Cover-Bild Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer
12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 01.01.2015
  • ISBN: 9783423143745
Alex Capus

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer

Roman

Der neue Bestseller von Alex Capus - jetzt im Taschenbuch

Nur einmal können die drei einander begegnet sein: Im November 1924 am Hauptbahnhof in Zürich, wo die Geschichte einsetzt. Danach führen ihre Wege auseinander und bleiben doch auf eigentümliche Weise miteinander verbunden.

 

Der pazifistische Jüngling Felix Bloch studiert Atomphysik bei Heisenberg in Leipzig, flüchtet 1933 in die USA und gerät nach Los Alamos, wo er Robert Oppenheimer beim Bau der Atombombe helfen soll. Die rebellische Musikantentochter Laura d’Oriano versucht sich als Sängerin, doch da ihr das große Talent fehlt, lässt sie sich als Spionin rekrutieren. Der Kunststudent Emile Gilliéron folgt Schliemann nach Troja, zeichnet Vasen und restauriert Fresken, fertigt auf Wunsch auch Reproduktionen an – und muss bald einsehen, dass es von der Kopie bis zur Fälschung nur ein kleiner Schritt ist.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2017

Die Magie eines guten Romans

0

Ein grimmiger und unreifer Zeichner, ein junges Mädchen, anders als die Anderen und ein Schüler, der sich nicht für ein Studium entscheiden kann?

Alle treffen sich kurzzeitig und sogar teils unbemerkt ...

Ein grimmiger und unreifer Zeichner, ein junges Mädchen, anders als die Anderen und ein Schüler, der sich nicht für ein Studium entscheiden kann?

Alle treffen sich kurzzeitig und sogar teils unbemerkt an einem kleinen Bahnhof, alle sind an dem Abschnitt eines neuen Lebens angelangt und keiner weiß so genau, wo die Reise hingehen soll.

Doch die Zeit geht mit und die Drei werden älter. Emille wird einer der bedeutendsten Zeichner und hilft Schliemann sowie Evans und kehrt nie mehr in seine Heimat zurück, Laura bekommt das Familienleben nicht und geht zurück als Sängerin und Hutverkäuferin und natürlich als Spionin im zweiten Weltkrieg.

Felix Koch hingegen wechselt und kümmert sich fortan mit Heisenberger, Oppenheimer und Hegel um das Neutron.

Alle drei treffen sich unbekannterweise genau ein einziges Mal und Capus erzählt deren Lebensgeschichten, die nicht unterschiedlicher sein könnten.

Capus, ein Meister der Geschichte und des guten Romans.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Protagonisten des 20. Jahrhunderts

0

...aber solche der ganz besonderen Art porträtiert Alex Capus in seinem neuen Roman mit dem etwas umständlichen Titel "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" : Alex Capus' neuer Roman ist ein ungewöhnliches ...

