Cover-Bild Zuhause ist das Wetter unzuverlässig
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 18.03.2025
  • ISBN: 9783446282483
Carolin Würfel

Zuhause ist das Wetter unzuverlässig

Roman
»Carolin Würfel erzählt mit Wut und Verve von uns: Frauen, Müttern, Töchtern. Von unserem Hunger nach Freiheit und unserer Sehnsucht nach Geborgenheit, unserer Angst und unserem Mut.« Annabelle Hirsch

Eine Frau bucht ein Ticket, setzt sich eine Frist. Im Sommer ist Schluss, schreibt sie in ihr Tagebuch. In der neuen Stadt am Meer, unter gleißender Sonne, will sie den Erwartungen entkommen, nach denen sie ihr Leben zu lange ausgerichtet hat. Sie will keine Kinder, sie will Sex, will kompromisslose Freiheit. Aber kann sie die alten Muster einfach abstreifen? Was weiß sie von den widerständigen, duldenden, hadernden Frauen ihrer Familie, deren Leben sich ihrem eingeschrieben haben, von Anna und Rosa, Ella und Viola, von ihrer Mutter Romy? Carolin Würfel verknüpft den schnellen Puls der Gegenwart mit der Geschichte dreier Generationen Frauen, bis die Muster weiblichen Lebens hervortreten, die der Hauptfigur im Nacken sitzen. Ein vielschichtiger Roman über die Frage, ob wir wirklich frei sein können.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2025

Berührendes Buch über familiäre Prägung

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1. Januar

Sie will keine tränenreiche Komödie. Sie will schwitzen und blauen Himmel. Zuhause ist das Wetter unzuverlässig, deshalb ist sie hier.

4. Januar

Sie hat immer davon geträumt, dass ihr jemand ...

1. Januar

Sie will keine tränenreiche Komödie. Sie will schwitzen und blauen Himmel. Zuhause ist das Wetter unzuverlässig, deshalb ist sie hier.

4. Januar

Sie hat immer davon geträumt, dass ihr jemand ein One-Way-Ticket schenkt und ihr sagt: „Herzchen, jetzt genieß mal dein Leben“. Sie hätte es sich einfach selbst kaufen können und jetzt hat sie es gemacht.

10. Januar

War tanzen, herrliches Jazz-Gejaule. Wut war immer ihr Motor, aber jetzt ist er still. Wut, Traurigkeit und Verzweiflung. Will jetzt raus aus dem Dunkeln auf niemanden mehr achten müssen. Schluss mit Gefallen, abwarten, sich absprechen. Sie will gehen, wann und wohin sie will.

Wie oft hat sie genickt, gelächelt, sich geduckt, weggeguckt, mitgespielt. Sich die ganze Rotze der anderen reingezogen, das ganze Gejammer, als sei sie der diensthabende Mülleimer. Jetzt will sie wissen, wer sie ohne die ganzen Erwartungen ist. Aber hält sie sich aus?

Rückblick:

1910 wurde Anna in einer Kleinstadt am Meer geboren, in eine Familie, in der viel getrunken und gebrüllt wurde. Sie bewunderte Gustav Mahler und träumte davon, auch Komponist zu werden und auch eine Villa am Meer zu haben. Ihr Kompromiss: Mit sechzehn zog sie aus und begann eine Schneiderlehre.

Rosa wurde 1908 geboren, ihr Lieblingsbuch war die Bibel. Sie betet rund um die Uhr. Ihr älterer Bruder kam nicht aus dem Krieg zurück, ihr Verbündeter und Schutz gegen den Vater. Sie heiratete pflichtschuldig den Kollegen des Vaters und gebar 1932 Viola. Das Leben als Frau und Mädchen war riskant, daher senkte Rosa den Blick, vermied jegliche Kontakte und sperrte Viola in den elterlichen Garten.

