Cover-Bild Was es braucht in der Nacht
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 16.03.2022
  • ISBN: 9783423290128
Laurent Petitmangin

Was es braucht in der Nacht

Roman
Holger Fock (Übersetzer), Sabine Müller (Übersetzer)

Mein Sohn, trotz allem

Fus und Gillou, 10 und 7, sind sein ganzer Stolz. Doch als seine Frau stirbt, steht er mit seinen Jungs allein da. Die Arbeit als Monteur, Haushalt, Erziehung: Er gibt sein Bestes, bringt die Jungs zum Fußball, zeltet mit ihnen in den Ferien. Die ersten Jahre läuft alles glatt. Nur Fus wird in der Schule schlechter, sodass er danach nicht in Paris studieren kann. Der Vater tröstet sich damit, dass sein Ältester nicht wegzieht – bis er entdeckt, dass der 20-Jährige neuerdings mit einer rechtsextremen Clique rumhängt. Wie fühlt man sich, wenn der Sohn in falsche Kreise gerät? Was kann man tun? Er weiß sich nicht anders zu helfen, als mit erbittertem Schweigen seine Missbilligung kundzutun. Ein Drahtseilakt, der in einer Tragödie gipfelt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2022

Schmerzhafte Lektüre

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Was es braucht in der Nacht - Petitmangin

Auf gerade mal 150 Seiten erzählt der französische Autor Petitmangin die Geschichte eines alleinerziehenden Vaters, der mit Sorge beobachten muss, wie einer ...

Was es braucht in der Nacht - Petitmangin

Auf gerade mal 150 Seiten erzählt der französische Autor Petitmangin die Geschichte eines alleinerziehenden Vaters, der mit Sorge beobachten muss, wie einer seiner Söhne auf die schiefe Bahn gerät.
Authentisch und zutiefst empathisch ist der Erzählstil dieses besonderen und bedrückenden Werkes.
Etliche Probleme der französischen Politik und Gesellschaft werden angesprochen.
Der Fokus der Geschichte liegt ganz klar auf dem Vater. Auf dessen Überforderung nach dem Tod der Frau, Seine Gefühle, Ängste und Nöte angesichts der Entwicklung seines ältesten Sohnes. Der arme Mann!
Es sind Ängste, die wohl alle Eltern umtreiben. Petitmangin legt den Finger in die Wunde, trifft die schmerzenden Stellen ganz genau.
Eine beklemmende, fast schmerzhafte Leseerfahrung. Großartig geschrieben! 5 Sterne

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Blut ist dicker als Wasser

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Klappentext:

„Mein Sohn, trotz allem



Fus und Gillou, 10 und 7, sind sein ganzer Stolz. Doch als seine Frau stirbt, steht er allein da mit seinen Jungs. Die Arbeit als Monteur, Haushalt, Erziehung: ...

Klappentext:

„Mein Sohn, trotz allem



Fus und Gillou, 10 und 7, sind sein ganzer Stolz. Doch als seine Frau stirbt, steht er allein da mit seinen Jungs. Die Arbeit als Monteur, Haushalt, Erziehung: Er gibt sein Bestes, bringt die Jungs zum Fußball, zeltet mit ihnen in den Ferien. Die ersten Jahre läuft alles glatt. Nur Fus wird in der Schule schlechter, sodass er danach nicht in Paris studieren kann. Der Vater tröstet sich damit, dass sein Ältester nicht wegzieht – bis er entdeckt, dass der 20-Jährige neuerdings mit einer rechtsextremen Clique rumhängt. Wie fühlt man sich, wenn der Sohn in falsche Kreise gerät? Was kann man tun? Er weiß sich nicht anders zu helfen, als mit erbittertem Schweigen seine Missbilligung kundzutun. Ein Drahtseilakt, der in einer Tragödie gipfelt.“



„„Was es braucht in der Nacht“…ist jemanden, der über dich wacht.“

So könnte man den Titel fortführen. Der Lothringer Autor Laurent Petitmangin hat hier ein verdammt intensives und vor allem politisch-aktuelles Werk verfasst. Dieses Buch, diese Geschichte gehört in meine Sparte „Muss ich mindestens zwei Mal lesen, weil sie so intensiv und aufwühlend ist“.

