Cover-Bild Der Frauenchor von Chilbury
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: E-Books im Verlag Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 07.09.2017
  • ISBN: 9783462317268
Jennifer Ryan

Der Frauenchor von Chilbury

Roman
Andrea O'Brien (Übersetzer)

»Der Frauenchor von Chilbury« erzählt von den Kämpfen, Affären, Enttäuschungen und Erfolgen eines Chors während des Zweiten Weltkriegs.
Als England in den frühen Tagen des zweiten Weltkriegs in das Kriegsgeschehen eingreift und die Männer in der Ferne kämpfen, schmieden die Frauen des Dorfes Chilbury einen ungewöhnlichen Plan. Sie widersetzten sich der Entscheidung des Vikars den Chor aufzulösen. Stattdessen singen sie weiter und lassen sich als Frauenchor von Chilbury wieder auferstehen.
Tauchen Sie ein in die Schicksale fünf außergewöhnlicher Chormitglieder:Eine ängstliche Witwe ist am Boden zerstört als ihr Sohn in den Kampf zieht; die ältere Tochter des Brigadegenerals fühlt sich hingezogen zu einem mysteriösen Künstler; ihre jüngere Schwester ist unmöglich verliebt, eine Jüdin, geflohen aus der Tschechoslowakei, hütet ein Familiengeheimnis; und eine Hebamme schmiedet Pläne, um ihrer zwielichtigen Vergangenheit zu entkommen.
Jennifer Ryans Debütroman ist eine zauberhafte Geschichte voller Intrigen, Romantik und den wichtigen Fragen des Lebens. Sie beleuchtet spannend die wahre Stärke der Frauen an der Heimatfront.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2017

Starkes Buch über starke Frauen!

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Chilbury, Kent in England, 1940: Fast alle Männer im Dorf wurden für den Zweiten Weltkrieg eingezogen. Die Frauen übernehmen mehr und mehr die anfallenden Arbeiten auf Höfen und in Läden oder arbeiten ...

Chilbury, Kent in England, 1940: Fast alle Männer im Dorf wurden für den Zweiten Weltkrieg eingezogen. Die Frauen übernehmen mehr und mehr die anfallenden Arbeiten auf Höfen und in Läden oder arbeiten als Krankenschwestern oder beim Nachrichtendienst. Da wird – zum Schrecken der weiblichen Bevölkerung – der Chor von Chilbury wegen Männermangel aufgelöst. Die Damen sind entsetzt, haben dem aber nichts entgegen zu setzen. Eines Tages zieht Primrose Trent, Musikprofessorin aus London, ins Dorf und mischt dieses kräftig auf. Sie gründet einen reinen Damenchor und meldet diesen sogar entgegen aller Widerstände bei einem Gesangswettbewerb an. Doch der Krieg ist in vollem Gange und macht auch vor dem kleinen Dorf nicht Halt…

Bezauberndes Buch über die Hoffnung in schweren Zeiten, über das Über-sich-Hinauswachsen in Krisenzeiten, aber auch über Selbstfindung, Läuterung und nicht zuletzt die Liebe. Eigentlich sind es mehrere Geschichten, die in Form von Bekanntmachungen, Tagebüchern, Briefen und Schlagzeilen in Zeitungen erzählt werden. Über einen Zeitraum von März bis Anfang September 1940 wird von großen und kleinen Kümmernissen, von Intrigen, kriminellen Machenschaften, aber auch von Träumen, Hoffnungen und Wünschen berichtet. Durch die gewählte Erzählform hat man das Gefühl, dies alles geschieht wirklich und man selber ist mittendrin, man wird Teil der Dorfgemeinschaft und erlebt hautnah alle Geschehnisse mit. Die Autorin hat einen wunderbaren Schreibstil, locker, aber doch stilvoll, jeder Brief, jeder Tagebucheintrag, jede Notiz erhält eine eigene Note, und trotz der damit verbundenen häufigen Perspektivwechsel und kurzen „Kapitel“ liest sich das Ganze ungeheuer flüssig. Es ist an sich ein Buch der leisen Töne. Sicherlich sind die großen Erlebnisse und Ereignisse einschneidend und haben weitreichende Konsequenzen, doch es sind die kleinen Dinge, die Mut machen und amüsieren, an Hand derer die Protagonisten ihre Entscheidungen fällen und die den Leser oftmals überraschen.

