Spinnen, Würmer, Wanzen, Asseln und ähnlich sympathische Lebewesen
Vermutlich gehen die meisten Menschen den in diesem wunderbaren Buch beschriebenen Viechern gerne aus dem Weg. Die Autorin vermutet dabei ein Sympathieproblem. Schließlich erzeugen diese Winzlinge keinen ...
Vermutlich gehen die meisten Menschen den in diesem wunderbaren Buch beschriebenen Viechern gerne aus dem Weg. Die Autorin vermutet dabei ein Sympathieproblem. Schließlich erzeugen diese Winzlinge keinen Niedlichkeitsanfall bei einigen Zeitgenossen wie etwa ein Igel oder ein kleines Rehlein. Aber sie gehören nun einmal zu unserer Welt. Und ohne sie wäre das natürliche Gleichgewicht erheblich gestört. Zum Beispiel würden dann nur noch Bakterien für so manche Entsorgung in Wald und Feld übrigbleiben. Oder Vögel weniger Nahrung finden.
Wir wissen nicht viel über die Welt der Winzlinge, die in diesem Buch gezeigt und erklärt werden. Mit ihrem Buch versucht die Autorin das zu ändern. Und nach meinem Empfinden gelingt ihr das auch sehr gut. Manchem Insektenliebhaber unter uns geht das Buch nicht genug ins Detail, was die einzelnen Tiere anbelangt. Doch die Autorin hatte ein anderes Prinzip zur Strukturierung ihres Buches. Das Habitat ist immer der Ausgangspunkt. Sie gliedert ihren Text nach dem Leben unter Steinen, im Totholz, im Kraut, im Baum, im Moospolster, in der Blüte, in der Pfütze und anderen Orten. Um mit ihr zu sprechen: "Klingt vielleicht etwas eklig, ist aber superspannend."
Mit Ekel hat die Autorin, anders als vielleicht so mancher Betrachter oder Leser, offenbar seit Kindesbeinen kein Problem. Anders wäre sie auch nicht zu ihren wunderbaren Aufnahmen und ihren Beschreibungen gekommen. Der Ekel hat aber auch einen funktionalen Hintergrund. Wir wissen ganz von selbst, wem oder was wir besser aus dem Weg gehen. Das sind genetische Informationen aus einer langen Reihe unserer Vorfahren. Insekten stechen oder beißen, was sie nun mal nicht sympathisch macht. Und sie sind eben sehr klein, nicht immer gleich sichtbar, aber eben auch nicht ungefährlich.
Das Buch ist also kein Führer durch diese Welt, sondern eine Aufforderung, einmal nachzusehen, wer sich so in den von der Autorin beschriebenen Habitaten aufhält und welche Funktionen dabei erfüllt werden. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wer sich für ein solches Buch interessiert, denn schließlich beschreibt es nicht gerade unsere Lieblingstiere. Aber offenbar besitzt die Autorin zahlreiche Fans, was mich verblüfft. Wenn man jedoch ihr Buch liest, versteht man das. Sie kann sehr gut erklären und eröffnet vielleicht manchem Leser Welten, an denen er vorher achtlos vorbeizog.