich die Sterne
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 26.10.2018
  • ISBN: 9783423289672
Paola Peretti

In der Nacht hör' ich die Sterne

Roman
Christiane Burkhardt (Übersetzer)

140 Schritte bis zur Nacht

140 Schritte: So viele trennen Mafalda noch von dem Tag, an dem es vollkommen dunkel um sie herum sein wird. Als das Mädchen vor drei Jahren erfuhr, dass mit seinen Augen etwas nicht stimmt, flüchtete es auf den Kirschbaum im Schulhof. Dank der neuen Hausmeisterin fand es wieder zurück auf den Boden der Realität. Seitdem wird Mafalda von Estella morgens mit einem Pfiff begrüßt, sobald sie in die Straße zur Schule einbiegt. Anfangs kann sie von dort aus den Kirschbaum noch sehen. Doch mit jeder Woche werden es weniger Schritte. Tapfer geht sie ihrem Schicksal entgegen − unmerklich geleitet von Estella, die ihr zeigt, dass das Wesentliche im Leben für die Augen unsichtbar ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2018

Berührend und bezaubernd

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„In der Nacht hör‘ ich die Sterne“ ist die Geschichte der 9-jährigen Mafalda, aber sie ist verbunden mit dem Schicksal der Autorin Paola Peretti, denn beide leiden an derselben Krankheit, einer Makula-Degeneration. ...

„In der Nacht hör‘ ich die Sterne“ ist die Geschichte der 9-jährigen Mafalda, aber sie ist verbunden mit dem Schicksal der Autorin Paola Peretti, denn beide leiden an derselben Krankheit, einer Makula-Degeneration. Der sogenannte „Stargardt-Nebel“ kann zur Erblindung führen. Mafalda liebt es, in der Nacht die Sterne zu betrachten, die Intensität ihres Scheins möchte sie auf immer in Erinnerung behalten. Auch die hellen Blüten des Kirschbaums auf dem Schulhof betrachtet sie gern. Die Entfernung, aus der sie auf ihrem Weg zur Schule zu Beginn des Romans den Baum noch sehen kann, beträgt 140 Schritte, doch es werden über die Teile des Buchs hinweg immer weniger.

Mafalda kennt ihre Diagnose schon seit vielen Jahren. Bei der letzten Untersuchung hat ihre Ärztin die Zeit, bis sie erblinden wird, noch auf etwa ein halbes Jahr geschätzt. Ihre Eltern versuchen, ihr weiterhin Normalität im Alltag zu vermitteln. Dennoch beginnt sie damit, sich Gedanken über ihre nahe Zukunft zu machen, über Dinge die ihr bald unmöglich sein werden. Glücklicherweise gewinnt sie einen Klassenkameraden als neuen Freund. Zur Hausmeisterin Estella, die jeden Tag am Schultor auf sie wartet, wächst ihr Vertrauen. So hatte ich zumindest eine Zeitlang das Gefühl, dass Mafalda in der nahenden Dunkelheit nicht allein ist. Doch das Schicksal langt in dieser Hinsicht noch einmal hin.

Die Erzählung ist bewegend und stellenweise märchenhaft. Ich denke, dass es die Intention von Paola Perett ist, aus ihrer eigenen Erfahrung heraus zu zeigen, dass man trotz einer so weitreichenden Behinderung nicht am Leben verzweifeln soll. Sie zeigt bei ihrer Protagonistin die zunehmende Unsicherheit in Aussicht eines Lebens in Dunkelheit, lässt aber auch immer wieder Durchblitzen, dass es Hilfsmöglichkeiten gibt, die den Alltag erleichtern. Mit sehr viel Einfühlungsvermögen vermittelte sie mir als Leser die Tragik der Krankheit. Sie überlagert sie aber mit einer gewissen Leichtigkeit in der Einstellung zum Leben, die mich manchmal schmunzeln ließ. Obwohl mir der Wissenstand von Mafalda und ihren gleichaltrigen Freunden zu bestimmten Themen übertrieben unwissend erschien, weist die Autorin durch ihre Erzählung auf zahlreiche Dinge hin, die für uns Sehende augenöffnend sind und zeigen, was wichtig im Leben ist. Die Freundschaft erhält auf diese Weise einen ganz besonderen Stellenwert.

