Wie im Rausch
Susanne dreht sich in ihrem Leben nur um sich selbst und alles ist immer ganz schlimm. Ihre Kindheit ist schwierig, ihr Vater, ihr Bruder, ihre Freundinnen, ihre Beziehungen - alles verlangt zu viel von ...
Susanne dreht sich in ihrem Leben nur um sich selbst und alles ist immer ganz schlimm. Ihre Kindheit ist schwierig, ihr Vater, ihr Bruder, ihre Freundinnen, ihre Beziehungen - alles verlangt zu viel von ihr. Und dann stiehlt die immer lügende Stella auch noch einen Text über eine prägende Zeit Susannes und gibt ihn als ihren aus. Alle glauben Stella, niemand Susanne und plötzlich steht sie allein da. Das bringt das Fass zum überlaufen.
„Alles ganz schlimm“ von Julia Pustet ist ein herausfordernder Roman und eine Lektüre, die viel verlangt. Als Erstes volle Konzentration und Aufmerksamkeit. Susannes Leben wird sehr verdichtet geschildert, sodass man regelrecht in einen Rausch gerät. Dabei verliert man sich aber mitnichten in der Sprache, dafür sind die Themen viel zu wichtig und schwerwiegen: Feminismus allem voran, aber auch Freundschaft und Familie; wie Traumata diese Beziehungen beeinflussen und wie sehr sie einen prägen.
Susanne als Protagonistin war mir nicht sympathisch, zu sehr kreiste sie um sich selbst. Oft habe ich ihr Verhalten nicht nachvollziehen, doch durchaus ihre Verzweiflung und den Schmerz nachfühlen können, den der Verlust ihrer eigenen Glaubwürdigkeit mit sich brachte. Manches war so schmerzhaft, dass ich in Etappen lesen musste.
Aber am meisten beeindruckt hat mich tatsächlich das sprachliche Talent von Julia Pustet. Ihre Direktheit, die Dichte, die präzisen Beobachtungen, die sie in passende Worte kleidet. Da kann man die ein oder andere Länge leicht verzeihen.
Nach dem Debüt bin ich gespannt, was noch folgen wird.