Cover-Bild Palast der Miserablen
(15)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 17.02.2020
  • ISBN: 9783446265653
Abbas Khider

Palast der Miserablen

Die Geschichte eines Jungen aus den Slums von Bagdad: "Überraschend nüchtern, mit schonungslosen Blick und voller Humor, der halb befreiend, halb bitter ist. (Abbas Khiders) mitreißender neuer Roman." Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Shams Hussein ist ein normaler Junge mit ganz normalen Träumen. In der Hoffnung auf ein friedlicheres Leben ziehen seine Eltern mit ihm und seiner Schwester aus dem Süden des Irak nach Bagdad. Doch aus dem Streben nach einer besseren Zukunft wird in dem von Saddam Hussein beherrschten Land schnell ein Leben in existenzieller Not. Die Familie wohnt neben einem riesigen Müllberg, Shams arbeitet als Plastiktütenverkäufer, als Busfahrergehilfe, als Lastenträger. Und er liebt Bücher. In einer Zeit jedoch, in der ein falsches Wort den Tod bedeuten kann, begibt er sich damit in eine Welt, deren Gefahren er nicht kommen sieht. Ein persönlicher, höchst lebendiger Roman voll unvergesslicher Figuren.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2020

Ein Leben voller Entbehrungen im Irak

0

Der Junge Shams Hussein lebt mit seiner Schwester und seinen Eltern in einem kleinen Dorf im Südirak und bekommt dort die Auswirkungen des Saddam-Regimes bereits zu spüren. Nach einer gescheiterten Rebellion ...

Der Junge Shams Hussein lebt mit seiner Schwester und seinen Eltern in einem kleinen Dorf im Südirak und bekommt dort die Auswirkungen des Saddam-Regimes bereits zu spüren. Nach einer gescheiterten Rebellion gegen den Diktator wird das Leben immer unerträglicher, so dass die Familie beschließt, alles aufzugeben und nach Bagdad zu ziehen, in der Hoffnung auf ein friedlicheres Leben. Doch sie kommen vom Regen in die Traufe, denn nachdem sie vorerst bei Bekannten unterkommen, was aber auf Dauer nicht in Frage kommt, bauen sie sich eine Blechhütte nahe der Müllkippe im 'Blechviertel'. Das Leben bleibt entbehrungsreich trotz ständiger Bemühungen der ganzen Familie, der Armut zu entkommen. Aber auch politisch wird die Lage immer bedrohlicher, und besonders Shams bekommt dies aus nächster Nähe mit. Er hat kaum Zeit für Hobbys, da er neben der Schule, die ihn vor dem Soldatwerden bewahren soll, auch ständig Geld verdienen muss. Sein einziger Lichtblick als junger Mensch sind Treffen mit literatur- und kunstbegeisterten jungen Leuten und die zahlreichen Bücher, die er verschlingt, um seiner eintönigen und grauen Welt zu entkommen. Die jungen Leute treffen sich im 'Palast der Miserablen', ein privater Salon, und hier bekommt Shams Einblicke politischer und kultureller Art, die vorher von ihm ferngehalten wurden und zu denen seine Familie keinen Zugang fand.
In einem zweiten Erzählstrang befindet sich ein Häftling zunächst in einer 6-Mann-Zelle unter schlimmsten Bedingungen, zieht dann um in eine Einzelzelle auf einer Krankenstation, wo es ihm zunächst relativ gut geht, da er genug zu essen bekommt, die Zelleneinrichtung komfortabler ist und er auch medizinisch behandelt wird, da er starke Beschwerden hat. Aber plötzlich fällt der Strom aus, die Versorgung wird reduziert und er vegetiert vor sich hin......
Das Buch hat mir tiefe Einblicke in das Leben im Irak unter Saddam gegeben, was ich mir so auch gewünscht hatte, so dass ich nach der Lektüre sehr zufrieden bin. Was für ein entbehrungsreiches Leben, und trotzdem immer wieder das ÜBERleben! In unserer westlichen Konsumgesellschaft kann man sich schwer vorstellen, welche beängstigenden und bedrohlichen Situationen ein Mensch durchstehen kann....für uns ist es unvorstellbar, unter solch ärmlichen Bedingungen und unter ständigem politischen Druck zu leben.
Die Atmosphäre des Buches ist niederdrückend und trotzdem keimt immer wieder Hoffnung auf, und in meinen Augen hat Abbas Khider dies in seinem Roman gut zum Ausdruck gebracht. Es war immer eine gewisse Spannung da, man fragte sich oft: wie geht es denn nun weiter? Auch im zweiten, deutlich knapperen Erzählstrang, war ich gespannt, was den Häftling als nächstes erwartet. Und am Ende schließt sich auch der Kreis der beiden Handlungsstränge.
Der Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Der Autor benutzt eine einfache Sprache, ohne Verschnörkelungen, was meiner Meinung nach aber gut zum Inhalt passt, denn auch das geschilderte Leben ist bescheiden, sogar armselig und auf jeden Fall schmucklos. Auch die grausamen Foltermethoden verdienen keine ausgeschmückte Sprache.
Shams Hussein ist mir sympathisch, denn er ist familienzugewandt, sensibel, ausdauernd, verantwortungsvoll und hilfsbereit, was unter den geschilderten Lebensumständen nicht selbstverständlich ist. Ganz besonders gefällt mir sein Mut, sich auch mal gegen die diktatorischen Gesellschaftsregeln zu stellen.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es hat meine Erwartungen erfüllt und verdient aus meiner Sicht die volle Sternewertung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2020

