Cover-Bild Außer sich
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 366
  • Ersterscheinung: 11.09.2017
  • ISBN: 9783518427620
Sasha Marianna Salzmann

Außer sich

Roman

Sie sind zu zweit, von Anfang an, die Zwillinge Alissa und Anton. In der kleinen Zweizimmerwohnung im Moskau der postsowjetischen Jahre verkrallen sie sich in die Locken des anderen, wenn die Eltern aufeinander losgehen. Später, in der westdeutschen Provinz, streunen sie durch die Flure des Asylheims, stehlen Zigaretten aus den Zimmern fremder Familien und riechen an deren Parfumflaschen. Und noch später, als Alissa schon ihr Mathematikstudium in Berlin geschmissen hat, weil es sie vom Boxtraining abhält, verschwindet Anton spurlos. Irgendwann kommt eine Postkarte aus Istanbul – ohne Text, ohne Absender. In der flirrenden, zerrissenen Stadt am Bosporus und in der eigenen Familiengeschichte macht sich Alissa auf die Suche – nach dem verschollenen Bruder, aber vor allem nach einem Gefühl von Zugehörigkeit jenseits von Vaterland, Muttersprache oder Geschlecht.

Wer sagt dir, wer du bist? Davon und von der unstillbaren Sehnsucht nach dem Leben selbst und seiner herausfordernden Grenzenlosigkeit erzählt Sasha Marianna Salzmann in ihrem Debütroman Außer sich . Intensiv, kompromisslos und im besten Sinn politisch.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2017

Lesen darf doch keine Qual bereiten?

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Auf dieses Buch war ich neugierig. Worauf ich jedoch nicht gefasst war: Dass ich allergrößte Mühe hatte. Mehrere Anläufe des Lesens und Weglegens, streckenweiser Faszination, dann wieder kopfschüttelnden ...

Auf dieses Buch war ich neugierig. Worauf ich jedoch nicht gefasst war: Dass ich allergrößte Mühe hatte. Mehrere Anläufe des Lesens und Weglegens, streckenweiser Faszination, dann wieder kopfschüttelnden Unverständnisses wechselten sich ab. Und so blieb es leider über die Wochen hinweg. Bis ich aufgab… Insofern ist diese Rezension keine Rezension, sondern ein Bericht meines persönlichen Scheiterns.
„Sie sind zu zweit, von Anfang an, die Zwillinge Alissa und Anton. In der kleinen Zweizimmerwohnung im Moskau der postsowjetischen Jahre verkrallen sie sich in die Locken des anderen, wenn die Eltern aufeinander losgehen. Später, in der westdeutschen Provinz, streunen sie durch die Flure des Asylheims, stehlen Zigaretten aus den Zimmern fremder Familien und riechen an deren Parfumflaschen. Und noch später, als Alissa schon ihr Mathematikstudium in Berlin geschmissen hat, weil es sie vom Boxtraining abhält, verschwindet Anton spurlos. Irgendwann kommt eine Postkarte aus Istanbul – ohne Text, ohne Absender. In der flirrenden, zerrissenen Stadt am Bosporus und in der eigenen Familiengeschichte macht sich Alissa auf die Suche – nach dem verschollenen Bruder, aber vor allem nach einem Gefühl von Zugehörigkeit jenseits von Vaterland, Muttersprache oder Geschlecht.“
Soweit der Klappentext, der mein Interesse geweckt hatte. Was aber fand ich im Buch? Verwirrende Abfolgen von Szenen, aus wechselnden Perspektiven und wechselnden Zeiten geschildert. Es gelang mir nicht, diese kreuz und quer ausgekippten Mosaiksteinchen zu einem schlüssigen Bild zusammenzusetzen. Und wer ist Alissa, wer ist Ali, sind sie zwei oder eines? Sind es reale Menschen oder fiktive Selbstbilder? Die Last der politischen Gegebenheiten, des Judentums, des Fremd-Seins im Inneren wie im Äußeren sind weitere Aspekte im Verwirrspiel dieses Buches.
Anspruchsvolle Literatur lese ich gerne. Für dieses Buch jedoch bin ich offensichtlich nicht klug genug. Das Lesen war eine Qual. Und für diese Qual ist mir meine Lebenszeit zu kostbar.

Veröffentlicht am 15.11.2017

Look at me, I'm so special!

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Puh… erstmal durchatmen.
Ich musste mich schon lange nicht mehr durch ein Buch so durchquälen, wie es bei „Außer sich“ leider der Fall war.

Irgendwie schrie das gesamte Buch „Schau mich an, ich bin so ...

Puh… erstmal durchatmen.
Ich musste mich schon lange nicht mehr durch ein Buch so durchquälen, wie es bei „Außer sich“ leider der Fall war.

