Cover-Bild Altenstein
19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Kindler
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 10.03.2017
  • ISBN: 9783463406770
Julie von Kessel

Altenstein

Die Geschichte einer alten Adelsfamilie, die an ihrem Erbe fast zerbricht.
Im Winter 1945 sitzt ein Kind in einem überfüllten Personenzug von Königsberg nach Westen. Sehnsüchtig blickt der kleine Konni hinaus in den Schnee - seine Mutter ist nicht mitgekommen. Gräfin Agnes von Kolberg wird ihren zehn Kindern erst später auf das Gut Altenstein in Brandenburg folgen, der Vater fällt im Kampf um Ostpreußen. Doch auch ihren Sommersitz muss die Familie auf der Flucht vor der Front verlassen.
Die Geschwister wachsen in ärmlichen Verhältnissen bei Bonn auf. Die traumatischen Ereignisse ihrer frühen Kindheit und der Umgang mit der selbstherrlichen Matriarchin Agnes schweißt sie eng zusammen. Besonders Konni und seine nächstältere Schwester Nona unterstützen sich lebenslang, durch die Höhen und Tiefen ihrer Ehen, Scheidungen, Geldnöte und Beziehungen hindurch.
Doch dann kommt die Wende - und Konni wittert seine Chance. Er möchte Gut Altenstein in den Familienbesitz zurückholen. Das Geld dafür muss er sich bei einer seiner Schwestern leihen. Zwischen den Geschwistern entbrennt ein erbitterter Streit um das Gut, der viele Fragen aufwirft: politische, gesellschaftliche, Fragen nach alten Wunden und Loyalitäten, Fragen nach dem eigenen Selbstverständnis.
Altenstein handelt vom Zerfall einer adligen Familie und einem exemplarischen Stück deutscher Geschichte. In klarer Sprache und mit großer Unmittelbarkeit erzählt Julie von Kessel von Charakteren, die so ungewöhnlich und lebendig sind, dass man sie lange nicht vergisst.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.06.2017

Irgendwie großartig!

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"Altenstein" ist der Debütroman von Julie von Kessel und der Name der Autorin passt sehr gut zum Inhalt des Romans, da die Protagonisten (ebenfalls?) adelig sind. Bei den von Kolbergs gibt es allerdings ...

"Altenstein" ist der Debütroman von Julie von Kessel und der Name der Autorin passt sehr gut zum Inhalt des Romans, da die Protagonisten (ebenfalls?) adelig sind. Bei den von Kolbergs gibt es allerdings einerseits Familienmitglieder, die das sehr begrüßen und auch zu nutzen wissen, aber auch Figuren, die mit dem alteingesessenen Namen gar nicht mehr viel zu tun haben möchten.
Was ist "Altenstein" für ein Roman? Für mich ist es eine Familiengeschichte, die aber wirklich gute Recherche und eine besondere Authentizität mitbringt, und sich dadurch abhebt. Ich fand das Buch sehr spannend, wollte es nicht mehr aus der Hand legen. Dies geschieht aber weniger dadurch, dass man mit den Figuren so sehr mitfiebert, da das Buch insgesamt recht neutral bis emotionslos geschrieben ist. Für mich war es eher die Atmosphäre und auch die Entwicklung der Figuren. Jede einzelne Person hat eine wichtige Rolle in dem Gefüge und da die Handlungsstränge so individuell sind, lässt sich der Inhalt sehr schwer beschreiben. Es kommt in jedem Fall immer wieder anders, als man denkt...das mochte ich!
Wirklich hervorzuheben ist für mich der großartige Schreibstil der Autorin. Das Buch ist unaufgeregt, aber irgendwie trotzdem sehr nah am Geschehen und wechselt immer wieder die Perspektive. Verschiedene Zeitebenen und Blickwinkel werden verwoben und irgendwie habe ich wirklich ein rundes Bild der Familie bekommen - ich kann mich in fast jeden hineinversetzen und eigentlich kann ich über keine Person sagen, dass ich sie nicht mag, obwohl es weiß Gott kein Sonnenschein-Roman ist.
Das Ende hätte für mich noch ein paar Details mehr haben können - vielleicht wollte ich aber einfach nicht, dass es endet ;)

Ein Roman, der nicht jedem gefallen wird, sich aber meiner Meinung nach unheimlich lohnt. Ich bin begeistert!