Bleibt anständig und sanftmütig und lest mehr Bücher

0

In Abbas Khiders Büchern gibt es zwei unverwechselbare Besonderheiten: Das ist zum einen die Innensicht in einen Menschen, der Diktatur, Haft und Folter erlebt und überlebt hat. Und das ist zum anderen ...

In Abbas Khiders Büchern gibt es zwei unverwechselbare Besonderheiten: Das ist zum einen die Innensicht in einen Menschen, der Diktatur, Haft und Folter erlebt und überlebt hat. Und das ist zum anderen eine ganz besonderes Deutsch, das in seiner ungekünstelten Direktheit, dem schnörkellos Einfachen die orientalische Lust am Erzählen locker rüberbringt.

„Der Palast der Miserablen“ erzählt das Leben von Shams und seiner Schwester Qamer in einem Familienroman. Die Handlung begleitet die Familie aus der südirakischen Provinz in das elende Blechviertel Bagdads und Shams Weg vom Jungen zum Mann. Gegliedert sind die Kapitel durch den Blick in die Zelle, in der Shams sitzt und zurückblickt.

Überzeugend ist die Erzählperspektive „von unten“ und „von innen“. Die Auswirkungen der großen Politik, der Diktatur, der Irak-Kriege und des Embargos werden wirksam in Shams‘ Familie: Fernab des Geschehens und ohne es begreifen zu können leidet die Familie unter den Militärdiensten der Männer, den Verstümmelungen und Soldatentode. Raketen schlagen in dem Dorf ein, in dem Shams zur Welt kam, aber dass es gegen Kuweit geht und welchen Verlauf der Krieg nimmt, das ist so fern wie die Märchengeschichten des Großvaters, die aber mehr orientalische Weisheit und Wahrheit enthalten als die engherzigen, rationalen Haltungen der Entscheidungsträger im Dorf. Der Umzug in den Bagdader Slum, ins Blechviertel zeigt die liebevollen Bemühungen der Familie um Normalität, um ein trautes Heim. Diese Bemühungen werden durch gestaltlose Gefahren und gefährliche Gestalten bedroht: durch Armut und Krankheit sowie durch Banditen und den Geheimdienst.

Was wissen wir über die Irakkriege und wie bewerten wir es? Dass Saddam Hussein ein Diktator war, sein Regime korrupt und seine Söhne keine Menschenfreunde, ist bekannt. Aber haben wir beim Eingreifend der Amerikaner im ersten Golfkrieg an die Auswirkung des Bombardements auf die Familien im Südirak nachgedacht? Haben wir das 13-jährige Embargo gegen den Irak nicht eigentlich gut gefunden, weil es den Aggressor kleinhielt? Dass zwischen 1991 und 1996 hunderttausende Kinder im Irak verhungerten und sich die Lage erst durch das „Öl-gegen-Lebensmittel-Programm“ etwas verbesserte, ist heute kaum allgemeiner Wissensstand, auch wenn man es problemlos googeln kann. In Khiders Roman wird der abstrakte Hinweis auf die „notleidende Zivilbevölkerung“ beklemmend lebendig und erhalten Gesichter: die von Hussein und Zahrra, Qamer und Shams.

Der Text enthält sich Vorwürfen, bleibt gelassen und konzentriert sich auf ein anders Ziel: Shams innerer Weg und beschrittener äußerer Pfad heraus aus dem Elend - nicht dem materiellen, wohlgemerkt, sondern dem seelischen und dem intellektuellen. Literatur und lesen öffnen Shams - und seinem Autor - die Pforten in das irdische Paradies und ermöglichen ihm, sich befruchten zu lassen, auszutauschen und auszudrücken. Die Bagdader Kapitel sind eine Liebeserklärung an das Lesen und kontrastierenden seine wohltuende Wirkung mit dem erstarkenden Druck von Armut und staatlicher Repression. „Wir lachten wesentlich mehr als früher, vermutlich, weil wir sonst die ganze Zeit geweint hätten.“ (S. 252).

