Cover-Bild Herzfaden
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 10.09.2020
  • ISBN: 9783462052565
Thomas Hettche

Herzfaden

Roman der Augsburger Puppenkiste

Ein großer Roman über ein kleines Theater: die Augsburger Puppenkiste.

Ein zwölfjähriges Mädchen gerät nach einer Vorstellung der Augsburger Puppenkiste durch eine verborgene Tür auf einen märchenhaften Dachboden, auf dem viele Freunde warten: die Prinzessin Li Si, Kater Mikesch, Lukas, der Lokomotivführer. Vor allem aber die Frau, die all diese Marionetten geschnitzt hat und nun ihre Geschichte erzählt. Es ist die Geschichte eines einmaligen Theaters und der Familie, die es gegründet und berühmt gemacht hat. Sie beginnt im 2. Weltkrieg, als Walter Oehmichen, ein Schauspieler des Augsburger Stadttheaters, in der Gefangenschaft einen Puppenschnitzer kennenlernt und für die eigene Familie ein Marionettentheater baut. In der Bombennacht 1944 verbrennt es zu Schutt und Asche. »Herzfaden« erzählt von der Kraft der Fantasie in dunkler Zeit und von der Wiedergeburt dieses Theaters. Nach dem Krieg gibt Walters Tochter Hatü in der Augsburger Puppenkiste Waisenkindern wie dem Urmel und kleinen Helden wie Kalle Wirsch ein Gesicht. Generationen von Kindern sind mit ihren Marionetten aufgewachsen. Die Augsburger Puppenkiste gehört zur DNA dieses Landes, seit in der ersten TV-Serie im westdeutschen Fernsehen erstmals Jim Knopf auf den Bildschirmen erschien.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2020

Wundervolles Buch über die Geschichte der Augsburger Puppenkiste

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Inhalt:

Ein zwölfjähriges Mädchen besucht mit ihrem Vater eine Vorstellung der Augsburger Puppenkiste, obwohl sie sich selbst eigentlich schon viel zu alt für so einen "Kinderkram" fühlt. Doch dann gelangt ...

Inhalt:

Ein zwölfjähriges Mädchen besucht mit ihrem Vater eine Vorstellung der Augsburger Puppenkiste, obwohl sie sich selbst eigentlich schon viel zu alt für so einen "Kinderkram" fühlt. Doch dann gelangt sie nach der Vorstellung durch eine geheime Tür auf den Dachboden und trifft dort auf die Marionetten des Theaters. Und auf Hannelore, genannt Hatü, Mitbegründerin der Augsburger Puppenkiste, die viele der Figuren selbst geschnitzt hat. Hatü erzählt dem Mädchen ihre Geschichte, die gleichzeitig die Entstehungsgeschichte der Augsburger Puppenkiste ist. Angefangen während des zweiten Weltkrieges, als Hatüs Vater Walter Oehmichen in Gefangenschaft einen Puppenschnitzer kennenlernt. Nach seiner Rückkehr beginnt er gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Töchtern Ulla und Hatü, ein Marionettentheater aufzubauen, dass sich fortan immer größerer Beliebtheit erfreut.

Meine Meinung

Die Augsburger Puppenkiste - welches Kind kennt sie nicht? Ich bin - wie viele Generationen vor und nach mir - mit den Geschichten um Kater Mikesch, Urmel, Lukas, der Lokomotivführer, und Co und deren Verfilmungen mit den Marionetten der Augsburger Puppenkiste aufgewachsen. Schon allein deshalb musste ich dieses Buch unbedingt lesen, um mehr zu erfahren über die Entstehung des Theaters sowie über die Frau, die deren Geschichte und Marionetten geprägt hat: Hannelore Oehmichen, später Marschall, genannt Hatü.

Die Geschichte der Augsburger Puppenkiste wird als Geschichte in der Geschichte erzählt. Dem Autor gelingt es, Realität und Fiktion perfekt miteinander zu verknüpfen. Die heutige Rahmenhandlung - von dem Mädchen, das sich auf den Dachboden der Augsburger Puppenkiste verirrt und auf Hatü und ihre Marionetten trifft - bildet einen schönen Rahmen. Dort auf diesem Dachboden erzählt Hatü dem Mädchen ihre Geschichte und damit auch die der Augsburger Puppenkiste, was im Buch in Form von Rückblicken, die aus Hatüs Sicht geschildert werden, dargestellt wird.

Da die Geschichte der Augsburger Puppenkiste eng verwoben ist mit der Zeitgeschichte, spielen auch ernsthafte, traurige Themen, wie der zweite Weltkrieg, die Judenverfolgung oder der Wiederaufbau und die Besatzungszeit nach Kriegsende, eine Rolle im Roman. Gleichzeitig erzählt das Buch eine Geschichte voller Fantasie und Kreativität, über Familie, Freundschaft und Liebe und das Kind, das - egal wie alt - in jedem von uns schlummert.