Fazit: Carolin Würfel hat eine Protagonistin geschaffen, die genug von ihrer Anpassungsfähigkeit hat, die jeden sieht nur sich selbst nicht. Im Laufe ihres Lebens hat sie viel Wut und Traurigkeit angestaut. Über das Stilmittel der Tagebucheinträge schenkt die Autorin uns einen Einblick in das aufgewühlte Innenleben der namenlosen Ich-Erzählerin. Tagebucheinträge und Rückblicke, in das Erleben zweier Generationen von Müttern und Töchtern, wechseln sich ab. Die Zeiten des Krieges und der Verluste, der strafenden Väter und ignoranten Männer unterstreichen die Charakterentwicklung aller Frauen. Zeigt, wie durch Erziehung und Prägung Frauen systematisch klein gehalten wurden. Während die letzten Generationen keine Möglichkeit hatten, sich zu verändern, ihren Groll herunterschluckten oder austeilten, stimmt die letzte Generation hoffnungsvoll. Doch es bleibt schwierig, alte Muster abzulegen und neue Wege zu finden. Die Geschichte ist gut gemacht, steigert sich bis zum Schluss und ruft heftige Reaktionen in mir hervor. Die letzte Erkenntnis

Ich bin auch nur das Kind einer Mutter. S. 211

hat mich zu Tränen gerührt, mir ein tiefes Verständnis geschenkt für meine eigene Mutter und für mich selbst. Das war sehr verbindend und versöhnend. Hundertpro lesenswert!

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Veröffentlicht am 21.04.2025

Ein Roman, der zum nachdenken anregt!

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. Suchst du nach einen Roman voller Melancholie? Einen Roman über die Sehnsucht nach Ausbruch und Freiheit? Dann ist „Zuhause ist das Wetter unzuverlässig“ genau das Richtige für dich! Es ist ein Roman, ...

. Suchst du nach einen Roman voller Melancholie? Einen Roman über die Sehnsucht nach Ausbruch und Freiheit? Dann ist „Zuhause ist das Wetter unzuverlässig“ genau das Richtige für dich! Es ist ein Roman, der zum nachdenken anregt über sich selbst und die Erwartungen der Gesellschaft an Frauen! 4/5⭐️

. Aber worum geht es genau…
Eine Frau setzt sich eine Frist: Im Sommer ist Schluss. In der neuen Stadt am Meer will sie den Erwartungen entkommen, nach denen sie ihr Leben zu lange ausgerichtet hat. Aber kann sie die alten Muster einfach abstreifen?

. In „Zuhause ist das Wetter unzuverlässig“ verfolgen wir die Geschichte der Ich- Erzählerin in der Gegenwart in Form von Tagebucheinträgen. Dazwischen befinden sich die Kapitel der anderen Frauen, die in der Vergangenheit spielen. Wir bekommen so als Leser Einblicke in die Gefühlswelt der Protagonistinnen, jedoch finde ich dies hätte an einigen Stellen tiefer gehen können.
Zwar kommt die Melancholische Stimmung gut rüber, jedoch fehlte für mich an einigen Stellen etwas Tiefe. Die Lebensgeschichten der Frauen plätscherten irgendwann nur so vor sich hin.
Die Message ist dennoch erkennbar…
wir sollten für uns versuchen die Vergangenheiten unserer Vorfahren aufzuarbeiten, um uns nicht von Jahrhunderte alten Traumata auffressen zu lassen und mehr versuchen den richtigen Weg für uns zu finden, der uns glücklich macht.
Sprachlich gefällt mir der Roman sehr gut und er war angenehm zu lesen.
Der Aufbau mit den Sprüngen zwischen Tagebucheinträgen und den Zwischenkapiteln ist wirklich gut gelungen.
Trotz der kleinen Schönheitsfehler ein gelungener Roman, den ich wirklich empfehlen kann. Vorausgesetzt die Themen Suizid, häusliche Gewalt und Unterdrückung sind keine Problem.

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Veröffentlicht am 04.05.2025

Mit oder ohne Plan

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Die Protagonistin der heutigen Zeit lebt auf ihr geplantes Ende hin, während die Frauen früherer Generationen mit unterschiedlichen Herausforderungen kämpfen.
Ihre Krise fasst die Tagebuchschreiberin für ...

