Cover-Bild Das Marillenmädchen
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 12.09.2016
  • ISBN: 9783442757053
Beate Teresa Hanika

Das Marillenmädchen

Roman
Welche Erinnerungen sind es, die ein Leben bestimmen?

»Sie schmeckte nach Rauch und dem verbrannten Boden des Topfes und gleichzeitig süß, diese Marmelade, sodass man nur einen Löffel nehmen wollte und dann war es auch genug. Genug Erinnerung, genug, dass mein Herz aufgewühlt wurde und schneller schlug, als gut für mich war.« Ein Marillenbaum in einem alten Wiener Garten. Seit ihrer Kindheit in den 1940er Jahren kocht Elisabetta jeden Sommer Marmelade ein. Und jedes Mal, wenn sie ein Glas aus dem alten Kellerregal in die Hand nimmt, es öffnet und den süßen Duft einatmet, erinnert sie sich an ihr Leben, an ihre in Dachau ermordete Familie, an ihre große Liebe Franz, an ihre Tochter Esther und ihre Enkelin Rahel. Elisabetta lebt zurückgezogen in ihrer Welt mit den Stimmen der Vergangenheit. Als die Tänzerin Pola bei ihr zur Untermiete einzieht, reißen die alten Wunden auf.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.05.2017

Buch der leisen Töne

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Die Stimmung des Buches ist ein wenig melancholisch. Es hat mich sehr berührt und ich konnte mich sehr gut in die Protagonistin Elisabetta, einzig Überlebende des Holocaust einfühlen, die ihre Familie ...

Die Stimmung des Buches ist ein wenig melancholisch. Es hat mich sehr berührt und ich konnte mich sehr gut in die Protagonistin Elisabetta, einzig Überlebende des Holocaust einfühlen, die ihre Familie während des Nazi-Regimes, einer der dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte, so tragisch verloren hat.
Der Autorin ist es meiner Meinung nach gelungen, eine sehr emotionale berührende und sehr tiefgründige Geschichte zu erzählen. Elisabetta, die Protagonistin des Buches, unterhält sich oft mit ihren so schmerzlich vermissten Schwestern. Die Handlung wechselt immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit, allerdings versteht es die Autorin meisterhaft, den Leser mitzunehmen, ich wusste immer, wo ich mich befand.
Elisabetta lebt sehr zurückgezogen mit Ihren Gedanken in der Vergangenheit in Wien und als eine neue Untermieterin einzieht, dringen die alten, nicht verheilten Wunden wieder ans Licht. Das Marillenbaum ist ein mittlerweile fast so alt wie sie selbst, sie erinnert sich daran, wie der Vater diesen Baum einst mitbrachte und pflanzte und sie kocht immer noch Marillenmarmelade und erinnert sich beim Öffnen eines Glases an ihre Kindheit, ihre Familie, ihre große Liebe, ihre Tochter und ihre Enkelin Rachel. Als Pola, eine Tänzerin, bei ihr als Untermieterin einzieht, reißen alte Wunden auf, die Autorin vereint in dem Buch zwei verschiedenen Geschichten, die von Elisabetta und von Pola, die am Schluss des Buches zusammenfließen.
Ich habe das Buch verschlungen, ein Buch der leisen, manchmal auch ein wenig schrägen Töne, schon von den ersten Sätzen an und ein Ende, mit dem ich nicht gerechnet habe.


Veröffentlicht am 05.11.2016

Der Lebensbaum

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Bereits seit ihrer Kindheit lebt die alte Elisabetta Shapiro in einem alten Haus in Wien, wo im Garten ein Marillenbaum steht, den ihr Vater gepflanzt hat und von dessen Früchten ihre Mutter Marmelade ...