Auch optisch macht das Buch etwas her - sowohl von außen als auch innen. Die beiden Zeitebenen sind durch die Schriftfarbe voneinander abgegrenzt - die Gegenwart ist rot, die Vergangenheit blau - sodass man sich als Leser trotz Zeitwechsel sehr gut zurecht findet. Darüber hinaus in die Geschichte mit Illustrationen versehen, die das Buch zu einem Leseerlebnis werden lassen.

Hannelore Oehmichen, später Marschall, war eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Ihre Begeisterung für Märchen, Marionetten und das Puppentheater ist auf beinahe jeder Seite des Romans zu spüren. Trotz aller Rückschläge und Schwierigkeiten haben sie und ihre Familie etwas wundervolles erschaffen, das noch heute weiterlebt und jeden Tag aufs neue Jung und Alt ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Fazit:

Ein wundervolles Buch über die Geschichte der Augsburger Puppenkiste, das Kindheitserinnerungen weckt. Interessant, voller historischer und biografischer Fakten und spannend erzählt, nimmt der Roman den Leser mit auf eine märchenhafte Reise.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

Ein neues Herzensbuch

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Ein zwölfjähriges Mädchen verirrt sich auf dem Dachboden der Augsburger Puppenkiste, als sie vor Wut über ihren Vater davonlaufen will. Sie entscheidet sich wahllos für eine Türe und ähnlich wie schon ...

Ein zwölfjähriges Mädchen verirrt sich auf dem Dachboden der Augsburger Puppenkiste, als sie vor Wut über ihren Vater davonlaufen will. Sie entscheidet sich wahllos für eine Türe und ähnlich wie schon Alice platzt sie eine andere Welt. Auf dem Dachboden erwarten sie der Kasperl, König Kalle Wirsch, das Urmel, Jim Knopf, Lukas, Li Si, der kleine Prinz und “Hattü”, die Marionettenschnitzerin, vielmehr ihr Geist, denn Hannelore Oehmichen ist längst verstorben. Eine phantastische Begegnung auf einem Augsburger Dachboden und die Erzählung der Geschichte der Augsburger Puppenkisten nehmen ihren Lauf auf zwei Zeitebenen und das Geheimnis um den Kasperl, ob er nun böse oder gut ist, scheint sich zu lüften.

"Die Vergangenheit ist die Gegenwart und die Gegenwart die Vergangenheit. Die Zeit löst sich in der Dunkelheit auf. In einer Geschichte setzt sie sich wieder zusammen."

Auf diesen Roman habe ich mich sehr gefreut, denn meine ersten Fernseherfahrungen waren die Vorführungen der Augsburger Puppenkiste, besonders ‘Schlupp vom grünen Stern’ habe ich sehr geliebt. Meine Erwartungen, wenn auch unbewusst, waren hoch und zu hohe Erwartungen sind nicht die besten Lesebegleiter.
Auffällig ist, dass der Roman zweifarbig ist und die Zeitebenen so kennzeichnet, die Gegenwart, in welcher sich das namenlose Mädchen auf dem Dachboden befindet ist rot, die Vergangenheit, die Erzählung Hattü’s über ihr Leben und die Entstehung der Augsburger Puppenkiste ist blau. Dieser zweifarbige Druck und dass es Zeichnungen gibt erinnert stark an die “Unendliche Geschichte” und diess hat mich tief durchatmen lassen.
Über die Geschichte und den “Herzfaden” möchte ich bewusst nicht viel erzählen, denn das soll jeder selbst auf sich wirken lassen. Es geht geschichtlich in die frühe Vergangenheit zurück, 1944 als das Augsburger Stadttheater zerstört wird und wie es schließlich dazu kam, dass Walter Oehmichen zu den Marionetten fand, Hannelore, genannt "Hattü" seine Schnitzkunst übernahm, die Augsburger Puppenkiste geboren wurde und welche Wege gegangen werden mussten, damit sie heute noch das ist, was sie ist. Als Leserin begegnet man vielen der großartigen Figuren und gewinnt eine tiefen Einblick hinter die Kulissen.

“Ich tomme mit”, wie Urmel sagen würde, dachte ich und ließ mich ein auf Hetteche’s Buch für mittelgroß und groß, auf ein Märchen für Erwachsene mit wahrer Historie.
Der Schreibstil ist simpel, märchenhaft und flüssig, ich folgte den Worten des Autors als würde er mich Wort für Wort führen, es hatte etwas magisches an sich, nicht nur die Lesezeit, sondern auch Aufbau und Verlauf des Buches. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht und ich wünschte diese besondere Begegnung wäre mir geschehen, es öffnet die Augen für kleine Wunder und Dankbarkeiten.
Ein Buch über Abschied, Neuanfang, Mut, Kampfgeist, Courage, Freundschaft, Liebe, die Kraft des Glaubens, Phantasie und die Freude am Leben...dass man nur mit dem Herzen das Wahre erkennen kann.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Marionetten und die reale Welt

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Wer dieses Buch im Laden in die Hand nimmt, wird sich sicherlich erst mal in die wunderovolle Aufmachung verlieben. (Dieses Erlebnis habe ich mir nach dem Genuß des Ebooks gegönnt und die gebundene Ausgabe ...

