Cover-Bild Echtzeitalter
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 14.03.2023
  • ISBN: 9783498003173
Tonio Schachinger

Echtzeitalter

«Ein Roman, der grundsätzlich den richtigen Ton trifft, zwischen spöttischer Distanz, Analyse und Einfühlung, sodass sich das herzerwärmende Tschick-Gefühl von Wolfgang Herrndorf einstellt.» ORF

Ein elitäres Wiener Internat, untergebracht in der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger, der Klassenlehrer ein antiquierter und despotischer Mann. Was lässt sich hier fürs Leben lernen? Till Kokorda kann weder mit dem Kanon noch mit dem snobistischen Umfeld viel anfangen. Seine Leidenschaft sind Computerspiele, konkret: das Echtzeit-Strategiespiel Age of Empires 2 . Ohne dass jemand aus seiner Umgebung davon wüsste, ist er mit fünfzehn eine Online-Berühmtheit, der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Nur: Wie real ist so ein Glück?

Tonio Schachinger erzählt von einer Jugend zwischen Gaming und Klassikerlektüre, von Freiheitslust, die sich bewähren muss gegen flammende Traditionalisten – und von dem unkalkulierbaren Rest, der nicht nur die Abschlussklasse 2020 vor ungesehene Herausforderungen stellt. Dabei sind die Wendungen so überraschend, sein Humor so uneitel und nahbar: Echtzeitalter ist Beispiel und Beweis für die zeitlose Kraft einer guten Geschichte. Und ein großer Gesellschaftsroman.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2024

[w]Orte erzählen Geschichte[n]

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Der Titel des im Roman ausgerufenen Literaturwettbewerbs „[w]Orte erzählen Geschichte[n]“ beschreibt gleichzeitig perfekt den vorliegenden Roman mit seinen Orten. Tonio Schachinger setzt sich nicht nur ...

Der Titel des im Roman ausgerufenen Literaturwettbewerbs „[w]Orte erzählen Geschichte[n]“ beschreibt gleichzeitig perfekt den vorliegenden Roman mit seinen Orten. Tonio Schachinger setzt sich nicht nur mit der Coming of Age Geschichte seines Protagonisten Till Kokorda auseinander, sondern auch kritisch mit der Historie des Marinanums, der Stadt Wien sowie dem aktuellen politischen Geschehen in Österreichs.

Das Marinanum ist ein elitäres Wiener Gymnasium, das von Till Kokorda und seinen Freunden Khakpour, Palfffy, Feli und Fina besucht wird. Wir begleiten die Schüler beginnend mit ihrem Wechsel zum Marinanum bis hin zur Matura. Ihr Leben dort ist nicht leicht. Insbesondere der für Literatur zuständige Lehrer, der Dolinar ist schwer zu ertragen. Er quält seine Schützlinge mit unzähligen Bänden klassischer Literatur, bestraft sie drakonisch mit unendlichem Nachsitzen sowie mit einer Eselsbank, wenn sie nicht vollumfänglich begreifen oder gar faul sind. Was dabei faul bedeutet, entscheidet natürlich der Dolinar. Durch die Umgangsformen im Marinanum verschwimmt die Zeit. Obwohl es sich um einen zeitgenössischen Roman handelt, fühlt man sich über weite Strecken um fünfzig bis siebzig Jahre in der Zeit zurückversetzt.

Till selbst ist ein eher ruhiger, etwas zu schüchterner Junge geschiedener Eltern, der in seinem Erwachsenwerden einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen muss. Ziemlich allein gelassen mit seinen Sorgen - die Mutter kämpft mit finanziellen Nöten - findet Till Trost in der Parallelwelt von Age of Empires II. Hier ist er erfolgreich, quasi ein Star, die Community zollt ihm Respekt. Im echten Leben muss Till mit schwierigen Freundschaften, Zurückweisungen und Mobbing zurechtkommen, und darüber hinaus mit der Tyrannei des Dolinar. Die militärische Ansprache der Schüler beim Nachnamen wie auch die wutgeladene Wortgewalt zur Ankündigung der nächsten Strafarbeit, haben mich stark an eine Zeit erinnert, als im Unterricht noch mit Schlüsselbunden geworfen wurde.

Sprachlich ist dieser Roman ein Feuerwerk, ein in Wellen gearbeitetes Wechselspiel aus Wiener Dialekt, militärischem Drill und überbordender Grammatikstunde. Gleichzeitig wird eine Reise durch klassische Literatur mit entsprechend sprachlichem Niveau unternommen. Darüber hinaus ist der Roman umfassend mit Gesellschaftskritik ausgestattet. Die Schere zwischen Arm und Reich mit dem Blick von Reich auf Arm sowie die Korruption innerhalb der österreichischen Politik sind für mich am deutlichsten hervorgehoben. [Scheinbare], fast nur im Nebensatz fallende, Wahrheiten triggern zusätzlich die Leserschaft an vielen Stellen. In dieser Hinsicht hat mich: „Alle Menschen müssen irgendwann Urlaub machen, alle Katzen bekommen irgendwann eine Augeninfektion, und alle Menschen schlafen offenbar irgendwann mit ihren Arbeitskollegen.“ auf Seite 189 am meisten berührt beziehungsweise irritiert.