...aber solche der ganz besonderen Art porträtiert Alex Capus in seinem neuen Roman mit dem etwas umständlichen Titel "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" : Alex Capus' neuer Roman ist ein ungewöhnliches Werk - er versucht sich hier quasi in einer Biographie gleich dreier realer Personen, die in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Rolle spielten: allen voran der Atomphysiker, Nobelpreisgewinner und Pazifist Felix Bloch, der gleichwohl an der Entwicklung der Atombombe, eines der größten Schrecken der Menschheit, beteiligt war, die Sängerin Laura d'Oriano, die durch Zufall zu einer ausgesprochen effizienten Spionin der Alliierten im 2. Weltkrieg wurde und ein tragisches Schicksal nahm sowie der Maler Emile Gilliéron, der bei den archäologischen Entdeckungen in Troja und vor allem in Knossos auf Kreta eine Rolle spielte. Biographien von Personen, aus denen Zufallsbekanntschaften hätten entstehen können und zwar im November 1924 in Zürich, wo sie theoretisch zur gleichen Zeit hätten den Hauptbahnhof passieren können - Felix und vor allem Laura damals noch ganz am Anfang des Lebens bzw. ihrer Lebensplanung, Emile ein Mann mitten im Leben, der auch schon etliche Lasten zu tragen hat. . Aus diesem fiktiven möglichen Treffpunkt entwickelt Capus die weiteren Entwicklungen. Das Mädchen, das gerne allein in offenen Zügen träumt, der junge Mann, dessen Zukunft noch offen vor ihm liegt und der Kunstmaler, der schon auf Erlebtes zurückblickt, der mit Schliemann in Troja war. Die Geschichten spinnen sich weiter, nehmen ihren Lauf, Realität und Erzählkunst verweben sich zu einer dichten Geschichte. Für mich war Felix Blochs Geschichte das absolute Highlight und gab mir gleich Anlass, über die bahnbrechenden und leider sehr folgenreichen Entwicklungen der Atomphysik der 1940er Jahre zu rechererchieren. Der Part über Emile Gilliéron hingegen passte aus meiner Sicht nicht so ganz hinein und verlor sich im Laufe des Buches ein bisschen.
Hier ist ein Meister am Werk und das merkt man gleich auf den ersten Seiten - meisterhaft die Sprache, die gründliche und phantasievolle Recherche, ja die ganze Komposition seiner Erzählung! Historische Häppchen der Extraklasse werden hier serviert, die sich zu einer Geschichte verdichten - man möchte zu gern erfahren, wie es weitergeht!
Mir manchmal ein wenig zu dicht, zu konzentriert, ich liebe es, wenn ich beim Lesen zwischendurch etwas abschalten, entspannen, nachsinnen kann - das war hier nicht möglich, da hätte man den Faden verloren.Ein historischer Roman vom Feinsten, aber wirklich vom Allerfeinsten: das versprach Alex Capus' neuer Roman "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" zu werden, aus meiner Sicht sind es eher fiktive Biographien, die hier transportiert werden - sehr, sehr spannend und vielschichtig - vom Autor haben sie sicher jahrelange Recherchen abverlangt, vom Leser wird allerhöchste Konzentration verlangt - sonst versäumt man rasch Wesentliches. Capus' wunderbare Sprache, die ich bereits in früheren Werken, allen Voran "Leon und Louise" genossen habe, macht auch dieses Buch zu einem Lesegenuss. Wer allerdings denkt, dass hier nahtlos an den stimmungsvollen Roman "Leon und Louise" angeknüpft wird, der hat sich ganz schön getäuscht - Capus zeigt, dass er auch ganz anders kann, dies ist ein anderes Genre, die beiden Bücher vom Aufbau her nicht zu vergleichen. Ich finde es toll - man bekommt einen Vorgeschmack von der Bandbreite des Autors und ich bin sicher, der großartige Fante-Übersetzer hat als Autor noch einiges in petto! Ich empfehle dieses Buch allen, die Geschichte und Biographien mögen, die offen sind für Neues, vor allem für die große literarische Begabung und das breite Spektrum des Autors! Ich jedenfalls bin sehr gespannt darauf, was er noch so aushecken wird!

Veröffentlicht am 12.02.2017

nur Träume

0

Es beginnt 1924 am Bahnhof Zürich. Dort begegneten sich eventuell drei Menschen, die nichts miteinander zu tun haben und deren Schicksal nicht miteinander verknüpft ist.
Da ist zunächst das Mädchen Laura ...