Jeder Charakter ist vielschichtig und man erfährt einiges über das Selbstbild von einzelnen Menschen, das oft in einigem Gegensatz zu dem Bild steht, das andere von demjenigen haben. Das machte für mich einer der größten Reize aus, es wird ein Ereignis oder ein Person aus verschiedenen Blickwinkeln beschrieben, doch es wiederholt sich niemals und wird niemals langweilig, im Gegenteil. Es ist interessant zu lesen, wie Ereignisse wahrgenommen werden, sie bekommen aus jeder Perspektive heraus eine eigene Dynamik. Das Ganze lebt zudem von den starken Charakteren und der Entwicklung von einzelnen Figuren. Einerseits ist da eine durchaus in sich geschlossene Dorfwelt mit teilweise skurrilen Menschen, mit ihren Befindlichkeiten, Feindseligkeiten und Geheimnistuereien. Sie versuchen lange, ihre gewohnten Abläufe und Strukturen beizubehalten. Andererseits ist da die Außenwelt und diese dringt immer mehr in das Dorf ein und verändert es. Durch den Krieg sind die Frauen gezwungen selbst die Initiative zu ergreifen, doch sie müssen sich auch erst einmal dazu durchringen, die Entscheidungsgewalt lag bislang bei den Männern. So verändert sich die Gesellschaft, die Frauen werden selbständiger und selbstbewusster, und die Persönlichkeit manch einer gewinnt an Substanz und Eigenständigkeit, manch eine beweist ungeahnte Führungsqualitäten, manch eine zeigt ihr wahres Gesicht oder verstellt sich nicht mehr. Es ist ein Frauenroman, Männer spielen dabei zwar auch eine Rolle, aber bleiben doch zumeist im Hintergrund, da sie im Krieg sind, haben eine Nebenrolle oder werden in ihre Schranken verwiesen.

Fazit: Ein wunderbarer Roman und gleichzeitig ein Zeitzeugnis davon, wie Frauen an der Heimatfront ihr Leben meisterten, ihren Mann standen und über sich hinauswuchsen. Ein Buch, das zeigt, was Menschen leisten, wie sie sich und die Gesellschaft verändern können. Es sind die stillen Helden, die die Welt verändern. Wundervoll geschrieben in einem außergewöhnlichen Stil, der fesselt, und eine Autorin, die es versteht, ein schwieriges und trauriges Kapitel der Geschichte hoffnungs- und humorvoll und ihre Charaktere liebevoll zu behandeln. Eine, die man sich merken sollte und von der es hoffentlich bald mehr zu lesen gibt!

Veröffentlicht am 21.09.2017

Starke Frauen die sich beweisen

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Meine Meinung:
Zur Autorin:
Jennifer Ryan ist mit ihrem Erstlingswerk ein großartiges Debüt gelungen. Ein Roman auf ganz andere Art wie ich ihn noch nicht gelesen habe. Er basiert auf Tagebucheinträgen ...

Meine Meinung:
Zur Autorin:
Jennifer Ryan ist mit ihrem Erstlingswerk ein großartiges Debüt gelungen. Ein Roman auf ganz andere Art wie ich ihn noch nicht gelesen habe. Er basiert auf Tagebucheinträgen und Briefen von fünf Personen. Sie hat daraus eine Großartige Geschichte über starke und mutige Frauen gewoben. Von ihrem Mut, ihrer Freundschaft und Zusammenhalt zur einer eigenen Stimme finden. Ich bin begeistert und berührt über das historische Geschehen. Ihr Schreibstil ist sehr flüssig, berührend und lebendig, es reißt einem mit beim Lesen. Mit viel Fingerspitzengefühl beschreibt sie ihre Figuren und deren Emotionen. Sie lässt uns tief in das Seelenleben von jedem einzelnen Blicken, sie offenbaren sich ja durch ihre Briefe und Tagebucheinträge. Der Handlungsaufbau ist sehr real und logisch. Das historische geschehen während des zweiten Weltkrieges ist sehr gut dargestellt. Frauen die sich nicht unterkriegen lassen, die dafür kämpfen Singen zu dürfen, auch ohne ihre Männer. Den das Leid und das Elend ist schon groß genug, sie wollen sich nicht alles nehmen lassen, den Gesang und Gemeinschaft ist ihr letzter halt. Das alles ist so schön und feinsinnig beschrieben, das mit gerissen wird in den Strudel der Ereignisse.

