Cover-Bild Standing Ovations
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 04.07.2025
  • ISBN: 9783492074025
Charlotte Runcie

Standing Ovations

Roman | »Ein Roman, wie er zeitgemäßer gar nicht sein könnte.« Elke Heidenreich
Katharina Martl (Übersetzer)

»Einer der besten Romane, die ich seit Langem gelesen habe.« The Guardian

»Ein atemberaubendes Debüt, das ganz sicher viele verschlingen werden.« The Independent (Buch des Monats)

»Schlagfertig, provokativ und mit viel bissigem Witz.«  The Times (Buch des Monats)

Als Hayley Sinclair auf die Bühne tritt, hofft sie auf tosenden Applaus. Doch am nächsten Morgen kassiert die Performerin eine vernichtende Kritik. Nicht weiter schlimm, denkt sie, wer liest schon noch Zeitungen? Bis sie erfährt, dass der Mann, den sie nach der Premiere in einer Bar ansprach, der ihr so wohlwollend zuhörte und die Nacht mit ihr verbrachte, ausgerechnet ebenjener Starkritiker Alex Lyons ist. Hayley macht ihn und seinen Verrat zum Thema ihrer Show, die bald zum Phänomen wird: Immer mehr Frauen erheben die Stimme und rechnen ab. Doch wohin führt ihre Wut?

Mit »Standing Ovations« gelingt Charlotte Runcie ein bestechend vielschichtiges Debüt über Misogynie, Kunst und Macht, die die Seiten wechselt – Gegenwartsliteratur im besten Sinne.

»Scharfsinnig, klug und authentisch – was für eine starke, wunderbar witzige Lektüre!« Claire Lombardo

»Ein hinreißendes Debüt. Dieser Roman, den man nur so verschlingen will, vermisst unsere Obsessionen, unseren inneren Kritiker und das, was wir im echten Leben und auf dem Papier zu sein glauben. Intim, wahrhaftig und wirklich komisch. Dieser Text hat es in sich.« Kiley Reid

»Ein verblüffendes Debüt über das angespannte Verhältnis von Künstler und Kritiker, Wahrheit und Werbung, Männern und Frauen. Standing Ovations erinnert uns daran, wie unklug es ist, vorschnelle Urteile über Menschen oder Kunst zu fällen – was mich nicht davon abhält, Charlotte Runcie fünf von fünf Sternen zu geben.« Nathan Hill

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2025

Spannende erste Hälfte

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„Standing Ovations“ von Charlotte Runice, übersetzt von Katharina Martl, beginnt als vielversprechender Roman, der eine Vielzahl gesellschaftlich relevanter Themen aufgreift. Der Roman beleuchtet Fragen ...

„Standing Ovations“ von Charlotte Runice, übersetzt von Katharina Martl, beginnt als vielversprechender Roman, der eine Vielzahl gesellschaftlich relevanter Themen aufgreift. Der Roman beleuchtet Fragen rund um Feminismus, Machtmissbrauch, die ungleichen Anforderungen an Mütter und Väter in der Arbeitswelt, das Leben als Künstlerin sowie die Dynamiken in der Medienlandschaft. Diese Themenvielfalt verleiht der ersten Hälfte des Buches große Tiefe und Relevanz und macht sie zu einem starken Einstieg.

Ein besonderer Moment war für mich die Erkenntnis über den Titel „Dame“ in Bezug auf Alex’ Mutter, den ich erst nach eigener Recherche in seiner Bedeutung erfassen konnte. Die Übersetzung von Katharina Martl ist insgesamt stimmig und trägt dazu bei, den Ton des Originals gut ins Deutsche zu übertragen.

Verstörend war jedoch die Erzählperspektive: Statt Haley, der Figur mit der größten inneren Spannung, steht Sophie im Zentrum der Erzählung. Sie bleibt über weite Strecken blass und wirkt eher wie eine Beobachterin als wie eine Hauptfigur, was dem Roman einiges an emotionaler Tiefe nimmt. Der Erzählfokus wirkt dadurch unentschlossen, was besonders im weiteren Verlauf an Klarheit kostet.