Veröffentlicht am 31.01.2018

Flucht bedeutet nicht unbedingt Neuanfang

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Aus dem Klappentext: Die Geschichte einer alten Adelsfamilie, die an ihrem Erbe fast zerbricht. Im Winter 1945 sitzt ein Kind in einem überfüllten Personenzug von Königsberg nach Westen. Sehnsüchtig blickt ...

Aus dem Klappentext: Die Geschichte einer alten Adelsfamilie, die an ihrem Erbe fast zerbricht. Im Winter 1945 sitzt ein Kind in einem überfüllten Personenzug von Königsberg nach Westen. Sehnsüchtig blickt der kleine Konni hinaus in den Schnee - seine Mutter ist nicht mitgekommen. Gräfin Agnes von Kolberg wird ihren zehn Kindern erst später auf das Gut Altenstein in Brandenburg folgen, der Vater fällt im Kampf um Ostpreußen. Doch auch ihren Sommersitz muss die Familie auf der Flucht vor der Front verlassen. Die Geschwister wachsen in ärmlichen Verhältnissen bei Bonn auf. Die traumatischen Ereignisse ihrer frühen Kindheit und der Umgang mit der selbstherrlichen Matriarchin Agnes schweißt sie eng zusammen. Die Reise und die Familiengeschichte der von Kolbergs beginnt im Jahr 1943 und endet 2005. Sie erzählt vom Leben in den Kriegsjahren in Ostpreußen, der Flucht, dem Neuanfang in Bonn, der Wende, dem Versuch die alte Heimat wiederzufinden und den menschlichen Abgründen ganzer Generationen. Die Familiengeheimnisse, die jahrelang gehütet wurden, bahnen sich einen Weg nach oben. Auch Agnes von Kolberg gelingt es nicht mehr, die Familie zusammen zu halten. Alte Wunden brechen auf, zu sehr regiert Neid, Eifersucht und Missgunst unter den Geschwistern. Da wäre zum einen Konrad, Mamas Liebling. Der ewige Verlierer, der immer auf der Suche nach seinem Platz im Leben ist. Nona, die verlorene Seele, die nie genügte. Bobby, das Stiefkind. Moritz, der der Familie entronnen ist, um in seinem neuen Leben dem Grauen in die Augen sehen zu müssen. Da sind all die Enkel, Nichten und Neffen und ein jeder kämpft gegen die Schatten der Vergangenheit. Altenstein, ein Stück Heimat und doch der Quell allen Übels. Wer eine seichte Familiengeschichte erwartet wird enttäuscht. Dieses Buch lebt von seinen unterschiedlichen Charakteren. Die Hauptprotagonisten mag man, oder man verabscheut sie. Man muss sich auf sie einlassen. Dieses Buch hält dem Lesen öfter den Spiegel vor und man fragt sich, bin ich das? Ist das meine Familie? Woher kommen alle Streitigkeiten? Sitzt der Stachel des Ganzen nicht viel tiefer? Rühren alle Verletzungen nicht schon aus Kindestagen? Ein Buch dass zum Nachdenken anregt. Besonders schön und friedlich, fand ich das endgültige Heimkommen von Konrad. Für mich ein gelungenes Buch und deshalb 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2017

Interessante Familiengeschichte

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Im Winter 1944/1945 muss Gräfin Agnes von Kolberg schwere Entscheidungen treffen, denn sie ist nicht nur für ihre gemeinsamen Kinder , die aus der Ehe mit ihrem Mann Kuno von Kolberg hervorgegangen sind, ...

