Cover-Bild Der Dichter der Familie
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Atlantik Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 18.07.2017
  • ISBN: 9783455404685
Grégoire Delacourt

Der Dichter der Familie

Roman
Tobias Scheffel (Übersetzer)

Mit sieben Jahren schreibt Édouard sein erstes Gedicht. Wie charmant! Die Familie ist entzückt, von jetzt an steht fest: Édouard ist der Dichter der Familie. Doch für ihn beginnt damit der unaufhaltsame Abstieg: Die Jahre vergehen, und vergebens versucht er diesen einen Moment reiner Liebe und Bewunderung wiederauferstehen zu lassen. Nichts will ihm gelingen: Er wählt die falsche Frau und muss machtlos zusehen, wie seine Familie zerbricht. Statt Schriftsteller wird er Werbetexter, trotz seiner Erfolge fühlt er sich als Versager. »Schreiben heilt«, hat sein Vater immer gesagt – wird Édouard schließlich die Worte finden, die ihn und seine Liebsten zu heilen vermögen?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2017

Der Dichter der Familie - absolut lesens- und empfehlenswert!

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"Der Dichter der Familie" von Grégoire Delacourt erschien 2017 (HC, gebunden) im Atlantik-Verlag und hat durch seine packende, ehrliche und pointierte Sprache mein Leserherz persönlich sehr gut erreichen ...

"Der Dichter der Familie" von Grégoire Delacourt erschien 2017 (HC, gebunden) im Atlantik-Verlag und hat durch seine packende, ehrliche und pointierte Sprache mein Leserherz persönlich sehr gut erreichen und auch begeistern können....

"Èdouard schreibt mit sieben Jahren sein erstes Gedicht. Die Familie ist begeistert, lobt und applaudiert ihm: welch eine Begabung! Von nun an ist er der Dichter der Familie. Doch es sollte anders kommen. Mit neun muss er die Klasse wiederholen, mit zehn stecken ihn die Eltern ins Internat in Amiens. Er studiert, wird statt Dichter Werbetexter, heiratet Monique, bekommt eine Tochter, dann eine zweite... Die Jahre ziehen ins Land, die Familie zerbricht, das Leben geht weiter. Èdouard gelingt es nicht, den einen Moment der allgemeinen Liebe und Bewunderung wieder entstehen zu lassen. Und trotz großer Erfolge als Werber fühlt er sich als Versager. Doch wie hatte sein Vater gesagt: "Schreiben heilt!" (Quelle Buchinhalt: Stories Magazin)

Meine Meinung:

Die ersten Strecken dieses Débutromans von Delacourt lesen sich wie ein Rückblick eines 18Jährigen auf sein Leben ab 9 Jahren auf das Familienleben einer nordfranzösischen Familie, der sich selbst auf dem Weg ins Erwachsenenalter stets in Beziehung zu den Erwartungen der Eltern setzt. Obwohl Èdouard nach dem Internat und dem Studium in der Buchhaltung landet, denkt er immer wieder an die Worte des Vaters und die Geschichte eines Amoklaufs im früheren Internat inspiriert ihn dazu, zu schreiben, er will - er muss Schriftsteller werden!
Die 'falsche', aber sehr dominante Frau, die er heiratet, Monique, wird ebenfalls eine Weile brauchen, um zu erkennen, dass es nicht um 'unsere' Bücher, sondern um ein Buch von Èdouard geht und immer wieder um Wörter, deren Bedeutung, deren Kraft und zuweilen auch deren Zerstörungswut...
Um Wörter, die ungesagt bleiben, um unausgesprochene Wörter, um letzte Wörter und vor allen Dingen darum, dass "das Leben noch ein Wörtchen mitzureden hatte".

Der Protagonist, gewissermaßen ein Antiheld, dafür jedoch mit einem sehr ehrlichen Blick nach innen wie auch nach außen, erhält einen Vertrag in der Werbebranche, stellt jedoch (auch wenn sein Verdienst enorm ist und ein luxuriöses Leben sowohl ihm als auch Monique ermöglicht) folgendes für sich fest:

"Mit 29 konnte ich von meiner Feder leben. Aber ich hatte mich im Tintenfass geirrt ".

Solche Passagen kennzeichnen den Stil des Autors, wie er auch seine Emotionen sehr stark, fast mit brutaler Klarheit, absoluter Authentizität formuliert, was mir persönlich sehr gut an seinen Romanen gefällt und auch hier im Dèbut zu finden sind.

