Cover-Bild Berauscht der Sinne beraubt
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Propyläen Verlag
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 30.01.2025
  • ISBN: 9783549100349
Racha Kirakosian

Berauscht der Sinne beraubt

Eine Geschichte der Ekstase | Von der Antike bis zur Love-Parade

Was die Love Parade mit der Antike verbindet? Der zutiefst menschliche Wunsch nach Ekstase.

Ausgezeichnet mit dem Dokumentale-Preis für das beste Sachbuch 2025

Wir alle sind von klein auf danach süchtig: Wir sitzen auf der Schaukel, wollen so schnell so hoch wie nur möglich und dann, im Zenit, den Kopf nach hinten werfen und gefühlt aus dem eigenen Körper katapultiert werden …

Kontrollverlust, geistige Entrückung, größte Freude, Selbsttranszendenz – all das stellt nur eine kleine Auswahl der Zustände dar, die Menschen als bewusstseinserweiternd und oft als glückserzeugend erleben. Ein Begriff kommt dabei häufig zum Einsatz: Ekstase. Nicht zufällig ist nach ihm eine Partydroge aus der Technoszene benannt. Ekstase tritt zu allen Zeiten und in allen Kulturen auf: in Musik und Kunst, Halluzination und Vision, Tanz und Trance, Gemeinschaftsgefühl und Orgasmus. Dabei hat sie in der modernen Wissenschaft ein schlechtes Standing: Spätestens seit der Aufklärung gelten solch irrationale Momente als primitiv, ja gar als Merkmal angeblich rückständiger Zivilisationen. Ganz anders als in der Antike, wo Träume, Prophezeiungen, Visionen und Orakel als selbstverständlich galten.

Racha Kirakosian nähert sich der Ekstase aus verschiedenen Richtungen: der des Individuums, etwa anhand der Schmerzerfahrung, aber auch der des Kollektivs, etwa beim Thema Massenwahn. Gekonnt vereint sie Religionsgeschichte, Kulturgeschichte und Medizin, um eine spannende, facettenreiche Seite unseres Daseins zu beleuchten, zu der auch dunkle Aspekte wie Misogynie, Hexenjagd und politische Manipulation gehören.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2025

Informativ und differenziert

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Dass Racha Kirakosian eine Mediävistin ist, merkt man dem Text durchaus an. Aber das ist es sicher nicht allein, was das Buch auszeichnet. Neben den sprachwissenschaftlichen Beobachtungen und den detaillierten ...

Dass Racha Kirakosian eine Mediävistin ist, merkt man dem Text durchaus an. Aber das ist es sicher nicht allein, was das Buch auszeichnet. Neben den sprachwissenschaftlichen Beobachtungen und den detaillierten Einblicken in mittelalterliche religiöse Texte, finden wir hier eine ganze Bandbreite von Informationen vor. Es geht um eine Geschichte der Ekstase und so blicken wir von der fernen Vergangenheit bis in die aktuelle Gegenwart auf historische Dokumente, literarische Textbeispiele, soziale Phänomene und ideengeschichtliche Konstrukte, die sich rund um die Begrifflichkeit ranken. Neben interessanten Einblicken in historische Realitäten, die zugleich Klarheit schaffen und wissenschaftliche Analysen in den richtigen Kontext setzen, erfahren wir auch, was alles zur Ektase dazu gehört. Über Visionen, Flow, Erkenntisformen, Sex, Tod, Leiden im religiösen Kontext, über Hexen und Hysterie, den Tanz, die Pharma-Industrie und noch vieles mehr. Besonders gefallen mir die Einblicke in religiöse und psychoanalytische Untersuchungen historischer Natur. Aufgelockert wird der Text durch Infoblöcke, die zum Teil von eigenen Erfahrungen berichten. Alles in allem ein wirklich tolles und informatives Buch, das sich dem Thema klug und differenziert nähert. Meine Empfehlung.

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Veröffentlicht am 08.02.2025

Eine historische Betrachtung

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Mit "Berauscht der Sinne beraubt" liegt ein spannendes Sachbuch zur Geschichte der Ekstase von Racha Kirakosian vor. Die Autorin ist Proffesorin für Mediävistik und teilt ihre Forschungsergebnisse mit ...

Mit "Berauscht der Sinne beraubt" liegt ein spannendes Sachbuch zur Geschichte der Ekstase von Racha Kirakosian vor. Die Autorin ist Proffesorin für Mediävistik und teilt ihre Forschungsergebnisse mit den geneigten Leser*innen. Detailliert beschreibt sie auf knapp 400 Seiten die Geschichte der Ektase und bezieht dabei eine große Bandbreite an Literatur seit der Antike heran. Die große Liebe für das Mittelalter ist im Text sehr stark spürbar und es wird deutlich, wie sehr die Autorin für das Thema brennt. In insgesamt sechs Kapiteln geht es u.a. um Visionen und Flow, den Moment des Aufpralls, die besondere Verbindung von Frauen zum Thema Ekstase, die Bedeutung des Tanzens und auch um Einheitserfahrungen in der Masse. Die Autorin bleibt bei all ihren Aussagen auf der wissenschaftlichen Ebene, ist aber gut in der Lage eine Sprache zu verwenden, die allgemeinverständlich ist. Wer sich für die Geschichte der Ekstase interessiert, ist hier definitiv richtig.