Es beginnt 1924 am Bahnhof Zürich. Dort begegneten sich eventuell drei Menschen, die nichts miteinander zu tun haben und deren Schicksal nicht miteinander verknüpft ist.
Da ist zunächst das Mädchen Laura d’Oriano, das mit ihrer Familie ein Vagabundenleben geführt hat, da die Mutter eine Sängerin ist, die bei ihren Auftritten vom Vater am Klavier begleitet wird. Laura ist ein eigenwilliges Mädchen, die davon träumt, eine bessere Sängerin zu werden als ihre Mutter. Bei ihrer Ausbildung in Paris lernt sie dann schnell, wo ihre Grenzen sind. Also tingelt sie genauso herum wie ihre Mutter es getan hat. Nebenbei nimmt sie noch einen Job in einem Hutladen an, wo sie - da sie sehr sprachbegabt ist und beim Herumreisen mit der Familie fünf Sprachen perfekt erlernt hat - dann als Spionin angeworben wird, um für Frankreich italienische U-Boote auszukundschaften.
Dann ist da noch der jüdische Junge Felix Bloch, der auf der Laderampe von einer Zukunft träumt, die er wohl nie erleben wird, da er weiß, dass sein Vater nie zustimmen wird. Bei seinem Studium im Fach Maschinenbau an der ETH Zürich erkennt er dann, dass er doch seinen eigenen Weg gehen muss. ER beschäftigt sich dann zunächst mit Physik, später macht er seinen Doktor in Quantenmechanik; da ist er erst 23 Jahre alt. Obwohl er eigentlich Pazifist ist, r geht er in die USA und ist dort mit Robert Oppenheimer am Bau der Atombombe beteiligt.
Der Kunstmaler Emile Gilliéron ist von Griechenland nach Genf unterwegs, weil er die Asche seines verstorbenen Vaters in heimatlicher Erde bestatten will. Er war von zu Hause weg gegangen, um seine künstlerische Begabung weiter zu bilden, als er zunächst auf Heinrich Schliemann und später auf John Evans traf und dann für sie die Ausgrabungen in Griechenland zu zeichnen. Dabei lassen sie ihren Phantasien freien Lauf. Emile geht so weit, dass er auch regen Handel mit Fälschungen betreibt. Seinen begabten Sohn spannt er frühzeitig auch mit ein.
Jeder der drei Protagonisten hat Träume und Vorstellungen, die er letztendlich nicht umsetzen kann. Trotzdem gehen sie ihren Weg.
Es ist eine gute Mischung aus Biographie, Geschichte und Phantasie. Sprachlich interessant, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig erzählt, leider manchmal mit Fremdworten, die man nachschlagen muss.

Veröffentlicht am 24.05.2017

Drei außergewöhnliche Persönlichkeiten

0

Eine zufällige Begegnung Anfang November 1924 am Hauptbahnhof in Zürich, dreier Menschen die nicht unterschiedlicher sein könnten, Felix, Emile und Laura.
Die biographische Erzählung zieht sich über 282 ...

Eine zufällige Begegnung Anfang November 1924 am Hauptbahnhof in Zürich, dreier Menschen die nicht unterschiedlicher sein könnten, Felix, Emile und Laura.
Die biographische Erzählung zieht sich über 282 Seiten, faktenreich, informativ und mit viel Fantasie schildert der Autor Alex Capus, wie drei wahre außergewöhnliche Persönlichkeiten, ihren Weg machen und dabei ihre Wünsche und Träume hinter sich lassen.
Felix ein Student der davon träumt, etwas nutzloses und zweckfreies zu tun, aber letztendlich maßgeblich beim Bau der Atombombe hilft. Emile der sein künstlerisches Talent nicht würdigt und bald zum größten Kunstfälscher aller Zeiten wird und die minoische Kultur neu erfindet, in dem er sie durch eigene Darstellung lebendig und farbenroh wirken lässt. Laura mit dem großen Traum Sängerin zu werden, aber bald erkennt, dass es ihr an Talent mangelnd und nach einer Kette von Umständen, zur Spionin wird.
Zu viele Informationen und teilweise unwichtige Fakten, welche die Geschichte nicht vorrantreiben, lassen das Werk leider zäh und langatmig werden. Die meiste Zeit beim lesen, hatte ich das Gefühl, wann geht die eigentliche Geschichte endlich los? Bis ich die letze Seite umgeblättert hatte...
**

Veröffentlicht am 16.08.2017

Ein Buch so recht dazwischen: weder Fisch noch Fleisch

0

Da hat sich Alex Capus aber viel Mühe gegeben, die Lebensläufe dreier Menschen zusammenzumontieren, indem sie alle zur selben Zeit am selben Ort waren: im November 1924 am Züricher Hauptbahnhof. Und was ...