Unglücklich mit der Frau, die dafür sorgt, ein feudables großes Haus weit entfernt von Paris zu kaufen und sich einem mondänen Lebensstil hingibt, entflieht Èdouard zuweilen zu seiner Mutter, Claire seiner Schwester und dem kleinen Alexandre, "um jene Zeit zurückzuholen in der blassgelben Küche, in der jeder von uns einem schönen Leben entgegensah".
Doch leider sieht die Realität anders aus; sein Vater, der inzwischen von der Mutter geschieden ist, fällt mehr und mehr in die Demenz und wird der jetzigen Frau an seiner Seite zur Last... Auch hier ist die harte Realität in kurzen Sätzen zu lesen, die mein Leserherz sehr berühren, da diese Beschreibungen Delacourts in packenden, pointierten Sätzen sehr authentisch sind - und gesellschaftlich real. So empfindet man auch mit Èdouard, der leider allzu oft in seinem Leben nichts sagte, jedoch sehr gut weiß, dass er hätte etwas sagen sollen, eine große Sympathie, als er weinend auf dem Parkplatz des Seniorenheims steht, die seinen verstummten Vater aufnahm...

Genau dort geschieht das Wunder, eine junge Frau sitzt auf der Motorhaube eines Wagens und die beiden kommen ins Gespräch. Endlich. Endlich beginnt Èdouard, das zu tun, was er selbst tun will: Das Mädchen auf der Motorhaube wiederzusehen...

Fazit:

Ein außergewöhnlicher Roman in einer intensiven, sensiblen und dabei auch schonungslos offenen Sprache, wie sie dem Autor zu eigen ist. Eine Geschichte zum Nachdenken, die auch zum Verstehen des Hauptprotagonisten anregt, indem er 3 Jahrzehnte Èdouards beschreibt (1960er bis in die frühen 1990er Jahre), die 'mitten aus dem Leben' stammen, das immer ein Wörtchen mitredet und einen emotionalen, zeitweise melancholischen, aber immer äußerst aufrichtigen Blick in das "Karussell des Lebens" schildert. Mich erfrischen solche prägnanten Sätze, besonders dieses 'zwischen den Zeilen' zu Lesende wie ein Quellwasser. Delacourt schafft es, den Leser zuweilen schmunzeln zu lassen, auch zu erschrecken, ihn staunen und hoffen zu lassen. Hier findet sich die gesamte Bandbreite menschlicher Gefühle und das untrügliche Gefühl, dass wir alle dazu tendieren, uns den Erwartungen anderer zu unterwerfen - oft widerspruchslos, wenn auch ungewollt - einzig um geliebt zu werden.
Von mir eine absolute Leseempfehlung, die volle Punktzahl auf der 'Belletristik-Couch' und 5 Sterne. Ich werde auch die anderen Romane (Alle meine Wünsche) des Autors noch lesen und sage merci für sehr interessante und berührende Lesestunden!

Veröffentlicht am 28.07.2017

Die Einsamkeit des Dichters

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Seit ihm als Kind ein kleiner Reim gelungen ist, wird Édouard von seinen Eltern und Großeltern als Dichter der Familie vergöttert. Man wartet auf jedes Wort von ihm und dass, obwohl in der Familie eine ...

Seit ihm als Kind ein kleiner Reim gelungen ist, wird Édouard von seinen Eltern und Großeltern als Dichter der Familie vergöttert. Man wartet auf jedes Wort von ihm und dass, obwohl in der Familie eine seltsame Sprachlosigkeit herrscht. Die Eltern schweigen sich an, der kleine Bruder ist völlig verstummt und nur in Nebensätzen erfährt der Leser vom Aufenthalt des Großvaters in Mauthausen oder von Dingen die der Vater im Algerienkrieg erleben musste. Die Ehe der Eltern ist brüchig und Édouard weiß nicht, wie er Vater und Mutter seine Liebe zeigen kann.
Fast unausweichlich schlittert er in eine lieblose Ehe. Monique war sicher nicht seine erste Wahl, aber er ist es gewohnt sich mit dem nächstbesten zufrieden zu geben. Monique erlag auch dem Irrtum, dass Édouard ein Schriftsteller wird und sieht sich schon als Schauspielerin in der Titelrolle seines Buches, das er nie schreiben wird können.
Tristesse durchzieht das Leben des Protagonisten genau wie das Buch, aber es ist eine Melancholie die den Blick auf die Figuren schärft. Warum können sie sich nicht daraus befreien, wann werden sie das Leben annehmen und gestalten? Es waren die Andeutungen, die in meinem Kopf die unausgesprochenen Sätze bildeten, die mir die Personen nahebrachten.
Ich kannte den Autor von seinen späteren Romanen, die leichtfüßiger und eingängiger erscheinen. Hier in seinem Debüt, das jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt, präsentiert sich ein anderer Stil, nachdenklicher und noch suchend. Mit einem Hoffnungsschimmer für Édouard endet das Buch, das mich darüber hinaus noch lange in Gedanken beschäftigte.