Bereits seit ihrer Kindheit lebt die alte Elisabetta Shapiro in einem alten Haus in Wien, wo im Garten ein Marillenbaum steht, den ihr Vater gepflanzt hat und von dessen Früchten ihre Mutter Marmelade machte, die auch heute noch eine Versuchung ist, da Elisabetta die Tradition des Marmeladekochens übernommen hat. Die Marmelade weckt Erinnerungen in Elisabetta und umhüllt sie wie eine warme Decke. Während des 2. Weltkrieges blieb nur sie von ihrer jüdischen Familie übrig und konnte der Deportation nach Dachau entkommen. Um nicht ganz in ihrer Einsamkeit und in Gedanken an die Vergangenheit zu versinken, vermietet Elisabetta Zimmer. Als eine junge deutsche Tänzerin namens Pola bei ihr einzieht, begegnet ihr Elisabetta aufgrund ihrer eigenen Familiengeschichte zuerst mit Ablehnung. Doch mit zaghaften Schritten lernen sich die beiden unterschiedlichen Frauen kennenlernen und schon bald zeigen sich mehr Gemeinsamkeiten zwischen ihnen, als sie gedacht hätten.

Beate Teresa Hanika hat mit ihrem Buch „Das Marillenmädchen“ einen wunderschönen, gefühlvollen Roman vorgelegt, dem der Zauber der Vergangenheit und der Gegenwart innewohnt und diese auf wunderbare Weise miteinander verbindet. Der Schreibstil ist poetisch, teilweise melancholisch und anrührend, die Autorin bedient sich einer bildgewaltigen Sprache, die vor dem inneren Auge des Lesers einen Film ablaufen lässt. Die Geschichte ist in zwei Handlungsstränge unterteilt, der eine erzählt von Elisabetta und ihren Erinnerungen, der andere schildert das Leben von Pola. Sehr geschickt versteht es die Autorin, beide Stränge miteinander zu verflechten und dem Leser mit behutsamer Hand die ganze Trauer und die schmerzhaften Erinnerungen zu vermitteln. Stück für Stück entblättert Beate Teresa Hanika die ganze Geschichte und wirbt um Vergebung und einen Neuanfang ohne Altlasten.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und wirken aufgrund ihrer Eigenheiten sehr authentisch und lebensecht. Elisabetta hat in ihrem Leben schon so viel durchgemacht und einmal zu oft Abschied nehmen müssen, so dass sie nun eher zurückgezogen lebt und etwas schrullig und unnahbar wirkt. Sie lebt in ihrer Vergangenheit, hält leise Zwiegespräche mit ihren Schwestern. Elisabetta hält ihre Familie und ihre Lieben in Gedanken am Leben und zehrt davon, um nicht von ihrer Einsamkeit verschlungen zu werden. Die junge Pola stammt aus München und war mit Elisabettas Enkelin Rahel eng befreundet, verdankt ihr sogar zum Teil ihre Ballettkarriere. Pola ist ebenfalls eher zurückhaltend, trägt sie doch eine Schuld mit sich herum, deren Offenbarung sie fürchtet. Auch die Protagonisten, die die Vergangenheit Elisabettas füllen sowie in Polas Leben eine Rolle spielen, sind sehr intensiv ausgearbeitet und unterstützen diese doch so bittersüße und melancholische Stimmung des Romans.

„Das Marillenmädchen“ ist ein sehr gelungenes Buch über ein einsames Leben in der Vergangenheit, dem Aufarbeiten von schlimmen Erfahrungen und dem Vorausschauen auf ein glücklicheres Leben. Es geht um Verzeihen und das Handausstrecken, um die Seele zu erleichtern und endlich Frieden zu finden. Alle, die sich vor anspruchsvollen Büchern nicht scheuen, werden hier auf wunderbare Weise unterhalten und einiges mit in den eigenen Alltag nehmen. Ein Roman, den man nicht so schnell vergisst. Absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 31.10.2016

Ein Baum - ein Leben

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Es gibt eine Konstante in Elisabettas Leben: der Marillenbaum im Garten des Wiener Elternhauses. Noch in der Kriegszeit vom Vater gepflanzt, ist er Elisabettas Halt und Erinnerung an ihre Familie. Nur ...