Da hat sich Alex Capus aber viel Mühe gegeben, die Lebensläufe dreier Menschen zusammenzumontieren, indem sie alle zur selben Zeit am selben Ort waren: im November 1924 am Züricher Hauptbahnhof. Und was ist der Witz? Dass das wahrscheinlich wirklich die einzige Gemeinsamkeit der drei ist - und die ist auch noch mit grobem Werkzeug zurechtgezimmert.

Wer sind die drei? Der „Fälscher“ Emile Gilliéron, die „Spionin“ Laura d’Oriano und der „Bombenbauer“ Felix Bloch. Ihrer drei Leben werden versetzt zueinander in kurzen Abschnitten erzählt, ausgehend von jenem Moment am Züricher Hauptbahnhof. Capus greift in die Jugend der drei voraus und erzählt, woher sie kommen, um dann nachzuzeichnen, wohin sie gehen.

Felix Bloch entstammt kleinen schweizerischen Verhältnissen, studiert theoretische Physik in Zürich und in Leipzig bei Heisenberg, um vor den Nazis nach Stanford in den USA zu fliehen. Dort sammelt Robert Oppenheimer seine Pappenheimer, also die Spezialisten der Teilchenphysik, die er noch aus seiner Göttinger Zeit kennt, und alle anderen, die sich aus gutem Grund gegen Nazideutschland zusammentun, um die schrecklichste Waffe der Menschheitsgeschichte zu bauen: die Atombombe. Also auch Bloch, der nach dem Krieg den Physik-Nobelpreis für die Entdeckung der Kerninduktion erhält. Blochs Leben ist gut dokumentiert, weshalb Capus aus dem Vollen schöpfen kann. Er verlegt den Schwerpunkt des Bloch-Erzählungsstrangs auf die Motivation des Schweizers, sich für die theoretische Physik zu entscheiden, auf die Gedankenwelt eines jungen Mannes im Konflikt mit den handfesten Vorstellungen seines Vaters und der eigenen Neigung zum Maschinenbau. Ein zweiter erzählerischer Schwerpunkt entsteht im Austausch mit Oppenheimer und der Frage, ob man die Bombe bauen kann und soll. Hier hätte man sich noch ein wenig mehr Reflexion des Pazifisten Bloch gewünscht, aber zum Thema fehlender Reflexion unten mehr.

Laura d’Oriano wird in eine kosmopolitische Künstlerfamilie geboren, die im nördlichen mediterranen Raum zu Hause ist. Sie hat das Gesangstalent ihrer Mutter geerbt, scheitert aber in Paris in ihrer professionellen Ausbildung. Sie strandet in Marseille, verdient ihren Lebensunterhalt als Verkäuferin in einer Musikalienhandlung und tritt immer wieder auf. Ihre Verwandlungskunst aus der Bühne ist eine Facette ihres künstlerischen Erbes, das ihr auch beim verkaufen zugute kommt - und als Spionin. Ehe sie aber im faschistischen Italien im Zweiten Weltkrieg als Spionin gefangen genommen und als einzige Frau in der Geschichte des Landes hingerichtet wird, lernt sie den Vater ihrer beiden Töchter können, einen windigen und weichen Bauernsohn, an dessen Seite Laura ins Elend rutscht, dass sich schließlich in Bottighofen in der Schweiz befindet. Aus der Enge dieser elenden Provinz entflieht Laura und lässt ihre Kinder zurück. Erneut verdingt sie sich als Verkäuferin und Sängerin, bis der französische Untergrund auf die aufmerksam wird und Lauras Fähigkeiten in der Spionage einsetzt. Ein Hauch von Mata Hari weht durch Lauras Geschichte, doch lässt Capus ihn weitestgehend vorüberstreichen. Momente der Reflexion, über die man hier gern mehr gelesen hätte, sind Lauras Entscheidungen, ihre Kinder bei ihrem Mann zurückzulassen, und sich in den Dienst des Widerstands gegen Nazi-Deutschland zu stellen. Warum tut sie das?