Der Roman lässt sich leicht und schnell lesen. Er ließ mich zwischen Lachen und Weinen zurück, vor allem auch, weil ich weiß, dass Mafaldas Schicksal auch das der Autorin ist. Einfach lesen und sich bezaubern lassen.

Veröffentlicht am 28.10.2018

Ein Herzensbuch

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Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars, was aber in keiner Weise meine Meinung beeinflusst.

Mein Eindruck:
Zitat (S. 47/48):
„Was ist das für ein Buch?“
Statt einer Antwort ...

Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars, was aber in keiner Weise meine Meinung beeinflusst.

Mein Eindruck:
Zitat (S. 47/48):
„Was ist das für ein Buch?“
Statt einer Antwort beginnt Estella laut zu lesen: „Lebe wohl, sagte der Fuchs. Hier ist mein Geheimnis. Es ist sehr einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Als ich in der Verlagsvorschau das Buch entdeckt habe und mir die ganzen Informationen zum Buch und zur Autorin durchgelesen habe, war für mich klar, das muss ich lesen! Daher war ich auch sehr glücklich darüber, als das Buch dann endlich bei mir einziehen konnte. Und ich habe keine Seite bereut!

Man kann schon aus dem Klappentext herauslesen, dass das ein Buch ist, das emotional und tiefgreifend sein wird. Was ich bekommen habe, war allerdings weit mehr als das.

Ich habe eine wunderschöne Geschichte eines 10-jährigen Mädchens bekommen, die trotz Krankheit und der Gewissheit, dass sie demnächst nichts mehr sehen wird, einfach umwerfend war. Mafalda hat mich für sich eingenommen, mir gezeigt, dass man auch mit dem Herzen sehen kann und nicht immer die Augen dazu benötigt.

Paola Peretti hat mich mit ihrem Debüt absolut verzaubert. Gleich zu Anfang richtet die Autorin ein paar Worte an die Leser. Schon beim Lesen dieser zwei Seiten war ich einfach nur hin und weg. Der Schreibstil der Autorin ist einfach wunderbar und hat mich locker und leicht durch das Buch gleiten lassen, so dass ich einfach darin versank und nicht bemerkte, wie die Seiten nur so dahinflogen. Die Emotionen waren so spürbar und präsent, so dass sie mich fast komplett vereinnahmten. Ich hätte Mafalda am liebsten immer wieder in den Arm genommen.

Mafalda ist ein Mädchen, dass eigentlich nur ein ganz normales 10-jähriges Kind sein möchte. Rennen, toben, spielen… All das, was auch andere Kinder in ihrem Alter auch machen. Aber wegen der Einschränkung, die sie durch die Krankheit hat, ist sie alles andere, als ein normales Kind. Der Kirschbaum auf dem Schulhof ist ihr Baum hier fühlt sie sich frei und geborgen. Auf dem Weg zur Schule zählt sie die Schritte zu ihrem Baum, sobald sie ihn nur erahnen kann. Während man Mafalda begleitet, spürt man allerdings auch, wie sie immer stärker und mutiger wird und sich und ihre Krankheit immer mehr akzeptiert.

Die Darstellung der Charaktere fand ich sehr schön umgesetzt. Egal, um welchen Charakter es ging: Mafalda, ihre Eltern oder Estella. Sie alle waren so liebevoll „gezeichnet“, dass man sie nur mögen und sie in sein Herz schließen kann.