Ich fühlte mich von Tonio Schachinger hin- und hergeworfen, rein und raus aus meiner Komfortzone beim Lesen, wurde von eigenen, längst verdrängten Erinnerungen überschwemmt. Insgesamt ein großartiger Roman, ein verdienter Buchpreis-Gewinner, obwohl oder gerade weil ich dem Autor einige Male zurufen wollte: „Was stimmt nicht mit dir, Oida. Schleich dich!“

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Veröffentlicht am 21.11.2023

Mikrokosmos Schule

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Die letzten Schuljahre Tills werden in diesem Buch beschrieben, der in seiner Eliteschule eher unscheinbar ist und unterschätzt wird, aber als AOE2-Gamer große Erfolge verzeichnen kann. Die Analysen seiner ...

Die letzten Schuljahre Tills werden in diesem Buch beschrieben, der in seiner Eliteschule eher unscheinbar ist und unterschätzt wird, aber als AOE2-Gamer große Erfolge verzeichnen kann. Die Analysen seiner Situation sind sehr gut gemacht und der Autor macht treffende, auch mal bissige Schlussfolgerungen, die immer auf dem Punkt sind. Es gibt einige tolle Sätze, die das Leben wirklich gekonnt charakterisieren und durch ihre Intelligenz bestechen. Der Schreibstil ist überhaupt sehr angenehm, durchdacht und niveauvoll, der Atmosphäre der Privatschule und des Milieus entsprechend. Der Lehrer ist König im Mikrokosmos Schule und doch ist er ein zahnloser Tiger in diesem Milieu. Der Druck auf Till wird ebenfalls gekonnt dargestellt und mir gefällt, das hier E-Sport positiv thematisiert wird. Das Ende kam für mich abrupt, aber ich fand es unglaublich passend und enthüllend. Für mich ist dies ein Buch, dass den Buchpreis wirklich verdient, was man leider bei Preisträgern nicht immer so geht.

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Highlight

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MEINUNG:
Echtzeitalter ist der diesjährige Gewinner des Deutschen Buchpreises 2023. Ich habe bisher noch nichts von Tonio Schachinger gelesen, aber war entsprechend neugierig auf diesen Gewinner und war ...

MEINUNG:
Echtzeitalter ist der diesjährige Gewinner des Deutschen Buchpreises 2023. Ich habe bisher noch nichts von Tonio Schachinger gelesen, aber war entsprechend neugierig auf diesen Gewinner und war hier relativ erwartungsfrei an die Geschichte.
Ich musste mich bei der Geschichte oft daran erinnern, dass wir uns in der Gegenwart befinden und da ich keinen historischen Roman vor mir habe, denn das Setting des elitären Wiener Internats namens Marinanum, was sicher an reales Beispiel angelehnt ist, und die Unterrichtsmethoden lass dies einfach vermuten. Der Hauptprotagonist Till Kokorda muss unter seinem wirklich sehr herrischen und vor allem sehr antiquierten Lehrer namens Dolinar sehr leiden, auch mehr als im Vergleich zu anderen Klassen. Beruhigend ist, dass alle Schüler und Schülerinnen unter dem Dolinar leiden müssen. Der Ton des Buches ist sehr treffend und unfreiwillig komisch. Ich musste leider wirklich oft lachen bei dem trockenen Humor, den Tonio Schachinger hier vorgelegt hat, obwohl vor allem das Drangsalieren vom Dolinar wirklich oft auch Mobbing und psychische Gewalt. Allerdings sind die Methoden, die SchülerInnen ergreifen, um Strafen zu entkommen, oft in ihrer Verzweiflung sehr lustig.
Tonio Schachinger nimmt uns auch mit in die österreichische Politik und Literaturgeschichte. Er muss wirklich sehr umfangreiches Wissen oder sehr gut recherchiert haben. Er tendiert auch dazu sehr lange Sätze mit vielen Kommas zu machen, die oft noch ein zweites Mal lesen musste, aber das hat sich gelohnt! Der teil sehr ironische Ton hat mich sehr begeistert. Es gelingt ihm vieles auf die Schippe zu nehmen, vor allem die Wiener selbst und ganz deutlich seine Meinung hier kundzutun. Unser Protagonist wird mit der Zeit zum begeisterten und wirklich erfolgreichen Spieler von Age of Empires 2, was mich auch von der altertümlichen Schule immer wieder ins Hier und Jetzt zurück katapultiert hat. Trotzdem ist kein reines Gaming-Buch. Es ist einfach Tills Stütze, um durch die Schulzeit zu kommen und seine wirklich geringe Freizeit mit etwas zu füllen, was ihm Spaß macht.