Ab der Mitte verliert das Buch spürbar an Tempo. Die Erzählung wird stellenweise langatmig und kann das Niveau der ersten Kapitel nicht halten. Das Ende hinterlässt den Eindruck von Eile, als sei die Geschichte abrupt abgeschlossen worden, ohne dass dafür eine inhaltliche oder strukturelle Begründung geliefert wird. Auch das Nachwort gibt keine Hinweise auf eine mögliche Fortsetzung oder ein bewusst offenes Ende, was das abrupte Finale zusätzlich unbefriedigend macht.

Insgesamt ein Roman mit starkem Anfang und wichtigen Themen, der jedoch erzählerisch nicht durchgehend überzeugt. Drei von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 21.07.2025

3 von 5 Sternen

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Warum verhalten sich manche Männer wie Arschlöcher? Warum behandeln sie ihre Mitmenschen, Partnerinnen und Situationships schlecht? Oder tun sogar noch wesentlich Schlimmeres?
Mein persönlicher Gedanke ...

Warum verhalten sich manche Männer wie Arschlöcher? Warum behandeln sie ihre Mitmenschen, Partnerinnen und Situationships schlecht? Oder tun sogar noch wesentlich Schlimmeres?
Mein persönlicher Gedanke dazu ist ziemlich schlicht: weil sie es können. Wenn du es komplexer ausdrücken willst, kann ich auf struktureller Ebene natürlich die sexistische, misogyne und patriarchale Gesellschaft erwähnen, in der wir alle leben und die unser Verhalten beeinflusst. Die Zusammenhänge, die Ursachen und die historische Entwicklung unserer jetzigen Lebensweise sind komplex.
Auf individueller Ebene sind die Gründe für männliches, arschlochmäßiges Verhalten natürlich genauso komplex und liegen bestimmt in der Kindheit und den Umständen. Safe.
Das ist auch der Ansatz, den Charlotte Runcie in ihrem Roman „Standing Ovations“ verfolgt.
In ihrem Roman gibt es ein echtes Arschloch. Er heißt Alex, schreibt Theaterkritiken für eine Zeitung und ist mit Runcies Ich-Erzählerin Sophie befreundet, die ebenfalls für die Zeitung arbeitet.
Alex besucht das Stück der Soloperformerin Haley Sinclair und schreibt danach eine vernichtende Kritik, einen seiner in der Kulturszene von Edinburgh berüchtigten Verriße. Ebenfalls am gleichen Abend trifft er Sinclair in einer Kneipe, die beiden finden sich nett und haben einen One-Night Stand.
Erst am nächsten Morgen erfährt Sinclair, dass sie gerade mit dem Mann geschlafen hat, dessen Verriß ihres Stückes sie in der Zeitung liest.
Ein echter Arschloch-Move.

Sinclair ist verständlicherweise on fire! Sie ändert ihre Performance in „Die Sache mit Alex Lyons“ und erzählt öffentlich ihre Geschichte. Die Sache schlägt in der Kulturszenen immer größere Wellen und immer mehr Frauen erzählen, welche schlechten Erfahrungen sie mit Alex und mit Männern im allgemeinen gemacht haben.

Runcies Erzählerin Sophie steht zwischen den Stühlen: einerseits ist sie mit Alex befreundet und sieht auch seine Qualitäten, fühlt sich sogar von ihm angezogen. Andererseits fühlt sie sich als Frau solidarisch mit Sinclair und versteht ihre Wut.
Eigentlich ist „Standing Ovations“ nicht nur ein Roman über das Verhältnis von Männer und Frauen, sondern vielmehr ein Entwicklungsroman.
Denn Sophie hat noch mit anderen Problemen zu kämpfen. Sie ist vor kurzem Mutter geworden und in der Beziehung zu ihrem Freund gibt es einige unaufgearbeitete Probleme. Ich finde, dass auch er sich wie ein Arschloch verhält.
Was mich persönlich an dem ganzen Roman stört, ist die relative Naivität der Erzählerin und wie sich letztendlich der öffentliche Zwist der beiden Kontrahenten am Ende auflöst. Vielleicht bin ich zu abgestumpft, aber ich muss eigentlich nur eine Nachrichtenwebseite mit den neuesten Meldungen über toxisches männliches Verhalten aufrufen und wie es gesellschaftlich und strafrechtlich geahndet wird, um die Auflösung als unrealistisch zu empfinden.
Dennoch, Runcie bemüht sich um eine ausgewogene Betrachtung des Konfliktes und zeigt, dass es niemals ein einfaches Schwarz und Weiß geben kann.

