Cover-Bild Die Dame mit dem blauen Koffer
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 03.04.2017
  • ISBN: 9783426654057
Valérie Perrin

Die Dame mit dem blauen Koffer

Roman
Elsbeth Ranke (Übersetzer)

Französisch charmant und mit dem richtigen Gespür für Tragik, Komik und zauberhafte Figuren verknüpft Valérie Perrin die Geschichte einer großen Liebe während des Zweiten Weltkriegs mit dem tragischen Familiengeheimnis einer jungen Frau. Ein berührender und warmherziger Roman über Erinnerungen und Familiengeheimnisse - generationenübergreifend erzählt durch die witzige und erfrischend junge Erzählerin Justine, die, seit sie sich erinnern kann, bei ihren Großeltern lebt. Ihre Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Die quirlige und lebenshungrige Justine arbeitet als Altenpflegerin in einem Seniorenheim. Besonders rührend kümmert sie sich dabei um die 90jährige Hélène, die sich die meiste Zeit mit einem blauen Koffer am Strand, irgendwo im Süden Frankreichs, wähnt. Dort glaubt sie, von ihrem geliebten Mann Lucien erwartet zu werden.
Peu à peu erzählt sie der 21jährigen Justine die bewegende Geschichte ihrer großen Liebe, die während des Zweiten Weltkriegs nicht nur Verzweiflung und Verrat überdauern musste. Dadurch inspiriert begibt sich Justine schließlich selbst auf Spurensuche und kommt dem tragischen Geheimnis hinter dem Autounfall und Tod ihrer Eltern auf die Spur.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2017

Mehrere Erzählstränge bestens verflochten

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Hélène Hel ist 96 Jahre alt und lebt im Seniorenheim in dem kleinen französischen Ort Milly. Ihre Gedanken schweifen täglich zum Meer. Dort steht sie dann am Strand und wartet auf ihren Liebsten Lucien, ...

Hélène Hel ist 96 Jahre alt und lebt im Seniorenheim in dem kleinen französischen Ort Milly. Ihre Gedanken schweifen täglich zum Meer. Dort steht sie dann am Strand und wartet auf ihren Liebsten Lucien, der jedoch schon vor vielen Jahren verstorben ist. Im Buch „Die Dame mit dem blauen Koffer“, dem Debütroman von Valérie Perrin, erzählt sie der jungen Pflegehelferin und Protagonistin Justine ihre Lebensgeschichte. Justine notiert sie auf Wunsch des Enkels in ein Notizheft. So wie nur die Gedanken von Hélène und nicht sie selbst am Meer sind, so ist auch die Figur auf dem Cover lediglich ins Bild montiert und nicht wirklich bei der Fotographie vor Ort. Schon die Gestaltung des Titels bei dem ich glaubte, durch den Wellengang das Meer rauschen zu hören, machte mir Lust darauf, mehr darüber zu erfahren, warum dieser Ort für Hélène so stark mit Lucien verknüpft ist.

Justine lebt bei ihren Großeltern. Ihre Eltern sowie ihr Onkel und ihre Tante sind bei einem Unfall ums Leben gekommen und ihr jüngerer Cousin gehört ebenfalls zum Haushalt. Ihr Beruf ist ihr Traumjob, für den sie sich nach dem Abitur anstelle eines Studiums entschieden hat. Ihr liegen die Bewohner des Seniorenheims sehr am Herzen und daher verbringt sie hier über ihre Arbeitszeit hinaus viele Stunden. Zum Ausgleich besucht sie alle drei Wochen eine Diskothek. Sie flirtet gern und lässt sich hin und wieder auf einen Mann ein, eine feste Beziehung hat sie nicht. Die Liebe von Hélène zu Lucien spricht in Justine etwas an, das sie dazu bringt, über die Liebe ihrer Großeltern und deren Verlust der Söhne und Schwiegertöchter nachzudenken. Aber auf Fragen nach Details zum Unfallgeschehen erhält sie nur unbefriedigende Antworten. Justine vermutet, dass ihr etwas verschwiegen wird und macht sich auf die Suche nach den Hintergründen.