Khiders einfacher Tonfall verrät noch immer die angenommene Sprache. Seine Muttersprache ist Arabisch, seine Literatursprache ist Deutsch. In einem Interview äußerte er einmal, dass vom Schrecken auf Arabisch zu erzählen, für ihn zu schwer wäre. Auf Deutsch aber sei ihm die Möglichkeit gegeben. Das tut der Wahrheit seiner Geschichte keinen Abbruch, auch nicht der Glaubwürdigkeit seiner Dialoge oder dem Humor der vielen Einfälle. Im Gegenteil.

Das Erzählte zeichnet sich durch eine teilnehmende Beobachtung aus, in der eine Sanftheit und Menschlichkeit mitschwingt, die einer charakterlichen Grundhaltung des Autors entspringen dürfte. Die Lehre aus dem Erlebten lautet wie der Grundsatz für den Historiker: Erzählt „ohne Zorn und Eifer“. Bleibt anständig und sanftmütig und lest mehr Bücher.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2020

Interessant, aber bitte tiefgründiger

0

„Nur ihre Raketen und Bomben kamen aus dem Himmel zu uns.“ [47]
Was hatte ich mich auf diesen Roman von Abbas Khider gefreut, sollte er mich doch in das Land der Schatten und in den „Palast der Miserablen“ ...

„Nur ihre Raketen und Bomben kamen aus dem Himmel zu uns.“ [47]
Was hatte ich mich auf diesen Roman von Abbas Khider gefreut, sollte er mich doch in das Land der Schatten und in den „Palast der Miserablen“ entführen. Shams hat die gleichen Hoffnungen, ist neugierig auf fremde Welten. Aber wie auch bei Shams kam hier alles ein bisschen anders.
„Es bereitete mir eine unendliche Freude, mich von den Schicksalen literarischer Gestalten fesseln zu lassen, ihre intimsten Momente, Sorgen, Ängste und Nöte mitzuerleben oder in fremde Welten entführt zu werden.“ [162]
„Shams, die kleine Leseratte aus Schrottstadt“ [174] ist der Protagonist, in einem Land, welches durch das Regime von Saddam Hussein unterdrückt wird. Dabei sehen wir Shams heranwachsen und in einem zweiten Erzählstrang bekommen wir mit, was es bedeutet, in einem Gefängnis, das eher einer Folterkammer gleicht, zu sitzen. Diese Einschübe finde ich wirklich gut, auch, dass sie mit zunehmender Seitenzahl immer kürzer werden.
Waren die Eindrücke am Anfang, als Shams noch im Süden des Landes lebte, im Hinblick auf sein Alter, gut herausgearbeitet, so ließ die Lesebegeisterung zusehends etwas nach, da mir die Entwicklung des Protagonisten zu kurz kam. Ich hatte gehofft, dass es viel tiefgründiger zu Sache geht, die politischen Geschehnisse besser beleuchtet werden und ja, dass man eine tiefere Einsicht in dieses Land bekommt, wo die Hoffnung auf ein friedliches Leben in den Köpfen der Einwohner sitzt.
„Saddam weiß ganz genau, wie wichtig Literatur für Propaganda ist, und diese rückgradlosen Hosenscheißer von Autoren lassen sich wie Ochsen vor seinen Karren spannen.“ [190]
Leider schrammt die Geschichte nur an der Oberfläche, so dass es nahezu jedes Land aus dem Nahen Osten hätte sein können.
Khider schafft es mit seinem Roman nicht, die Emotionen aus dem Buch hinaus zu transportieren. Die Charaktere bleiben ziemlich blass. Dadurch ist Shams Schicksal lediglich eins von vielen und somit bleibt auch viel Potenzial ungenutzt.
„Wir Iraker waren Ausnahmezustände gewohnt und schüttelten sie schnell ab.“ [283]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.02.2020

Nicht das was ich erhofft hatte

0

Anhand des Klappentextes und der Lp hatte ich mich richtig auf das Buch gefreut, leider habe ich nicht das bekommen was ich mir davon erhofft hatte.

Shams Hussein lebt in dem von Saddam Hussein beherrschten ...

Anhand des Klappentextes und der Lp hatte ich mich richtig auf das Buch gefreut, leider habe ich nicht das bekommen was ich mir davon erhofft hatte.

Shams Hussein lebt in dem von Saddam Hussein beherrschten Land und hofft auf ein friedvolleres Leben. Um dies zu erreichen zieht er mit seinen Eltern aus dem Süden des Landes nach Bagdad. Dort landen sie jedoch in einem Blechviertel neben dem Müllberg, wo sie versuchen weiterhin auf die Sonnenseite des Lebens zu gelangen.