Wer dieses Buch im Laden in die Hand nimmt, wird sich sicherlich erst mal in die wunderovolle Aufmachung verlieben. (Dieses Erlebnis habe ich mir nach dem Genuß des Ebooks gegönnt und die gebundene Ausgabe dann auch tatsächlich erstanden.) Und für alle, die wie der Autor und ich in den 60-ger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts geboren sind, entstehen beim Lesen des Klappentextes sofort unzählige KIndheitserinnerungen vor dem inneren Auge und man möchte diese Buch allein schon deshalb lesen, weil man sich an die Magie erinnert, die die Geschichten der Augsburger Puppenkiste bis heute in einem selber aber auch in unzähligen anderen Kinderherzen entstehen ließ und lässt. Und diese Magie schwingt tatsächlich beim Lesen mit und der Autor wählt als eine Erzählsicht die eines Mädchens, welches sich in die magische Welt verläuft, ein bisschen wie Alice im Wunderland oder wie in den Chroniken von Narnia. Aber auch die reale Welt spielt hier eine große Rolle und in der geht es um die Gründerfamilie der Augsburger Puppenkiste ging und darum, dass den Figuren dieses Kindertheaters durchaus wirkliche Menschen und wirkliche Geschehnisse zum Leben verhalfen und dass versucht wurde, die Jahre des Krieges und des Wideraufbaus und die traurigen Schicksale vieler Kinder in den Geschichten der Marionetten zu verweben und zu verarbeiten.

Das Buch liest sich dank der schönen Sprache des Autors Thomas Hettche leicht und tiefsinnig zugleich. Ich denke, man sollte den Ansatz und die Kreativität dieses Romans wertschätzen auch wenn ich einige Übergänge zwischen der magischen und der tatsächlichen Welt etwas holprig fand und mir sogar noch mehr Figuren hätte denken können, die wichtig für das Theater waren und die unerwähnt blieben. Man darf auch keine Biografie im herkömmlichen Sinne erwarten sondern sollte sich einlassen auf den "Herzfaden" der die Story zusammenhält und gleichzeitig bewegt, ohne jede Szene immer ob ihrer Nachhaltigkeit zu hinterfragen.

Ein Buch welches ich gerne empfehle. Ungewöhnlich und mit der wunderschönen Idee, der Augsburger Puppenkiste auf ganz eigene Weise ein Denkmal zu setzen.

Veröffentlicht am 12.10.2020

Für Leser, die das Staunen eines Kindes nicht verlernt haben

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In seinem Roman „Herzfaden“ verbindet Thomas Hettche zwei Handlungsebenen. Der Untertitel kündigt es bereits an, dass er einerseits die Geschichte der Augsburger Puppenkiste und der Tochter des Gründers ...

In seinem Roman „Herzfaden“ verbindet Thomas Hettche zwei Handlungsebenen. Der Untertitel kündigt es bereits an, dass er einerseits die Geschichte der Augsburger Puppenkiste und der Tochter des Gründers sowie Puppenschnitzerin Hannelore Marschall-Oehmichen erzählt, von den ersten Anfängen an bis zu Beginn der 1960er Jahre. Andererseits hat der Autor sich eine märchenhafte Geschichte ausgedacht von einem 12-jährigen Mädchen, das sich nach einer Vorstellung der Puppenkiste vor seinem Vater im Foyer des Theaters versteckt, eine verborgene Tür entdeckt und durch diese in eine magische Welt der Marionetten hineingezogen wird.

Die beiden Erzählstränge sind leicht zu unterscheiden, denn das fiktionalisierte Leben von Hannelore, genannt Hatü, findet sich in blauem Druck im Buch, die reine Fantasie ist rot gedruckt. Auf diese Weise können diejenigen, deren Interesse lediglich nur einem der beiden Schilderungen gilt, ohne Mühe der von ihnen priorisierten Handlung folgen. Wesentlich für beide Erzählungen ist der Herzfaden, der dem Buch den Titel gibt. Der Herzfaden ist, nach der Erklärung von Hatüs Vater, die Verbindung der Marionette zum Herzen des Menschen. Sie ist unsichtbar, aber zum Transport all der Emotionen geeignet, die, obwohl „nur“ eine Holzpuppe, durch ihre Spielweise an ihren Zuschauer weiterzugeben in der Lage ist.

