Stolze Hüften aus Knochen, Stein, gebranntem Ton. Wir nennen sie Göttinnen, doch wer oder was waren sie wirklich? In Büchern über die Steinzeit sehen wir vorrangig Männer beim Jagen, Feuerstein schlagen oder Höhlen bemalen. Die meisten Menschenbilder aber, die uns von Eiszeitmenschen selbst hinterlassen wurden, zeigen Frauen. Was waren das für Gesellschaften, die sie und ihr Geschlecht so zentral und ohne Scham darstellten? Nach Jahren der Recherche kehrt Ulli Lust zurück mit ihrem groß angelegten Sachcomic über die Anfänge der Kunst und die Bedeutung der Empathie für das Überleben unserer Spezies: Rund um die archaisch-weiblichen Figurinen entfaltet sich eine vergessene Welt, in der die Heldenreise Gruppensache war, die nur gemeinsam bestanden werden konnte, von Frauen, Männern, Kindern oder auch nichtbinären Menschen in mitunter reich geschmückter Rolle.
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So kann Wissenschaft und Information Spaß machen. "Die Frau als Mensch" versucht zu beschreiben und zu zeigen, wie es dazu kam, dass in den meisten Darstellungen der Eiszeit Frauen gezeigt werden. Wenn ...
So kann Wissenschaft und Information Spaß machen. "Die Frau als Mensch" versucht zu beschreiben und zu zeigen, wie es dazu kam, dass in den meisten Darstellungen der Eiszeit Frauen gezeigt werden. Wenn wir an unsere Zeit jetzt denken, ist das ja vollkommen anders. Das gesamte Buch ist äußerst informativ und sehr gut gezeichnet, so kann man Wissenschaft auch niederschwellig näherbringen. Mit jeder Menge wissenschaftlichen Nachweisen, in die man sich dann weiter vertiefen kann, zeigt die Autorin klar, dass hier die Wissenschaft den Ton und die Richtung des Buches angibt. Hin und wieder empfand ich, dass die einzelnen Kapitel noch enger zusammenwirken und mehr aufeinander referenzieren könnten. Eines der empfehlenswertesten Sachbücher, die ich in jüngster Zeit in der Hand hatte!
"Nicht Aggression, sondern Empathie in Verbindung mit kognition soll die Entwicklung in Gang gesetzt haben, die den Menschen zu der weltbeherrschenden Spezies gemacht hat, vor der heute jedes Tier auf ...
"Nicht Aggression, sondern Empathie in Verbindung mit kognition soll die Entwicklung in Gang gesetzt haben, die den Menschen zu der weltbeherrschenden Spezies gemacht hat, vor der heute jedes Tier auf diesem Planeten Angst haben muss." (Seite 36)
Dieses Zitat lese ich mir immer wieder durch und würde mir wünschen, dass es sich bestimmte Spezies, die sich auch Mensch nennen, zu Herzen nehmen würden.
Aber nun zum Buch. Schon bevor 'Die Frau als Mensch ' für den Sachbuchpreis nominiert wurde und den Preis am Ende auch für sich verbuchen konnte, hat es mich inhaltlich angesprochen. Wer mir schon länger folgt, der weiß, dass mich Graphic Novels besonders ansprechen und ich mag es sehr, das in letzter Zeit immer mehr Sachbücher in dieser Comic Form auf dem Markt kommen.
Ulli Lust vereint hier Archäologie und Geschichte mit einem sehr weiblichen Blick und fast die jahrtausend alten Funde zusammen und entwickelt daraus eine Geschichte. Die Hand und Fuß hat, weil sie eben auf Tatsachen beruht. Sie vermischt sozusagen Sachbuch und fiktive Geschichte und das macht es für mich so einzigartig.
Für mich hat das Buch wirklich auch neue Erkenntnisse geboten, vielleicht auch einfach. Nur weil ich mich nicht so intensiv mit dem Thema Archäologie beschäftigt habe. Aber ich glaube auch, dass es heute einfach viel mehr neue Erkenntnisse gibt. Was eben das Thema Frau in der Geschichte, so der Titel des Buches, beinhaltet. Mich hat es total fasziniert, dass es viel viel mehr Funde von weiblichen Figuren, Körpern, Formen gibt als von männlichen. Das war mir tatsächlich so nicht bekannt.
Verblüffend und interessant fand ich auch den Vergleich zwischen den Schimpansen und den Bonobos und daraus resultierend. Auch die Entwicklung der Menschen in Bezug auf Aggressionen und Empathie. Und damit bin ich wieder bei dem Eingangszitat, dass uns Empathie wirklich weitergebracht hat und nicht die Aggressivität.