Für mich, die ich mich selber viel mit der Natur von Rezensionen und Kritiken beschäftige, waren auch die Gedanken die Runcie als Kulturkolumnistin zu diesem Thema einbringt, sehr interessant und unterhaltsam.
Aber dass sich eine erfahrene Journalistin wie Sophie sich ernsthaft noch fragt, ob eine ernsthafte Theaterkritik auch mit möglicherweise nur einem von fünf möglichen Sterne moralisch vertretbar ist angesichts der Mühen und der hehren Absichten der Schaffenden, kann ich kaum glauben.

Runcies Schreibstil möchte ich hier sehr positiv hervorheben. Der Roman liest sich flüssig, sehr unterhaltsam und ist in keinem Moment auch nur tendenziell langweilig.

Für Leser*innen, die jetzt vielleicht nicht immer die super-heftige feministisch-deepe Analyse brauchen, ist „Standing Ovations“ eine gute Empfehlung. Von mir gibt es aber genau deswegen nur 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 19.07.2025

Gekonnte Beleuchtung beider Seiten oder Täter-Opfer-Umkehr?

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Alex besucht als Theaterkritiker das Kulturfestival in Edinburgh. Hayleys Bühnenprogramm ist eines der ersten, das er während der Festwochen sieht und äußerst kritisch mit nur einem Stern bewertet. Am ...

Alex besucht als Theaterkritiker das Kulturfestival in Edinburgh. Hayleys Bühnenprogramm ist eines der ersten, das er während der Festwochen sieht und äußerst kritisch mit nur einem Stern bewertet. Am Abend nach der Show – noch vor Veröffentlichung seiner Rezension in einer überregionalen Zeitung – treffen die beiden in einer Bar aufeinander. Hayley erkennt den Starkritiker nicht und Alex verschweigt er ihr seine Meinung zu ihrem Auftritt. Sie verbringen die Nacht miteinander, ehe Hayley am nächsten Morgen von Alex‘ vernichtender Kritik erfährt. Verletzt beschließt sie, ihn zum Thema ihres Bühnenprogramms zu machen und damit Rache zu üben.

„Standing Ovations“ erzählt von der Demütigung einer Frau durch einen Mann und ihrer öffentlichen Abrechnung mit ihm. Die beiden, Hayley und Alex, stehen dabei in einem gewissen Machtverhältnis zueinander: Er kann als Theaterkritiker ihre Karriere zerstören. Sie ist als Künstlerin von seinem Urteil abhängig, kann ihrerseits aber wiederum die Aufmerksamkeit, die ihr zuteilwird, nutzen, um seine Karriere zu gefährden.
Die Geschehnisse werden von Alex‘ Kollegin Sophie geschildert. Damit hat Charlotte Runcie für ihren Roman eine interessante Perspektive gewählt, die den Blick einer außenstehenden Person ermöglicht, gleichzeitig aber so nah dran ist, dass sie alles aus erster Hand zu berichten weiß.
Sophie beschreibt sämtliche Ereignisse, angefangen bei Alex‘ negativer Kritik über die Nacht mit Hayley bis hin zur Hayleys neuer Show. Sie zeigt, dass daraufhin eine regelrechte Hexenjagd beginnt, gefördert vor allem durch die Verbreitung im Internet. Die Erzählerin beleuchtet dabei stets beide Seiten der Geschichte: Hayley, die mit großen Hoffnungen und Ambitionen zum Kulturfestival kam, die Alex ihr Herz ausschüttete, sich verletzlich zeigte und schließlich von ihm gedemütigt wurde. Und sie beschreibt Alex, der als Kritiker für seine scharfen Worte bekannt ist und gegenüber Frauen schon öfter ein teils misogynes Verhalten an den Tag gelegt hat. Die Sachlage, wer hier Täter und wer das Opfer ist, scheint somit klar. Im Laufe der Geschichte erfahren wir aber auch, wie Hayley ihre Show nutzt, um Frauen gegen Alex und Männer seiner Art zu mobilisieren. Und wir lesen, wie Alex in besonderen Familienverhältnissen aufgewachsen ist und sich seinen Rang als Starkritiker hart erarbeitet hat. Sophie erzählt, welche Auswirkungen Hayleys öffentliche Abrechnung auf Alex‘ Psyche hat, wie sich gute Freunde von ihm abkehren und ihm der Jobverlust droht. Die Verhältnisse, wer nun Täter und wer das Opfer ist, haben sich augenscheinlich umgekehrt.
Ich finde es ausgesprochen gut, dass die Autorin beide Seiten der Geschichte beleuchtet und ihre Figuren somit nicht eindimensional daherkommen. Dennoch wirkt Alex aus Sophies Sicht für mich zu häufig wie der Leidtragende der Geschichte. Ich hätte mir gewünscht, dass die Verantwortung für die Situation, die meiner Meinung klar bei ihm liegt, noch deutlicher herausgearbeitet worden wäre. So aber wirkt der Roman für mich streckenweise fast wie eine Kritik am Feminismus.
Den Höhepunkt der Geschichte schließlich empfand ich als zu viel des Guten: zu viele Zufälle, zu viel Drama. Da mich das Buch dennoch unterhalten hat, kann ich – anders als der Kritiker Alex Lyons – mehr als einen Stern vergeben, für fünf Sterne reicht es aufgrund der Schwächen jedoch nicht.