Zum Buch:
Sehr schön ist das kleine Dorf Chilbury 1940 in England beschrieben und seine Bewohner. Man konnte spüren wie Aufgebracht die Frauen waren als der Vikar ihren Chor auflösen wollte, nur weil ihre Männer und Söhne im Krieg sind. Sie wollen sich das einfach nicht nehmen lassen, ich fand es so toll das Mrs. Prim sich dafür einsetzte und den Frauenchor leiten will. Es ist so einiges los in dem kleinen Dörfchen, so manche Intrige wird dort gesponnen, allein wenn ich an die Briefe von der Hebamme Edwina an ihre Schwester Clara denke, so manchem Dorfbewohner wäre die Zornesröte ins Gesicht geschossen. Sie ist eine raff-und Geldgierige Frau, die für Geld alles tun würde. Skrupellos fand ich sie, und hoffte das sie am Ende für ihre Schandtaten noch büßen muss. Wie heißt es so schön wer Wind sät wird Sturm ernten. Die Tagebucheinträge der kleinen Kitty Wintrop bringen so manches auf den Punkt, sie hat eine gute Beobachtungsgabe. Auch das Jüdische Flüchtlingsmädchen Silvie kommt zu Wort. Allein Miss Tillings Journal war lesenswert auch aus ihrer Sicht konnte man am Dorfgeschehen teilnehmen.Die Briefe von Vinetta, die ältere Schwester von Kitty schreibt fleißig Briefe und lässt uns teilhaben. Am Anfang hatte ich das Gefühl sie ist ein arrogantes und oberflächliches Mädchen. Die Briefe von Colonel Mallord an seine Schwester Maud, öffnen uns die Welt des Krieges, der Schlacht in Dünkirchen, mit all seinem Elend, den verstümmelten, verletzten, dem Blut und dem Tod. Auch der Krieg hat nicht halt vor dem kleinen Dorf gemacht. Die Menschen erfahren die Not, den Hunger, die Trauer und das Elend. Es war hochinteressant das ganze Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln und Ansichten der beteiligten Figuren zu erfahren.
Dieser Satz passt so hervorragend zum Buch:
Seite 57: „ Manchmal liegt der Zauber des Lebens im unbewussten. Dann springt der Funke der Inspiration über, und man überträgt persönliche Energie auf die Musik.“

Veröffentlicht am 17.08.2017

Frauenpower

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England, zu Beginn des zweiten Weltkrieges. Immer mehr Männer des Dorfes Chilbury ziehen in den Krieg und lassen die Frauen allein zurück. Ohne Männerstimmen soll es keinen Chor mehr geben, doch gegen ...

England, zu Beginn des zweiten Weltkrieges. Immer mehr Männer des Dorfes Chilbury ziehen in den Krieg und lassen die Frauen allein zurück. Ohne Männerstimmen soll es keinen Chor mehr geben, doch gegen alle Widerstände etablieren sie sich als Frauenchor und schaffen damit eine wunderbare Gemeinschaft.
Jennifer Ryan erzählt die Geschichte dieser starken Frauen an Hand von Briefen und Tagebucheinträgen. Dadurch bekommen alle Personen eine besondere Facette, denn sie werden aus verschiedenen Perspektiven beschrieben. Und es ist eine schöne Geschichte von der Emanzipation der Frau, der Kraft von Musik und dem besonderen einer Gemeinschaft. Sie wirft einen Blick auf das alltägliche Leben während des Krieges, dass trotz all des Leides weitergeht.
Schade ist allerdings, dass der Text eine auffällige Anzahl an Fehlern aufweist.
Insgesamt eine schöne realistische Geschichte mit wundervollen Charakteren.

Veröffentlicht am 16.08.2017

Musik spendet Trost in einer dunklen Zeit

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Kent, im Frühjahr 1940: Der Zweite Weltkrieg hat gerade erst begonnen, doch im kleinen Dorf Chilbury wurden bereits alle Männer des Gemeindechors einberufen oder zum Dienst an der Heimatfront versetzt. ...

Kent, im Frühjahr 1940: Der Zweite Weltkrieg hat gerade erst begonnen, doch im kleinen Dorf Chilbury wurden bereits alle Männer des Gemeindechors einberufen oder zum Dienst an der Heimatfront versetzt. Das veranlasst den Vikar dazu, den Chor kurzerhand aufzulösen, womit sich die Chordamen - wenn auch zähneknirschend - abfinden müssen. Zumindest bis die resolute Prim auf der Bildfläche erscheint. Sie ist Musikprofessorin, und der festen Überzeugung, dass gerade in schweren Zeiten gar nicht genug gesungen werden kann. Dank dieser energischen Dame findet sich also bald der neugegründete "Frauenchor von Chilbury" zu seiner ersten Probe zusammen.