Bald nach Ausstrahlung der ersten Sendungen wird das Fernsehen auf die Puppenkiste aufmerksam. Die Frage steht im Raum, ob sich auch hier ein Herzfaden entwickeln kann. Ich finde ja, denn ich war als Kind eine begeisterte Zuschauerin der im Fernsehen gezeigten Aufzeichnungen. Umso begeistertet war ich, als ich im Roman einige Figuren wie beispielsweise das Urmel, die Prinzessin Li Si und auch Jim Knopf wiederfinden konnte.

Die Augsburger Puppenkiste entwickelte sich aus ersten Anfängen nach einer Idee von Walter Oehmichen. Er und seine Frau sind Theaterschauspieler. Schon in Kriegstagen bastelte er einen sogenannten Puppenschrein, der in einen Türrahmen passte, und schon drei Monate später bei einem Bombenangriff auf Augsburg restlos verbrannte. Es gab viele Höhen und Tiefen, die die Familie Oehmichen erlebte und mich als Leser berührten, bis sich 1948 die Bretter der bis heute bekannten Augsburger Puppenkiste zum ersten Mal für die Zuschauer öffneten. Hatü war zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt. Ihre Passion sieht sie nicht nur im Führen der Figuren, sondern vor allem im Schnitzen.

Nicht nur Kinder sind von den Stücken zu begeistern, sondern auch Erwachsene. An Seite der kleinen Marionetten können sie sich in eine Fantasiewelt versetzen, jenseits der schweren Zeiten, die die Bevölkerung noch lange nach Ende des Weltkriegs in der Bevölkerung durchlebte. Wobei auch die märchenhafte Erzählung den heutigen Lesern des Buchs deutlich macht, dass Illusion Grenzen des Denkens überwindet. Thomas Hettche verbindet die beiden Handlungsebenen durch ein Geheimnis um die Entstehung des Kaspars, das erst zum Ende aufgedeckt wird.

Der Roman „Herzfaden“ von Thomas Hettche ist ein Roman für Leser, die das Staunen eines Kindes über die reale und magische Welt nicht verlernt haben. Wunderschön wird der Text von Zeichnungen von Matthias Beckmann, die alle in Bezug zur Puppenkiste und seinen Figuren stehen, illustriert. Sehr gerne vergebe ich zum Buch eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Ein würdiger Kandidat für den Deutschen Buchpreis 2020

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Die erste Fernsehserie, die ich in meiner Kindheit atemlos verfolgt habe, war Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer. Ich durfte es bei einer Freundin anschauen, weil wir damals noch kein Fernsehgerät ...

Die erste Fernsehserie, die ich in meiner Kindheit atemlos verfolgt habe, war Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer. Ich durfte es bei einer Freundin anschauen, weil wir damals noch kein Fernsehgerät hatten, und ich erinnere mich, dass wir beide angespannt verfolgt haben, was da auf dem Bildschirm geschah. Augenblicke, die uns in unbekannte Welten mitnahmen, uns verzauberten. Die eine magische Verbindung zwischen der Marionette und dem Zuschauer schufen. Es war der Faden, der mitten unser Herz führte, vergessen ließ, dass Jim Knopf nur eine Holzpuppe war.

Hettches „Herzfaden“ wagt den Spagat zwischen einem Blick zurück in die jüngere Vergangenheit Deutschlands und einer Gegenwart, die einem phantastischen Roman entstammen könnte, verbunden mit der Geschichte der Familie Oehmichen. Bindeglied ist ein Mädchen, das nach einer Vorstellung eine unscheinbare Tür im Foyer öffnet und sich auf dem Dachboden, quasi hinter den Kulissen wiederfindet. Und dort sind nicht nur alle Marionetten der Puppenbühne lebendig sondern auch ihre Schöpferin, Hannelore (Hatü) Oehmichen, die bis zu ihrem Tod das Werk ihres Vaters fortgesetzt hat.

Hatü erzählt dem Mädchen von ihrer Kindheit, von der Angst während der Bombennächte, von der Deportation der Juden, von der Nachkriegszeit, in der die alten Nazis wieder Schlüsselpositionen besetzen, aber auch von einer Generation, die von den Erlebnissen in Krieg und Alltag traumatisiert ist. Und sie erzählt von den Anfängen der Augsburger Puppenkiste, von ihrem Vater Walter, dessen Anliegen es war, genau diese Menschen zu trösten, zu heilen, ihnen wieder Hoffnung zu geben. Ihre Herzen zu erreichen, und sei es auch nur mit Marionetten.

Thomas Hettches „Herzfaden“ ist ein würdiger Kandidat für den Deutschen Buchpreis 2020. Meine Daumen sind gedrückt!