Der Roman ist eine leise Geschichte oder eigentlich zwei. Zu Beginn wirkte Justine auf mich etwas arglos, konnte mich im Laufe des Romans aber davon überzeugen, dass sie ihre Ideen und Meinungen auch immer in die Tat umsetzt. Sie liebt ihre Tätigkeit Tag für Tag. Die Autorin beschreibt sie im Umgang mit den Senioren mitfühlend und hilfsbereit. Für ihren Cousin spart sie einen Teil ihres Geldes, um ihm uneigennützig ein Studium zu finanzieren. Nur eine feste Partnerschaft kann sie sich augenblicklich nicht vorstellen. Ich habe mich für sie gefreut, dass die Liebe sie dennoch nicht vergessen hat. Das Verhältnis zu ihren Großeltern bleibt unklar. Zwar leben sie zu viert in einem Haushalt, der von der Großmutter geführt wird, doch jeder geht seinen eigenen Weg. Dieses eher distanzierte Verhalten klärt sich im Laufe der Geschichte, denn Justine drängt zunehmend auf die Beantwortung ihrer Fragen zum Hergang des Unfalls ihrer Eltern. Dabei deckt sie einige Familiengeheimnisse auf, die auch eine Erklärung für das augenblickliche Stimmungsbild bieten

Gleichzeitig zeichnet Justine feinsinnig die von Hélène erzählte Geschichte auf, die im Text kursiv zu lesen ist und die mich mit in die Vergangenheit in die 1920er Jahre nahm. Hélène ist Legasthenikern, eine Krankheit die damals noch nicht erkannt wurde. Sie bricht die Schule ab und arbeitet zu Hause als Schneiderin. Lucien hat bereits in jungen Jahren die Angst, wie sein Vater zu erblinden. Beide finden bei dem jeweils anderen Unterstützung und Halt, bis der zweite Weltkrieg ausbricht, sich das tägliche Leben ändert und schließlich Lucien zum Kriegsdienst eingezogen wird. Eine schicksalsschwere Zeit beginnt für die beiden. Hélènes Geschichte ist ungewöhnlich, berührend und so mitreißend, dass die Seiten wie im Flug gelesen waren.

Ganz nebenbei erhält der Roman zusätzlich Spannung durch bestimmte Vorfälle im Seniorenheim, deren Klärung bis zum Ende des Buchs ausstehen. Fließend gelingt Valérie Perrin die Verknüpfung der einzelnen Erzählfäden, die sie zu einem gelungenen Großen und Ganzen zusammenfügt. Eindringlich und offen beschreibt sie Liebesszenarien. Trotz der teils tragischen Ereignisse verliert die Geschichte nie einen gewissen heiteren Unterton. Das Buch war für mich beste Unterhaltung und daher empfehle ich es jedem gerne weiter.

Veröffentlicht am 19.05.2017

Eine bewegende Reise nach Frankreich

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"Die Dame mit dem blauen Koffer" ist der gelungene Debütroman der französischen Autorin Valérie Perrin. Außerdem ist die Autorin Fotografin und Drehbuchautorin. Mit diesem Buch ist ihr ein ganz besonderes ...

"Die Dame mit dem blauen Koffer" ist der gelungene Debütroman der französischen Autorin Valérie Perrin. Außerdem ist die Autorin Fotografin und Drehbuchautorin. Mit diesem Buch ist ihr ein ganz besonderes Werk gelungen.

Wir lernen wunderbare Protagonisten kennen. Da ist die 21jährige Justine, eine lebhafte junge Frau, die ihren Beruf als Alternpflegerin in dem Seniorenheim Haus Hortensie liebt. Sie hat eine ganz besondere Beziehung zu den alten Menschen. Aufgewachsen ist Justine bei ihren Großeltern zusammen mit ihrem Cousin. Denn Justine und Jules haben ihre Eltern auf tragische Weise verloren als sie noch Kinder waren. Die Großeltern haben ihr bestes gegeben, um die beiden zu anständigen Menschen zu erziehen. Und das ist ihnen mehr als gelungen. Im Altenheim kümmmert sich Justine besonders rührend um die 90jährige Hélène, die in einer anderen Welt lebt und Justine ihre Geschichte erzählt. Diese handelt von ihren großen Liebe zu Lucien während des zweiten Weltkrieges. Diese Liebe war nicht immer einfach. Doch Héléne erinnert sich gerne an diese Zeit in Südfrankreich am Meer.