Es gibt eine Konstante in Elisabettas Leben: der Marillenbaum im Garten des Wiener Elternhauses. Noch in der Kriegszeit vom Vater gepflanzt, ist er Elisabettas Halt und Erinnerung an ihre Familie. Nur durch einen Zufall war sie nicht im Haus, als ihre Familie deportiert wurde. Jedes Jahr nun kocht sie Marillenmarmelade ein und ihr Regal im Keller füllt sich mit den Gläsern, wie der Baum jedes Jahr um einen neuen Jahresring älter wird. Und jedes Jahr erinnern sie die Gläser im Regal an die Geschehnisse, die ihr widerfuhren. An ihre Schwestern Rahel und Judith, mit denen sie stumme Zwiesprache führt, an ihre Tochter Esther und ihre Enkelin.
Doch da kommt eines Tages Pola als Untermieterin ins Haus, eine junge deutsche Tänzerin, die Elisabetta verstört und aus ihrer Ruhe reißt. Es ist kein Zufall, der Pola zu Elisabetta führt.
Das Buch ist auf mehreren Zeitebenen geschrieben und manche Ereignisse werden nur angedeutet; kleine Gedanken- und Erinnerungssplitter die mich als Leserin sofort in das Leben Elisabettas und Polas hineinzogen. Rückblenden zeigen allmählich die Verbindung der beiden Frauen auf und ziehen sich wie eine dunkle Ahnung durch das Buch. Gerade, weil manches nicht ausgesprochen wird und es dem Leser überlassen ist, Schlüsse und Verbindungen zu ziehen und zwischen den Zeilen zu lesen, ist der Roman so überzeugend und hat mich tief berührt.
Ich konnte mich der sensiblen Sprache nicht entziehen, eine melancholische Sprache und trotzdem behält der Roman einen lebensbejahenden Grundton. Es ist ein emotionales Buch, das sicher kein Leser ohne innere Anteilnahme zur Seite legen kann. Ein wirkliches Leseerlebnis, das noch lange nachwirkt und im Kopf und im Herzen bleibt. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 01.10.2016

Der Duft der Marillen

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Inhaltsangabe:
»Sie schmeckte nach Rauch und dem verbrannten Boden des Topfes und gleichzeitig süß, diese Marmelade, sodass man nur einen Löffel nehmen wollte und dann war es auch genug. Genug Erinnerung, ...

Inhaltsangabe:
»Sie schmeckte nach Rauch und dem verbrannten Boden des Topfes und gleichzeitig süß, diese Marmelade, sodass man nur einen Löffel nehmen wollte und dann war es auch genug. Genug Erinnerung, genug, dass mein Herz aufgewühlt wurde und schneller schlug, als gut für mich war.« Ein Marillenbaum in einem alten Wiener Garten. Seit ihrer Kindheit in den 1940er Jahren kocht Elisabetta jeden Sommer Marmelade ein. Und jedes Mal, wenn sie ein Glas aus dem alten Kellerregal in die Hand nimmt, es öffnet und den süßen Duft einatmet, erinnert sie sich an ihr Leben, an ihre in Dachau ermordete Familie, an ihre große Liebe Franz, an ihre Tochter Esther und ihre Enkelin Rahel. Elisabetta lebt zurückgezogen in ihrer Welt mit den Stimmen der Vergangenheit. Als die Tänzerin Pola bei ihr zur Untermiete einzieht, reißen die alten Wunden auf.

Meine Meinung zur Autorin:
Beate Teresa Hanika, hat einen packenden Roman geschrieben, in dem es um schmerzhafte Erinnerungen geht. In leisen, behutsamen Tönen ,mit viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen erzählt sie uns Elisabetha Lebensgeschichte einer Jüdin. Einer Zeitzeugin einer schwierigen und düsteren unserer dunkelsten Epoche. Ihr Sprachstil ist schon fast Poetisch und tiefgründig. Sie gibt uns Einblicke in das Schicksalhafte Leben einer alternden Frau und derer toten Familie. Sehr gut kamen die Schuldgefühle und Ängste der überlebenden rüber, ihr Schmerz, der Verlust und das Gefühl des Verlassenseins. Ihre Sehnsucht nach der verlorenen Familie und warum sie als einzige überlebt hat. Der Versuch sich mit der Freundin ihrer Enkelin anzufreunden um zu zueinanderzufinden und zu vergeben.

