Othello-Adaption
Osei ist wieder der Neue an der Schule. Sein Vater ist Diplomat und so sind wiederholte Schulwechsel nichts Neues. Problematisch ist dabei, dass Osei aus Ghana kommt und gemischte Schulklassen sind im ...
Osei ist wieder der Neue an der Schule. Sein Vater ist Diplomat und so sind wiederholte Schulwechsel nichts Neues. Problematisch ist dabei, dass Osei aus Ghana kommt und gemischte Schulklassen sind im Amerika der 70'er Jahre nicht alltäglich und auch nicht bei jedem gerne gesehen. Aber an dieser Schule gibt es etwas Besonderes, nämlich Dee eine Mitschülerin von Osei.
Tracy Chevalier verlegt den Schauplatz von Othello in das Washington der siebziger Jahre.
Innerhalb von nicht einmal zwei Tagen wird aus einer unschuldigen Freundschaft zwischen zwei ca. 12-jährigen Kindern eine Geschichte von Missgunst, Hass und Gewalt.
Aus Othello und Desdemona werden hier Osei und Dee. Osei versucht normalerweise in jeder neuen Schule unauffällig zu bleiben, dies misslingt, als Dee ihm offen ihre Zuneigung zeigt. Mitschüler und Lehrer sind grösstenteils entsetzt und Osei wird zum Ziel ihrer Anfeindungen. Durch ein Federmäppchen, das Dee durch Unachtsamkeit verliert, nimmt das Drama seinen Lauf.
Tracy Chevalier schafft es, dass man das Buch auf keinen Fall aus der Hand legen möchte. Eine geschliffene Sprache, ein rasanter Handlungsablauf und passgenau beschriebene Figuren machen diese Othello-Adaption zu etwas ganz Besonderem. Kennt man das Werk von Shakespeare, weiss man, auf was die Geschichte hinsteuert, trotzdem war ich am Ende fassungslos, was aus nicht gesagten Worten und Unsicherheit entstehen kann und vor allem, wieviel Bösartigkeit in Ian steckt.
Lediglich ein Aspekt der Schlusssequenz hat mir nicht gefallen. Dieser Punkt hat mich allerdings so sehr gestört, dass ich dem ansonsten perfekten Buch einen kleinen Abzug in der Gesamtwertung gebe.