Die Protagonistin der heutigen Zeit lebt auf ihr geplantes Ende hin, während die Frauen früherer Generationen mit unterschiedlichen Herausforderungen kämpfen.
Ihre Krise fasst die Tagebuchschreiberin für mich am besten mit diesem Satz zusammen: „ich bin verloren gegangen und weiß nicht mehr, wo ich hingehöre.“ Die eigentlichen Beweggründe für einen Selbstmord konnte ich aus ihren Zeilen nicht herauslesen. Stattdessen berichtet sie von belanglosen Begegnungen oder Mahlzeiten eher oberflächlich in der Zeit bis zum Tag X und erwähnt berühmte Selbstmorde des jeweiligen Tages.
Da werden die weiteren Handlungsebenen konkreter, was die Probleme angeht. Was tun mit einem Kind, wenn man sich kaum selbst ernähren kann? Wie leben in einem Land, das durch eine Mauer getrennt ist? Anstrengend dabei ist jedoch, dass hier sehr viele Frauen eingeführt werden, die schwer auseinanderzuhalten sind.
Ich kann mir vorstellen, dass der Stil besser funktioniert hätte, wenn die Abschnitte mit Figuren und Jahreszahlen gekennzeichnet und dem Roman mehr als 200 Seiten Raum gegeben worden wären. In der vorliegenden Form wirkte er zu vollgepackt, was Vieles nur angedeutet und den Überblick verlieren ließ. Trotz schöner Momente habe ich mit diesem Buch gehadert.

Veröffentlicht am 01.05.2025

Sind Traumata vererbbar?

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Eine namenlose Frau beschließt eine Auszeit zu nehmen. Klingt erst einmal harmlos. Doch eigentlich ist die Auszeit ein Countdown. Es bleibt unausgesprochen, aber die Erzählerin setzt sich eine Frist von ...

Eine namenlose Frau beschließt eine Auszeit zu nehmen. Klingt erst einmal harmlos. Doch eigentlich ist die Auszeit ein Countdown. Es bleibt unausgesprochen, aber die Erzählerin setzt sich eine Frist von sechs Monaten. Danach will sie ihrem Leben ein Ende setzen. In dieser Zeit schreibt sie in unregelmäßigen Abständen Tagebuch. Sie schreibt auf, was sie erlebt und wen sie kennenlernt und zwischendurch erwähnt sie berühmte weibliche Persönlichkeiten, deren Todestag und die Art des jeweiligen Suizids.

Zwischen den Tagebucheinträgen wird die Geschichte ihrer Familie mütterlicher- und väterlicherseits erzählt. Der Fokus liegt auf den Frauen und beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Urgroßmutter. Die Frauen verbindet das Leid. Gefangen jeweils in ihrer Zeit, von weiblicher Selbstbestimmung noch weit entfernt, macht jede ihre eigenen, individuellen oft negativen Erfahrungen. Die Eine findet keinen Ausweg, die eine resigniert irgendwann. Alle versuchen sich zu behaupten, versuchen ihren Weg zu gehen, der mit Steinen gepflastert ist.

Mir als Leserin haben vor allem diese Abschnitte des Buches besonders gefallen. Man taucht ein, in die verschiedenen geschichtlichen Epochen und die besonderen Herausforderungen, denen sich Frauen zu stellen hatten. Die Vermutungen bewahrheiten sich, wer sie Eltern der Protagonistin sind und welche Bürden sie ihr mitgegeben haben.

Die große Frage, ob Familientraumata vererbt werden, scheint in diesem Buch ihre Bestätigung zu finden. Es ist eine interessante Frage, die viel Raum für Diskussionen und Kontroversen bietet. Ich selbst finde, dass es keine klare Antwort geben kann. Bis in die Gegenwart nehmen Männer einen Raum ein, der nicht immer gerechtfertigt ist und der mich ratlos zurück lässt, weil Entscheidungen durch sie so beeinflussbar sind. Und um nicht zu spoilern, lasse ich offen, was nach Fristende geschieht. Nur soviel, überrascht hat es mich nicht.

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Veröffentlicht am 24.04.2025

Trauma über Generationen hinweg

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Triggerwarnung, die Rezension und auch das Buch thematisiert Suizid, Traumata, psychische und physische Gewalt.


Eine namenlose Ich-Erzählerin zieht ans Meer, in die Sonne. Sie schreibt ihre Gedanken ...

Triggerwarnung, die Rezension und auch das Buch thematisiert Suizid, Traumata, psychische und physische Gewalt.