Im Winter 1944/1945 muss Gräfin Agnes von Kolberg schwere Entscheidungen treffen, denn sie ist nicht nur für ihre gemeinsamen Kinder , die aus der Ehe mit ihrem Mann Kuno von Kolberg hervorgegangen sind, verantwortlich, sondern auch noch für die, die beide mit vorherigen Ehepartnern haben. Die Lage in Ostpreußen wird immer gefährlicher und so entschließt Agnes sich dazu, ihre Kinder nach Brandenburg auf das Gut "Altenstein", das sich ebenfalls im Besitz der von Kolbergs befindet, zu schicken. Doch auch "Altenstein" müssen die von Kolbergs auf der Flucht vor dem Krieg verlassen, bevor sie sich schließlich in Bonn niederlassen. Dort lebt die Familie in eher bescheidenen Verhältnissen. Die Kriegserlebnisse und das Wesen der selbstherrlichen Mutter, die ihre Familie mit strengem Regiment führt, prägen die Kinder. Den jüngsten Sohn Konni, der der erklärte Liebling der Mutter ist, und seine nächstältere Schwester Nona, schweißen diese Erfahrungen besonders eng zusammen. Sie sind lebenslang füreinander da und unterstützen sich bei allem, was das Leben für sie parat hält. Nach der Wende wittert Konni seine Chance, Gut Altenstein zurückzugewinnen. Das Geld, das dafür nötig ist, hat er allerdings nicht und deshalb bittet er eine seiner älteren Schwestern um Hilfe. Doch letztendlich entbrennt ein bitterer Streit um das Gut....

Das Buch beginnt mit einer Auflistung der Familienmitglieder, die in dieser Geschichte eine zentrale Rolle spielen. Diese ist sehr hilfreich, um die Personen und ihre Verbindungen untereinander richtig zuzuordnen. Denn bei der Vielzahl der Charaktere fällt es zunächst nicht leicht, die Personen und ihre Beziehungen zu- und untereinander richtig zu durchschauen. Deshalb empfiehlt es sich, besonders den Anfang, konzentriert zu lesen, damit man dem Handlungsfaden folgen kann.

Da die Handlungsorte und Charaktere allerdings lebendig beschrieben werden, kann man sich die Szenen  sehr gut vorstellen und sich nach und nach ein Bild von der Familie und den jeweiligen Lebensumständen machen, sodass man der Handlung dann mühelos folgen kann. Die einzelnen Familienmitglieder sind sehr unterschiedlich. Jeder hat seine Besonderheiten und Eigenarten. Dadurch wirken die Charaktere sehr authentisch.  Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Man springt beim Lesen recht unsortiert in den Zeiten hin- und her.  Da diese Wechsel aber gut gekennzeichnet sind, ist man sich stets bewusst, zu welcher Zeit sich die beschriebene Handlung gerade zuträgt. 

Der Schreibstil der Autorin ist recht anspruchsvoll. Dennoch kann man der Erzählung mühelos folgen und ihre Schilderungen genießen. Denn dieser Schreibstil passt hervorragend zur Handlung. Allerdings wirkt er eher distanziert, sodass man das Gelesene  mit etwas Abstand betrachtet und keine besondere Beziehung zu den einzelnen Charakteren entwickelt. Obwohl man die Geschichte der einzelnen Protagonisten mit Interesse verfolgt, fiebert man nicht richtig mit ihnen mit.

Ich habe mich beim Lesen dieses Romans dennoch sehr gut unterhalten. Der Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen und da ich ein großer Fan von Familiengeschichten bin, kam ich hier voll auf meine Kosten. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt das Buch deshalb auch vier von fünf möglichen Sternen. Das eine ziehe ich ab, da mir die Distanz, mit der ich das Geschehen betrachtet habe, ein wenig zu groß war. 

Veröffentlicht am 19.07.2017

Altenstein

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„Du bist wie eine Blume, Agnes, und die Kinder sind die Blütenblätter.“

Handlung:
1945:
Durch den zweiten Weltkrieg lässt Agnes von Kolberg ihre Güter im Osten Deutschlands hinter sich, um in den Westen ...

„Du bist wie eine Blume, Agnes, und die Kinder sind die Blütenblätter.“

Handlung:
1945:
Durch den zweiten Weltkrieg lässt Agnes von Kolberg ihre Güter im Osten Deutschlands hinter sich, um in den Westen und damit zu ihren Kindern flüchten zu können, welche sie schon vorher in Sicherheit gebracht hat. Sie flieht in den Westen, um dort sich und ihren Kindern Moritz, Nona, Helene, Konrad und Bobby eine neue Existenz aufzubauen. Dies gelingt ihr zwar, jedoch muss sich die Familie in der Zeit mit Hunger, Armut und Missbrauch herumschlagen.