Chilbury ist nur scheinbar ein verschlafenes Dörfchen in der Provinz, denn hinter den Kulissen tun sich wahre Abgründe auf. Aus der Sicht von fünf weiblichen Hauptfiguren, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, erkundet der Leser die dichten Verflechtungen innerhalb der Dorfgemeinschaft.

Den Anfang macht die Gemeindeschwester Mrs. Tilling, bereits seit vielen Jahren verwitwet, deren einziger Sohn sich freiwillig gemeldet hat. Ihr Gegenpol, die etwas einfach gestrickte Hebamme Edwina Paltry, hat hochfliegende Pläne, scheitert aber meistens an deren Umsetzung. Die Schwestern Venetia und Kitty Winthrop, die sich nicht sonderlich gut leiden können, lernt man im Anschluss kennen. Die 18-jährige Venetia ist eine kleine Lolita, die allen Dorfjünglingen den Kopf verdreht, die 13-jährige (fast vierzehn!) kindlich-naive Kitty möchte später einmal Sängerin werden und sieht im Chor die richtige Basis für dieses Vorhaben. Zu guter Letzt gibt es noch das stille tschechische Flüchtlingsmädchen Silvie, das wenig spricht, aber viel hört.
Mrs. Tilling, Kitty und Silvie führen ein Tagebuch, Venetia und Edwina stehen in regem Briefkontakt - Venetia mit ihrer Freundin Angela, Edwina mit ihrer Schwester.
Die einzelnen Abschnitte in Form von Tagebucheinträgen und Briefen wechseln sich chronologisch in schnellem Rhythmus ab, so dass der Leser oftmals dasselbe Ereignis aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten kann. Dies machte für mich zum Großteil den Reiz des Buches aus: durch die abweichende Motivlage, Bildung und Herkunft der Protagonistinnen findet man hier immer wieder einen Anlass zum Schmunzeln, denn Jennifer Ryan erzählt ihre Geschichte stets mit einem kleinen Augenzwinkern.

Trotz der häufigen Perspektivwechsel kam nie Verwirrung auf, wer denn nun gerade im Fokus steht, denn stilistisch unterscheiden sich die einzelnen Passagen erheblich voneinander. Man merkt sofort, ob gerade die abgeklärte Mrs. Tilling, die jugendliche Kitty oder die etwas linkische Edwina am Zug ist. Trotzdem fand ich es schön, dass der Verlag zur Verdeutlichung unterschiedliche Schriftarten verwendet hat, wodurch der Charme dieser ungewöhnlichen Erzählweise noch unterstrichen wird.

"Der Frauenchor von Chilbury" wäre für mich fast ein perfekt gelungenes Buch gewesen, doch leider habe ich auch noch zwei Details, über die ich gestolpert bin. Es gibt eine Szene im Buch, in der viele Verletzte zu versorgen sind. In einem Nebensatz wird erwähnt, dass Mrs. Tilling sogar eine abgetrennte Hand wieder annähen musste. Mir ist klar, dass in Kriegszeiten medizinische Standards ihre Gültigkeit verlieren, aber dennoch wird eine solche Operation die Fähigkeiten einer Krankenschwester wohl weit übersteigen, und selbst für einen Chirurgen dürfte das im Jahr 1940 und unter idealen Umständen noch Zukunftsmusik gewesen sein.
Was ebenfalls völlig aus der Zeit gefallen schien, war die Beschreibung der Damenmode. Ich bin keine Expertin auf dem Gebiet, aber ein Fan alter Filme, und in den späten 30ern und den Kriegsjahren war die Mode insgesamt wohl eher schlicht und geradlinig. Daher fand ich es irritierend, dass Venetia Petticoats unter weit schwingenden Kleidern und Röcken trägt- ein Stil, der erst in den 50er-Jahren populär wurde, als man mit Stoff auch wieder so verschwenderisch umgehen konnte.

Darum gibt es von mir zwar nur vier statt fünf Sterne, aber trotzdem eine Empfehlung für dieses wunderbare Buch. Der raffinierte Aufbau und Jennifer Ryans einzigartiger Stil sorgen für genüssliche Lesestunden und eröffnen eine ungewöhnliche Sicht auf das erste Kriegsjahr, indem der Fokus auf die Menschen in der Heimat, und nicht auf die Soldaten an der Front gelegt wird.