Diese Geschichte hat mich von Anfang an berührt und der Schreibstil der Autorin ist für mich etwas besonderes. Justine erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht und abwechselnd dürfen wir auch in die Vergangenheit eintauchen. Diese wird von Justine in einem blauen Heft festgehalten. Man spürt beim Lesen mit welcher Begeisterung Justine ihrer Arbeit nachgeht. Und der Schlagabtausch, den sie sich mit den älternen Menschen liefert, veranlasst mich auch zum Schmunzeln. Tief berührt hat mich auch die Geschichte von Héléne, man taucht in eine andere Welt und in eine andere Zeit ein. Besonders tragisch fand ich jedoch das Familiengeheimnis, das Justine und Jules umgibt. Da hatte ich doch richtiges Gänsehautfeeling. Eine ganze besondere Geschichte, bei der viele Emotionen ans Tageslicht kommen.

Ein wunderbares Erstlingswerk, das ich von der ersten bis zur letzten Seite wirklich sehr genossen habe. Das mich nachdenklich stimmt. Ich habe mit diesem warmherzigen Buch wunderbare Lesestunden verbracht. Das gelungene Cover ist ein echter Hingucker. Gerne vergebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.11.2021

Auch wenn mich Hélènes Lebensgeschichte wenig packen konnte, überzeugte der Erzählstrang in der Gegenwart mit den Abgründen, die sich in Justines Familie auftun.

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Justine arbeitet als Pflegehelferin in einem Altenheim in dem französischen Dorf Milly. Sie betreut die Senioren mit großen Engagement und hört sich ihre Geschichten gerne an, weshalb sie unbezahlte Überstunden ...

Justine arbeitet als Pflegehelferin in einem Altenheim in dem französischen Dorf Milly. Sie betreut die Senioren mit großen Engagement und hört sich ihre Geschichten gerne an, weshalb sie unbezahlte Überstunden ohne Weiteres in Kauf nimmt. Besonders angetan hat es ihr die alte Dame Hélène, die sich am Strand wähnt und Justine von ihrer Liebe zu Lucien erzählt, der nach dem Zweiten Weltkrieg verschollen war.
Seitdem Justines Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, lebt sie bei ihren Großeltern, die ihr wenig zu sagen haben. Als sie durch einen Zufall in Erfahrung bringt, dass es bei dem Verkehrsunfall ihrer Eltern Ungereimtheiten gegeben hat, versucht sie herauszufinden, was ihre Großeltern ihr verheimlichen mögen.

Justine ist ein eigenwilliger Charakter, der unnahbar bleibt. Ihre Senioren im Altenheim hat sie ins Herz geschlossen und sie geht in ihrem Beruf auf. In ihrer wenigen Freizeit trifft sie sich mit einem Mann, dessen Namen sie nicht kennt, zum Sex. Der Kontakt zu ihren Großeltern und Cousin, der bei dem Verkehrsunfall ebenfalls seine Eltern verloren hat, ist wenig innig.
Der Alltag der Familie ist monoton und so ereignet sich lange nicht viel, bis nach und nach aufgedeckt wird, was sich am Tag des Unfalls von Justines Eltern ereignete, wodurch der Roman doch noch Spannung erzeugt.
Daneben wird die Lebensgeschichte der über 90-jährigen Hélène aus Zimmer 19 erzählt, die Justine in ihrem blauen Heft aufschreibt. Eine Interaktion zwischen beiden Frauen findet dabei eigenartiger Weise nicht statt. Auch ist nie so ganz klar, was nacherzählt wird und was Justine tatsächlich in ihrem Heft notiert hat, denn Hélène schweigt für gewöhnlich. Ich empfand diese Konstellation deshalb als wenig schlüssig. Auch die "große Liebe", die angeblich erzählt werden sollte, konnte ich nicht so nachempfinden. Hélène hatte Lucien eher aus anderen Gründen als aus Liebe geheiratet und auch als Lucien verschwunden war, wurde nicht deutlich, ob sie ihn überhaupt vermisst.