FAZIT:
Echtzeitalter ist ein Coming-of-Age Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Tonio Schachinger wohl formulierte Sätze haben mich gleichermaßen unterhalten und gebildet. Ich habe mich hier auf keiner Seite gelangweilt. 

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Jugend in Echtzeit

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Echtzeitalter
Ein Coming of Age Roman im Wiener Internat.... Till 'überlebt' dieses und den Tod seines Vaters sowie einen 'Horror Lehrer par ecxellence' durch sein Gaming, wobei er dann so gut wird, dass ...

Echtzeitalter
Ein Coming of Age Roman im Wiener Internat.... Till 'überlebt' dieses und den Tod seines Vaters sowie einen 'Horror Lehrer par ecxellence' durch sein Gaming, wobei er dann so gut wird, dass er einer der Besten wird. Im Laufe des Romans wird Till erwachsen, findet immer mehr sich selbst und auch die Liebe. Ich muss ehrlich sagen, daß Echtzeitalter erst nicht mein Interesse gefunden hatte, als dieses auf der Shortlist stand, da ich doch ein älterer Jahrgang bin, von Games überhaupt keine Ahnung habe und mich daher nicht angesprochen bzw. evtl überfordert fühle. Dem ist aber nicht so!!! Nach dem Gewinn des Deutschen Buchpreises habe ich mir einen Ruck gegeben und kann nur sagen: Echtzeitalter gefällt mir sehr gut!!!! Der Autor hat seine ganz eigene, sehr lebendige und interessante Sprache, die Charaktere und Handlung sind sehr eingehend, sehr gut auch wird die Welt der Video Games übermittelt und nahegebracht und so gut beschrieben, dass auch komplette Laien einen Zugang bekommen, vor allem aber auch das Gefühl für die Welt des Internats und der Gefühlswelt von Till, somit das Wichtigste. Dazu eine gehörige Note ganz eigener Ironie und viel Wien. Kurzum, ich bin bekehrt und begeistert, habe den Roman verschlungen und kann ihn absolut als buchpreiswürdig empfinden. Und dies für jede Altersklasse, wir sollten dran denken: Die jungen Wilden kommen )) und das ist auch gut so ))) Tolles Buch !!!!

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Veröffentlicht am 17.04.2024

Scharfzüngige Auseinandersetzung mit aktuellen Themen

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Das Internat, in dem Till ist, scheint wie der perfekte Ort für ein aufregendes Abenteuer: Es liegt mitten in Wien, umgeben von einem Park mit Hügeln, Sportplätzen und einer historischen Grotte. Doch Till ...

Das Internat, in dem Till ist, scheint wie der perfekte Ort für ein aufregendes Abenteuer: Es liegt mitten in Wien, umgeben von einem Park mit Hügeln, Sportplätzen und einer historischen Grotte. Doch Till fühlt sich dort nicht wohl – weder mit dem Lehrstoff noch mit der elitären Atmosphäre. Seine Leidenschaft sind Computerspiele, besonders das Echtzeit-Strategiespiel „Age of Empires 2“. Unbekannt für seine Umgebung, ist er mit fünfzehn Jahren bereits ein Online-Star, einer der jüngsten Top-10-Spieler der Welt. Doch fragt er sich, wie echt dieses Glück eigentlich ist.

Ich hab eine Weile gebraucht, um in die Geschichte reinzukommen. Nicht, weil mir die Thematik nicht zugesagt hat, sondern weil ich die Sprache anfangs als sehr artifiziell empfunden hab.

Die Charaktere fand ich allesamt faszinierend. Ich mochte Till, seine inneren Konflikte, die Zerissenheit, seine Beziehung zu seinen Freunden, seinen Eltern und schließlich zum weiblichen Geschlecht.
Ich mocht die Jungenfreundschaften untereinander, die zwar relativ derb, aber auch eben einfach sehr real und rund dahergekommen sind.

Ich mocht die Auseinandersetzung des veralteten Drills, der seelischen Grausamkeiten und allgemein dem Umgang am Internat total. Ich fand sie kritisch, aber auf den Punkt gebracht. Besonders gefallen hat mir, dass nicht nur mir als Leserin bewusst wurde, dass dort einiges falsch läuft, sondern auch, dass die Charaktere sich dessen bewusst gewesen sind. Es war schockierend, schmerzhaft, aber auch genau deswegen authentisch und schonungslos ehrlich.

Mir hat das Aufgreifen der Gaming-Thematik super gut gefallen. Ich mocht die Auseinandersetzung, die Übertragung von Tills Faszination, seiner Begeisterung – ich konnt einfach komplett mitgehen.
Ich mocht die scharfzüngige Darstellung zwischen Literatur und Politik, Gesellschaft und einfach noch so viel mehr.

Ich war sehr gern an der Seite der Charaktere und muss ehrlich zugeben, dass ich sie ein wenig vermisse. Auch wenn das Ende für mich ein wenig zu unaufgeregt und plätschernd dahin floss, hab ich mich wirklich gut unterhalten gefühlt.

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