1993:
Nach der Wiedervereinigung will Konrad, der jüngste Sohn von Agnes das Gut Altenstein wieder in den Besitz der Familie bringen. Sein Anliegen ist jedoch nicht uneigennützig, er will damit Geld verdienen und seinem Leben einen neuen Sinn geben. Jedoch unterstützen ihn von seinen Geschwistern nur Nona, die anderen sind gegen sein Vorhaben. Der Konflikt um das alte Gut scheint die Familie zu zerreißen.

Cover:
Auf den ersten Blick scheint das Cover keinen Zusammenhang zu dem Inhalt des Buches zu haben. Rote Blütenblätter, die um einen Stempel angeordnet sind. Eigentlich nichtssagend, jedoch erkennt man den Bezug zu dem Inhalt erst, wenn man ein paar Seiten des Buches gelesen hat.

Schreibweise:
Mit dem Schreibstil hatte ich nicht so arge Probleme, ich kam sehr schnell mit den Beschreibungen und der Schreibweise klar. Anfangs hatten mir eher die großen Zeitsprünge Probleme gemacht. Das Buch beschreibt verschiedene Zeit zwischen 1943 bis 2005. Eigentlich komme ich immer sehr gut mit solchen verschiedenen Perioden klar, aber bei diesem Buch hat es mir doch einige Probleme bereitet. Wahrscheinlich, weil sich der Handlungszeitraum über eine so lange Zeit erstreckt. Zu Beginn fand ich die verschiedenen Jahre auch sehr willkürlich gewählt und konnte nur schwer einen Zusammenhang finden. Jedoch hat sich dies nach und nach gegeben und die kleinen Teile haben sich zu einem ganzen gefügt. Je mehr ich von der Geschichte gelesen habe, desto leichter fielen mir die Sprünge und ich konnte Handlungen immer leichter zu bestimmten Dingen zuordnen.

Protagonisten:
Auch die Protagonisten haben mir anfangs kleine Schwierigkeiten bereitet, weil die Kinder von Agnes immer mit Spitznamen angesprochen wurden. Jedoch hat sich auch dieses Problem schnell wieder gelegt. Ich fand es sehr gut, dass direkt am Anfang ein kleines Personenverzeichnis der Familie Kolberg steht. So kann man sehr gut und schnell die Verbindungen untereinander erkennen. Mir hat sehr gut gefallen, dass jeder Charakter seine Eigenarten hat. Zwar waren die Charaktere nur grob umrissen, aber die Autorin hat es zumindest bei mir geschafft, dass ich trotzdem ein Bild von den Figuren vor Augen hatte.

Fazit:
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten hat mir das Buch im Verlauf der Handlung immer besser gefallen. Jedoch hat es mich nicht zu 100% überzeugt, dafür haben mir doch ein paar Einzelheiten gefehlt, die manche Handlungen verständlicher machen.

Veröffentlicht am 26.04.2017

Adel verpflichtet

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„Altenstein“ ist der Debütroman von Julie von Kessel. Ihre Geschichte dreht sich um den Verlust und die spätere Enteignung von Hab und Gut einer fiktiven alten Adelsfamilie in Ostpreußen. „Altenstein“, ...

„Altenstein“ ist der Debütroman von Julie von Kessel. Ihre Geschichte dreht sich um den Verlust und die spätere Enteignung von Hab und Gut einer fiktiven alten Adelsfamilie in Ostpreußen. „Altenstein“, der Sommersitz der gräflichen Familie von Kolberg, gehört dazu. Hier geht es nicht nur um Gebäude, sondern vor allem um wertvolle weitläufige Bodenflächen.

Eine der Protagonisten ist Agnes von Kolberg, die zweite Frau von Kuno, dem Erben und Oberhaupt der Familie. Sie sieht sich gern als Blume und ihre Kinder als Blütenblätter die sie ausschmücken. So ist denn sinnbildlich die Blume auf dem Cover zu verstehen mit den drei Blütenblättern auf der linken Seite, die für die drei Töchter von Agnes aus erster Ehe stehen und fünf auf der rechten Seite, die ihre zwei Töchter und drei Söhne, von denen einer bereits bei der Geburt verstorben ist, aus der Ehe mit Kuno symbolisieren. Auch Kuno hat aus seiner ersten Ehe drei Töchter.