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Veröffentlicht am 01.02.2025

Moderner Blick auf das Phänomen der Ekstase

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„Berauscht der Sinne beraubt“ bietet einen eindrucksvollen Überblick über einige, hauptsächlich historische Themen, die die Autorin mit Ekstase in Bezug setzt. Bereits im Vorwort wird vorweg genommen, ...

„Berauscht der Sinne beraubt“ bietet einen eindrucksvollen Überblick über einige, hauptsächlich historische Themen, die die Autorin mit Ekstase in Bezug setzt. Bereits im Vorwort wird vorweg genommen, dass das Buch lediglich einen Ausschnitt behandeln kann und persönlich ist. Racha Kirakosian ist Professorin für Mediävistik, dementsprechend Geschichts- und Religionslastig ist das Buch ausgefallen.

Wahnsinnig spannend fand ich den moderne Blick auf die früheren Interpretationen von Ekstase. Sowohl zur Zeit, als bestimmte Phänomene auftraten, als auch Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte später. Es zeigt sich eindrucksvoll, dass die Interpretation und der Fokus teilweise mehr über den Autor und seine Zeit als über das beschriebene Ereignis selbst aussagen.

Obwohl das Buch über 300 Seiten hat, werden bestimmte Themen wie die goldenen 20er, Künstler die die Ekstase suchten, und Wissenschaftler, Mathematiker die ihre Werke als göttliche Eingebung ansahen, nicht oder kaum berührt. Das liegt daran, dass das Buch in die Tiefe, nicht in die Breite geht.

Assoziationen an meine Studienzeit wurden geweckt. Das Buch erinnerte mich aufgrund seiner Tiefe und den immer wiederkehrenden Ausschnitten aus Originaltexten an ein geisteswissenschaftliches Seminar. Im besten Sinne. Spannend, lehrreich, tiefgehend, augenöffnend. Aber auch nichts zur Berieselung oder für Zwischendurch. Ich hätte nicht wenig Lust wieder studieren zu gehen und ein Seminar oder eine Vorlesung bei Racha Kirakosian zu belegen.

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Veröffentlicht am 17.02.2025

Berauschend

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Das Cover passt sehr gut zum Buchtitel und zum Thema der Ekstase, das aus unterschiedlichen Perspektiven und in verschiedenen Epochen beleuchtet wird. Die Autorin ergänzt ihre Erklärungen durch zahlreiche ...

Das Cover passt sehr gut zum Buchtitel und zum Thema der Ekstase, das aus unterschiedlichen Perspektiven und in verschiedenen Epochen beleuchtet wird. Die Autorin ergänzt ihre Erklärungen durch zahlreiche Beispiele, wodurch das Buch flüssig, verständlich und unterhaltsam zu lesen ist. Es wird deutlich, dass sie sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat und eine fundierte Recherche betrieben wurde. Der Schreibstil ist insgesamt angenehm und bildhaft, was das Lesevergnügen steigert. Allerdings hätten Zusammenfassungen nach den Kapiteln dem Buch mehr Struktur verliehen und das Verständnis erleichtert. Gerade bei einem so facettenreichen Thema wären kurze Rückblicke hilfreich gewesen. Trotz des eher ungewöhnlichen Themas ist das Buch spannend, informativ und regt zum Nachdenken an. Wer sich für außergewöhnliche Themen interessiert, wird hier fündig. Eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.02.2025

Ekstase - Rausch oder Bewusstseinserweiterung?

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Das psychedelisch anmutende Cover erregte zunächst meine Aufmerksamkeit. Mit dem Klappentext und der Leseprobe hatte sie mich dann endgültig am Haken. Sie, das ist Racha Kirakosian, Professorin für Mediävistik ...

Das psychedelisch anmutende Cover erregte zunächst meine Aufmerksamkeit. Mit dem Klappentext und der Leseprobe hatte sie mich dann endgültig am Haken. Sie, das ist Racha Kirakosian, Professorin für Mediävistik an der Alberts-Ludwig-Universität in Freiburg. Ihr Buch. „Berauscht der Sinne beraubt“ bietet einen Überblick über die Geschichte der Ekstase von der Antike bis heute.

In der Einleitung, erläutert die Autorin ihren Hintergrund, die Annäherung ans Thema und die zugrunde liegende Methodik. Diese werden auch mittels der Einschübe, „Diskursiv“ und „Exkursiv“ im Text hervorgehoben.