Fazit:
Ein wunderbares und tiefgreifendes Buch über ein Mädchen, das dem Leser zeigt, wie wertvoll es ist, nicht nur mit den Augen zu sehen, sondern auch mit dem Herzen. Paola Peretti hat mich mit ihrem Debüt komplett überzeugt und mir wunderschöne Lesestunden bereitet. Ein Highlight für mich und absolut empfehlenswert.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Schritte in die Dunkelheit

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„Wer Angst hat, verpasst das Leben, Mafalda.“ (S. 209) Das sagt sich relativ leicht, wenn man nicht gerade erst 9 Jahre alt ist und an Morbus Stargardt leidet, einer Augenkrankheit, die den Betroffenen ...

„Wer Angst hat, verpasst das Leben, Mafalda.“ (S. 209) Das sagt sich relativ leicht, wenn man nicht gerade erst 9 Jahre alt ist und an Morbus Stargardt leidet, einer Augenkrankheit, die den Betroffenen nach und nach erblinden lässt. Mafalda flüchtet sich in den Kirschbaum auf dem Schulhof, noch kann sie ihn sehen und daran hochklettern – aber wie lange noch?

„In der Nacht hör’ ich die Sterne“ beruht auf Paola Perettis Geschichte, erklärt sie im Vorwort. Sie ist jetzt in Mafaldas Situation, weiß nicht genau, wie lange sie noch sehen kann. Für eine Erwachsene ist das schon eine schwierige Situation, wie mag es dann erst für ein Kind sein?! Mit viel Einfühlungsvermögen erzählt sie, wie sich Mafalda auf das „Blindsein“ vorbereitet. So hat sie z.B. eine Liste mit Dingen, die sie jetzt noch machen kann und von der sie bald immer mehr Sachen streichen muss. Sie konzentriert sich auf ihre Trauer, das Negative, den Verlust. Erst die neue Hausmeisterin der Schule, die Rumänin Estella, bringt sie darauf, stattdessen eine Liste mit Dingen zu erstellen, die sie dann immer noch machen können wird. Genau wie der kleine Prinz in der Geschichte von Saint Exupery: „Finde deine Rose, Mafalda. Das, was für Dich wesentlich ist. Das, wozu du keine Augen brauchst.“ (S. 48)

Das Buch erzählt die Geschichte von Außenseitern. Mafalda ist nur eine von ihnen. Wegen ihrer Erkrankung grenzen die anderen Schüler sie aus, ihre beste Freundin wendet sich ab. Doch sie bekommt auch unerwartete Unterstützung, findet neue Freunde. Neben Estella, die ihr immer wieder die Wahrheit sagt und ihr Mut macht, setzt sich auch ausgerechnet Filippo, der Schulrüpel, für sie ein. Er sieht sie als Mensch, nicht als Opfer ihrer Krankheit. Und er artikuliert auch, dass ihm gefällt, was er sieht. Zwischen ihnen spinnen sich zarte Bande. Aber darf sich ein blindes Mädchen verlieben? Darf sie glücklich sein? Oder sollte sie sich von der Welt zurück- und auf einen Kirschbaum ziehen?

Mafaldas Geschichte hat mich sehr berührt. Manchmal scheint sie schon sehr weit für ihr Alter, lebensklug, und dann ist sie plötzlich wieder das kleine unsichere Mädchen, dass sich am liebstem vor der ganzen Welt verkriechen und ihren dicken Kater streicheln würde: „Hauptsache, er ist da, wenn ich ein Problem habe und etwas Warmes, Weiches brauche, das ich fest an mich drücken kann.“ (S.14).

Eine Kleinigkeit hat mich gestört: Die verschiedenen Abschnitte werden nicht durch Zeitangaben unterteilt, sondern durch die Schritte, die Mafalda von „ihrem“ Kirschbaum entfernt stehen und ihn trotzdem noch sehen kann. Leider war dadurch nie klar, wie alt sie gerade ist oder in welcher Klasse.