Auch wenn ich die Verknüpfung zwischen Vergangenheit und Gegenwart wenig gelungen fand, hatte jeder Erzählstrang seine unterhaltsamen Momente. In Bezug auf die im Klappentext euphorisch angekündigte Liebesgeschichte fehlten mir schlicht die Emotionen, weshalb mich Hélènes Lebensgeschichte nicht wirklich packen und berühren konnte. Die unerwarteten Abgründe, die sich jedoch in Justines Familie auftun, konnten mich dagegen weitaus mehr fesseln und trösteten auch darüber hinweg, dass die Charaktere wenig einnehmend waren und eine zunächst unerklärliche Melancholie verströmten. Erst spät bekam ein Gefühl für ihr Unglück und ihre Einsamkeit und Erklärungen für ihr Handeln. ungeahnten Charme hatte die Idee mit den Sonntagsblümchen und den fingierten Anrufen mit Todesnachrichten an die Angehörigen.

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Veröffentlicht am 09.07.2023

Zwei Familien, zwei Lieben

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In diesem Buch verfolgt man zwei Familiengeschichten. Die große Liebe und Traurigkeit von Hélène, die in der Kriegszeit ihren Geliebten verloren hat und mit ihrem Cafe sich durch das Leben kämpft. Und ...

In diesem Buch verfolgt man zwei Familiengeschichten. Die große Liebe und Traurigkeit von Hélène, die in der Kriegszeit ihren Geliebten verloren hat und mit ihrem Cafe sich durch das Leben kämpft. Und Justine, die mit ihrem Zwillingsbruder bei den mürrischen Großeltern aufgewachsen ist. Beide Charaktere lernen sich im Altenheim kennen und so erfährt der Lesende Stück für Stück die Geschichte ihrer Leben.

Während man bei Hélène (geboren 1917) bis zum zweiten Weltkrieg zurückgeht, um die Geschichte der großen Liebe, des Hasses und der Angst zu erfahren, reist man bei der 21jährigen Justine nicht so viele Jahre in die Vergangenheit. Beide Charaktere mussten Verluste erfahren. Sie wurden mit Geheimnissen und überraschenden Fakten konfrontiert, die die Sicht auf die bisherigen Begebenheiten verändern. Ganz langsam bringt die Autorin die Wahrheit hervor. Ich fand die Sprünge zwischen dem Hier und Jetzt und den Vergangenheiten von Hélène und Justine manchmal etwas zu abrupt. Es empfiehlt sich längere Passagen des Romans zu lesen, um gut in einen Lesefluss zu kommen.

Was ich an den französischen Romanen und Filmen mag, ist der leise und warmherzige Humor, die Liebe zum Detail ohne ins Kitschige zu verfallen und die Lust auf das Leben, egal, was passiert. Es wird immer wieder ein Ausweg, eine Zuflucht oder eine helfende Hand aufgezeigt.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Die Sonntagsblümchen

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"Die Dame mit dem blauen Koffer" ist der Debütroman der französischen Fotografin und Drehbuchautorin Valérie Perrin. Wer schon einige - für mich so typisch französische Romane, wie z. Bsp. die Bücher von ...

"Die Dame mit dem blauen Koffer" ist der Debütroman der französischen Fotografin und Drehbuchautorin Valérie Perrin. Wer schon einige - für mich so typisch französische Romane, wie z. Bsp. die Bücher von Antoine Laurin oder Lorraine Fouchet gelesen hat, der findet auch dieses Flair und den Charme hier wieder.
Trotzdem konnte mich diesmal die Geschichte nicht wirklich packen....

Mit der 21-jährigen Justine lernen wir eine sehr eigenwillige junge Frau kennen. Wie viele ihre Altersgenossen geht sie am Wochenende gerne in den nahegelegenen Club tanzen und ist auch One-Night-Stands nicht abgeneigt. Während der Woche arbeitet sie als Altenpflegerin im Haus Hortensie in der nur 400 Seelengemeinde Milly, wo sie auch wohnt. Sie unterscheidet sich aber vorallem darin von ihren Altersgenossen, dass sie in ihrem Beruf aufgeht und immer ein offenes Ohr für alte Menschen hat. Sie liebt die Geschichten ihres Lebens, die diese bereitwillig Justine erzählen. Besonders ans Herz gewachsen ist ihr die 90jährige Hélène, die in ihren Gedanken noch immer in Südfrankreich am Strand auf ihre große Liebe Lucien wartet.

In Rückblenden erfährt man mehr über diese große Liebe und wie Hélène und Lucien durch den Krieg getrennt wurden. Eine Geschichte, die sich wohl zu Hunderttausenden abgespielt hat, aber trotzdem berührt. Dennoch konnte ich vorallem bei der jungen Hélène diese Gefühle nicht wirklich nachempfinden. Mir fehlten hier weitgehend die Emotionen. Auch die Darstellung der Geschehnisse im Krieg sind nur kurz angerissen. Hier hätte ich mir einfach viel mehr Hintergrundgeschichte gewünscht.

