Sehr gelungene Adaption
Wer hier eine typische Märchenadaption erwartet, wird vollkommen überrascht sein. Nach einem relativ flotten und spannendem Einstieg hat es sich im ersten Drittel ein wenig gezogen. Hier wurde man zwar ...
Wer hier eine typische Märchenadaption erwartet, wird vollkommen überrascht sein. Nach einem relativ flotten und spannendem Einstieg hat es sich im ersten Drittel ein wenig gezogen. Hier wurde man zwar relativ schnell neugierig auf mehr gemacht und es stellen sich viele Fragen rund um Crys, Arthur und James, aber es wird doch noch recht seicht damit umgegangen. Das so viel Zeit in diesem Buch vergeht bemerkte ich gar nicht so recht, denn ganz plötzlich war Weihnachten, Ellas Geburstags und dann schon fast wieder ihr Geburtstag. Man merkt es nur am Umgang der Personen miteinander, dass sich eine gewisse Vertrautheit breit gemacht hat.
Nach dem ersten Drittel wurde es für mich allerdings richtig spannend, denn die gute Ella hat sich entwickelt. Ist sie zunächst noch relativ für sich, frech und möchte unbedingt vom Anwesen verschwinden, so verliert sie nach und nach dieses trotzige Verhalten einer Teenagerin und versucht bedachter an ihre Flucht heranzugehen und arrangiert sich auch bald mit den Tieren und den Menschen in ihrem Umfeld. Crys hingegen ist beherrschter. Er wirkte gleich zu beginn sehr arrogant und unnahbar, legt aber im laufe der Geschichte seine Fassade ab und ein mitfühlender, leidender Mann kommt zum Vorschein.
Die Anlehnung an die Schöne und das Biest fand ich sehr gelungen und vor allem sehr schön geschrieben. Zwischendurch musste ich mich auch das ein oder andere Mal zusammenreißen, um nicht laut zu lachen, weil gerade James einfach viel zu witzige Sprüche auf lager hatte. Einziger Kritikpunkt ist die teilweise etwas übertriebene Verwendung der jugendlichen Sprache. Der ein oder andere Spruch wirkte einfach befremdlich, da er nicht mehr ganz so modern ist bzw. schon für mich nicht mehr erscheint.
Die Geschichte ist wunderbar durchdacht, es gibt ein paar Wendungen, mit denen ich so nicht gerechnet habe und die Charaktere habe schlichtweg alle überzeugen können.
Fazit: Räuberherz ist eine Märchenadaption, wie ich sie so noch nie gelesen habe, mit vielen Fragen, die geklärt werden wollen, viel Witz der Charaktere und vor allem viel Charm und jugendlicher Frische. Ich empfehle es daher sehr gern weiter.