Irgendwie schrie das gesamte Buch „Schau mich an, ich bin so speziell, so anders und alternativ!“, was bereits beim Namensverzeichnis anfing. Es mag ja löblich sein, dass sich dieses angenehmerweise gleich zu Beginn des Buches befindet, aber in dieser Form war es einfach nur ein schlechter Scherz und eher verwirrend als hilfreich.

Ich muss zugeben, dass ich mir im Voraus nicht die gesamte Leseprobe zu Gemüte geführt habe. Ich fand allerdings den Klappentext sehr interessant und vielversprechend und habe kurz die ersten paar Seiten gelesen und für durchaus gut befunden. Dass es nach der kurzen Einführung stilistisch aber bergab gehen sollte, konnte ich nicht ahnen. Aus dem ganz zu Beginn noch, sagen wir, normalen Stil, der nicht unbedingt etwas Außergewöhnliches, aber dennoch gut lesbar war, wurde schnell ein Etwas, an das ich mich so schnell nicht gewöhnen würde. Gerade in der ersten Hälfte bestanden viele Absätze fast nur aus einem einzigen Satz. Wäre ja noch okay gewesen, wenn es sich um ordentliche, logische Schachtelsätze gehandelt hätte. Kein Problem. Aber das war einfach eine durch Kommata getrennte, wüste Aneinanderreihung von Gedanken und Gedankenfetzen, die mir schon sehr zeitig das Lesevergnügen nachhaltig trübte. Bei literarischen Themen bin ich ja grundsätzlich offen für alles, aber das Lesen muss auch Spaß machen – hier war es zumindest für mich dann nur noch eine Qual. Da trösteten letztendlich auch die recht häufig vorkommenden Metaphern und leichten Wortspiele, von denen ich ja grundsätzlich eher ein Freund bin, nicht mehr so richtig über den Rest hinweg.

Inhaltlich würde ich die Geschichte auch eher als durchwachsen bezeichnen. Alis Suche nach ihrem Bruder in Istanbul ließ mich völlig kalt, was vermutlich auch daran lag, dass ich mit ihr als Protagonistin nichts anfangen konnte. Sie war mir einfach durch ihre Handlungen, Aussagen, Gedanken durchweg unsympathisch. [ACHTUNG kleiner Spoiler:] Diese spontan erscheinende Idee, doch einfach mal wie ihre Bekanntschaft das Geschlecht zu wechseln, weil man es kann, und dann noch mit Testosteron unbekannter Herkunft direkt vom Händler um die Ecke? [Spoiler ENDE] Nein, für mich in ihrem Hintergrund schon nicht nachvollziehbar, zumindest nicht aus dem Kontext des Buches heraus, und weiterhin in ihrer Durchführung schlicht und ergreifend dumm. Und dumme Charaktere können mir ein Buch ganz gewaltig vermiesen. Zu diesem Zeitpunkt konnte das Lesen für mich einfach kein gutes Ende mehr nehmen und ich war kurz davor, abzubrechen.

Selbst die grundsätzlich interessanten Passagen, in denen die Familiengeschichte ihrer russischen Vorfahren erzählt wurde, konnten hier nicht mehr allzu viel retten. Diese eingeschobenen, unsortierten Geschichten waren zumindest spannender als Alis Geschichte in der Fast-Gegenwart, auch wenn es immer eine leichte Umstellung war, wenn man versuchen musste, die Episoden in eine zeitliche Reihenfolge zu bringen. Aber insgesamt waren dies noch die lesenswertesten weil inhaltlich für mich wesentlich interessanteren Episoden.

Tatsächlich habe ich es im Nachhinein bereut, das Buch nicht nach der Hälfte oder zumindest vor dem letzten Abschnitt abgebrochen zu haben. Nicht ausschließlich wegen der verlorenen Zeit, vielmehr wäre mein Urteil tatsächlich einen Stern besser ausgefallen, weil die Sprache ja bis auf die oben beschriebenen Mängel eigentlich nicht schlecht war. Aber das letzte Stück, das die Geschehnisse in Istanbul vorrangig aus Antons Sicht schildert, ohne erholsame Passagen mit der Familiengeschichte, war einfach kaum noch erträglich. Die Autorin hat es doch geschafft, Anton noch unsympathischer, komischer, gar weltfremder (zumindest für meine Welt) darzustellen. Der Abschnitt hat für mich hinreichend demonstriert, wovon ich schon eine Weile überzeugt war: Dass die Beziehung der beiden Geschwister nicht normal ist und beide generell in einer Therapie gut aufgehoben wären – und bei Beziehung rede ich noch nicht mal unbedingt von den sexuellen Tendenzen.

Vielleicht sollte die Autorin lieber beim (modernen) Theater bleiben. Dort kann ich mir sowohl Stil als auch Figuren ganz gut vorstellen und vor allem weiß ich da, dass ich bewusst einen großen Bogen darum gemacht hätte.