Das Buch ist in fünf Kapitel eingeteilt, die sich jeweils mit einer Erscheinungsform der Ekstase befassen. Die Annäherung an das Phänomen erfolgt aus verschiedenen Richtungen.

Kapitel eins – Über den Wolken – Visionen und Flow

befasst sich mit der Assoziation dieser Begriffe mit Ekstase.
Die Autorin erläutert, dass in der Spätantike dem sinnentrückten Zustand ein besonderes Potenzial zur Gotteskommunikation attestiert wurde. In diesem Zusammenhang untersucht sie die visionäre Sicht einer Hildegard von Bingen ebenso, wie das Bekehrungserlebnis von Paulus, das Orakel von Delphi und modernes leistungsförderndes Flow-Coaching. Die Wirkung bewusstseinserweiternder Substanzen als Auslöser ekstatischer Zustände wie Ergotamin oder
Ayahuasca werden in diesem Kapitel ebenfalls beleuchtet.

Kapitel zwei – Der Moment des Aufpralls. Freude im Schmerz

widmet sich der Ekstase infolge von Schmerzen. Im religiös spirituellen Rahmen dient Christina von Hanes Ekstase infolge eines dreistufigen Leidenskonzeptes, das u.a. Selbstverstümmelung und strenge Askese beinhaltet als Beispiel. Auch Elsbeth von Oye, Heinrich von Suse und andere propagieren ein ähnliches Konzept. Die Verbindung von Schmerz und Ekstase beschränkt sich aber nicht auf den christlichen Rahmen, wie der Sufismus, der in der islamischen Tradition wurzelt, beweist. Nicht religiöse Vertreter der Leidensekstase werden mit den Beispielen de Sade, Sacher-Masoch und der modernen BDSM-Szene belegt.

Kapitel 3 – Hinab ins Erdreich. Frauen und Ekstase

Das ekstasesüchtige Weib, von der Gefahr ausgeht, steht hier im Mittelpunkt. Frauen, die in Zusammenhang mit Ekstase gebracht wurden, befanden sich lange Zeit in Gefahr. Wie die Autorin einräumt, berührt das Thema Hexerei die Geschichte der Ekstase zwar nur peripher. Trotzdem hängt beides zusammen. Dies wird durch einen Abriss der Geschichte der Hexenverfolgung ausgehend vom Deutschland der Frühen Neuzeit, über Salem 1692/93 bis hin zu heutigen Staaten wie Ghana oder Sambia, verdeutlicht.
Die zeitgenössische Bewertung religiöser Stigmata wie die der Anna Katharina Emmerick, einer ekstatischen Mystikerin, Meister Eckharts Sicht der Ekstase und eine kurze Geschichte der Hysterie komplettieren dieses Kapitel.

Kapitel 4 – Vom Aufsteigen. Der Tanz in die Lüfte.

Eine Unterscheidung wischen säkularer und religiöser Tanzekstase ist laut der Autorin nicht möglich. Sowohl im Sufismus wie beim marokkanischen Gnawa-Kult wird entrückte Ekstase durch rituellen Tanz erreicht. Von christlichen Gemeinschaften wird Ähnliches berichtet. So beschrieben 1827 Menschen, die zum Methodismus konvertierten, ihr Bekehrungserlebnis als religiöse Ekstase. Säkulare Beispiele von Tanz und Ekstase sind z. B. die apulische Tarantella oder Tanz-Events der Techno-Szene.

Kapitel 5 – Aufgehen im Ganzen. Einheitserfahrungen in der Masse

Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit Ekstase in der Masse, z. B. als gemeinsames euphorisches Erlebnis eines Sportereignisses. Ekstase und Gewalt in Gestalt des ekstatischen Soldaten, bspw. Kamikaze-Fliegern.
Ekstase als Massenphänomen von der Boston Tea Party 1773 bis hin zu Goebbels von der Masse umjubelten Aufruf zum totalen Krieg am 18.2.1943. Ekstase als wesentliches Merkmal des Massenwahns. Als Mittel zur Kontrolle oder als Werkzeug der Macht durch Manipulation.

Der Epilog über die Ambivalenz der Ekstase, die teilweise kommentierten Anmerkungen im Anhang (stolze 65 Seiten) und ein Personenregister runden das Sachbuch ab,

Racha Kirakosian hat ein beeindruckendes Werk zum Thema Ekstase geschrieben. Trotz der vielen Informationen und Beispiele kann ich jetzt ihre Aussage besser verstehen, dass das Phänomen schwer zu fassen ist. Für meinen Geschmack liegt der Fokus etwas zu stark auf der religiösen Ekstase, was die Erwähnung der christlichen Mystikerin Christina von Hane in vier von fünf Kapiteln belegt.Ich habe viel gelernt und meine Neugier nicht bereut, obwohl sich das Buch zu Beginn etwas spröde liest. Wer sich für die Geschichte der Ekstase interessiert, trifft mit diesem Sachbuch eine gute Wahl.

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