Veröffentlicht am 26.03.2018

nicht ganz mein Fall

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Gregoire Delacourt war mir bereits von seinem Vorgängerroman „Die vier Jahreszeiten des Sommers“ bekannt und ich war gespannt auf das neue Buch „Der Dichter der Familie“. Es ging mir mit dieser Geschichte ...

Gregoire Delacourt war mir bereits von seinem Vorgängerroman „Die vier Jahreszeiten des Sommers“ bekannt und ich war gespannt auf das neue Buch „Der Dichter der Familie“. Es ging mir mit dieser Geschichte leider so, dass ich doch etwas anderes erwartet hatte. Noch im Nachhall zu französischen Romanen wie z.B. „Der Hut des Präsidenten“ hatte ich auf eine Sommerlektüre gehofft. Aber die Geschichte passt viel besser in einen dunklen Herbstmonat oder zu einem Abend am Kaminfeuer. Es ist tragisch und traurig wie der „Dichter der Familie“ Edouard schon als Kind auf seine Rolle festgelegt wird und daran über die Jahre zu zerbrechen droht.

Als kleiner Junge hat er ein reizendes Gedicht verfasst und Eltern und Großeltern sind begeistert und versteifen sich darauf, dass darin seine Berufung liegen würde und aus ihm ein großer Dichter und Poet werden wird. Aber Edouard kann diese Hoffnungen nie erfüllen und versteift sich nun seinerseits in Vorstellungen, wie sein Privatleben und sein beruflicher Erfolg sein sollten und trifft deshalb eine falsche Entscheidung nach der anderen, sucht nach dem Glück und der Erfüllung und findet beides nicht.

Ich habe erst im Nachhinein erfahren, dass es wohl das Erstlingswerk des Autors ist, welches jetzt nachträglich ins Deutsche übersetzt wurde. Mit solchen nachträglichen Veröffentlichungen habe ich schon öfter Schwierigkeiten gehabt. Hier habe ich zwar gespürt, dass der kurze und geschliffene Schreibstil des Autors durchschimmert aber er ist noch nicht ganz ausgereift. Außerdem bin ich unschlüssig, was mir das Büchlein sagen will. Soll man seine Pläne nicht zu hoch stecken? Soll man zufriedener sein auch mit den kleinen Dingen? Oder geht es tatsächlich darum die ganz alltäglichen Tragödien zu zeigen, die in einer Familie passieren können und die verhindern können, dass man in den richtigen Tritt kommt?

Ich bin ein zutiefst positiver und optimistischer Mensch. Außerdem schätze ich die von mir erreichten Ziele und traue nicht jeder verpassten Gelegenheit nach. Edouard war für mich ein sperriger und teilweise sogar unsympathischer Charakter. Seien Art ging mir gehörig gegen den Strich. Aber andererseits, auch das muss eine fiktive Person erst mal schaffen. Von mir nur eine bedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Wir sangen es mit ganzer Seele, aber kein einziger Klang drang aus unserer Kehle.

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Schon als Kind wird Édouard zum Dichter der Familie gekürt, sein erstes Gedicht rührt die Familie, sie ist begeistert von diesem talentierten Jungen. Folglich fällt es ihm schwer, wirklich wieder zu schreiben, ...

Schon als Kind wird Édouard zum Dichter der Familie gekürt, sein erstes Gedicht rührt die Familie, sie ist begeistert von diesem talentierten Jungen. Folglich fällt es ihm schwer, wirklich wieder zu schreiben, denn die Bewunderung und Liebe, die ihm dadurch entgegen gebracht wurde, sie fehlt fortan. So verläuft sein Leben nicht optimal, er scheitert, weil die Familie zerbricht, wird Werbetexter. Schafft er es doch irgendwann, die Worte zu finden, die ihn und seine Liebsten heilen können?