Es wird in zwei Erzählsträngen berichtet. Einmal aus Shams bisherigen Leben und einmal wo er bereits seit längerem im Gefängnis sitzt. Der Erzählstil plätschert die ganze Zeit nur so vor sich hin, ohne besondere Höhen und Tiefen. Das Leben dort, die Armut, das Miteinander, das Aussehen der Umgebung ist so beschrieben, dass hier wenig Raum für irgendwelche Emotionen bleibt. Man liest und liest und fragt sich wann denn da noch was kommt. Selbst die Charaktere sind hier sowas von fade dargestellt, da bleibt keine Möglichkeit für einen Sympathieträger.

Schade, eigentlich ein Roman mit wahnsinnig viel Potenzial.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.02.2020

Abbas Khider - Palast der Miserablen

0

Shams Hussein wohnt mit seinen Eltern und der älteren Schwester Qamer im Süden des Irak. Auch wenn jahrelang Krieg mit dem Nachbarn Iran herrscht, bekommen sie davon nicht viel mit; ihr kleines Dorf liegt ...

Shams Hussein wohnt mit seinen Eltern und der älteren Schwester Qamer im Süden des Irak. Auch wenn jahrelang Krieg mit dem Nachbarn Iran herrscht, bekommen sie davon nicht viel mit; ihr kleines Dorf liegt zwar nahe der Grenze, bleibt aber von den Kriegshandlungen verschont. Auch Shams Vater hat es als Soldat gut getroffen, kann er doch täglich bei der Familie übernachten. Als die Zeiten schlechter werden, beschließt die Familie nach Bagdad zu ziehen. Sie kommen zunächst bei Verwandten unter, bevor sie sich aus dem, was andere weggeworfen haben, eine Hütte auf der Mülldeponie eröffnen. Das neu entstehende Blechviertel floriert und Shams kann auch wieder zur Schule gehen. Durch seinen Cousin entdeckt er als Jugendlicher die Literatur und die Gefahr, die von dieser ausgeht. Worte können schlimmer sein als Taten und werden ebenso hart bestraft.

Von Abbas Khider kenne ich bislang erst zwei autobiografische Bücher, „Der falsche Inder“, das seine Flucht nach Deutschland thematisiert und „Deutsch für alle“, in dem er seine Ankunft in der neuen Heimat und die Schwierigkeiten mit unserer Sprache amüsant in Anekdoten beschreibt. Mit „Palast der Miserablen“ kehrt er in seine Heimat zurück und zeigt das Land im Dauerkrieg aus der Perspektive eines Jungen, der das große Ganze nicht überblicken kann und so aus den einzelnen Mosaiksteinchen einen Sinn für sich konstruieren muss. Die Welt jenseits der Grenze seines Landes ist ihm fremd, doch plötzlich tun sich Türen auf und völlig neue Möglichkeiten scheinen sich zu eröffnen.

Es ist schwer, diesen Roman zu fassen zu bekommen. Es beginnt in langsamem Tempo, das zum Alter des Jungen Shams passt. Die Beschreibungen lassen das Leben in der abgeschiedenen Region vor dem inneren Auge erscheinen, man kann sich kaum vorstellen, dass dies die 80er Jahre gewesen sein sollen. Auch die Ankunft in Saddam City ist geradezu unwirklich aus europäischer Perspektive, aber gerade deshalb sehr spannend zu lesen. Das Leben und die Gesellschaft folgen gänzlich anderen Regeln als unser Alltag, trotz der Härte hat man jedoch nicht den Eindruck als wenn die Menschen daran verzweifeln würden. Sie haben sich arrangiert mit der Situation der Entbehrungen und der Diktatur.

Leider viel zu kurz kommen Shams literarische Initiierung und seine Treffen im „Palast der Miserablen“. Die Rolle der Literatur, auch gerade der Exilliteraten und die Unterwanderung des Regimes durch den heimlichen Verkauf von Büchern, das Erzählen von mehrdeutigen Geschichten – davon hätte ich gerne noch viel mehr gelesen. Schnell jedoch geht diese Episode zu Ende, brutal die Folter, kaum zu ertragen, auch wenn sich dies durch die Einschübe aus der Arrestzelle angekündigt hatte.

Abbas Khider steht in gewisser Weise in der Tradition der orientalischen Geschichtenerzähler. Vieles erinnert mich auch an Rafik Schami, der ebenfalls in Deutschland Zuflucht gefunden hat und doch mit seinen Romanen immer wieder nach Syrien zurückkehrt. Beide sind hervorragende Erzähler, bei denen man den Schmerz um den Verlust der Heimat in jeder Zeile spüren kann. Für mich hätte das Thema und vor allem der Protagonist des „Palast der Miserablen“ noch mehr Potenzial gehabt, das Ende kam mir zu abrupt, noch nicht alles Erzählenswerte erschien mir erzählt.