Cover-Bild Kranichland
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 26.03.2019
  • ISBN: 9783499274015
Anja Baumheier

Kranichland

Die große tragische Familiengeschichte aus der Zeit des geteilten Deutschlands.

Die Groen-Schwestern wachsen im Ost-Berlin der sechziger Jahre heran. Unterschiedlicher könnten die beiden Mädchen kaum sein: Charlotte, die ältere, brennt ebenso für den Sozialismus wie ihr Vater, der am Ministerium für Staatssicherheit Karriere macht. Die künstlerisch begabte Marlene dagegen eckt überall an und verliebt sich Hals über Kopf in den Pfarrerssohn Wieland, der die DDR kritisch hinterfragt. Stetig wächst die Sehnsucht nach einem Leben in Freiheit. Als das Paar beschließt, in den Westen zu fliehen, trifft Marlenes Vater eine Entscheidung – mit fatalen Folgen, die noch Jahrzehnte später spürbar sind …

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2024

Geheimnisse und Schweigen im Übermaß

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Kranichland ist ein Sehnsuchtsland; dorthin ziehen die Kraniche im Herbst und Marlene beneidet sie um diese Freiheit. Sie hat 1968 in Ost-Berlin nicht die Möglichkeit zu reisen, wohin sie möchte. Gemeinsam ...

Kranichland ist ein Sehnsuchtsland; dorthin ziehen die Kraniche im Herbst und Marlene beneidet sie um diese Freiheit. Sie hat 1968 in Ost-Berlin nicht die Möglichkeit zu reisen, wohin sie möchte. Gemeinsam mit ihrem Freund Wieland plant sie die Flucht über Prag, dort werden sie jedoch von der Stasi abgefangen.

Die Autorin öffnet ein Nähkästchen voller Geheimnisse und Schweigen in einer Familie, die an den sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat glauben möchte, jedoch letztlich daran zerbricht. Erst mit der Enkelgeneration wird das Schweigen gebrochen und nun müssen alle mit den Scherben leben. Dem Genre wird der Roman gerecht, er unterhält und hat durchaus spannende Momente. Leider hatte er für mich aber auch einige Schwächen. Die Charaktere sind recht platt und klischeehaft. Ich konnte mit keiner Figur richtig mitfiebern, sie blieben mir fremd. Es passiert viel, was ohne Bezug zur Handlung bleibt und dann einfach im Sande verläuft. Außerdem waren einige Szenen und Charaktere einfach nicht glaubhaft, da wird der gute Wille schon sehr strapaziert.

Interessant sind die Bezüge zur Geschichte der DDR, Fluchtversuch, Austausch politischer Gefangener etc. Das wird gut vermittelt. Von einer Bekannten habe ich mir sagen lassen, dass auch die häufig erwähnten Einrichtungsgegenstände absolut typisch gewesen seien, die hätten ihre Eltern auch gehabt, u. a. das Pastellgemälde des Wiener Schokoladenmädchens oder eine Vase aus Meißner Porzellan. Diese Objekte spielen im Roman eine wichtige Rolle und gerade die Symbolik der Vase ist wirklich gut gemacht.

Alles in allem ein Unterhaltungsroman, der mir etwas zu "leicht" in der Sprache war, stellenweise einfach unglaubwürdig und mit Geheimnissen und Verschwiegenheit überfrachtet. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und dieser Roman hat eine große Fangemeinde. Mir hat "Die Erfindung der Sprache" von der Autorin wesentlich besser gefallen, das Buch kann ich sehr empfehlen, es ist völlig anders geschrieben.

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Interessantes Thema, zu schlicht und oberflächlich erzählt

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„Kranichland“ behandelt einen traurigen und gut ausgewählten Aspekt des Lebens in der DDR. Es wird gezeigt, wie grausam das System war und welche Entscheidungen jene treffen mussten, die in ihm lebten. ...