Meine Meinung zum Inhalt:
Sehr schön hat sie Elisabeth beschrieben, ob als Kind oder bis zur Alten Frau. Man spürte oft die bedrückende Stille des Hauses, ihre Erinnerungen und hörte die Stimmen der ermordeten Schwestern, die im KZ Dachau starben. Die Schwestern begleiten einem durchs ganze Buch beim Lesen. Man lauscht Elisabeths Gesprächen die sie mit Rahel und Judith führt, es ist so als wären sie lebendig und präsent, einfach Alterslos. Ihre Jugendliebe Franz, begleitet uns häufig. Oft saß man mit ihr unter dem Alten Marillenbaum, man sah ihn blühen, schmeckte die reifen Früchte und der Duft der köstlichem Marillenmarmelade stieg einem in die Nase. Auch die Tänzerin Pola ihre Untermieterin und einzigste Freundin ihrer Enkelin Rachel, versucht Elisabetha nahe zukommen, den auf ihr und ihrem Bruder Adel lastet große Schuld . Das ihr beider Gewissen belastet, besonders Adel muss Abbitte leisten . Nach und nach blickte man hinter die Fassade von Hass und den alten Wunden die wieder aufrissen durch Polas Einzug. Eine Geschichte voller überraschender Wendungen. Elisabetha hat viele Verluste hinnehmen müssen, ihrer Eltern, ihre Schwestern umgekommen im KZ. Die Liebe zu Franz die keine Erfüllung finden durfte, der Verlust durch einen tragischen Brand von ihrer Tochter Esther und Enkelin Rahel. Man lernt Elisabeth verstehen warum sie sich in eine andere Welt flüchtet, wo alle noch lebendig sind.


„ Ein Buch das mich Nachdenklich machte und für Versöhnung wirbt „

Veröffentlicht am 30.12.2016

Ein Baum der Erinnerungen

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Der Marillenbaum im Garten bringt seit eh und je Beständigkeit in Elisabettas Leben. Seine Früchte – mal mehr, mal weniger – verarbeitet sie zu Marmelade, die in sorgsam etikettierten Gläsern im Keller ...

Der Marillenbaum im Garten bringt seit eh und je Beständigkeit in Elisabettas Leben. Seine Früchte – mal mehr, mal weniger – verarbeitet sie zu Marmelade, die in sorgsam etikettierten Gläsern im Keller aufgehoben werden. Seit ihre Schwester und ihre Eltern in den vierziger Jahren abgeholt und nach Dachau gebracht wurden, kocht sie ihre Marillenmarmelade und sie erinnert sich dabei an ihre Familie, an ihre Liebe Franz und an die Tochter Esther und die Enkelin Rahel.
Obwohl Elisabetta eine Russin als Untermieterin hat, lebt sie zurückgezogen und meidet Kontakte. Dann ist die Russin plötzlich nicht mehr da und stattdessen ist die Tänzerin Pola eingezogen.
Der Schreibstil ist ungewöhnlich und nicht einfach zu lesen, aber auch ein wenig poetisch. Am Anfang ist es nicht einfach, die Zusammenhänge zu erkennen. Dass es zwei Rahels gab, trägt mir zur Verwirrung bei. Die unterschiedlichen Zeitebenen erleben wir in Gedanken der Protagonistinnen. Elisabettas Gedanken flattern hin und her, so dass es etwas verschwommen anmutet, wirr wie die Gedanken einer einsamen alten Frau. Ihre Schwestern Rahel und Judith sind in ihren Gedanken sehr real. Rahel wirkt sehr erzieherisch, während Judith nachsichtig ist. So lernen wir so nach und nach Elisabettas Leben kennen, das einen sehr berührt. Aber auch wenn sie um ihre Lieben trauert, lässt sie Verbitterung und Hass doch nicht an sich herankommen.
Pola hat auch keine einfache Vergangenheit, aber sie hat eine Freundschaft erlebt, die tiefer nicht sein konnte. Sie schleicht sich in Elisabettas Leben und ist einfach da. Die beiden nähern sich zaghaft und dann erkennt man, dass ihre Geschichten zusammenhängen.
Es ist eine traurige Geschichte, aus der aber auch manchmal ein wenig trockener Humor hervorblitzt. So gibt es in dieser jüdischen Familie ein Schildkröte, die den Namen Hitler erhält. Aber es ist auch eine Geschichte, die Hoffnung gibt und Versöhnung zulässt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat mich das Buch immer mehr gepackt.
Ein außergewöhnliches Buch, auf das man sich einlassen muss.