Erzähler der Geschichte ist der Vater, der uns durch seine direkte Sprache immer wieder anspricht. Er erzählt uns seine ganz Welt um die sich sein Leben dreht. Ohne hier zu viel verraten zu wollen, denn dafür steht schon eine Menge im Klappentext, sind dennoch die ganzen Wendungen im Buch wie ein Lesesog. Ich konnte nicht aufhören zu lesen, war neugierig auf das was kommt und schockiert immer wieder auf‘s Neue was ich da las. Das Leid der Familie ist eigentlich schnell erzählt: die Mutter nach langer Krankheit gestorben, er hat einen guten und soliden Job bei der Bahn, der Jüngste geht so langsam seinen Karriere-Weg und der große Sohn driftet ab. Der Vater will die Familie zusammenhalten, gibt alles dafür. Die braune, französische Brühe nimmt seinen größten Sohn Fus ein. Beide, Vater (selbst Parteigenosse bei den Sozialen) und Sohn, werden sich gegenseitig unnahbar aber dennoch verbindet sie viel. Diese Mischung ist von Petitmangin unheimlich feinfühlig und tiefsinnig eingewoben worden. Als es dann zum Äußersten kommt, scheint die Familie komplett auseinander zu brechen. Zugegeben das schmerzt den Leser und man fragt sich selbst, wie man in dieser Situation als Eltern reagiert hätte. Genau das tut eben auch der Vater. Er droht in Selbstzweifel zu versinken, macht sich Vorwürfe, kommt aber immer zu dem Ergebnis nie einen Fehler gemacht zu haben. Das können wir Leser auch nur bestätigen. Was aber aussieht wie eine immer langsamer werdende vertrocknete Pflanze, hält sich aber dennoch immer mit geringsten Tropfen Flüssigkeit/Zuneigung am Leben. Es kommt zu Wendungen, die nicht vorhersehbar waren und den Lesefluss noch mehr necken. Es ist wirklich sehr außergewöhnlich wie Laurent Petitmangin den Leser hier wach-hält. Aber nicht nur das. Er geht auf die politischen Entwicklungen des Landes ein, zeigt den braunen Sumpf, der sich nicht nur in Frankreich ausdehnt bzw. bereits Platz genommen hat im politischen Geschehen und eine eiskalte Anführerin dort hat. Man könnte all dies auch mit jedem x-beliebigen Land vergleichen. Auch in Deutschland könnte Fus‘ Geschichte so stattfinden bzw. hat sie bereits immer wieder stattgefunden. Die Selbstzweifel die der Vater hier hat, gehen immer weiter auf die Beziehung zwischen seinem jüngeren Sohn Guillou über. Ein Prozess beschäftigt nicht nur die Familie sondern auch uns Leser. Alles scheint verloren, aber Blut ist dicker als Wasser. Als alles aber dennoch immer schwerer wird, obwohl die längste Zeit bereits vorbei ist (ich rede hier in Rätseln, ich weiß, aber lesen Sie dieses Buch, dann wissen Sie was ich meine!) wird eine Reißleine gezogen - die größte Wendung im Buch, mit der niemand gerechnet hätte, dass sie je wirklich passiert.

Ich bin immer noch extrem begeistert von diesem Werk, auch nach mehrmaligen lesen. Es ist ein kleines Büchlein mit einer besonderen Geschichte, die schlussendlich alle Eltern treffen kann. Petitmangin hat einen wunderbaren Schreibstil und einen ganz besonderen Flow. Das er die Gegend rund um Lothringen so gut beschreiben kann rührt daher, das er selbst ein Kind dieser Gegend ist. Er weiß wo es brodelt in der Politik, er weiß wovor die Familien Angst haben und er weiß genau, wo sie enden können.

Selten so einen ausdrucksstarken, bewegenden und aktuellen Roman gelesen, der so nachhallt - 5 von 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.03.2022

Bewegend

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Was es braucht in der Nacht ist ein Roman, der durch seine Erzählart besticht. Es ist fast eine Art Bericht, den der Icherzähler von seinem Leben mit seinen 2 Söhnen schildert. Diee Erzählperspektive wird ...