Konrad ist der jüngste der Geschwister. Er ist ein letztes, von Agnes ertrotztes Kind und wird mitten im Krieg geboren. Neben Agnes ist er es und die nächst geborene ältere Schwester Marie Elisabeth, genannt Nona, auf denen der Fokus der Erzählung vor allem ruht. Nachdem nicht nur die Heimat in Ostpreußen verloren ist, sondern auch der Besitz von Altenstein in Brandenburg aufgegeben werden musste, findet die inzwischen verwitwete Agnes mit ihren Kindern im rheinischen Bonn eine neue Bleibe. Zwar hat sie nur noch wenig Geld zur Verfügung, legt aber weiter bei der Erziehung ihrer Kinder Wert auf Anstand und Standesbewusstsein und Respekt ihr selbst gegenüber. Nona und Konrad jedoch widersetzen sich immer wieder. Sie sind es auch die nach der Wende nach Altenstein fahren und dann nach einer Möglichkeit suchen, das Anwesen zurück zu erhalten.

Julie von Kessel stammt selbst aus einer Adelsfamilie wie sie sie im Roman beschreibt. Daher gelingt es ihr, die Charaktere im Roman authentisch zu gestalten. Bereits beim Lesen ist mir aufgefallen, dass ungewöhnlich viele Mitglieder der Familie von Kolberg im diplomatischen Umfeld arbeiten und so ist es auch in der Familiengeschichte der Autorin selbst. Diese von Beginn an weltgewandten Menschen haben auf ihren Landgütern immer eine beständige Heimat gehabt und dadurch die Möglichkeit in den „Schoss der Familie“ zurück zu kehren. Die Häuser waren groß genug um etliche Personen zusätzlich aufzunehmen. Die Güter warfen genügend Lebensmittel ab, um ohne Not weitere Familienangehörige zu ernähren. So wie die Familie von Kolberg standen viele Adelsfamilien aus Ostpreußen vor dem Nichts. Ihren Stolz und ihre Weltoffenheit haben viele dabei behalten und in neuer Form versucht, sich zu verwirklichen.

Mit Konrad bringt die Autorin auch ein Beispiel dafür, dass nicht jeder seiner Rolle gerecht wird. Nona bricht bewusst aus dem für sie durch Agnes vorgesehenen Lebensweg aus; sie wechselt den Beruf und den Ehemann. Eigentlich zählten Mädchen in der Erbfolge wenig und der Besitz fiel grundsätzlich an den ältesten Sohn. Doch Agnes hat für ihre Kinder eine andere Aufteilung vorgesehen. Als nun Hoffnung auf eine Rückgabe des Anwesens beziehungsweise einen finanziellen Ausgleich aufkeimt, kann der älteste Sohn seinen Unmut über testamentarisch Festgelegte Teilung des Erbes zurück halten. Selbst über den Tod von Agnes hinaus behalten die Geschwister mit wenigen Ausnahmen ihr Klassendenken. Konrad gibt sich auch nach außen hin immer noch gerne als Graf. Untereinander herrscht ein freundlicher Umgangston, der jedoch im Detail gesehen ruppig wird. Vor klaren Ansagen scheint keiner zurück zu schrecken. Obwohl die Hilfsbereitschaft von jedem für seine Familienangehörigen da ist, hört sie wohl bei finanziellen Angelegenheiten auf.

Julie von Kessel konfrontierte mich in ihrem Roman mit einer Familie die einen Teil deutscher Geschichte gelebt hat. Zu den geschichtlichen Hintergründen hätte ich mir an einigen Stellen mehr Informationen gewünscht. Zu Beginn des Buchs findet der Leser eine Auflistung der einzelnen Kapitel mit örtlichen Gegebenheiten und eine Aufzählung der Familienmitglieder. Doch die zeitlichen Sprünge von Kapitel zu Kapitel verbunden mit wechselnden Personengruppen forderten meine Aufmerksamkeit und störten immer wieder meinen Lesefluss.

Die Charaktere im Buch sind abwechslungsreich gestaltet, die Schauplätze manchmal ungewöhnlich und interessant. Für die Erzählung, die glaubwürdig konstruiert ist, gebe ich gerne eine Leseempfehlung.