Eine namenlose Ich-Erzählerin zieht ans Meer, in die Sonne. Sie schreibt ihre Gedanken in ein Tagebuch, sie schreibt von einem Ultimatum zum Ende des Sommers, einem Tag X, an dem etwas beendet werden wird. Was das ist bleibt im Dunkeln, allerdings will sie ihr Leben bis dahin genießen an einem Ort an dem es warm ist, denn zuhause ist das Wetter unzuverlässig.

Carolin Würfel wählt eine recht ungewöhnliche Form für ihre Geschichte. Der Leser lernt die namenlose Ich-Erzählerin nur durch deren subjektive Tagebucheinträge kennen, die mal relativ kurz gefasst sind und nur das Frühstück aufzählen, mal aber auch aus seitenlangen gedanklichen Monologen bestehen. Die Einträge sind datiert und so nähert sich der Leser zusammen mit der Protagonistin eben jenem, zu Beginn angekündigten, unheilvollen Tag X. Ich sage bewusst unheilvoll, denn leider erwecken die Gedankengänge der Erzählerin und ihre Fixierung auf die Selbstmorde berühmter Frauen den Anschein, dass auch sie an besagtem Tag ihrem Leben ein Ende setzen könnte. Man merkt schnell, dass sie mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen hat und ein Trauma mit sich herumträgt, das in Zusammenhang mit ihrer Familiengeschichte steht. Entsprechend deprimierend sind ihre Einträge manchmal zu lesen.

Eingeschoben in die Tagebucheinträge sind die Lebenswege verschiedener Frauen beginnend mit Anna 1910 und Rosa 1908. Frauen, hineingeboren in eine Zeit, in der ihre Rolle starr vorgegeben ist, das Leben nicht viele Möglichkeiten zur individuellen Entwicklung bietet und bald der Krieg alles ins Chaos stürzt. Anna, ledige Mutter, die sich nicht im Stande sieht ihre Tochter zu versorgen und sie den Großeltern überlässt, Rosa, tief verwurzelt in ihrem religiösen Wahn, die die Tochter vor der Welt versteckt. Später folgt man wiederum diesen Töchtern und später auch deren Kindern, ohne zu wissen, wie diese verschiedenen und doch so ähnlichen Lebenswege letztlich zusammengehören.

Die Autorin schreibt hier generationsübergreifend und thematisiert dabei Frauenschicksale, wie sie stellvertretend für so viele andere stehen. Ein Leben mit vorgegebener Rollenverteilung als Ehefrau und Mutter, ohne die Möglichkeit die eigenen Bedürfnisse ausleben zu können. Der jeweils vorherrschende Zeitgeist ist gut nachvollziebar und wird bewegend beschrieben, Fokus immer auf die Mutter-Kind Beziehung, auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft und darauf, wie unterschiedlich Töchter und Söhne, Mütter und Väter betrachtet werden, welche unterschiedlichen Anforderungen man an sie stellt. Aus heutiger Sicht macht das Gelesene betroffen und vermehrt auch wütend. Die Autorin macht deutlich, dass Frauen durch ihre Geschlechterrolle erlittenen Traumata an die nächsten Generationen weitergeben und diese mit den emotionalen Folgen zu kämpfen haben, ohne die Gründe dafür zu kennen. Generationen von Müttern und Töchtern, die ererbte Traumata weitergeben, unfähig aus den vorgegebenen Mustern auszubrechen.

Während die Leben der Frauen im Rückblick sehr umfassend beleuchtet werden, erfährt der Leser von der Ich-Erzählerin nur wenig und bleibt ihr dadurch auch recht fremd. Es ist fast gar nicht möglich Sympathie für sie zu empfinden und man bleibt sehr distanziert. Verstärkt wird dieses Empfinden auch durch die Tatsache, dass man über weite Strecken keine Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Personen erkennen kann. Natürlich hat man eine Ahnung, Gewissheit gibt es darüber aber erst sehr spät im Buch. Auch, dass hier so viele Personen auf unterschiedlichen Zeitebenen miteinander in Beziehung stehen, macht das Ganze nicht unbedingt einfach. Ich finde die Grundidee des Buches, die Tagebuchform und die eingestreuten Rückblenden, prinzipiell gut, habe aber im Verlauf des Buches doch gemerkt, dass mir immer eine gewisse Verbindung der Elemente miteinander fehlt. Die Thematisierung der generationsübergreifenden Traumata ist emotional und sehr interessant, war manchmal aber auch etwas schwer.

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