Was es braucht in der Nacht ist ein Roman, der durch seine Erzählart besticht. Es ist fast eine Art Bericht, den der Icherzähler von seinem Leben mit seinen 2 Söhnen schildert. Diee Erzählperspektive wird aufrechterhalten.
Es wirkt sehr persönlich und lässt mich als Leser nicht kalt.

Nachdem die Mutter 3 Jahre krank war, erlag sie ihrem Krebsleiden.
Für die beiden Söhne Fus und Gillou war und ist es eine schwere Zeit.
Gleichzeitig ist es auch eine wirtschaftlich schwierige Zeit für ganz Frankreich und die politische Stimmung im Land angespannt.
Das trägt dazu bei, dass der ältere Sohn Fus in eine radikale Szene gerät.
Das zieht auch Gefahren mit sich und eine Spirale der Gewalt.

Die Sorgen und Hilflosigkeit des Vaters macht der Schriftsteller Laurent Petitmangin deutlich. Als Leser kann man die Situation nachvollziehen und daher wirkt der Roman so intensiv.

Veröffentlicht am 01.03.2022

Und er ist doch mein Sohn

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Die Frau stirbt und der Vater steht mit seinen Söhnen, dem zehnjährigen Fus und dem siebenjährigen Gillou alleine da. Er versucht alles zu regeln, seinen Job als Eisenbahner und den in der Familie. Doch ...

Die Frau stirbt und der Vater steht mit seinen Söhnen, dem zehnjährigen Fus und dem siebenjährigen Gillou alleine da. Er versucht alles zu regeln, seinen Job als Eisenbahner und den in der Familie. Doch er trauert und ist mit dem allen überfordert. Doch scheint es zunächst gut zu laufen, aber Fus‘ Leistungen in der Schule lassen nach. Er wird nicht studieren können. Der Vater sieht darüber hinweg und ist froh, dass Fus zu Hause bleibt. Doch er bemerkt nicht, dass sein Sohn in eine rechtsextreme Clique gerät. Was soll er tun, als er es realisiert? Er schweigt und dann läuft alles schief.
Erzählt wird dieser Roman aus der Perspektive des Vaters. Die Geschichte ist gut aufgebaut und der Schreibstil einfühlsam und packend.
Die Mutter war lange krank und hatte nie die Kraft, den Kampf gegen die Krankheit aufzunehmen. So musste die Familie zusehen, wie sie mehr und mehr entschwand. Trotzdem saßen sie immer wieder an ihrem Krankenbett und es war Erleichterung und ein brutaler Einschnitt, als sie dann starb. Der Vater liebt seine Söhne und will das Beste für sie. Er hofft, dass die Gemeinsamkeit beim Fußball und beim Camping helfen. Der Fußball gab Fus, der eigentlich Frédéric heißt, den Namen. Als Fus sich der rechtsextremen Gruppe anschließt, ist dass für den Vater, der Sozialist ist, eine Katastrophe. Doch wie will er seinen Sohn halten und beschützen? Er ist hin und hergerissen zwischen dem, was er für richtig hält und der Liebe zu seinem Sohn und verfällt in Schweigen. Sein Schweigen jedenfalls ist eine Gratwanderung. Es kommt zu einem tragischen Vorfall.
Was kann man tun, wenn einem die Kinder entgleiten und wenn sie auf den falschen Weg geraten? Es gibt bestimmt nicht die eine Lösung, die alle Katastrophen verhindert. Aber ganze egal, was geschieht, es sind immer noch die Kinder.
Es ist eine berührende Geschichte, die mich von Anfang an gefesselt hat.

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Veröffentlicht am 13.12.2023

Das große Desaster im Kleinen erzählt

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Laurent Petitmangin, selbst in Lothringen in eine Bahnarbeiterfamilie hineingeboren, schafft in seinem gesellschaftskritischen Roman „Was es braucht in der Nacht“ den Spagat zwischen einer ganz persönlichen ...

Laurent Petitmangin, selbst in Lothringen in eine Bahnarbeiterfamilie hineingeboren, schafft in seinem gesellschaftskritischen Roman „Was es braucht in der Nacht“ den Spagat zwischen einer ganz persönlichen Familiengeschichte und den großen gesellschaftspolitischen Fragen unserer Zeit.