Beim dritten Erzählstrang handelt es sich um das Leben von Emile Gilliéron, wobei es davon zwei gab: Vater und Sohn. Der Sohn hatte den Vater an jenem denkwürdigen Tag am Züricher Hauptbahnhof dabei, allerdings als Häuflein Asche in der Urne. Die Gilliérons besaßen großes Zeichentalent und setzten es ein, um die Entdeckungen, Ausgrabungen und Erkenntnisse der damals boomenden Archäologie in Szene zu setzen. Dabei erlaubten sie sich künstlerische Freiheiten in der Schließung der Überlieferungslücken, indem fehlende Stücke in Fresken oder Vasenbildern munter gefüllt wurden. Dabei halfen sie den Ausgrabungsgiganten ihrer Zeit - Heinrich Schliemann (Troja) und Arthur Evans (Knossos) - bei der Konstruktion ihrer Antikelegenden. Letztlich taten die Zeichner das, was Capus mit den Überlieferungssplittern über die drei Leben dieses Romans auch anstellt. Nicht ganz konsistent in der Geschichte Gilliérons ist, dass eigentlich zwei Leben erzählt werden, also der Roman aigentlich „Die Fälscher …“ und nicht „Der Fälscher …“ heißen müsste. Zwar erlaubt sich Capus hier mehr Introspektive in die handelnden Personen, am Ende erscheint es aber symptomatisch für die nur knapp dargestellte Reise Gilliérons, dass er früh un still im Schlaf verstirbt.

Capus ist bekannt dafür, dass er historische Quellen akribisch auswertet und daraus seine Romane strickt. im vorliegenden Fall tritt er aus der Rolle des auktorialen Erzählers auch oft heraus und kommentiert die Quellenlage dieses oder jenes Sachverhalts. Dann fällt der Tonfall plötzlich in den Konjunktiv: „Hier könnten sie …“ - „Vielleicht dachte er …“ - „Genaueres ist nicht überliefert, möglicherweise …“ Dabei wird sich Capus etwas gedacht haben, es ist ihm gewiss nicht aus Versehen passiert, dass er die Romanfiktion mit diesen Einlassungen aufbricht - oder an anderen Stellen über die Gegenwart mancher Gegenstände im Jahr 2013 berichtet. es stört aber den Lesefluss, denn der Text scheint sich nicht entscheiden zu wollen, ob er Roman oder Dokumentation sein will. Mal lauscht der Leser den Dialogen der Figuren oder den Gedanken etwa Felix Blochs in einer schlaflosen Nacht, dann wiederum muss der Leser zur Kenntnis nehmen, dass über andere Momente keine Quellen existieren - etwa ob Block und Oppenheimer sich über Los Alamos noch einmal ausgesprochen haben. Oder der Konjunktiv springt ein und muss eine mögliche Erklärung, einen möglichen Handlungsfortgang im Ungefähren ausführen. Warum ist Capus an diesen Stellen nicht Romancier und füllt die Lücken der Überlieferung mit fiktionaler Erzählung? Warum spart er Reflexionen seiner Figuren gerade an den Stellen aus, an denen Brüche und Widersprüche in den Figuren auftauchen? Deshalb nämlich bleiben alle drei unnahbar.

Das sind offene Fragen, die in guter Gesellschaft sind mit der Frage: Wieso stehen diese drei Geschichten beieinander? Gemeinsam haben die Lebensläufe lediglich die Anknüpfungen an die Schweiz und den gröblich gezimmerten Moment der Gleichzeitigkeit am Züricher Hauptbahnhof. Gemeinsam ist den Leben von Bloch, Laura und Gilliéron zwar auch, dass große Träume und Lebensentwürfe die Begegnung mit der Wirklichkeit nicht überstehen und dass schließlich immer alles anders kommt als gedacht. Aber das ist zu banal, um als Tertium comparationis ernst genommen werden zu können.

Am Ende hat sich Capus‘ Buch nicht entscheiden können, was es sein wollte: Roman oder Dokumentation. Die Geschichten wirken, als hätten sie allein nicht für ein Buch gereicht; zusammen reichen sie aber auch nicht zum Roman. Das wird nicht dadurch gerettet, dass alles schön geschrieben ist und voller eleganter Sätze glänzt.