Und es mag heute sicher immer noch Menschen/Männer geben, die denken, dass sie durch Stärke und Aggressivität mehr Macht, besitzen oder ausüben. Das mag zu einem gewissen Teil auch stimmen. Aber ob dieses Verhalten nachhaltig Fortschritt bringt, das ist dann doch zu bezweifeln. Ich danke Ulli Lust auf jeden Fall sehr für diesen wirklich intensiven und gut recherchierten Einblick in die Geschichte der Menschheit und freue mich schon sehr auf Band 2.
Wer in die herrschende Geschichtsschreibung schaut wird oft nur die Erzählungen von großen Männern finden. Frauen finden hier oft nur als Mütter, Töchter, Geliebte, aber nicht als handelnde Subjekte statt. ...
Wer in die herrschende Geschichtsschreibung schaut wird oft nur die Erzählungen von großen Männern finden. Frauen finden hier oft nur als Mütter, Töchter, Geliebte, aber nicht als handelnde Subjekte statt. Ist diese patriachale Geschichtsschreibung aber objektiv, entspricht den historischen Tatsachen oder ist sie nur eine Konstruktion zur Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Machtverhältnisse? Die Autorin dieses Buches Ulli Lust stellt sich genau diesen Fragen und nimmt die geneigten Leserinnen mit auf eine Zeitreise zurück in die Steinzeit und Eiszeit. Anhand ihrer Ergebnisse kann sie aufzeigen, dass das propagierte patriachale Geschichtsbild nicht den Tatsachen entspricht, sondern vielmehr Frauen eine besondere Rolle zukam und die damaligen Gesellschaften nur durch ein Miteinander aller Geschlechter funktionieren konnten, zu denen selbstverständlich auch nonbinäre Personen gehörten. Ulli Lust verwendet in diesem Buch die Erzählweise des Comics um ihre Inhalte den Leserinnen näher zu bringen und kann mit dieser gewählten Form vollumfänglich überzeugen. Ich empfehle dieses Buch gerne vom Herzen weiter.
Dieses Sachbuch rückt die Frauen der Steinzeit in den Vordergrund – und das in Form eines Comics. Statt wie so oft klischeehaft die Männer bei der Jagd zu zeigen, richtet Ulli Lust den Blick auf die Kunst ...
Dieses Sachbuch rückt die Frauen der Steinzeit in den Vordergrund – und das in Form eines Comics. Statt wie so oft klischeehaft die Männer bei der Jagd zu zeigen, richtet Ulli Lust den Blick auf die Kunst und die unzähligen Figuren verschiedener Kulturen, die weibliche Körper darstellen. Es ist faszinierend zu sehen, wie selbstverständlich die Frau in der damaligen Kunst präsent war und wie sehr sich dieses Bild von unserem heutigen unterscheidet.
Die Idee, Geschichte in Comicform zu erzählen, ist meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt. Die Illustrationen sind detailreich und manchmal auch provokant, aber gerade dadurch sehr eindrucksvoll. Sie regen zum Nachdenken an und machen klar, dass es Zeit ist, die Sicht auf die Vergangenheit und auch auf die Gegenwart zu hinterfragen.
Allerdings war das Buch für mich nicht durchgängig packend. Es enthält unglaublich viele Informationen, die stellenweise so weit ausholen, dass mir manchmal der rote Faden gefehlt hat. Vielleicht liegt es auch daran, dass mich die Steinzeit generell weniger anspricht als andere Epochen. Trotzdem: Die Mischung aus Graphic Novel, Geschichtsbuch, Sachbuch und Feminismus ist außergewöhnlich und hat sicherlich zurecht den Deutschen Sachbuchpreis gewonnen. Auf den zweiten Band über die Eiszeit bin ich jedenfalls gespannt und werde da auf jeden Fall mal reinblättern.
Ulli Lust nimmt uns mit - ausgehend von archaischen Figuren wie die Venus von Willendorf in die Soziologie der Steinzeit. Wie wurden die Funde einst interpretiert? Und was lassen neueste Forschungen und ...
Ulli Lust nimmt uns mit - ausgehend von archaischen Figuren wie die Venus von Willendorf in die Soziologie der Steinzeit. Wie wurden die Funde einst interpretiert? Und was lassen neueste Forschungen und Erkenntnisse vermuten? Das Ganze zeichnerisch hervorragend als Graphic Novel aufbereitet und fundiert dargestellt, eine sehr umfangreiche Abhandlung, die uns die Anfänge der Menschheit und den Beginn der Kunst führt. Hat mich sehr gefesselt und ist meiner Meinung nach zu Recht Sachbuch des Jahres 2025 geworden!