Mit dem Vater von Fus und Gillou, setzt er einen abgearbeiteten Ich-Erzähler auf die Spitze dieses massiven, problembelasteten Eisbergs von Familie, die nur noch aus den genannten drei Männern und einigen Wahlverwandten besteht. Denn „die Mutti“ ist an Krebs verstorben, als die Jungs noch Kinder waren, und dies hat einen Riss in der Familie hinterlassen, den der Vater nicht mehr fähig ist, aus eigener Kraft zu kitten. Fus rutscht in die rechte Szene im Dunstkreis des Front National ab, welcher gerade in ländlichen, früheren Arbeiterregionen, immer mehr Aufschwung bekommt. Es entsteht eine Abwärtsspirale, die die Familie in den Abgrund zu reißen droht.

Bereits auf den ersten Seiten dieses großartig entworfenen und feinfühlig erzählten Romans wird klar, dass Petitmangin nicht nur eine rein schicksalhafte Familiengeschichte mit den groben Worten eines Bahnarbeiters erzählen möchte, sondern in seinen Sätze auch tonnenschwere Aussagen über den Zustand des immer hoffnungsloser werdenden Arbeitermilieus einbringt. Er benötigt für tiefgründige Überlegungen nur wenige Pinselstriche, um diese glaubwürdig und nachvollziehbar zu zeichnen. Mit seinen 160 Seiten ist dieser Roman auf das Allernötigste aber eben auch das Allerwichtigste reduziert. Fast jeder Satz kann herausgenommen und auf seine Deutungsmöglichkeiten hin überprüft werden. Die Erzählung, welche noch relativ ruhig beginnt, nimmt gerade im letzten Drittel des Buches stark an Fahrt auf und spannend mündet alles in gleich mehreren Katastrophen, mich erst einmal auf der letzten Seite sprachlos zurückgelassen haben.

Was braucht es, um einen Menschen und die Menschen, die ihn lieben, in den Abgrund zu reißen? Welche Verwicklungen des Schicksals, aber auch welche politischen Fehlentscheidungen und wirtschaftliche Folgen bringen die Menschen ganzer Landstriche ins Wanken und führen sie in die Arme von extremistischen Gruppierungen? Was hätte es gebraucht, um einen Menschen von seinen unumkehrbaren Taten abzuhalten, ihn in eine andere Richtung zu lenken? Wie geht eine Familie und im Speziellen ein Vater damit um, wenn ein geliebter Mensch abdriftet und was wäre eigentlich die „richtige“ Art damit umzugehen? All diese und noch viele weitere Fragen wirft der vorliegende Roman von Laurent Petitmangin auf. Beantwortet bekommen wird sie kaum oder gar nicht, doch allein für die Beschäftigung mit ihnen, das Durchdeklinieren der Möglichkeiten, lohnt sich die Lektüre dieses Romans doppelt und dreifach.

Meines Erachtens äußerst authentisch beschreibt der Autor den Kampf oder auch eben nicht vorhandenen Kampf des Vaters um seine Söhne; mit Worten und Gedankengängen des Ich-Erzählers, die einem Mann aus dem Arbeitermilieu angepasst sind. Allein ein Kritikpunkt meinerseits steckt in genau diesen Worten: die Wahl der beiden Übersetzer den Begriff „la moman“ (siehe Original) mit „die Mutti“ zu übersetzen. Meinetwegen hätten sie die französische Formulierung gänzlich im Text belassen können, aber diese sehr spezielle Verniedlichung des Begriffs, den der Vater durchgängig für seine verstorbene Ehefrau verwendet, schmerzt bei jedem Lesen und reißt aus dem ansonsten intensiven Lesefluss dieser düster-gedrückten Atmosphäre heraus.

Da dies jedoch mein einziger, kleiner Kritikpunkt an dieser ansonsten wirklich mitreißenden wie auch vieldeutigen Geschichte ist, kann ich eine Lektüre nur aus ganzem Herzen empfehlen, denn diese Geschichte einer Radikalisierung und die Auswirkungen auf die Familienmitglieder ist etwas Universelles, was nicht nur in Lothringen in Frankreich, sondern genauso auch in Deutschland, den USA, Italien oder Brasilien so stattfinden kann und derzeit weltweit auch stattfindet.

Somit komme ich auf 4,5 Sterne, die ich gern auf 5 Sterne zugunsten dieses grandios entworfenen Romans aufrunde.

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