Abwechselnd zu den Rückblenden erfahren wir auch mehr über Justine, die mit ihrem Kousin Jules bei den Großeltern wohnt. Die Väter der Beiden waren Zwillingsbrüder und sind 1996 gemeinsam mit ihren Ehefrauen bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem kümmern sich die Großeltern um Justine und Jules. Während Justine Stück für Stück die Lebensgeschichte von Hélène für ihren Enkelsohn Roman niederschreibt, beginnt sie sich auch mit ihrer eigenen Lebensgeschichte mehr auseinanderzusetzen. Durch einen Satz des Ortsgendarmes irritiert, der den Unfallhergang ihrer Eltern als ungewöhnlich titulierte, beginnt Justine nachzufragen. Doch sowohl Polizei, als auch ihre Großeltern schweigen. Sie beginnt Nachforschungen anzustellen, dessen Ergebnis überraschend und schockierend sind. Dieser Teil des Buches wartet mit einem erschreckenden Ergebnis auf und gefiel mir wesentlich besser, als der Rest des Buches.

Amüsant fand ich auch die Episoden rund um die sogenannten "Sonntagsblümchen". Dies sind jene Heimbewohner im Haus Hortensie, die nicht einmal am Sonntag Besuch von ihrer Familie bekommen. Der Originaltitel "Les oubliés du dimanche", was ungefähr übersetzt "die Vergessenen des Sonntags" heißt, spielt darauf an. Diese Vergessenen bekommen aber durch einen anonymen Anrufer, der ihren Familien mitteilt, dass sie verstorben sind, wieder Aufmerksamkeit. Eine amüsante Geschichte in der Geschichte. Die Auflösung hingegen war doch etwas plump.


Charaktere:
Justine ist eine sehr eigenwillige junge Frau. Die Autorin hat sie wunderbar gezeichnet und dennoch wurde ich nicht richtig warm mit ihr. Meine Tochter ist ebenfalls Einundzwanzig und sicherlich sind Menschen verschieden, aber bei Justine hatte ich wirklich nie das Gefühl, dass sie das Alter hat, das ihr die Autorin gegeben hat. Meistens kam sie mir älter vor und dann wieder absolut unreif. Ich konnte viele ihrer Handlungen nicht wirklich verstehen und nachvollziehen, wie ihre Beziehung zu "Ich-weiß-seinen-Namen-nicht. Wenn man monatelang mit jemanden ins Bett geht, kann ich mir nicht vorstellen, dass man den Namen desjenigen nicht kennt oder nie nachfragt. Aber vielleicht soll dies auch ein besonders gelungene Idee der Autorin sein, die ich anscheinend nicht verstanden habe...
Auch bei Hélène konnte ich mich nicht wiederfinden. Das ist zwar auch nicht Sinn und Zweck eines Buches, aber ich konnte diese großen Gefühle, die beschrieben wurden, einfach nicht nachvollziehen. Ich fand keine wirkliche Bindung zu den beiden Hauptprotagonistinnen, was ich sehr schade finde.

Schreibstil:
Valérie Perrins Schreibsil ist keineswegs poetisch, sondern eher geradlinig mit kurzen und schnörkellosen Sätzen. Mir fehlte es vorallem an den Emotionen, die zwar beschrieben wurden, die ich aber nicht richtig fühlen konnte. Mit der Zeit findet man aber immer mehr in die Geschichte rund um Justine und Hélène hinein.
Der Romans ist teilweise im Präsens und in der Ich-Form (Justines Part), als auch in der Vergangenheit (Hélènes Part) geschrieben. Letzterer hebt sich auch durch kursive Schrift vom Gegenwartsstrang ab.

Fazit:
Eine etwas andere Geschichte, die Potenzial hat, die mich allerdings emotional nicht erreichen konnte. Mir fehlte die Atmosphäre, sowie einfach das Gefühl in die Geschichte abzutauchen. Trotzdem hat die Geschichte auch Charme. Am Besten ihr macht euch einen eigenen Eindruck und liest die Geschichte von Justine und Hélène selbst....