Veröffentlicht am 12.07.2025

Naja

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Ich muss sagen, dass ich wirklich große Erwartungen an dieses Buch hatte, weil der Klappentext und das Cover sehr viel versprochen hatte. Leider konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen. Zunächst ...

Ich muss sagen, dass ich wirklich große Erwartungen an dieses Buch hatte, weil der Klappentext und das Cover sehr viel versprochen hatte. Leider konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen. Zunächst habe ich wirklich einige Zeit gebraucht, um in der Buch hin einzukommen, weil das Buch ziemlich oft hin und her springt und wenn es nicht die Zeit hat viel am Stück zu lesen, bekommt man seine Probleme. Außerdem hat sich die Geschichte etwas gezogen und dadurch war es teilweise ein wenig langweilig. Ich würde sagen, dass ich das Buch leider nicht packen konnte. Die Thematik war für mich trotzdem recht gut aufgegriffen und die Charaktere durchaus spannend, aber wie gesagt der Erzählstil der Autorin nicht meins. Ich bin mir unsicher, ob ich das Buch weiterempfehlen würde. Trotzdem würde ich sagen, lest vorher in die Leseprobe und wenn ihr eine andre meine danach habt als ich, dann lest es

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Veröffentlicht am 10.07.2025

Potential verschenkt: Männlicher Machtmissbrauch in der Kulturbranche

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"Standing Ovations" lässt mich etwas frustriert und mit enttäuschten Erwartungen zurück. Deswegen - sorry, Alex Lyons - gibt es nur 3 unentschlossene Sterne. Für einen Stern ist es viel zu gut, für 5 Sterne ...

"Standing Ovations" lässt mich etwas frustriert und mit enttäuschten Erwartungen zurück. Deswegen - sorry, Alex Lyons - gibt es nur 3 unentschlossene Sterne. Für einen Stern ist es viel zu gut, für 5 Sterne bei weitem nicht gut genug.

Ich wollte das Buch so gerne lieben: Es spielt in der britischen Kulturszene, besonders beim Edinburgh Fringe Festival, einer kreativen, pulsierenden Umgebung, bei der die unterschiedlichsten Kunstformen und Künstler:innen aufeinandertreffen. Die Prämisse klingt spannend und auch die Charaktere vielversprechend.