„Kranichland“ behandelt einen traurigen und gut ausgewählten Aspekt des Lebens in der DDR. Es wird gezeigt, wie grausam das System war und welche Entscheidungen jene treffen mussten, die in ihm lebten. Die Geschichte wird, wie in momentan fast jedem historischen Roman, auf mehreren Zeitebenen berichtet. Im „Heute“ erfährt Theresa von einem dunklen Geheimnis in ihrer Familie, in den Vergangenheitskapiteln wird uns dieses Geheimnis nach und nach aufgedeckt. Dieser in der Gegenwart spielende Teil wirkt ein wenig konstruiert. Zwei Menschen in der Familie möchten nicht, daß die Lüge länger aufrechterhalten wird, beide schreiben zu diesem Zweck Briefe, die auf eine solche Lüge hinweisen, sonst aber völlig kryptisch sind. Wenn solch unrealistischen Kniffe angewandt werden, fühle ich mich als Leser immer nicht ernst genommen. Trotzdem ist das erste Drittel des Buches interessant.

Die Rückblicke beginnen im Jahr 1936, führen uns durch die Kriegsjahre und die Anfänge der DDR. Wir lernen Johannes und Elisabeth kennen und es liest sich unterhaltsam, wie sie zueinander finden und sich nach den Kriegsjahren allmählich etwas aufbauen, wie Johannes zum Stasimitarbeiter wird. Der Schreibstil ist leider sehr schlicht und das hat mich beim Lesen zunehmend gestört, auch wenn es zu Beginn noch durch den Inhalt der Geschichte wettgemacht wird. Umso mehr aber auch die Geschichte abnimmt, desto mehr wurde mein Lesevergnügen von dem zu einfachen Schreibstil beeinträchtigt.

Das Familiengeheimnis wird etwa nach der Hälfte des Buches aufgedeckt. Es ist, wie bereits erwähnt, mit einem dunklen Teil der DDR-Geschichte verbunden und war teilweise anrührend beschrieben, im Großteil aber blieb alles zu sehr an der Oberfläche, um mich richtig hineinzuziehen. Das ist ein Aspekt, der mir auch beim zweiten Buch der Autorin nicht zugesagt hat: wichtige Themen bleiben oberflächlich, unwichtige Themen werden detailliert behandelt. Mir blieben zudem einige der Charaktere fremd. Charlotte, die systemtreue Tochter von Johannes und Elisabeth, bleibt eine Randerscheinung, ihre und ihres Vaters Motive, deren Gedanken nach der Wende, werden rasch und nebenbei abgehandelt.

Sobald das Geheimnis ans Licht kommt, wird das Buch leider langweilig. Im letzten Drittel wird hauptsächlich berichtet,wie die diversen Charaktere einander über das Familiengeheimnis informieren, immer und immer wieder erfahren wir, was passiert ist. Es wird ständig wiederholt, in Gesprächen, in Gedanken, so daß dieses letzte Drittel wie eine Art Endlosschleife wirkt. Auch die Rückblicke werden irrelevanter, verlieren sich im Belanglosen. Das Buch fing gut an, steigerte sich bis zur Hälfte, um ab dann immer weiter abzufallen.

Gut gefallen hat mir das Titelbild (keine Frau in historischer Kleidung vor einem Gebäude, welche Erholung vom Titelbildeinerlei historischer Romane!) und die gelungene Innengestaltung. Unten steht auf jeder zweiten Seite die Jahreszahl des jeweiligen Kapitels, die einzelnen Abschnitte sind durch kleine Kraniche unterteilt, die wichtigsten Figuren stehen mit Kurzbiographien innen im Einband. Das ist sehr ansprechend gemacht.

So erzählt „Kranichland“ eine wichtige und interessante Geschichte, aus der so viel mehr hätte gemacht werden können. Der schlichte Schreibstil und der sich dahinschleppende letzte Teil mit seinen zahlreichen Wiederholungen, der mangelnde Tiefgang relevanter Aspekte haben mir das Lesevergnügen leider doch getrübt.

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