Vom Autoren hatte ich bereits „Die vier Jahreszeiten des Sommers“ gelesen, entsprechend war ich hier nun gespannt, wie dieses Buch so ist, sich die Geschichte entwickelt.

Auch in diesem Buch legt Grégoire Delacourt sehr viel Wert auf eine ausdrucksstarke, teilweise auch wieder poetische Sprache. Das Buch lässt sich angenehm lesen, es ist aber auf gar keinen Fall mal eben schnell gelesen. Ein anspruchsvolles Buch, das für mich gelegentlich verworren war, hinsichtlich mancher Schilderungen bzw. Erläuterungen/Erklärungen. Von den Worten her war es so, dass man merkt, dass es teilweise in den 70er und 80er Jahren spielt. So ist durch das Werbetexter-Dasein von Èdouard öfter mal die Rede von verschiedenen Firmen – die mir nicht unbedingt etwas gesagt haben. Ansonsten hatte ich hier das Gefühl, dass nicht unbedingt immer wieder französische Begriffe auftauchen. Orte natürlich, aber Begriffe nicht. In dieser Hinsicht war es also gut zu lesen.

Die Geschichte an und für sich ist generell dramatisch, das kann man nicht anders sagen. Sie hat mich durchaus gut unterhalten, hat aber oft auch auch zum Nachdenken angeregt bzw. war so anspruchsvoll geschrieben, dass man manche Passagen mehrfach lesen musste. Zwischendurch hat mir immer mal wieder der Zusammenhang gefehlt bzw. war es für mich einfach nicht interessant – oder vielleicht auch einfach gerade zu schwere Literatur. Es ist ja nicht so, dass es sich hier um ein durch und durch fröhliches, locker-leicht geschriebenes Buch handelt. Dementsprechend hat es länger gedauert, dieses Buch zu lesen, ich musste auch eine Pause einlegen, einfach weil es kurzzeitig nicht mehr interessant für mich war.

Ab dem letzten Drittel lief es wieder rund mit dem Buch und mir, es wurde wieder interessanter, es war spannend zu lesen, was sich hier wie weiter entwickelt – was sich in Sachen der Literatur und der Liebe tut.

Für mich war es erneut eine interessante Lektüre, eine durchaus sehr anspruchsvolle aber eben auch, ein schweres Stück. Es war nicht gänzlich mein Fall bzw. war mir teilweise einfach zu schwer bzw. nicht fesselnd genug.
Von mir gibt es für dieses Buch 3 von 5 Sternen und eine Empfehlung.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Melancholischer Roman über unerfüllte Erwartungen

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Edouard verfasst als Siebenjähriger ein nettes Gedichtchen und von nun an erwartet seine Familie, dass er sich später zu einem berühmten Dichter entwickelt. Doch er kann diese Erwartungen nicht erfüllen,auch ...

Edouard verfasst als Siebenjähriger ein nettes Gedichtchen und von nun an erwartet seine Familie, dass er sich später zu einem berühmten Dichter entwickelt. Doch er kann diese Erwartungen nicht erfüllen,auch nicht die seiner Freundin und späteren Ehefrau Monique, die in ihm einen erfolgreichen Buchautor sehen will. Er ist und bleibt ein Verlorener, Getriebener, ständig fremd bestimmt und unglücklich, die Vorstellungen seiner Familie nicht wahr machen zu können. Zu diesem schon freudlosen Leben kommen noch die Trennung seiner Eltern und der behinderte Bruder. Insgesamt strahlt der ganze Roman eine andauernde Trostlosigkeit und Melancholie aus.
Sogar die sich einstellenden beruflichen Erfolge Edouards als Webetexter und die Geburt seiner Tochter, werden nicht als glückliche Ereignisse dargestellt, die depressive Grundstimmung bleibt. Einige Abschnitte des Romans, insbesondere eine Affäre Edouards mit einer Kollegin, werden zudem in einem recht vulgären Sprachstil beschrieben, was mich, besonders nach den früheren Büchern des Autors negativ überraschte.
Erst das Ende des Romans bringt hoffnungsfrohe Aspekte sowohl für Edouard als auch für seine Eltern und versöhnte mich etwas mit dem sonst durchgehend „Tristesse“ ausstrahlenden Roman.