Der Kritiker Alex Lyons rezensiert das Stück der Newcomerin Hayley Sinclair, wertet sie ab und gibt ihrer Performance nur einen Stern. Nachdem er die Rezension bei seiner Zeitung eingereicht hat, trifft er Hayley zufällig und verbringt die Nacht mit ihr. Erst am nächsten Morgen erfährt sie von der vernichtenden Kritik und fühlt sich absolut betrogen von Alex, der nichts davon erwähnt hatte. Für Alex ist das ein typisches Muster: Er schleppt Frauen ab, macht sich keine Gedanken, wie er sie behandelt, und schaut überheblich auf Hayley herab, als sie ihn schockiert konfrontiert. Doch im Gegensatz zu vielen von Alex' Ex-Freundinnen und Ex-Affairen verschwindet Hayley nicht einfach still aus seinem Leben, sondern schreibt ihre ganze Show um. Sie spricht nun über ihre Erlebnisse mit Alex, lädt andere Frauen ein, Teil des Stückes zu werden, und wird damit zum Festival-Hit.

Charlotte Runcie schreibt in einem wirklich mitreißenden, kurzweiligen Stil. Die Wörter fliegen nur so von der Seite und man wird schnell in die Handlung hineingezogen.

Aber der Roman hat für mein Empfinden ein riesiges Problem: Alles dreht sich um Alex und in einer Geschichte von männlichem Machtmissbrauch bleiben ausgerechnet die Frauenfiguren blass, während dem Mann - dem Täter - und seinem Gefühlsleben unfassbar viel Raum eingeräumt wird. Und das auch noch durch die Augen einer Frau.

Sophie ist Alex' Kritikerkollegin und mit ihm in Edinburgh. Sie wohnen in der Zeit des Festivals in einer WG, sodass sie direkten Zugang zu ihm hat. Als Ich-Erzählerin wird die Geschichte vermeintlich aus ihrer Perspektive erzählt. Trotzdem bleibt Sophie erschreckend blass. Sophie, Hayley und alle anderen Frauen aus Alex' Umfeld lernt man nur über die Beziehung zu ihm kennen. Man erfährt wenig über sie selbst, sie sind Beiwerk. Selbst über Hayley erfährt man kaum etwas, das nicht mit Alex zu tun hat. Ihre ganze Show und damit ihr ganzer Ruhm dreht sich nur um ihn. Alle Frauencharaktere bleiben dadurch sehr eindimensional. Stattdessen darf sich Alex in seinem Elend suhlen, sich unverstanden fühlen, sich rechtfertigen. Werden neue Charaktere vorgestellt, dann sind sie in der Regel mit ihm verbunden, z.B. seine glamouröse Mutter, die wenig zur Handlung beiträgt, aber Alex durch seine vernachlässigte Kindheit als armen Jungen dastehen lässt.

Besonders verwirrend ist, dass die Geschichte ausgerechnet durch eine Frau erzählt wird. Sie ist nur dazu da, um Alex zu folgen, ihm Mitgefühl zu zeigen und ihn zu beobachten. Man lernt wenig über Sophie, am ehesten noch etwas über ihren Sohn und ihre unglückliche Beziehung zu dessen Vater. Ansonsten bleibt sie konturlos.

Alex ist unerträglich, er stellt Sophie ein einziges Mal eine Frage, ansonsten würgt er sie ab, wenn sie redet, labert sie voll, leiert Monologe der Rechtfertigung vor ihr ab und nimmt sie überhaupt nicht als Person war. Trotzdem bleibt Sophie fasziniert von Alex, völlig unverständlich. Fast alles in ihrem Leben dreht sich um irgendeinen Mann. Immerhin erkennt Sophie in einem kurzen Moment der Klarheit selbst, dass sie ein totales Pick Me Girl ist, Konsequenzen zieht sie aber nicht daraus.

Der Roman schneidet so viele spannende Themen an: männliches Verhalten und Machtmissbrauch, wie unterschiedlich betroffene Frauen damit umgehen, wer welche Verantwortung trägt. Gegen Ende fängt Sophie an, sich kritische Gedanken zu Rolle und Macht eines Kritikers zu machen, wirklich spannend, aber hält leider nicht an. Stattdessen geht es abrupt wieder um Alex. Je weiter der Roman fortgeschritten ist, desto mehr hat mich diese Erzählweise frustriert.

Ein wichtiges Thema und potentiell interessante Frauenfiguren verschenkt die Autorin leider, weil sie sich zum Großteil auf den Mann in der Geschichte konzentriert, statt das Geschehen fassettenreich aufzugreifen und die verschiedenen Positionen ihrer Figuren für ein differenziertes Bild zu nutzen. Wirklich schade.

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